SP167 – Erfolgreich kommunizieren und Menschen überzeugen

Ist es Rede und Antwort? Ist meine Körpersprache schon Kommunikation? Weshalb sollte ich in einem Gespräch Notizen machen? Um als Sidepreneur oder Entrepreneur erfolgreich zu sein, gibt es viele Business-Themen, die besonders wichtig sind für das weitere Vorankommen.
Heute widmen wir uns dem Thema Rhetorik.

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Kommunikation verbessern, um Ziele zu erreichen

Juliane: Wir alle und so geht es euch da draußen sicherlich wie mir – wir reden, reden und reden den ganzen Tag. Verbal und nonverbal senden wir Signale aus. Wir werden später darauf eingehen, dass man nicht nicht kommunizieren kann.

Ich habe einen besonderen Experten eingeladen, mit dem ich mich zum Thema Rhetorik austauschen werde und bin sehr gespannt, was er uns mit auf den Weg geben wird, wie wir unsere Kommunikationsmöglichkeiten noch besser nutzen können, um unsere Ziele zu erreichen. Ich habe den Rhetorikexperten Wladislaw Jachtchenko zu diesem Interview eingeladen. Herzlich Willkommen hier bei uns im Sidepreneur-Podcast. Stell dich doch bitte unserer Hörer- und Leserschaft vor.

Menschen überzeugen und den Erfolg vergrößern

Wladislaw: Hallo Juliane, großes Dankeschön für die Einladung. Das Thema Sidepreneurship liegt mir am Herzen, denn Sidepreneurship ist manchmal der erste Schritt zum Entrepreneurship. Ich selbst bin Unternehmer aus München und habe sehr viel zu tun mit dem Thema Rhetorik.

Ich bin Rhetoriktrainer, Speaker, Rhetorik Coach und helfe Menschen dabei durch bessere Kommunikation an Erfolg anzuknüpfen oder den Erfolg zu vergrößern, indem man Menschen überzeugt. Das Thema Menschen überzeugen, egal, ob man häkelt, egal, ob man Reifen verkauft oder ob man in Aktien investiert ist allgegenwärtig. Insofern kann jeder etwas mitnehmen für seine tägliche Kommunikation.

Juliane: Da freue ich mich richtig drauf. Du hast eingangs gesagt, Sidepreneur zu sein ist oftmals der erste Schritt in Richtung Entrepreneur sein. Es sich erst einmal ein bisschen sicherer mit dem Gehalt der Anstellung an. Man muss nicht gleich All-In gehen.

Die zwei Farben der Rhetorik

Als du mit uns Kontakt aufgenommen hattest, fielen so Worte wie schwarze Rhetorik, Manipulation durch Sprache aber auch weiße Rhetorik, was so viel bedeutet wie mit guten Argumenten zu überzeugen. Es war interessant das zu lesen, aber bei schwarzer Rhetorik gehen bei mir persönlich die Alarmglocken an. Da denke ich, jemand nutzt bewusst die Macht der Sprache, um mich zu beeinflussen, so dass ich dies oder jenes tue. Ich werde manipuliert in meinen Entscheidungen. Ist dem so? Ist das die richtige Interpretation von schwarzer Rhetorik?

Schwarze Rhetorik – was steckt dahinter?

Wladislaw: Die schwarze oder die dunkle Rhetorik ist eine, bei der man Menschen überzeugen möchte mit bestimmten Manipulationstechniken, die der Gesprächspartner nicht merken soll. Das heißt, man hantiert hier ein bisschen im Dunkeln – das machen wir aber Alle. Wenn wir beispielsweise auf ein Date oder zu einem Business-Lunch gehen und uns besonders hübsch anziehen, dann ist es Teil der schwarzen Rhetorik durch unsere nonverbalen Kleidungssignale. Bei Frauen kann es das Make up sein, bei Männern die Krawatte oder das frisch gebügelte Hemd.

Das machen wir ja nicht, weil wir gute Menschen sind, sondern weil wir den anderen Menschen beeindrucken wollen durch unsere nonverbalen Signale. Insofern ist schwarze Rhetorik etwas Alltägliches. Jeder Zuhörer oder Leser dieses Artikels ist ein kleiner schwarzer Rhetoriker.

