Fremdfinanzierung für Start-ups – Vor- und Nachteile verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten

Fremdfinanzierungsmöglichkeiten für Start-ups

Um den Finanzierungsbedarf junger Start-ups in der Wachstumsphase zu decken, kommen unterschiedliche Möglichkeiten infrage. Neben der wohl modernsten Art – dem Crowdfunding – können auch Risikokapitalgeber, Business Angels oder Institutionen frisches Geld zur Verfügung stellen. In diesem Artikel sollen die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten und deren Vor- und Nachteile genauer beleuchtet werden.

Crowdfunding

Wie man bereits aus dem Wort schließen kann, investiert beim Crowdfunding eine Gruppe von Personen Kapital in ein bestimmtes Projekt oder eine vielversprechende Idee. Im Internet treffen sich Kapital- und Ideengeber auf Plattformen wie beispielsweise Kickstarter oder Startnext. Dort kann sich prinzipiell jeder anmelden und seine Idee veröffentlichen. Falls das Finanzierungsziel durch das Geld der Unterstützer erreicht wird, kann mit der Verwirklichung des Projektes begonnen werden. Im Gegenzug erhalten die Kapitalgeber, also die Crowdfunder, eine Belohnung für die entgegengebrachte Unterstützung. Je größer das investierte Kapital, desto größer die entgegengebrachte Belohnung seitens der Gründer. Bei kleinen Summen könnte das bei dem Crowdfunding eines Dokumentarfilms beispielsweise eine digitale Kopie sein, wohingegen bei großen Summen auch ein Eintrag in die Credits erfolgen kann.

Vor- und Nachteile von Crowdfunding

Ein großer Vorteil des Crowdfunding ist, dass die Entscheidungsgewalt weiterhin bei den Gründern des Unternehmens bleibt. Darüber hinaus kann es bei guten Projekten zu viralen Effekten kommen. Verbreitet sich beispielsweise eine Idee rasant über die sozialen Netzwerke, so wächst die Zahl der Unterstützer enorm an und das Projekt ist im Handumdrehen finanziert. Die Unterstützer, die sich mit einer beliebigen Geldsumme beteiligen können, dienen zudem als Markenbotschafter. Sie identifizieren sich stark mit der Idee und verhelfen dem Projekt zu einem höheren Bekanntheitsgrad.

Eine gute Crowdfunding-Kampagne muss allerdings auch sorgfältig geplant werden. Die Start-ups müssen viel Content auf Social Media und anderen Kanälen bereitstellen, um potenzielle Kapitalgeber von dem Mehrwert ihrer Idee zu überzeugen. Eine Garantie, dass letztendlich genug Kapital gesammelt wird, gibt es nicht. Ein weiterer Nachteil ist die Gefahr des Ideenklaus, da durch die frühzeitige Veröffentlichung natürlich auch Mitbewerber angezogen werden. Auf der Seite der Kapitalgeber besteht zudem die Gefahr, dass vorfinanzierte Projekte nicht umgesetzt werden und die Investoren keine Belohnung für ihr bereitgestelltes Geld erhalten.

Venture-Capital

Eine weitere Möglichkeit ist die Finanzierung durch Risikokapital, im Englischen Venture-Capital genannt. Dabei investieren Beteiligungsgesellschaften Geld mit dem Ziel, später die Anteile der Start-ups gewinnbringend zu verkaufen. Neben Kapital stellen diese Gesellschaften auch Beratungsleistungen zur Verfügung. Im deutschsprachigen Raum dürfte Rocket Internet einer der bekanntesten Risikokapitalgeber sein. Das von den Samwer-Brüdern gegründete Unternehmen hält Anteile an über 200 Unternehmen, die auf sechs Kontinenten verteilt sind.

Vor- und Nachteile von Venture-Capital

Ein enormer Vorteil dieser Finanzierungsform ist die Unterstützung durch den Risikokapitalgeber. Diese Beteiligungsgesellschaften haben bereits etliche junge Unternehmen auf die Erfolgsspur gebracht und diese zu gestandenen Marktteilnehmer gemacht. Die Venture-Capital-Geber wissen also genausten darüber Bescheid, wie Start-ups in der Wachstumsphase agieren sollten und was dabei zu beachten ist. Darüber hinaus muss für das zur Verfügung gestellte Kapital keine Zins- und Tilgungszahlungen geleistet werden, da es sich um Eigenkapital handelt. Die Eigenkapitalquote steigt dadurch, was wiederum die Verhandlungsposition bei Banken und anderen Fremdkapitalgebern erheblich verbessert.

