Heute würde ich als Sidepreneur starten – Interview mit Frank Eilers

Höre hier die Episode von Juliane und Frank: 


Wer lieber lesen statt hören möchte, hier entlang:

Heute würde ich auch als Sidepreneur starten – Interview mit Frank Eilers – Keynote Speaker und Visionär

Juliane: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des Sidepreneur-Podcasts. Du kannst dich sicherlich erinnern, dass ich vor einiger Zeit eine Solo-Episode aufgenommen habe, in der ich dir sieben Gründe benannt habe, warum du erst einmal nebenberuflich mit deiner Businessidee starten solltest. In der Episode habe ich zum Beispiel als Grund benannt, dass du eben noch deine Festanstellung und somit auch ein festes Einkommen hast. Du kannst also auch in Ruhe starten, hast die Zeit, zu schauen, ob deine Businessidee auch Geld abwirft. Du musst nicht sofort von deiner Idee leben.

Immer wenn wir eine neue Podcast-Episode oder einen neuen Blogartikel bei Sidepreneur veröffentlichen, dass teilen wir diesen auch über unsere Social Media Kanäle z.B. bei Facebook und bei Twitter. Und über einen dieser Tweets bin ich mit Frank Eilers in Kontakt gekommen, der auf einen Tweet antwortete, dass er heute auch genauso starten würde, nebenbei als Sidepreneur. Er ist damals gleich voll und ganz in die Selbständigkeit gegangen. Heute würde er es nicht mehr tun. Warum sich seine Sichtweise geändert hat, darüber wollen wir heute sprechen.

Hallo Frank, schön, dass du heute im Podcast bist. Stelle dich doch am besten einmal unseren Hörern und Lesern vor.

Frank: Hallo und moin moin. Wie man hört bin ich Norddeutscher. Liebe Juliane, vielen Dank, dass ich heute hier im Podcast sein darf. Ich hatte den Sidepreneur-Tweet gesehen und dachte, mensch, da muss ich jetzt drauf antworten und so sind wir in eine Diskussion gekommen, besser gesagt einen Dialog, denn wir sind ja einer Meinung.

Ich habe mich vor vier Jahren selbständig gemacht. Eigentlich bin ich so ein klassischer BWler und habe Innovationstechnologie-Management studiert. Dann bin ich Standup Comedian geworden. Weiter auseinander geht es gar nicht. Ich habe damals wirklich gedacht, dass man sich für eine Sache entscheiden muss. Das habe ich dann auch gemacht und das hat sich in den letzten dreieinhalb bis vier Jahren auch so weiterentwickelt. Ich habe dann also Comedy gemacht, dann habe ich irgendwann das Podcasten angefangen. Dann habe ich über Zukunftsthemen ganz viel nachgedacht, Digitalisierung und Zukunft der Arbeit, künstliche Intelligenz. Ich durfte dann in dem Bereich auch Vorträge bei Unternehmen und auf Kongressen halten. Ich habe einfach alles mitgemacht. Das ist dann irgendwie ein wenig zusammen geschmolzen. Auf der einen Seite war ich so ein bisschen lustig, gleichzeitig musste ich aber auch hochqualitativen Input liefern, so dass ich heute eigentlich als Keynote Speaker für alle möglichen Zukunftsthemen bin. Dabei ist mir aufgefallen, dass es auch hier keinen klaren Cut gab, sondern dass es immer irgendwie in einander gegriffen hat. Wie ein Zahnrad.

Wenn ich heute so zurückblicke … ich habe gedacht, man kann ein Business nur starten, wenn man sich voll und ganz auf eine Sache konzentriert.

Das ist auch tendenziell immer noch so in mir drin. Ich denke, man braucht einen Fokus, aber trotzdem kann das nebenbei laufen. Da habe ich meine Einstellung komplett geändert.