Manipulation im Alltag

Wenn jemand im Verkauf arbeitet, dann kennt er bestimmte Einwandbehandlungstechniken und Tricks, wie man den Verkauf durchboxt. Wenn jemand Webseiten baut, weiß er ganz genau wie er die Website so gestalten kann, dass die Usability so schön ist, dass der andere beispielsweise seine E-Mail-Adresse hinterlässt. Wenn man als Kind oder Jugendlicher so tut, als hätte man Bauchschmerzen vor einem wichtigen Test und dann weint mit großen Kulleraugen und sagt „Ich bin so krank, Mama, darf ich die Schularbeit morgen verpassen?“ Dann nutzen wir auch hier ein Mitleidsargument.

Insofern ist nicht die Frage, ob wir manipulieren im Alltag, sondern wie stark wir manipulieren und wie häufig wir manipulieren.

Juliane: Und auch wie bewusst wir manipulieren. Diese Beispiele fand ich sehr anschaulich, da wir vieles aus unserem alltäglichen Leben kennen, ohne dass wir gleich von Manipulieren sprechen würden.

Wladislaw: Ganz genau.

Was ist Priming?

Das fängt damit an, wie ich jemanden vorstelle. Wenn du mich vorstellst und sagst „Ja, irgendein Typ hat eine Mail geschrieben, wollte was erzählen. Mal kucken. Keine Ahnung. Hier ist er. Wlad Jachtchenko.“ Das ist natürlich eine andere Ansage, als wenn du sagst „Das ist ein internationaler Speaker, einer der Top10-Redner in Europa, ein Buchautor und erfolgreicher Podcaster.“ Oder du sagst etwas dazwischen. Du sagst „Einfach ein netter Kerl, kennt sich ein bisschen mit Rhetorik aus und gibt uns ein paar Tipps.“ Jede dieser Einleitung primed. Man spricht da vom Priming. Was sind die ersten Informationen, die ich über jemanden bekomme und die primen die Zuhörer.

So wie du die Einleitung gemacht hast, hat sich danach sofort jeder Gedanken gemacht. Lohnt sich das, da weiter zuzuhören? Ist der Typ gut genug? Hab ich genug Credentials und Referenzen bekommen? Wenn das nicht der Fall ist, würde ich abschalten oder zur nächsten Folge springen.

Juliane: Sehr spannend. Da kann man sich fürs Podcasten und jeder, der zuhört und vielleicht auch Podcaster ist, noch mal Gedanken machen wie man jemanden anteasert, wie man jemanden vorstellt, um Spannung aufzubauen.

Wie Worte beeinflussen können

Wladislaw: Absolut. Gerade für uns Podcaster ist wichtig mit welchen Adjektiven wir den anderen umschreiben. Es gibt eine schöne Studie von Kahneman, bei der eine Person beschrieben wurde mit fünf Adjektiven. Man sagt zum Beispiel, der Mensch ist intelligent, spielerisch, etwas risikofreudig, unfreundlich und arrogant. Wenn man diese fünf Adjektive analysiert und den Menschen später fragt „Wie findest du den?“ ist dieses erste Adjektiv „intelligent“ das, was die Menschen sich am meisten gemerkt haben. Es ist eben dieses Priming. Insofern beeinflussen die Worte. Manchmal sind die Worte wahrheitsgetreu und manchmal sind sie eben ein bisschen verdunkelt und manipuliert.

Juliane: Sehr, sehr interessant. Ich werde bei meinen nächsten Podcast-Episoden bewusster darauf achten und auch beobachten, wie es andere tun. Das ist wirklich eine hohe Kunst, die Rhetorik und sehr spannend. Wir haben ja auch schon über die weiße Rhetorik gesprochen. Magst Du es nochmal gegenüber stellen. Schwarz ist für mich jetzt nicht mehr so schwarz und schrecklich, wie ich es zuerst gesehen habe. Wie sieht das mit der weißen Rhetorik aus?

Worin besteht die Kunst der weißen Rhetorik?

Wladislaw: Die weiße ist die transparente Rhetorik, bei der ich argumentiere. Wo ich versuche mit einem guten Argument, das ich transparent darstelle, mit Beispielen, Begründungen den anderen zu überzeugen. Auch Argumente nutzen wir natürlich immer im Alltag. Meistens begründen wir mit dem Wörtchen „weil“ oder „deshalb“ oder „aufgrund dieser und jener Begebenheit“. Auch da sind die Argumente natürlich unterschiedlich stark.

