Scheinselbstständigkeit vermeiden: Darauf solltest du unbedingt achten! (Gastbeitrag)

In unserer schnelllebigen und flexiblen Arbeitswelt sind Freelancer-Verträge ein Muss, um die freie Mitarbeit zwischen dir und deinen Auftraggebern klar zu regeln. Egal, ob du als Freelancer deine Dienste anbietest oder als Unternehmen externe Expertise suchst, ein gut durchdachter Vertrag schützt beide Seiten und stellt sicher, dass die Erwartungen von Anfang an klar definiert sind. In diesem Artikel erfährst du, warum ein Freelancer-Vertrag für Freelancer besonders wichtig ist und was genau er beinhalten sollte.

Warum brauche ich einen Freelancer-Vertrag?

Scheinselbstständigkeit: Ohne einen klaren Freelancer-Vertrag besteht für dich die ernsthafte Gefahr der Scheinselbstständigkeit, welche schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen kann. Im schlimmsten Fall machst du dich wegen Sozialversicherungsbetrugs strafbar oder musst Steuern nachzahlen. 

Versteckte Arbeitnehmereigenschaft: Die Scheinselbstständigkeit wird dann zum Problem, wenn du in Wahrheit kein freier Mitarbeiter, sondern ein Arbeitnehmer bist. Ein Freelancer-Vertrag hilft dir bei der Vermeidung der Arbeitnehmereigenschaft, wenn du dich an die Regelungen im Vertrag hältst.


Wie unterscheide ich Freelancer und Arbeitnehmer?

Mehrwertsteuer: Als Freelancer bist du ein eigenständiger Unternehmer, der seinen Auftraggebern Rechnungen mit 19% Mehrwertsteuer ausstellt und keine Lohnsteuer zahlen muss. 

Keine Weisungsgebundenheit: Du agierst unabhängig von direkten Weisungen und genießt die Flexibilität, Ort und Zeit deiner Arbeit frei zu wählen.

Keine Abhängigkeit: Anders als Arbeitnehmer stehst du als Freelancer in keinem Abhängigkeitsverhältnis und darfst gleichzeitig für verschiedene Auftraggeber tätig sein, ohne in die Organisation des jeweiligen Auftraggebers eingegliedert zu sein. 

Weitere Abgrenzungskriterien: Die formelle Abgrenzung zwischen Freelancern und Arbeitnehmern ist nicht immer eindeutig. Verschiedene Kriterien wie die Art der Vergütung, die Bezeichnung des Rechtsverhältnisses sowie die Regelung der Steuern und Sozialversicherungsbeiträge spielen dabei eine Rolle, allerdings lassen sie allein keine zwingenden Schlussfolgerungen zu.

Sind Freelancer und Freiberufler das Gleiche?

Freelancer sind freie Mitarbeiter: Die Begriffe Freelancer und Freiberufler werden oft verwechselt. Freelancer sind freie Mitarbeiter, die keine herkömmlichen Arbeitnehmer im traditionellen Sinne sind. 

Freelancer sind meist keine Freiberufler: Im Gegensatz dazu bezieht sich der Begriff Freiberufler auf spezifische Berufe wie Ärzte, Rechtsanwälte, Architekten, etc. Freiberufler können jedoch auch Freelancer sein, solange sie keine Arbeitnehmer sind. Die meisten Freelancer, wie beispielsweise Entwickler oder Designer, sind jedoch keine Freiberufler.

Was sind die Must-haves in einem Freelancer-Vertrag?


Vertragsgegenstand: Zunächst ist es entscheidend, den Vertragsgegenstand klar und präzise zu definieren, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden. Eine ungenaue Beschreibung der Tätigkeiten kann dazu führen, dass Weisungsrechte ausgeübt werden müssen, was wiederum als Indiz für das Vorliegen eines Arbeitsverhältnisses interpretiert werden kann.

Vergütung: Um solche Indizien zu vermeiden, empfiehlt es sich, eher eine Pauschalvergütung zu vereinbaren, während Stunden-, Tages-, Wochen- oder Monatshonorare eher als Anzeichen für eine Arbeitnehmereigenschaft gesehen werden könnten. Eine Vergütung nach Zeit ist jedoch akzeptabel, wenn andere Indizien vermieden werden. 

Geistiges Eigentum: Soweit nichts Abweichendes vereinbart wird, behältst du als Freelancer die geistigen Eigentumsrechte an deinen Arbeitsergebnissen. In der Regel werden diese Rechte jedoch durch eine entsprechende Klausel auf deinen Auftraggeber übertragen. 

Haftung: Als Freelancer haftest du grundsätzlich für die selbst oder von deinen Erfüllungsgehilfen vorsätzlich oder grob fahrlässig verursachten Schäden. Daher ist der Abschluss einer Haftpflichtversicherung, die solche Schäden abdeckt, ratsam.

Kündigung: Die Kündigungsfrist sollte je nach Vereinbarung der Vergütung angepasst werden. Beispielsweise kann ein Freelancer-Vertrag mit Pauschalvergütung jederzeit gekündigt werden, während sich die Kündigungsfrist bei Vergütung nach Arbeitszeit nach dem jeweiligen Zeitabschnitt (Stunden, Tage, Wochen, Monate, etc.) richtet.

Wie vermeide ich eine Scheinselbstständigkeit?

Dokumentation: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass du den Freelancer-Vertrag aktiv umsetzt und die Einhaltung der vertraglichen Vereinbarungen nachweisen kannst. Dazu gehört nicht nur die eigentliche Arbeitserbringung, sondern auch die Dokumentation aller relevanten Aktivitäten. Dazu zählen beispielsweise Freelancer-Verträge mit anderen Auftraggebern, die Nutzung einer externen E-Mail-Adresse für die Kommunikation mit dem aktuellen Auftraggeber und die Erfassung unregelmäßiger Arbeitszeiten. 

Statusfeststellungsverfahren: Mit dem Statusfeststellungsverfahren bei der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung kannst du feststellen lassen, ob du Selbstständiger oder Arbeitnehmer bist. Stellt die Behörde fest, dass du selbstständig bist, hast du keine Scheinselbstständigkeit zu befürchten. Mit einer Statusfeststellung genießt du Vertrauensschutz gegen abweichende Auffassungen von Behörden und Gerichten.

Statusfeststellungsklage: Bei späteren Unstimmigkeiten über den Beschäftigungsstatus können Freelancer und Auftraggeber durch eine Statusfeststellungsklage vor den Arbeitsgerichten eine Klärung herbeiführen. Indem sich die Parteien an die Regelungen des Freelancer-Vertrags halten, kann das Risiko einer Scheinselbstständigkeit effektiv minimiert werden.


Fazit

Alles in einem: Docues Vorlage für Freelancer-Verträge ermöglicht es dir, deinen Freelancer-Vertrag zu erstellen, anzupassen, elektronisch zu unterzeichnen, zu speichern und zu verwalten – alles an einem Ort. 

Auf der sicheren Seite: Auf Docues Plattform wirst du Schritt für Schritt durch den Erstellungsprozess deines Freelancer-Vertrags geführt. So stellst du sicher, dass dein Freelancer-Vertrag deinen Vorstellungen entspricht und du deine Scheinselbstständigkeit vermeiden kannst.

Redaktion

Vincent-Marc Plautz

Vincent Plautz ist Managing Director & Head of Legal der Docue Technologies Germany GmbH

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