Pricing – warum Pricing so wichtig ist und wie man den richtigen Preis für sein Angebot findet
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Willkommen zum Interview über das Thema Preisstrategie
Juliane: Heute sprechen wir über das Thema Preise. Es geht nicht um die Preise, die man gewinnen kann, sondern Preise, die wir für unsere Produkte oder für unsere Dienstleitungen aufrufen können.
Setzt du deine Preise selbstbewusst an?
Mir persönlich fällt es immer noch hier und da schwer, meine Preise selbstbewusst nach außen zu vertreten, auch wenn ich weiß, wie viel Arbeit und Zeit es macht, eine gute Strategie zu erstellen oder eben auch zu beraten. Da ist, trotz allem, immer wieder so dieser kleine Haken, sich da hinzustellen und selbstbewusst zu sagen „Das ist hier mein Tagessatz“ oder „Das ist hier mein Stundensatz“.
Ich bin sehr gespannt, welche Tipps wir hier heute von unserer Interviewpartnerin bekommen. Mein Wunsch ist, dass sich auch bei meinem eigenen Mindset etwas verändert und dass wir zu den Preisen, die wir aufrufen, stehen und gut davon leben können. Natürlich vor allem auch gut damit verdienen und uns so ein gutes Leben ermöglichen können.
Kathrin Härles Side-Business zum Thema Preisstrategie
Ich freue mich, dass ich Kathrin Härle heute im Interview habe. Sie hat sich zum Thema Preis und Preisstrategie ein Side-Business aufgebaut.
Hallo Kathrin. Ich freue mich, dass du heute im Sidepreneur Podcast dabei bist.
Kathrin: Vielen Dank, liebe Juliane. Ich freue mich auch total, dass ich heute als Interviewgast bei dir sein darf.
Juliane: Stell dich doch gern mal vor. Wer bist du? Wo lebst und arbeitest du? Was ist dein Side-Business?
Der Preis ist ein wichtiger Qualitätsindikator
Kathrin: Ich bin 30 Jahre alt und komme aus Süddeutschland, lebe aber seit ca. 7 Jahren in der Schweiz auf der Südseite des Bodensees.
Ich bin Expertin für das Thema Pricing, also Preisgestaltung.
Das Thema ist für jeden Unternehmer super wichtig und spannend und zwar aus vier verschiedenen Gründen: Zum einen ist der Preis sehr wichtig für die wahrgenommene Qualität deines Angebots. Sprich, wenn du beispielsweise ein Premiumangebot gestalten und am Markt erfolgreich platzieren möchtest, dann braucht es auch einen entsprechenden Premiumpreis, damit der Kunde dein Angebot tatsächlich auch so wahrnehmen kann.
Der Preis ist der wirksamste Hebel zur Gewinnsteigerung
Zum anderen ist der Preis der wirksamste Gewinntreiber. Dessen sind sich viele Unternehmer nicht bewusst. Fast alle Unternehmer sind daran interessiert, ihre Gewinne zu steigern. Dafür hat man grundsätzlich drei verschiedene Hebel zur Verfügung: Man kann Kosten senken, seine Stückzahl erhöhen oder aber die Preise erhöhen.
All diese drei Maßnahmen sind geeignet, um die Gewinne zu erhöhen. Aber der Preis ist der wirksamste Gewinntreiber.
Pricing Power entscheidend beim Verkauf deines Side-Businesses
Außerdem entscheidet deine Pricing Power über den Wert deines Unternehmens für potentielle Investoren. Du als Leser möchtest dir vielleicht ein Unternehmen aufbauen mit dem Ziel, es irgendwann gewinnbringend zu verkaufen. Auch hierfür ist das Thema Pricing super wichtig. Die Investorenlegende Warren Buffet* hat es einmal folgendermaßen auf den Punkt gebracht: Für ihn ist die Pricing Power der wichtigste Faktor eines Unternehmens. Als Pricing Power bezeichnet man die Fähigkeit eines Unternehmens, hohe Preise am Markt durchzusetzen. Ein ganz gutes Beispiel dafür ist Apple.
Preis als Wertschätzung deiner Leistung
Der vierte Punkt hängt damit zusammen, was du in der Einleitung schon erwähnt hast: Der Preis, den du bei Kunden verlangen kannst, entscheidet darüber, ob du dich für deine Leistung wertgeschätzt und anerkannt fühlst.
Assistentin im Konzern wird Leiterin „Pricing“
Jetzt fragst du dich vielleicht, wie ich zum Thema Pricing gekommen bin. Ich hatte ursprünglich einen ganz „normalen“ Lebenslauf. Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert und bin schon während dem Studium über ein Praktikum zu Bosch gekommen und bis heute dort geblieben. Ich habe nach dem Master als Assistentin der Geschäftsleitung angefangen, weil ich noch nicht so richtig wusste, was ich machen möchte. Davon habe ich mir erhofft, dass ich in der Funktion noch einmal Einblick in verschiedene Abteilungen bekomme.
Dieser Plan ist zu meinem Glück total aufgegangen: Nach meiner Assistenzzeit ist unser Marketingleiter auf mich zugekommen und hat mir die Leitung des Pricings übertragen. Ich habe dann ein kleines Team übernommen. Gemeinsam sind wir verantwortlich dafür, die Preise für ungefähr 70.000 Artikel für mehr als 50 Länder zu gestalten. Dazu gehört auch, die entsprechenden Preisstrategien und Prozesse zu definieren und umzusetzen.