Es gibt einen Philosophen, der berühmteste Kommunikationsphilosoph Jürgen Habermas. Er hatte eine ganz tolle Formel. Er sprach vom zwanglosen Zwang des besseren Arguments. Das heißt, wenn ich ein besseres Argument höre und halbwegs vernünftig bin, dann zwingt mich dieses bessere Argument, die Meinung zu akzeptieren, weil es logisch zwingend ist. Die Kunst der weißen Rhetorik besteht darin, dass ich schöne, gute, plausible Argumente baue und mit diesen Argumenten den anderen überzeuge.

Die dunkle und die helle Seite der Rhetorik

Die Frage ist natürlich, wer mag was? Die einen Menschen mögen lieber die schwarze Rhetorik. Sie wollen die Karten nicht dem anderen zeigen und wollen im Dunkeln hantieren. Die anderen sagen Nee, ich bin transparent, von mir kannst du alles wissen. Die nutzen dann die weiße Rhetorik der guten Argumente. Aber beides ist natürlich ein Weg der Kommunikation. So wie bei Star Wars gibt es „the dark side and the white side“. So gibt es auch in der Rhetorik die dunkle und die helle Seite.

Besser werden in der Kommunikation – überraschende Tipps vom Rhetorik-Experten

Juliane: Es ist ja einfach so, wir können nicht nicht kommunizieren. Wie du schon gesagt hast: Wenn wir auf ein Date gehen, machen wir uns besonders hübsch und ziehen nicht die schlechtesten Klamotten an.  Aber auch wenn wir nur auf der Straße laufen, jemandem begegnen – auch dann kommunizieren wir, auch wenn wir ganz still sind.

Als Entrepreneur oder Sidepreneur ist man viel in der Kommunikation mit Kunden, mit Kooperationspartnern, mit potenziellen Investoren. Hast du einen Tipp, wie wir hier einfach besser werden können?

Wladislaw: Jetzt werde ich wahrscheinlich etwas überraschen als Rhetoriker. Denn ich werde nicht sagen, was es für einen kommunikativen Trick oder Argument oder Manipulationstechnik gibt. Sondern, das Wichtigste ist Zuhören. Das Zuhören und zwar in der aktiven Variante. Nicht einfach nur zuhören, sondern aktiv zuhören.

Was neben dem Zuhören einen guten Kommunikator ausmacht

Wenn ich Sidepreneur oder Entrepreneur bin will ich ja, dass der andere genau das bekommt, was er braucht als Produkt. Sehr häufig fällt mir in meinen eigenen Meetings und Geschäftstreffen auf, dass der andere viel redet und wenig zuhört. Das heißt, der Redeanteil eines guten Kommunikators liegt immer bei unter 50 Prozent. Ich hatte vor kurzem eine Rhetorik-Schulung für Verkäufer gemacht. Die meisten Verkäufer haben mich in einem Rollenspiel – ich habe den Kunden gespielt – zugelabert. Das kann man nicht machen.

Der gute Kommunikator hört zu und das, was er nicht versteht, da fragt er nochmal nach und das, was er versteht, das paraphrasiert er. Auch wenn viele von uns wissen, dass Zuhören entscheidend ist – die wenigsten machen es! Der erste und große Tipp beim Kommunizieren ist: Halte deinen Redeanteil bei unter 50 Prozent.

Juliane: Vielleicht kennen das andere auch, dass man schon beim nächsten Schritt, bei der nächsten Frage ist oder mit den Gedanken abschweift, wenn jemand etwas erzählt. Ich merke das auch bei mir. Aktives gutes Zuhören ist nicht ganz ohne. Wie kann ich denn besser werden?

Aktives gutes Zuhören – wie geht das?

Wladislaw: Das Beste für Einsteiger – es gibt ja beim Zuhören unterschiedliche Stufen des Zuhörens – und für diejenigen, die sich für die sieben Stufen des Zuhörens interessieren habe ich ein E-Book „Weiße Rhetorik“. Für die, die mehr darüber wissen wollen.

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Ein aktiver Zuhörer wird auf jeden Fall erstmal Notizen machen zu dem, was der andere sagt. Warum nicht. Notizen machen sich wichtige Leute, Notizen machen sich Richter, Notizen machen sich Ärzte. Warum nicht bei einem Gespräch kleine Notizen machen?