Juliane: Du hast also sozusagen nach deinem BWL-Studium mit der Comedy begonnen. Du hast dich also komplett auf die Comeday fokussiert oder hattest du nebenbei noch eine Anstellung?
Frank: Ja genau. Ich habe das BWL-Studium abgeschlossen und bin ein bisschen gereist und hatte dann auch ein Angebot von einer Unternehmensberatung. Ich bin dann bei drei Wochen vorher auf eine Comedy-Bühne gegangen und habe gemerkt: wow, das ist es!

Dann habe ich alle Brücken hinter mir abgerissen, denn das war ein Glaubenssatz.

Mein Glaubenssatz war, dass ich alle Brücken hinter mir abreißen muss, nur dann werde ich auch erfolgreich. Das hatte mir jemand mal so gesagt, dann habe ich es auch in einem schlauen Buch so gelassen. Also glaube ich es und tat es. Ich habe den Job dann abgesagt und habe ihnen gesagt, dass ich jetzt Künstler werde. Sie sagten dann auch, dass sie genau so jemanden gar nicht haben wollen. Das Interessante war dann, dass ich dachte, dass ich jetzt nur noch Comedy mache, aber … das reicht dir ja nicht.

Von 120 Euro in sechs Monaten kannst du nicht leben

Ich habe 120 Euro im ersten Halbjahr verdient. Nicht pro Monat, sondern in Summe. Ich hatte zwei bezahlte Auftritte für die ich 120 Euro gekommen habe. Das waren also 20 Euro im Monat. Davon konnte ich natürlich nicht leben. Also habe ich mir einen Nebenjob gesucht.

Ich war also hauptberuflich Comedian, habe aber gemerkt, dass es nicht zum Leben reicht und machte also was anderes, obwohl ich Comedian sein wollte. Das war die Crux. Ich habe alle Brücken hinter mir abgerissen und habe mir dafür neue Brücken aufgebaut. Das war dann im Endeffekt viel anstrengender. Ich habe dann bei einem Kumpel in einem italienischen Restaurant gearbeitet. Dann habe ich, weil ich ja BWLer bin auch nebenberuflich in einem Startup gearbeitet. Ich habe viele Stunden in den Nebenjobs gearbeitet, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte, aber musste. Der Weg „alle Brücken abzureißen“ funktionierte in der Realität nicht. Irgendwie musste ich Geld herbekommen, meinen Kühlschrank füllen. Das hat mich sehr belastet und deshalb hatte ich eigentlich wenig Zeit für die Standup.

Juliane: Du hast dann quasi mit deinen zahlreichen Nebenjobs deinen Hauptjob querfinanziert. Wobei die Standup Comedy dann eigentlich auch gar nicht mehr wirklich dein Hauptjob war.

Frank: Genau.

Juliane: Da biss sich die Katze immer wieder selbst in den Schwanz.

Frank: Absolut. Es kamen ja dann auch immer wieder die Fragen, was ich so mache. Ich habe dann gesagt, dass ich Standup Comedian bin und alle dann so wow. Kannst du davon leben? Die Frage wird mir fast immer gestellt. Und ich dann: nee, aber eigentlich willst du es nicht sagen, dass du davon nicht leben kannst. Es ist ja dein Hauptjob. Es ist ja das, was du bist in deiner Wahrnehmung. Für die Öffentlichkeit. Und dann kannst du ja nicht sagen, dass du Montag und Dienstag aber noch in der Küche arbeitest und dass du von Mittwoch bis Samstag für das Startup den kompletten Vertrieb und das Marketing machst. Das kannst du ja nicht einfach so sagen. Das war dann auch so eine gewisse Shizophrenie, die sich da so ein bisschen entwickelt hat.
13 Monate habe ich nicht nur das Eine gemacht, obwohl ich das am Anfang dachte oder mir immer wieder selbst eingeredet habe.

Juliane: Wobei ja 13 Monate eine relativ kurze Zeit ist.

