Interview mit Christian Müller: Wenn sich Angestelltenverhältnis und nebenberufliche Selbständigkeit positiv beeinfussen

Für unsere neue Sidepreneur Podcast-Folge habe ich Christian Müller eingeladen und mit ihm über seine Projekte und das Thema nebenberufliche Selbständigkeit gesprochen. Neben seinen Learnings kannst du auch jede Menge Tipps für dein Business mitnehmen.

Hier kannst du dir den Podcast anhören:

Du liest lieber? Dann kannst du das Interview natürlich auch wieder in Schriftform genießen!

 

Peter: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Sidepreneur Podcasts. Heute habe ich Christian Müller zu Gast und freue mich, dass er sich die Zeit genommen hat und ich ihm ein paar Fragen stellen darf!

Christian: Hallo und danke für die Einladung! Ich freue mich, dass ich im Sidepreneur Interview sein darf!

 

Peter: Stell dich doch bitte unseren Lesern kurz vor.

Christian: Mein Name ist Christian Müller und ich bin als freiberuflicher Kommunikationsberater und als Stratege im Bereich Video unterwegs. Was mich von anderen Anbietern unterscheidet ist die Fokussierung auf soziale Träger und Kunden im Bildungsbereich. Das hat schlicht und einfach mit meinem Background zu tun.

Ursprünglich habe ich nämlich Sozialpädagogik studiert und war nach meinem Studium auch in der sozialen Arbeit tätig. Über das Bloggen, anfänglich hauptsächlich für das Blog Karrierebibel, bin ich dann nach und nach auch bei der professionellen Nutzung von Social Media gelandet.

Wohnhaft bin ich heute in der Nähe von Essen, was berufliche Gründe hat. Eigentlich bin ich aber gebürtiger Stuttgarter.

 

Peter: Du hast ja keinen stringenten Karriereweg von der Schule, über das Studium zu deiner jetzigen Tätigkeit verfolgt. Erzähl doch mal, wie es dazu kam, dass du von der sozialen Arbeit zu deinem jetzigen Business gekommen bist.

Christian: Mein aktuelles Hauptprojekt ist sozial-pr.net. Der erste Teil des Name liegt aufgrund meiner Zielgruppe nahe. PR deswegen, weil es noch am ehesten meiner Leidenschaft der Kommunikation entspricht. Ich kann mich komischerweise leider so gar nicht für das Wort Marketing begeistern, obwohl ich immer wieder auch Marketing Jobs übernehme.

Mein Einstieg in die Online-Welt hat, wie bereits erwähnt mit meinem Blogging für Karrierebibel begonnen. Damals hatte Jochen Mai, der Gründer der Seite, einen Praktikanten gesucht. Da ich immer schon gerne geschrieben habe, hab ich mich kurzerhand beworben und wurde genommen.

Mein Praktikum war sehr spannend und arbeitsreich. Da die Zusammenarbeit mit Jochen gut funktionierte, war ich im Anschluss fast vier Jahre als freier Autor für die Seite tätig.

Mein Engagement für Karrierebibel endete vor zwei Jahren, da ich beschloss mich aus Zeitgründen auf meine eigenen Projekte zu fokussieren. Ich bin aber für die Zeit dort sehr dankbar, da ich unglaublich viel gelernt habe und es im Endeffekt auch mein Türöffner in die Online-Welt war.

Das Blogging hat mich seitdem nicht mehr losgelassen und ich habe in der Zwischenzeit auch weitere Medienformate, wie Video und Audio dazu genommen. Neben meinem eigenen Podcast liebe ich es aber auch nach wie vor einfach zu schreiben!

Das kann man sehr schön daran sehen, dass ich neben sozial-pr.net auch noch weiteren Leidenschaftsprojekten nachgehe. Zum einen wäre da lebenskarriere.com zu nennen. Ursprünglich hat man unter der Domain meine Coaching-Plattform gefunden. Allerdings biete ich Coachings heute nur noch auf Zuruf an. Zum anderen blogge ich auch noch auf medium.com über die Themen Produktivität und Arbeitstechniken, weil ich mich wie jeder Sidepreneur gut organisieren muss. Zu guter Letzt bin ich auch noch im Team von zielbar.de und schreibe hier ab und an Artikel.

 

Peter: Ich würde gerne nochmal zu dem Punkt in deinem Leben zurückgehen, wo du dich entschieden hast was komplett Anderes zu machen, als du studiert hast. Wie kam es zu der Entscheidung? Bist du direkt All-In gegangen oder zunächst nebenberuflich gestartet?