Ein anderer Weg ist es, dass man das Gespräch vorbereitet ähnlich wie auch bei einem Podcast Interview, das wir zusammenführen. Dass wir über Punkte im Vorfeld schon sprechen oder schreiben, weil ich dann vorbereitet bin auf das, was kommt. Oder wenn es spontan ist oder wenn ich einen Kunden zum ersten Mal treffe, notiere ich mir einfach Dinge dazu.

Wie du es schaffst, besser als 80 % aller anderen zu sein

Was noch hilft, ist beim aktiven Zuhören sich vorzunehmen zwei, drei Fragen zu stellen. Jetzt beim Podcast Interview, wo du mich interviewst, wirst du ganz locker auf zwei bis drei Fragen kommen.

Das Wichtige ist, dass man sich auch als nicht professioneller Rhetoriker vornimmt: Ich stelle einfach mal zwei Fragen. Ich habe beispielsweise Herrn Müller als Kunden. Als Sidepreneur oder Entrepreneur möchte ich ihn wirklich verstehen und eine gute Bedarfsanalyse machen. Dazu stelle ich mindestens zwei Fragen. Und wenn du, liebe Leserin, lieber Leser zwei Fragen stellst, bist du schon besser als 80 Prozent aller anderen Sidepreneure.

Weshalb Mitschreiben im Kundengespräch so wichtig ist

Juliane: In Richtung Speaking oder wenn man auf der Bühne steht, habe ich den Eindruck, dass es früher als Studentin hilfreich war mit Handzetteln, weil es auch Sicherheit gibt. Heute habe ich das Gefühl, dass es beim Speaking wichtig ist, dass man frei spricht und am besten die Hände frei hat und dass es wenig professionell wirkt, wenn man mit Zettelchen in der Hand umherläuft. Doch wiederum in einem Kundengespräch ist das alles total in Ordnung?

Wladislaw: Ich sage nicht nur in Ordnung, sondern es ist sogar positiv, wenn du Notizen machst und der Kunde redet. Angenommen, die Frau Meier sitzt mir gegenüber und ich versuche, ihr etwas zu verkaufen. Sagen wir einen schönen Staubsauger. Frau Meier redet und erzählt, wie der perfekte Staubsauger für sie aussehen soll. Wenn ich mir dabei Notizen mache, wie fühlt sich Frau Meier? Frau Meier fühlt sich wertgeschätzt.

Wer schreibt schon mit, wenn Frau Meier spricht? Es sei denn, Frau Meier ist eine wichtige Politikerin im Europaparlament. Ganz normale Menschen, ganz normale Kunden freuen sich, wenn ich mitschreibe. Denn es ist ein Teil der Wertschätzung, den ich zeige.

Wertschätzung im Business

Wenn ich mitschreibe, sage ich implizit „Das, was Sie sagen Frau Meier ist mir wichtig. Das, was Sie sagen, möchte ich nicht vergessen. Das, was Sie sagen, möchte ich mir später nochmal anschauen.“ Es ist kein Manko, sondern es ist sogar ein Booster für Verkaufsgespräch im Business, wenn man die Wünsche des Kunden notiert und zwischendurch mal nachfragt, ob man ihn richtig verstanden hat.

Juliane: Tatsächlich kann man es nutzen, indem man mit den vom Kunden oder potenziellen Kunden verwendeten Worten ihn so auch wieder abholt. „Habe ich Sie richtig verstanden, dass…? Kann ich noch einmal zusammenfassen…“ und dass man auch das Vokabular präsent hat für Website, Podcast, Social Media Postings, sodass sich der Kunde angesprochen fühlt.

Als Sidepreneur die Sprache des Kunden sprechen

Wladislaw: Ganz genau. Du hast es super professionell gemacht am Anfang des Interviews. Du hast die beiden Begriffe schwarze Rhetorik und weiße Rhetorik aufgegriffen. Das sind ja in dem Fall meine Begriffe. Ich fühle mich natürlich sofort wertgeschätzt, weil du dich mit meiner Begriffswelt auseinandergesetzt hast.

Gerade für Sidepreneure ist es wichtig, nicht nur die eigene Sprache zu sprechen, sondern die Sprache des Kunden. Das bedeutet, wenn der Kunde bestimmte Begriffe benutzt, was auch immer das ist – sagen wir der Kunde mag den Begriff interdependent oder interdisziplinär oder international. Ihm kommt es darauf an, dass man international kooperiert, also nicht nur Deutschland, sondern auch Schweiz und Österreich. Dann werde ich als professioneller Kommunikator dieses Wort international in meine Sprache mit aufnehmen und darüber sprechen, wie wir auch in der Schweiz und in Österreich oder auch im fernen Asien gemeinsam Geschäfte machen können.