Frank: Definitiv. Es ging dann doch recht schnell, dass ich Geld verdient habe. Das war super und da bin ich auch sehr dankbar, dass es dann doch alles so schnell ging. Aber selbst in den Monaten danach, habe ich allen immer noch erzählt, dass wenn man es wirklich Ernst meint, dann kündigst du deinen Job. Dann setzt du alles auf das eine Pferd. Das ist einfach Bullshit. Ich hatte ja schließlich auch die Nebenjobs. Ich hatte es trotz allen bis dahin noch nicht realisiert. Ich habe da erst später drüber nachgedacht. Und habe dabei ganz vielen anderen hohle Tipps gegeben.

Juliane: Es ist zwar immer ein wenig müßig in die Vergangenheit zu schauen. Hättest du mit deinem Wissen von heute, den Job in der Unternehmensberatung angenommen und die Standup nebenberuflich aufgezogen?

Frank: Soweit würde ich jetzt nicht gehen. Ich glaube, es gibt kein richtig und kein falsch. Der Beraterjob wäre jetzt zwar kein Job bei einer der großen Unternehmensberatungen gewesen, wo von vorherein feststeht, dass ich die Standup zeitlich nebenbei gar nicht schaffe. Dennoch, auch dieser Job wäre mit Reisen quer durch Deutschland verbunden gewesen. Ich wäre also vielleicht mal vier Wochen in München, dann acht Wochen in Berlin gewesen. Das wären so die Rahmenbedingungen gewesen. Da hätte ich durchaus auch abends mal auftreten können. Aber dann kommst du nach einem völlig ausgelaugten Tag da hin, bist Anfänger. Ich weiß nicht, ob das funktioniert hätte. Ich denke, damals war ich noch ein anderer Frank.

Meine Entscheidung war schon richtig so. Aber das große Learning war halt, schaffe dir Rahmenbedingungen, wo du das, was du machen willst, machen kannst. Mit genügend Energie, aber gleichzeitig nicht in das Hamsterrad kommst, unbedingt den Kühlschrank füllen zu müssen.

Es ist die Existenzangst, die ich im Nachhinein entschlüsselt habe und wo ich auch Parallelen sehe zu anderen Künstlern oder anderen Solopreneuren, oder anderen Selbständigen, die Startups gründen. Ich bin hier viel in dem Bereich unterwegs. Es ist immer wieder die große Frage: Wie kriege ich den Kühlschrank voll? Das belastet dann auch so sehr, dass jedwede Kreativität im Keim erstickt wird.

Juliane: Das ist wohl wirklich das größte Problem. Von irgendetwas muss man leben und wiederum hat auch (fast) jeder bei seinem Business Anlaufzeiten. Und dann muss man sich mit Dingen beschäftigen und kann sich nicht fokussieren, weil man eben auch essen oder seine Miete zahlen muss.

Frank: Das erdrückt einen dann auch ein Stückweit. Man lernt zwar damit umzugehen und das hilft einem dann auch, aber die ersten 12 Monaten waren brutalhart. Was man dann gemerkt hat, ab dem Moment, wo du davon leben kannst und nichts anderes mehr nebenbei machen musst, da kamen die Dinge dann fast wie von selbst. Da lief alles. Da hatte man dann auf einmal auch ganz andere Freiräume.

Ab dem Moment, wo ich nur noch auf der Bühne stand, hat sich alles verändert. Da ist die Qualität exponentiell gestiegen. Das war eine ganz andere Nummer.
Am Anfang ist es ganz wichtig zu schauen, dann man seine Bedürfnisse benennt und wie viel Geld man dafür benötigt. Kann ich mit Freunden abends noch weggehen? Meine Partnerin/ meinen Partner einladen? Denn nur, wenn diese Bedürfnisse auch befriedigt werden, dann kann man kreativ sein. Dann hat man auch Energie für den Job. Die richtige Balance ist hier vielleicht auch ein Stichwort, auch wenn ich dieses Wort nicht so mag. Wir benötigen einfach genügen Energie für das, was wir machen wollen und wenn dann bestimmte Bereiche des Lebens leiden, dann haben wir ein kleines Problem, auch in unserem Business.