Christian: Meine Arbeit für Karrierebibel lief fast zweieinhalb Jahre parallel zum meinem Angestelltendasein. Im nächsten Schritt habe ich mich dann dazu entschieden in Teilzeit auch im sozialen Bereich offline PR für ein Alten und Pflegeheim zu machen. Während dieser Tätigkeit habe ich aber schon gemerkt, dass ich gerne anders arbeiten möchte. Vor allem flexibler und moderner! Ich wollte viel mehr mit der Online-Welt zu tun haben und zum Beispiel auch Remote arbeiten.

Es hat dann aber nochmal ein Jahr gedauert, bis ich den Schritt in den Freiberuf gewagt habe. In den letzten 4 Jahren war ich dann Vollzeit als Freiberufler unterwegs, bevor ich im Januar diesen Jahres wieder zu einer Mischform aus Angestelltendasein und Freiberuf zurückkehrte.

 

Peter: Wir haben uns letztes Jahr auf der re:publica getroffen und da kam es mir so vor, als wärst du ein Verfechter der reinen Selbständigkeit. Ein Jahr später haben wir uns dann auf dem onlinemarketingrockstars Festival wiedergetroffen und ich war erstaunt, dass du den Weg zurück zur nebenberuflichen Selbständigkeit gegangen bist. Was hat dich daran gereizt diesen Schritt zu gehen und wie organisierst du dich?

Christian: Wahrscheinlich kam es auf der re:publica damals falsch rüber. Ich habe nie auf dem Standpunkt beharrt, selbständig zu sein.

Was für mich aber unverzichtbar ist, ist in einem Unternehmen zu arbeiten, dass mir ein flexibles Arbeitsmodell bietet und darüber hinaus muss ich auch einen Sinn in meiner Tätigkeit sehen. Außerdem sollte die Firma auch meine Begeisterung für die moderne Art von Kommunikation teilen. Einen Job mit diesen Kriterien zu finden, ist aber leider gar nicht so leicht.

Jetzt bin ich bei kreativekommunikationskonzepte.de gelandet, einer Content Marketing Agentur aus Essen. Hier ist es mir möglich spannende Projekte im Bereich (mobile) Video umzusetzen, was mich sehr gereizt hat! Gerhard Schröder (nein nicht der Altkanzler und auch nicht mit ihm verwandt 😉 ) hatte damals über einen längeren Zeitraum echtes Interesse an meiner Person gezeigt.

Ich war gerade an einem Punkt an dem ich mich entscheiden musste, ob ich sozial-pr von meiner Solopreneur Tätigkeit aus vergrößern sollte oder ob ich mich in einem Unternehmen engagieren möchte, bei dem ich das Potenzial sehe, mittelfristig nicht „nur“ Angestellter zu sein. Also ab einem gewissen Punkt unternehmerisch mitzuwirken.

Bei Kreative KommunikationsKonzepte könnte das sehr gut passen. Ich tue also jetzt etwas, was mir unglaublich Spass macht! Gleichzeitig habe ich aber die Möglichkeit meine freiberufliche Tätigkeit weiterzuverfolgen. Das war mir sehr wichtig, da mir die soziale Branche nach wie vor sehr am Herzen liegt und ich hier großen Nachholbedarf in moderner Kommunikation sehe. Hier habe ich wohl auch einen idealistisch missionarischen Antrieb.

Vom Zeitumfang bin ich offiziell 30 Std. für meinen Arbeitgeber tätig, was hin und wieder auch mehr sein kann. Im Gegenzug habe ich aber auch Freiheiten, wie Homeoffice, Remote und flexible Arbeitszeiten.

 

Peter: In deinem jetzigen Angestelltenverhältnis ist dein Arbeitgeber ja recht fortschrittlich, was das Arbeitsmodell angeht. Ich habe festgestellt, dass es oft auch kritisch gesehen wird, wenn man neben seinem Hauptberuf noch ein eigenes Business verfolgt. Eigentlich sehr Schade, da die Chancen dabei gar nicht gesehen werden. Bei dir hingegen habe ich das Gefühl, dass sich Hauptberuf und Selbständigkeit gegenseitig befruchten. Ist dieses Empfinden richtig?

Christian: Absolut, wobei ich mit den Begriffen Haupt- und Nebenberuf so meine Probleme habe. Formal ist es definitiv so, dass Kreative KommunikationsKonzepte mein Hauptberuf und sozial-pr mein Nebenberuf ist, aber für mich persönlich hat beides eine gleiche Gewichtung. Auch wenn mein Angestelltenverhältnis zeitlich einen größeren Zeitumfang einnimmt.

Es gibt übrigens immer wieder spannende Anknüpfungspunkte zwischen beiden Tätigkeiten, wodurch ich mich auch stetig weiterentwickeln kann.