Dieses „in die Begriffswelt eintauchen“ ist für jeden Menschen, der überzeugen will ein professionelles Mittel und du hast es hervorragend am Anfang des Interviews gemacht.

Juliane: Vielen Dank für das Kompliment und das Feedback, ich fühle mich wertgeschätzt. Du hattest gesagt, als guter Kommunikator sollte man seinen Redeanteil am besten unter 50 Prozent halten, dass dies sogar einen guten Kommunikator ausmacht. Stichwort „Stille aushalten.“ Wenn der andere nachdenkt, welchen Tipp gibst du?

Die Gunst der Stille nutzen

Wladislaw: Stille aushalten ist an sich weder gut noch schlecht. Wichtig ist, das Gesicht des anderen dabei zu beobachten. Wenn wir Sidepreneur sind und ich spreche mit einer meiner Kundinnen, Frau Meier, der ich zum Beispiel eine Frage gestellt habe. Wenn ich sehe, dass sie gerade nachdenkt – dann ist Stille aushalten ganz wichtig, weil ich ihr die Gelegenheit gebe, über etwas nachzudenken. Angenommen, ich habe ihr vorgeschlagen, wir könnten auch eine größere Summe machen, aber dann mit einer anderen Farbe oder etwas Ähnliches. Wenn sie nachdenkt ist Stille aushalten deshalb wichtig, damit das Gespräch und ihre Gedanken nicht zerredet werden.

Man kann nämlich auch den Gedankengang des anderen zerreden wie so eine kleine Sägemaschine. Sie hat angefangen, sich Gedanken zu machen und ich unterbreche den Gedankengang. Damit unterbreche ich vielleicht auch einen Deal, den ich mit dieser Person als Sidepreneur oder Entrepreneur machen könnte.

Gute Pausen – Schlechte Pausen

Wenn ich als Kommunikator sehe, dass die Stille für den anderen unangenehm ist – wenn er z.B. anfängt die Nase zu rümpfen oder beginnt mit den Augen nach vorne oder unten, links oder rechts hin und her zu wandern – dann würde ich als Kommunikator die Stille nicht aushalten. Denn offensichtlich fühlt sich der andere unwohl.

Dann springe ich ihm zur Seite und stelle zum Beispiel keine Frage, sondern sage einfach etwas Nettes. Oder ich mache vielleicht eine kleine Pause oder ich sage „Wollen Sie noch etwas trinken?“ Es gibt die gute Pause und die schlechte Pause. Die gute, bei der der andere nachdenkt, würde ich immer aushalten als Profi-Kommunikator und die schlechte, die unangenehme Pause würde ich zerreden. Dabei darf ich gerne mal einen kleinen Witz machen, etwas Nettes sagen oder vielleicht sagen „Oh, schauen Sie mal, da ist ein Eichhörnchen“. Das lockert die Situation immer ein bisschen auf.

Juliane: Heißt im Umkehrschluss, dass man ein guter Beobachter oder Beobachterin sein sollte und sich darin trainiert sowohl die verbalen, als auch die nonverbalen Zeichen zu deuten und entsprechend zu agieren.

Wladislaw: Genau!

Juliane: Was mache ich am besten, um einen deiner Tipps in die Tat umzusetzen?

Challenges & Tipps in der Kommunikation

Wladislaw: Jedes Gespräch ist eine Trainingsmöglichkeit. Das Schöne an Kommunikation ist, dass es nicht so ist wie Flugzeug fliegen. Ich muss nicht extra in ein Flugzeug steigen oder in einen Flugsimulator und dafür irgendwo hinfahren – sondern Kommunikation findet ja im Moment statt. Ich stelle mir vor, dass auch bei dir die meisten Podcast Zuhörer morgens auf dem Weg zur Arbeit den Podcast hören. Das macht man ja selten während der Arbeit und nach einem Arbeitstag ist man meistens ja ein bisschen platt. Das heißt also, wenn du die Folge morgens hörst oder liest, dann hast du vielleicht gleich entweder ein Meeting oder ein 1:1-Gespräch oder ein Treffen mit deinem Chef. Die konkrete Umsetzung wäre

  • Challenge Nummer 1: Stelle zwei Fragen. Egal, um was es geht. Zwei Fragen kann man in jeder Kommunikation stellen.
  • Challenge Nummer 2: Versuche, den anderen dazu zu bringen, mindestens 51 % zu sprechen.