Juliane: Du hast ja gesagt, dass Arbeit 4.0 und Digitalisierung der Arbeit deine Themen sind mit denen du auch als Keynote Speaker auf der Bühne stehst. Was genau versteht man denn unter Arbeit 4.0? Man liest es ja überall.

Frank: Genau. Man liest es überall, und keiner hat wirklich ne Ahnung davon. Wikipedia und Co. sagen es ist die vierte industrielle Revolution. Dann kommt das Bundesministerium für Arbeit und legt dafür ein extra Buch an. Fakt ist, dass sich die gesamte Arbeitswelt revolutioniert, also dieser digitale Wandel. Und dann nicht nur die Industrie, sondern alles. Wirklich alles wird digitalisiert. Und wenn ich alles sage, dann meine ich auch alles.

Es verändert sich auf allen Ebenen. Wir Menschen werden flexibler arbeiten. Darum das Wort Balance. Aber vielleicht ist das, bei dem was alles auf uns zukommt, gar nicht m ehr das richtige Wort. Wir arbeiten dann nämlich nicht mehr acht Stunden am Tag, sondern dann, wenn wir etwas machen müssen. Oder wenn wir denken, dass wir es jetzt abarbeiten könnten. Oder ich könnte jetzt die und die Aufträge vergeben oder die und die Knöpfe drücken. Wir werden also flexibler sein und auch völlig neu denken müssen. Es wird ganz neue Grundsätze von Arbeit geben. Die Arbeit, so wie wir sie heute kennen, wird in zehn Jahren eine ganz andere sein. Gewohnheiten werden sich verändern. Die Absicherung wird sich verändern. Das Thema Rente und Krankenkasse. Da ist ganz viel Musik im Spiel. Auch ganz viel Unsicherheit. Was ist mit dem Sozialstaat? Nimmt der ab? Gibt es den in 20 Jahren überhaupt noch?

Wir müssen Unternehmer unseres Lebens werden

Und wir werden immer mehr Unternehmer unseres eigenen Lebens. Wir sind dann nicht mehr Angestellter und müssen dies und das, das hat ja eh schon abgenommen in den letzten Jahren, jetzt ist es dann so, dass wir im Endeffekt nur noch für uns zuständig sind. Das klingt so maximal liberal, aber ich denke, es wird wirklich so sein. Also auch im Unternehmen sind wir immer mehr eigener Unternehmer. Wir kriegen immer mehr Verantwortung und wir müssen immer mehr schauen, wo wir bleiben. Und wir werden sehen, dass ich den nächsten Jahren oder Jahrzehnten wahrscheinlich durch die Digitalisierung viele Arbeitsplätze wegrationalisiert werden. Da kommen dann neue Jobs und wir müssen uns immer wieder neu orientieren.

Wir werden als Mensch viel flexibler sein müssen. Das ist quasi der größte Umbruch dieser neuen Arbeitswelt.

Juliane: Wir müssen uns alle verändern und flexibler werden. Wo müssen wir noch an uns arbeiten? Wir haben ja alle auch unsere Denkmuster.

Frank: Wir müssen einfach verstehen, dass sich die Welt verändert. Wenn ich in Unternehmen bin, dann wird ganz oft gesagt: Die Abteilung müssen jetzt das und das… dann wird allerdings ganz oft nicht gesagt, warum das vonnöten ist, warum es Sinn macht. Es wird die aktuelle Welt gar nicht betrachtet, sondern nur gesagt, dass man in Zukunft das und das benötige. Dann sitzen viele da und fragen warum? Wichtig ist immer eine Art Standortbestimmung zu machen. Was ist jetzt? Was passiert gerade? Und wenn wir ins Hier und Jetzt gucken, dann sehen wir ja schon alles. Alles was in Zukunft prophezeit wird, gibt es auf eine gewisse Art jetzt schon.