Für mich war es einfach wichtig beruflich Ding zu bewegen, für die ich eine Leidenschaft habe. Das ist jetzt sowohl im meinem Hauptjob als auch bei meinen eigenen Projekten der Fall. Das schöne hierbei ist, dass ich nicht mehr zwischen Arbeit und dem was mir Spaß macht unterscheiden muss!

Organisatorisch waren die ersten zwei, drei Monate vom Zeit- und Organisationsmanagement schon sehr fordernd. Man muss ja plötzlich viel mehr Dinge unter einen Hut bringen.

Ich würde ja gerne behaupten, dass ich immer in festen Strukturen arbeite, aber das wäre dann glatt gelogen. Sagen wir mal so ich versuche es, was mir mal besser und mal schlechter gelingt. Allerdings benötige ich auch nicht an jedem Tag gleich straffe Strukturen.

 

Peter: Lass uns noch weiter in dein Organisationsmanagement einsteigen. Was sicherlich für viele unserer Leser interessant ist. Was sind deine drei größten Hürden bei deinem Sidepreneur Business?

Christian: Zum einen ist es der Zeitfaktor. Ich muss einfach mit einem limitierten Kontingent auskommen. Ich würde mir daher immer zuerst Gedanken machen, wieviel Zeit mir zur Verfügung steht. Dazu gehört auch eine knallharte Analyse, wie ich meine Zeit aktuell verbringe.

Zum anderen ist es die Priorisierung der Interessen. Du wirst feststellen, dass du auf erstaunlich viele Stunden am Tag kommst, die du leer verbringst. Hier meine ich nicht die Ruhezeiten. Die sind nämlich definitiv wichtig!

Es ist aber schon ein Unterschied, ob ich eine kreative Auszeit nehme oder mir eine Staffel einer Netflix Serie anschaue. Das gleiche gilt für Zeitfresser, wie das mal eben „kurze“ Ansehen von Youtube Videos oder das „schnelle“ Nachsehen, was sich so auf Facebook getan hat.

Der dritte Punkt wäre für mich das „Warum“ für eine nebenberufliche Selbständigkeit zu klären und festzulegen was mir das Ganze wert ist. Du wirst nie andere Freizeitaktivitäten einschränken, wenn dir nicht bewusst ist, wie wichtig dir das Projekt ist.

Der Rest ist dann eher eine Frage der Umsetzung!

 

Peter: Du hast es inzwischen geschafft, dir eine recht große online Reichweite aufzubauen. Wie bist du hier vorgegangen und welche Tipps kannst du geben?

Christian: Natürlich hatte ich zu Beginn die Starthilfe durch Karrierebibel. Als Autor hatte ich damals einfach schon eine gewisse Sichtbarkeit. Das alleine hätte aber nicht ausgereicht! Trotzdem kann ich dir als ersten Tipp mit auf den Weg geben, dich in bereits etablierten Projekten zu engagieren und so deine Starthilfe in Sachen Sichtbarkeit zu bekommen.

Nach deinen ersten Schritten musst du einiges an Ausdauer und Konsistenz mitbringen. Ich blogge zum Beispiel seit nunmehr über fünf Jahre und habe viele andere Blogger kommen und gehen gesehen. Es gibt natürlich auch einige Urgesteine, die das noch deutlich länger machen als ich, aber oft fehlt einfach die Konsistenz bei Blog-Projekten. Wenn du also Leidenschaft für ein Thema mitbringst, auf Qualität achtest und am Ball bleibst, dann klappt das auch.

Auch wenn ich heute eher weniger mit festem Redaktionsplan arbeite, habe ich in meiner Anfangszeit sehr intensiv mit diesem Tool gearbeitet, um eine gewisse Qualität zu gewährleisten. Heute ist es mir dann schon so sehr ins Blut übergegangen, dass ich an diesem Punkt keine besonders starren Strukturen brauche.

Bei den publizierten Inhalten kannst du durchaus auch mal deine (fachliche) Meinung kundtun, um eine Personal Brand zu werden. Nur wenn du auch mal Kante zeigst, können deine Mitmenschen herausfinden wofür du stehst.

Oft schwingt bei Blogger-Neulingen auch eine falsche Erwartungshaltung mit. Sie sind zum Beispiel schnell enttäuscht, weil sie nach drei bis sechs Monaten noch nicht so viele Besucher auf ihren Blogs haben, wie sie es sich erträumt hatten.

Was die Leute dabei nicht verstehen ist, dass relevante und absolute Reichweite in den meisten Fällen nicht identisch sind. Je nach Herangehensweise können auch wenige loyale Leser, Kunden oder Fans wertvoller sein, als wenn man nur auf Quantität setzt.