Das Tolle an Kommunikation ist,

auch wenn es beim ersten Mal beim Termin um 9:30 Uhr nicht geklappt hat, weil du vielleicht die Fragen vergessen hattest – dann hast du eventuell um 14 Uhr wieder ein Team-Meeting oder um 17 Uhr hast du als Sidepreneur den ersten Kunden für deine neue Kollektion, die du gezeichnet hast? Jede Kommunikation ist eine Trainingsmöglichkeit. Diese zwei Tipps, zwei Fragen stellen und unter 50 Prozent zu sprechen, die kann man sofort anwenden.

Wenn die Leute Zeit haben und sagen „Hey, die Tipps sind gut, ich will gerne weiter“, dann wäre mein dritter ultimativer Rhetorik-Tipp: Schau mal vorbei bei „MENSCHEN ÜBERZEUGEN“, bei meinem Podcast. Es gibt Solo-Folgen mit mir und Interview-Folgen mit anderen spannenden Gästen, die auch etwas zur Kommunikation zu sagen haben. Der Sidepreneur-Podcast würde ich sagen ist vielleicht wichtiger, weil es eben darum geht, dass du dein Business aufbaust. Insofern, wenn du nur für einen Zeit hast, nimm den Sidepreneur-Podcast und wenn du noch zehn Minuten hast, dann probiere „MENSCHEN ÜBERZEUGEN“ und…

beim nächsten Meeting zwei Fragen stellen und 49 Prozent zuhören.

Juliane: Das ist das Schöne bei der Rhetorik und deinen Tipps, denn so wie du sagst, wir kommunizieren ja immer. Diese Tipps können wir auch im Privaten mit Freunden und der Familie beherzigen. Dieses aktive Zuhören ist extrem wichtig. Wirklich bei der Person sein, die gerade etwas zu erzählen hat. Der Alltag bietet so viele Möglichkeiten. Wir haben keine Ausrede, es nicht zu versuchen und es nicht zu verbessern.

Zuhören und dem Anderen Raum geben, auch im Privatleben

Wladislaw: Absolut. Du sprichst einen schönen Punkt an, das mit dem Privatleben. Das aktive Zuhören verbessert und vertieft auch die Beziehungen zu deinen Freunden, zu deiner Partnerin, deinem Partner, zu deinen Eltern. Versuchen, dem anderen zuzuhören und ihm Raum zu geben.

Ein Freund von mir und ich machen das etwas extremer. Wenn wir uns nach einiger Zeit sehen geben wir einander 20 Minuten Redezeit. Er hat 20 Minuten Zeit etwas zu erzählen und das wird von mir nicht kommentiert. Dann bin ich dran und erzähle etwas von mir. Anschließend gehen wir in das Gespräch, nachdem wir es uns von der Seele geredet haben. Das ist für uns beide ein guter Weg. Auch wenn 20 Minuten vielleicht nicht für jedermann das Richtige sind – einfach mal seinem Partner, seinem Kind fünf Minuten zuhören im Privatleben. Das vertieft die Beziehungen ungemein.

Zuhören ohne Egoismus

Häufig versuchen wir – ich nenne es das egoistische Zuhören, Zuzuhören, nur um zu antworten. Wir hören zu, um unsere eigene Story zu erzählen. In Wirklichkeit geht es darum, dem anderen Platz zu geben und erstmal nicht an seine Agenda zu denken. Sidepreneurship ist ein wichtiges Thema. Aber noch wichtiger ist es Freundschaften zu vertiefen. Das kann man mit dem aktiven Zuhören auch.

Juliane: Ein wunderbares Schlusswort. Ich möchte trotzdem noch einen kleinen Bogen spannen. Wir fragen unsere Interview-Gäste nach Personen, die sie besonders inspirieren bzw. nach Literatur, die sie vorangebracht hat. Ein Buch, das in jeder Bibliothek eines Sidepreneurs oder Entrepreneurs stehen sollte. Kannst du uns den einen oder anderen Tipp geben und auch gerne zu deinen eigenen Veröffentlichungen etwas sagen.