Wenn also die Unternehmen jetzt sagen, dass sie flexibler werden müssen, dann liegt es daran, dass die Welt immer flexibler wird.

Im Projektmanagement und Consulting sagt man, dass wir in einer VUKA-Welt, einer volatilen Welt leben, eine Welt mit großen Schwankungen, eine unsichere Welt, wo wir nichts mehr vorhersehen können. Die Welt ist sehr komplex. Man kann auch gar nicht mehr alles so verstehen. Das a steht für ambiguious. Das ist mehrdeutig. Der Kunde reagiert so, weil so oder so oder so. Es gibt also mehrere Formen, wie man es deuten kann. Und in der Welt leben wir und deshalb müssen wir flexibler werden.

Wenn wir verstehen, dass wir in einer absolut irren Welt momentan leben, die komplex, unsicher, schwankend ist. Dass keiner sie wirklich deuten kann. Dann verstehen wir vielleicht auch, dass wir mit den alten Arbeitsweisen und Lebensverhältnissen irgendwie gar nicht mehr so richtig passt, sondern dass wir uns anpassen müssen. Wir müssen uns überlegen, wie wir in dieser Welt leben können. Das geht meiner Meinung nach durch ständige Reflektion und Freude. Das ist mir auch immer ganz doll wichtig. Wir müssen schauen, was passiert um uns herum (in meiner Firma, an meinem Arbeitsplatz, mit meinen Fähigkeitn … ) aber auch auf der Makro-Ebene. Was passiert global. Was sind Entwicklungen, was sind die Trends? Und dann muss ich mich eventuell auch neu orientieren. Und mit Freude meine ich, dass man Freude daran hat, diese Veränderungen auch als gut anzusehen, weil wir tendenziell Angst vor Veränderungen haben. Das ist auch evolutionstechnisch bedingt. Freude kann da zu einem Kompass werden.

Bei mir ist das auch so. Ich habe Angst vor Veränderungen und bei mir gibt es viele Veränderungen. Ich habe aber auch eine große Freude daran. Zu sagen, du musst keine Angst haben, ist der falsche Weg. Man sollte lieber sagen: ja, alles wandelt sich, aber es kann auch ganz viel Freude machen mitzugehen und neue Dinge auszuprobieren. Das macht das Leben auf einmal vielschichtig und spannender und das wünsche ich jedem mit dem ich in Kontakt komme. Das sage ich auch bei jedem Vortrag, bei jedem Workshop.

Die Freude muss dabei sein, denn wenn die nicht dabei ist, dann haben wir Angst und dann verkrampfen wir und verlieren wir irgendwie den Draht zu einer besseren Zukunft.

Juliane: Wie können Unternehmen da ihren Mitarbeitern helfen, dass sie weniger Angst und mehr Freude haben?

Frank: Das ist eine gute Frage. Diese Frage stelle ich auch den Unternehmen immer direkt. Wie können Sie es jetzt schaffen, dass alle Freude haben? Im Grunde genommen ist es genau das Gleiche: Sie müssen verstehen, dass sich die Welt verändert und da fängt es schon an.

Ich war im Juli in einem Unternehmen und habe gesagt, dass die Kunden immer cleverer werden. Da antwortete einer, nein bei uns werden die Kunden immer dümmer. Da dachte ich so, ja, aber wieso sagst du das? Er antwortete dann: Ja, unsere Kunden werden immer dümmer und wir nutzen das schamlos aus. In dem Moment hatten wir nen Cut, weil die Menschen werden cleverer, also generell. Das ist ein Trend. Wir informieren uns mehr. Alle Informationen stehen im Internet. Der Kunde wird immer cleverer. Und natürlich gibt es eine dumme Zielgruppe. Ich kann also als Unternehmen sagen, ich konzentriere mich auf die Dummen mit weniger als einen IQ von 80. Das ist jetzt meine Zielgruppe. Trotz allem sollte man wertschätzend sein. Das ist ein Mindset. Wenn man wirklich nur darauf aus ist, Kunden auszubeuten. An dieser Stelle hört es bei mir auf. Wertschätzung ist ein ganz wichtiger Punkt.