 

Peter: Ich habe mal gelesen, dass die meisten Blog-Betreiber in den ersten drei Jahren aufgeben. Dabei wird es in den meisten größeren Nischen mindesten drei Jahre dauern, bis man eine einigermaßen große Leserschaft aufgebaut hat. Deine Erfolgsformel lautet also Qualität & Ausdauer?

Christian: Und natürlich auch die Bereitschaft neue Medien/Kanäle auszutesten, um herauszufinden ob sie sich vielleicht lohnen könnten. Es gilt also immer Up to Date zu bleiben.

Aber ja was die Qualität und Ausdauer angeht ist es in den meisten Fällen so, dass du bei einem neuen Blog das erste Jahr mehr oder weniger für dich selbst schreibst. Was aber nicht bedeutet, dass du in den ersten 12 Monaten an der Qualität deiner Texte sparen könntest. Diese sind das Grundfundament für den späteren Erfolg! Wer also begreift, dass man kontinuierlich dran bleiben muss und sich bewusst macht, dass dieses Engagement immer fortlaufen ist, wird mit der Zeit immer bekannter werden.

 

Peter: Ich würde gerne abschließend mit dir über Outsourcing und deine Tools sprechen. Wie stehst du Outsourcing gegenüber und welche Tools sind bei dir im Einsatz?

Christian: Outsourcing ist absolut sinnvoll. Ich lagere selbst einige kleinere Arbeitsprozesse aus, bin aber nicht der größte Fan von virtuellen Assistenten. Das liegt vermutlich aber auch daran, dass ich durch meinen Background gerne den persönlichen Kontakt mit Menschen haben möchte. Und ja es ist mir bewusst, dass ich da ein wenig paradox bin, da ich durchaus viele meiner Auftragsarbeiten komplett Remote erledige. Ich weiß auch von Kollegen, dass sie virtuelle Assistenten prima in ihr Business integrieren konnten. Die Arbeit dich ich herausgebe, lagere ich aber eher an Leute aus, die ich auch persönlich kenne und schätze.

Besonders was die Buchhaltung und Steuern angeht möchte ich auf die Unterstützung meines Steuerberaters nicht mehr verzichten. Im Nachhinein hätte ich mir sehr viel Arbeit und Ärger sparen können, wenn ich mir hier früher fachkundige Hilfe gesucht hätte.

Wenn du über Outsourcing nachdenkst, halte unbedingt deine Arbeitsprozesse fest! Wenn du nämlich nicht erklären kannst wie eine Aufgabe erledigt werden soll, wie soll das dann die Person wissen, die dich unterstützt?

 

Peter: Nutzt du Tools zum festhalten deiner Workflows?

Christian: Als Listenmensch nutze ich Evernote sehr intensiv. Ich arbeite aber auch mit Trello, um Prozesse abzubilden. Viele meiner Kollegen arbeiten auch mit Mindmaps, was so gar nicht mein Fall ist. Probieren geht hier also auch über studieren. Finde einfach heraus mit welchem Ansatz du gut zurecht kommst.

 

Peter: Welche Tools nutzt du neben Trello und Evernote noch?

Christian: Um spannende Artikel zu kategorisieren und um sie später zeitversetzt lesen zu können nutze ich getpocket oder instapaper.

Als Social Media Management Tool nutze ich außerdem Buffer. Damit plane ich den Content für alle meine Kanäle voraus. Ich konzentriere mich dann in Echtzeit „nur“ noch auf die Reaktionen zu den veröffentlichen Beiträgen.

 

Peter: Nutzt du auch Dienste für dein Zeitmanagement?

Christian: Ja zum Beispiel ToDo von Microsoft. Das ist der Nachfolger von Wunderlist.

Was To Do Listen angeht, kann ich jedem auch mal wieder klassisch Papier und Stift empfehlen! Gerade die Punkte, die ich täglich abarbeiten möchte, kann ich so ideal strukturieren.

 

Peter: Vielen Dank Christian für die vielen Tipps und Insights! Wenn unsere Leser online mit dir in Kontakt treten wollen, wo können sie das tun?

Christian: Sie finden mich unter anderem auf:

 

Peter: Zu guter Letzt möchte ich noch ankündigen, dass wir dich demnächst auch öfter hier auf Sidepreneur lesen werden, ohne zu viel verraten zu wollen. Wir freuen uns schon sehr darauf!

 

 

Redaktion

Peter-Georg Lutsch

Als Gründer der Sidepreneur® Plattform unterstütze ich seit über 7 Jahren nebenberufliche Gründer*innen dabei, ihre Geschäftsideen umzusetzen und ihr Unternehmen erfolgreich aufzubauen.

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