Empfehlungen von Wladislaw Jachtchenko

Wladislaw: Der erste Tipp bei Büchern ist nicht ein konkretes Buch, sondern es ist, sich zehn Minuten am Tag für Bücher zu reservieren. Ich weiß natürlich, dass viele, die den Podcast hören Sidepreneure sind oder werden wollen; einen Job haben und noch nebenher versuchen das Business anzukurbeln. Insofern ist hier schon wenig Zeit. Aber zehn Minuten hat wirklich jeder. Häufig unterschätzt man die zehn Minuten, weil in zehn Minuten kann ich zwei, drei Seiten lesen. In zehn Tagen habe ich so 20, 30 Seiten und in 100 Tagen habe ich dann ein gutes Buch gelesen.

Sich weiter entwickeln mit einer klugen Gewohnheit

Bücher lesen ist ein toller Weg, sich weiterzuentwickeln. Podcasts hören ist auch gut, aber ich glaube, die Mischung macht's. Auditiv und visuell sich etwas zu Gemüte zu führen hält doppelt.

Insofern ist mein erster Tipp kein konkretes Buch, sondern: Reserviere dir 10 Minuten. Ich reserviere mir immer eine halbe Stunde fürs Bücherlesen. Manchmal habe ich dann eine Stunde, worüber ich mich besonders freue. Das Buch zu einem Smart Habit zu machen, zu einer klugen Angewohnheit.

Als Sidepreneur durch Wissen den eigenen Marktwert im Business steigern

Natürlich ist auch beim Sidepreneur der eigene Marktwert bestimmt durch das eigene Wissen. Je mehr ich weiß als Sidepreneur, desto bessere Preise kann ich durchsetzen und desto bessere Produkte kann ich machen. Das vorab, bevor ich ein konkretes Buch empfehle.

Meine zweite Empfehlung wäre nicht so viel Fiction zu lesen, sondern sich Business-Bücher anzuschauen. Gerade die Sidepreneure sind ja extrem interessiert daran, selber besser und bessere Business-Leute zu werden. Auch ich wurde nicht zum Unternehmer geboren, sondern zum Unternehmer macht man sich selbst.

Und jetzt zu den Buchtipps

Das Buch, das mich besonders geprägt hat als Unternehmer ist ein Buch über das Thema Verhandeln. Verhandeln muss jeder Sidepreneur und auch der Arbeitnehmer, wenn er sein Gehalt verhandelt. Das Buch Nummer 1 ist die Harvard-Methode. Auf Deutsch heißt es das Harvard-Konzept*.

Buch Harvard Konzept Amazon

Ich habe es auf Englisch gelesen, da heißt es einfach „Getting to Yes*“.

Buch Getting to yes Amazon

Das kann man sofort auf Amazon finden. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen, weil es darum geht, Business zu verstehen, wie man Verträge ausklüngelt, wie man das Interesse des anderen nachvollzieht. Das hat mir persönlich im Anfangsstadium des Business sehr geholfen.

Und das zweitbeste Buch der Welt ist natürlich das Buch „Schwarze Rhetorik“*. Das ist auf der Welt-Bestsellerliste auf Platz 2, genau hinter dem Harvard Prinzip*. „Schwarze Rhetorik*“ ist ein gutes Buch, um nicht selber über den Tisch gezogen zu werden. Wen das Buch „Schwarze Rhetorik*“ interessiert, das kostet bei Amazon oder in der Buchhandlung 10 Euro. Eine Osteria-Pizza in München kostet mehr. Wer Lust hat, reinzuschauen, würde ich mich natürlich auch freuen.

Buch Schwarze Rhetorik Wlad Amazon

Aber ganz generell geht es weniger um konkrete Bücher, sondern um diese kluge Gewohnheit. 10 Minuten, 15 Minuten am Tag lesen. Man gewöhnt sich nach ein paar Tagen dran. Egal wann es ist, nach dem Aufstehen oder zum Schlafengehen. Mit der Zeit wirst du immer klüger und als immer klügerer Sidepreneur wirst du früher oder später die Welt beherrschen.

Key Learnings, kurz zusammengefasst

Juliane: Wunderbar! Lass uns doch kurz zusammenfassen, was die Kernaussagen oder die Key Learnings unseres Gespräches sind.

  1. Wir stellen mindestens zwei Fragen in unserem nächsten Gespräch.

Wladislaw: Yes!