Es geht um das Mindset und Glaubenssätze. Glaube ich an eine gesunde Arbeitswelt? Glaube ich an tolle Mitarbeiter und tolle Kunden? Damit steigt und fällt alles. Unternehmen, die verstehen, dass wir in dieser wirren Welt leben und das Ganze nur gemeinschaftlich funktioniert. Mit tollen, zufriedenen und gesunden Mitarbeitern. Diese Unternehmen gehen in die Zukunft und diese entwickeln dann auch Programme und geben dann auch Verantwortung an ihre Mitarbeiter ab. Da sitzt dann also nicht mehr der König, der alles vorgibt, sondern es wird dem Marketing oder Vertrieb die Möglichkeit gegeben eigene Ideen zu entwickeln. Denn diese Mitarbeiter sind am Kunden und bekommen den Wandel mit.

Neue Organisationsformen aufbauen – agil ist ein Wort, das immer wieder fällt

Was müssen wir tun, um schneller reagieren zu können. Was müssen wir tun, damit die Mitarbeiter mehr Freiräume bekommen? Wie können wir Kreativität fördern?
Gerade, die die im operativen Geschäft arbeiten, haben keine Zeit für Kreativität. Das habe ich gerade auf einem Workshop erlebt. Wir haben tolle Ideen entwickelt und als ich dann fragte, wie sie die nun umsetzen werden, sagten alle, dass sie dafür keine Zeit hätten.

Man kann so viel machen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Aber im Endeffekt geht es darum, sich zu trauen. Da geht es einfach um Trial and error. Man probiert neue Dinge aus und entweder sie funktionieren, oder sie funktionieren nicht.

Wichtig ist, dass man Fehler machen darf.

Das ist wichtig. Denn in einer Welt, wo man nichts mehr voraussehen kann, weil alles unsicher und komplex ist, da müssen Fehler einfach geduldet werden, weil nur dadurch manchmal auch gute Dinge entstehen. Es gibt im Grunde genommen 50 bis 60 Dinge, die Unternehmen tun können, aber sie müssen es probieren und das machen sie immer noch viel zu wenig. Man merkt aber auch hier, dass sich etwas bewegt.

Juliane: Alles, was du jetzt so ein bisschen beschrieben hast, dass die Mitarbeiter mehr Verantwortung bekommen sollen. Es erinnert mich sehr an das Buch „The Big 5 for Life“ von John Strelecky, das ich gerade gelesen habe. Welche Bücher haben dich denn besonders inspiriert.

Frank: Das ist sehr witzig, denn „The Big 5 for Life“ ist auch das Buch, was mich am meisten inspiriert hat. Ein super Buch!

Juliane: Ich habe es auch gerade zu Ende gelesen. Die Geschichte hat mich doch sehr berührt und ich denke, dass muss ich auch noch einmal lesen, denn da kann man immer wieder auch Dinge für sich rausnehmen.

Frank: Ich habe es, glaube ich, fünf Mal gelesen. Und immer wieder kamen neue Dinge, die man aufgesaugt hat. Dieses Buch hat mich wirklich am meisten inspiriert, denn es war eines der ersten zu dieser Thematik. Also, wie entwickelt man sich persönlich. Wie bleibt man zukunftsfähig? Und mit zukunftsfähig meine ich jetzt nicht unbedingt wie ich meinen Marktwert steigern kann, oder die meisten Kunden gewinne. Sondern es geht einfach darum, wie ich ein zufriedeneres Leben führen kann.