Der Investor erhält dadurch allerdings auch ein Mitspracherecht auf die künftigen strategischen Entscheidungen des Unternehmens. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass der Gründer nicht mehr alleinverantwortlich den Kurs des Unternehmens bestimmen kann. Da der Investor in erster Linie einen möglichst hohen Wertzuwachs für seine Anteile realisieren möchte, kann dies zu unterschiedlichen Ansichtsweisen zwischen Investor und Gründer führen.

Business Angel

Ein Business Angel (BA) ist in den meisten Fällen eine Person, die durch den Verkauf oder den Börsengang eines eigenen Unternehmens über viel Kapital verfügt. Dieser Business Angel stattet das Start-up mit Kapital aus und erhält im Gegenzug Anteile am Unternehmen. Neben der finanziellen Beteiligung unterstützt der BA den Gründer mit seiner Erfahrung und seinem breiten Know-How. Darüber hinaus können die Start-ups über den Business Angel auf ein weitreichendes Netzwerk zurückgreifen und dieses für ihre Zwecke nutzen. Im Unterschied zu Venture-Kapitalgebern investieren Business Angels meist zu früheren Zeitpunkten und leisten eine intensivere Beratung. Neben bekannten Fernseher-Sendungen wie Höhle der Löwen können Start-Ups auch über Plattformen wie beispielsweise Venturate Kontakt mit infrage kommenden Business Angels aufnehmen.

Vor- und Nachteile von Business Angels

Wie beim Venture-Capital auch, profitieren die Gründer von der gesteigerten Eigenkapitalquote bei Bankengesprächen und Verhandlungen mit anderen Investoren. Der Business Angel kann eine große Hilfe bei der Umsetzung einer innovativen Geschäftsidee sein, da er meist ein erfahrener Kenner der Branche ist. Im Gegensatz zu Risikokapitalgebern handelt es sich bei Business Angels also eher um Partner, die eine langfristige Geschäftsbeziehungen anstreben. Diese Art der Finanzierung erfreut sich einer immer steigenden Beliebtheit, da sie wie Schutzengel vor Gefahren schützen und den Gründern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nachteilig an dieser Art der Finanzierungsform ist wie beim Venture-Capital auch, dass man künftig nicht mehr die volle Kontrolle über das eigene Unternehmen hat und Mitspracherechte gewähren muss.

Einrichtungen und Institutionen

Um das Thema Entrepreneurship aktiv zu fördern, stellt der Bund diverse staatliche Fördermittel für die Finanzierung junger Start-ups zur Verfügung. Auf EU-, Bundes- und Landesebene gibt es mehrere Tausend verschiedener Förderprogramme für Existenzgründer. Oft bleiben diese Fördertöpfe unverwendet liegen, da sich viele Start-ups nicht mit den Finanzierungschancen durch öffentliche Fördermittel beschäftigen. Meist handelt es sich um Wettbewerbe, wo man eine Jury von seiner Idee überzeugen muss (Pitch). Die einzige Voraussetzung für die Teilnahme an diesen Wettbewerben ist die Existenz eines Business Plans, welcher eine detaillierte Finanzplanung für die ersten Jahre enthält. Neben der Teilnahme an Wettbewerben kann man auch über Landes-Förderbanken an zinsvergünstige Kredite gelangen, die speziell auf Unternehmensgründer zugeschnitten sind.

Vor- und Nachteile der Finanzierung durch Einrichtungen und Institutionen

Bei dieser Art der Unternehmensfinanzierung behalten Gründer die Kontrolle über ihr Unternehmen und müssen keine Anteile abgeben. Neben der finanziellen Beratung stellen die Institutionen auch oft zusätzliche Leistungen wie beispielsweise eine persönliche Beratung zur Verfügung. Da es sich in den meisten Fällen um geschenktes Geld handelt, lohnt sich eine Bewerbung auf diese Fördermittel definitiv. Man muss nur aus der unglaublichen Vielfalt von Förderprogrammen das Richtige für sein Gründungsvorhaben identifizieren.

 

Redaktion

Moritz Bauer + Laurin Krämer

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