  1. Wir haben einen Redeanteil von weniger als 50 % und hören zu.

Mein drittes Key Learning ist auf jeden Fall noch:

  1. Mach dir Notizen. Schreib dir wichtige Dinge auf.

Erstens hast du es schwarz auf weiß, kannst das Vokabular nutzen und zweitens fühlt sich der andere wertgeschätzt. Dass ich ihn ernst nehme, dass ich zuhöre und dass er wichtig ist.

Wladislaw: Perfekt! Besser hätte ich es nicht machen können.

Juliane: Dann gebe ich dir noch einmal die Bühne. Was möchtest du unseren Sidepreneuren zum Schluss mit auf den Weg geben?

Weshalb es sich lohnt, an einer Leidenschaft dranzubleiben

Wladislaw: Liebe Sidepreneure, ich muss ein Geständnis machen. Ich bin früher selbst Sidepreneur gewesen bevor ich das hauptberuflich gemacht habe. Ich habe mit Rhetorik-Schulungen für Studenten angefangen im Jahr 2007. Für 10 Euro Eintritt pro Student habe ich damals kleine Seminare gegeben und parallel dazu studiert, und dafür Bafög bekommen. Insofern betrachte ich mich selbst auch als Sidepreneur. Die Frage ist, ob man das langsam professionalisieren und mit der Zeit statt 10 Euro 11,99 Euro nehmen kann, um seinen Umsatz zu steigern. Insofern bekenne ich mich zu dem Thema, bin auch sehr froh hier zu sein und kann nur jedermann ermutigen: Das Sidepreneurship ist eine langfristige Geschichte. Bei mir hat es auch einige Jährchen gedauert, bis ich damit richtig Geld verdient habe. Aber es lohnt sich, an einer Leidenschaft dranzubleiben. Häufig ist das Sidepreneurship ja eine kleine Leidenschaft, womit man anfängt.

Ich habe ursprünglich zwei Staatsexamen Jura gemacht. Mein Weg war vorgezeichnet als Anwalt. Jetzt mache ich nichts mit Paragraphen. Insofern… wenn es bei mir geklappt hat, mit ein bisschen Persistenz, mit ein bisschen Hartnäckigkeit und Zeit – dann klappt es auch bei dir, lieber Sidepreneur. Deshalb sei mutig, auch wenn es drei, vier oder fünf Jahre dauert…

Früher oder später ist der Erfolg deiner!

Loslegen, daran glauben, dranbleiben und mutig sein

Juliane: Toll, dass du das mit uns teilst, dass du selbst in der Studentenzeit als Sidepreneur gestartet bist. Was passieren kann ist, dass man erst mal nur eine Idee austesten möchte und das hängt auch davon ab, wie alt du bist. Wenn du Student bist, hast du eine ganz andere Intention als wenn du mit 45 Jahren loslegst neben dem Hauptjob ein Business aufzubauen. Aber man sieht, was möglich ist. Nur weil du zwei Staatsexamen hast und sagtest, mein Weg als Anwalt war eigentlich vorgezeichnet, ist so vieles möglich. Nur weil wir BWLer sind heißt das nicht, dass wir nicht morgen ein Café aufmachen können oder eine App programmieren.

Die Wege stehen uns offen, wenn wir daran glauben, dranbleiben und mutig sind.

Das ist jetzt auch mein Schlusswort für euren Weg in den Tag, in die Woche… wann auch immer ihr diese Podcast-Episode hört oder den Artikel lest.

Legt los, fangt an, wartet nicht auf den perfekten Moment. Versucht aus der Idee, die ihr habt etwas zu machen, etwas zu probieren. Es ist besser, es probiert zu haben und vielleicht zu scheitern als am Ende des Lebens zu sagen „Ach, hätte ich mal“.

Viel Erfolg bei der Umsetzung eurer Ideen! Wenn ihr Fragen an Wlad habt, dann immer gerne an ihn. Wir verlinken seine Kontaktdaten unter diesem Blogartikel. Oder ihr schickt eine kurze E-Mail an info@sidepreneur.de – wir leiten das gerne weiter.

Gebt uns gerne auch Feedback, welche Tipps ihr in die Umsetzung bringt oder wie es euch mit den Tipps geht und lasst uns in den Austausch kommen.

Habt eine gute Zeit und bis zum nächsten Mal im Sidepreneur-Podcast! Bis dann, Tschüss.

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Redaktion

Juliane Benad

SIDEPRENEUR MASTERCLASS

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