The Big 5 for Life“ hat mir gezeigt, dass jeder ein eigenes Leben hat und am Ende gibt es dieses Museum. Mein großer Traum ist es, dann irgendwann in meiner Altbauwohnung zu sitzen mit Blick auf Alster, Spree oder Rhein und dann habe ich da einen Raum und das ist das Museum drin. Mein Museum – was habe ich erlebt? Da stehen schon viele absurde Sachen drinnen wie z.B. der Quatsch Comedy Club oder der Nightwash Auftritt. Das steht dann in dem Museum und man ist stolz drauf. Und zwei oder drei Jahres stehen da ganz andere Dinge drin z.B., dass man etwas bei SAP machen konnte. Oder ein Selfie mit irgendwelchen CEOs von Banken. Und anhand der letzten drei Tage sehe ich da schon gewaltige Veränderungen bei mir und wenn ich das weiterdenke, wenn ich dann 70 oder 80 bin und dann darauf zurückblicke, was ich alles erlebt habe. Und wenn sich viel verändert und wir uns immer wieder auch verändern müssen, dann entsteht ein ganz vielschichtiges Museum unseres Lebens. Das ist auch meine Vision des Lebens, dass ich ein spannendes persönliches Museum habe, wo Menschen bereit sind vier Euro Eintritt zu zahlen.

Juliane: Ich fand es auch sehr spannend, wie beschrieben wurde, dass man sich, auch wenn man schon gestorben ist, sich immer weiter in diesem Museum aufhalten muss. Wenn man nun also unzufrieden mit seinem Job war, dann finden sich da ganz viele schlechte Facetten in diesem Museum und man wird ständig noch daran erinnert. Der Wink mit dem Zaunpfahl also, dass man viele gute Tage hat, damit auch das Museum viele gute Erinnerungen aufbewahrt.

Der Aufruf quasi zur Veränderung des eigenen Lebens.

Juliane: Gibt es noch ein anderes Buch, das dich sehr inspiriert hat?

Frank: Es gibt viele. „The Big 5 for Life“ hat wirklich reingehauen. Ich lese wirklich viel, aber ich lese auch nur viel an. Was ich in den letzten Monaten mehrfach gelesen habe ist „Steal like an artist“ von Austin Kleon. Er sagt, dass wir ja im Grunde genommen immer nur von anderen klauen. Innovationen entstehen ja nicht, weil da jemand im stillen Kämmerlein rumprobiert, sondern wir sind ständig inspiriert. Das ist ein richtig gutes Buch, weil man es auch in kurzer Zeit durchlesen kann. Er erzählt z.B. dass man sich z.B. in der Bahn mit jemanden unterhält und dadurch wird man inspiriert und plötzlich z.B. einen Monat später bekommt man aufgrund dieses Gesprächs eine Idee und setzt diese um. Das ist genial. Und das hat mir auch gezeigt, dass dieses Im-stillen-Kämmerlein-sitzen nichts bringt.

Das Leben findet draußen und mit anderen Menschen statt. Dort entstehen die Synergien und Interaktionen und Innvationen.

Ein wirklich gutes Buch und auch nicht teuer. Dann habe ich natürlich auch viele Klassiker gelesen, wie die 4-Stunden-Woche von Tim Ferriss. Das Wichtigste, was ich mir aus diesem Buch gezogen habe, war das Pareto-Prinzip und auch das Parkinsonsche Gesetz.

Lieber unperfekt starten, als gar nicht starten. Sich nicht mit seinem eigenen Perfektionismus im Weg stehen.

Sich aufstellen, sich vernetzen und dann Feedback einsammeln. Nach dem Lean-Startup-Prinzip, was auch ein wirklich gutes Buch ist.

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Juliane: Was möchtest du unseren Hörern noch mit auf den Weg geben?

Frank: Was ich eben schon sagte: trial and error. Probiere dich aus und schaue, was funktioniert. Hole dir so schnell wie möglich Feedback. Man hat eine geniale Idee im Kopf und dann geht man damit raus und bemerkt, dass sie doch nicht so genial ist.

Probiere dich aus. Habe Freude an deinem Tun. Lege dir Werte fest, nach denen du Leben möchtest und Spaß am Leben.

Juliane: Vielen Dank für dieses inspirierende Interview.

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Redaktion

Juliane Benad

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