Pricing vereint das Beste aus verschiedenen Unternehmensbereichen
Für mich ist Pricing ein absoluter Traumjob, weil man in verschiedene Bereiche des Geschäfts Einblick bekommt und man das Beste aus den verschiedenen Welten zusammenbringen muss: Man ist nicht nur nahe am Kunden und am Kundennutzen, sondern auch am Produkt selber, an der Unternehmensstrategie und an den Kosten und der Profitabilität. Darüber hinaus fließen in meine Arbeit Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie ein. Auch das Thema Mindset ist ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Pricing.
Hauptjob gibt Idee zum Side-Business
Juliane: Wir sind ja jetzt hier im Sidepreneur Podcast, der sich ganz speziell an Menschen richtet, die z.B. einem Hauptjob in Form einer Anstellung nachgehen und nebenberuflich versuchen, entweder den Traum einer Geschäftsidee zu verwirklichen oder sich ein zweites finanzielles Standbein aufzubauen.
Du bist in der Marketingabteilung bei Bosch im Bereich Pricing angestellt. Hat sich deine Side-Business-Idee aus der Tätigkeit deines Hauptjobs entwickelt?
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Viele (angehende) Unternehmer sind sich in der Preisgestaltung unsicher
Kathrin: Absolut. Bei mir war es so: Seit ich vor 3 Jahren die Leitung des Pricings übernommen habe, kommen immer wieder Unternehmer und angehende Gründer aus meinem Umfeld auf mich zu und suchen Rat beim Thema Pricing. Dabei spüre ich häufig eine große Unsicherheit. Daraus hat sich Stück für Stück mein Side-Business ergeben und auch meine Mission.
Juliane: Seit wann machst du dein Side-Business jetzt?
Kathrin: So richtig seit ungefähr einem Jahr.
Mission „Verdiene, was du verdienst“
Juliane: Wunderbar. Du hast gerade schon anklingen lassen, dass du eine Mission hast, die lautet „Verdiene, was du verdienst“. Ich finde es immer total bemerkenswert, wenn Personen oder Unternehmer/innen eine starke Vision haben. Wie kam es dazu, dass sich diese Mission und Vision für dich so ergeben hat?
Schlüsselerlebnis im Gespräch mit einer Personaldienstleisterin
Kathrin: Ich hatte im letzten Jahr ein Schlüsselerlebnis: Ich habe auf einer Veranstaltung eine Bekannte getroffen. Sie ist darauf spezialisiert, Unternehmen dabei zu unterstützen, die richtigen Führungskräfte auszuwählen. Dabei schaut sie nicht nur auf die Fähigkeiten der jeweiligen Person, sondern auch auf deren Werte und Ziele. Sie sorgt auf diese Weise dafür, dass diese mit denen des potentiellen künftigen Arbeitgebers zusammenpassen und es eine für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit wird. Ganz oft scheitert es nämlich gar nicht an den Fähigkeiten und Skills einer Person, sondern daran, dass die persönlichen Ziele und Werte nicht zum Unternehmen passen.
Trotz guter Leistung und Fleiß fehlende Wertschätzung und zu wenig Freiheiten
Auf besagter Veranstaltung hatte ich sie gefragt, wie es ihr so geht, weil sie abgekämpft und ausgelaugt aussah. Sie sagte, dass sie aktuell super viel zu tun hat und dass ihr Business grundsätzlich sehr gut läuft. Sie arbeitete im Grunde sogar viel mehr, als sie möchte und hat zu wenig Zeit für sich und ihre Familie. Auf der anderen Seite bleibt unterm Strich aus ihrem Business zu wenig liegen.
Außerdem hatte sie kurz vor unserem Treffen ein einschneidendes Erlebnis: Sie hatte sich mit ihrem Mann ein Haus gekauft und saß zusammen mit ihm beim Bankberater, um die Konditionen für die Hypothek auszuhandeln. Der Bankberater hat nahezu nur das Einkommen ihres Mannes berücksichtigt und ihr Einkommen als nicht wirklich relevant abgetan. Dieses Abtun verletzte sie sehr und gab ihr einen absoluten Stich, weil sie so viel arbeitet und auch absolute Expertin auf ihrem Gebiet ist.
Diese mangelnde Wertschätzung spürte sie auch vonseiten einiger Kunden, die ihr nicht die Anerkennung für ihre Arbeit entgegenbrachten, die sie sich gewünscht hat.
Engpass 1: Problembewusstsein für das Thema Pricing
Das Spannende war: Sie hat mir die verschiedenen Schwierigkeiten erzählt, aber war sich gar nicht bewusst, dass sie ein Pricing Thema hat. Ich spüre das in Gesprächen immer wieder, dass es am Problembewusstsein mangelt. Das Thema Preise machen viele einfach so, wie sie es schon immer gemacht haben. Sie sagen „Okay, ich bin Berater, das heißt ich habe einen Tagessatz, das ist das normalste der Welt.“
Auch wenn sie über die Jahre besser und besser werde, dann passen viele ihre Preise nicht wirklich an.
Engpass 2 + 3: Methoden und Mindset
Auf der anderen Seite merke ich oft, dass es vielen auch am Handwerkzeug mangelt. Sprich an den Methoden und Tools.
Das Mindset ist der dritte Punkt. Viele haben Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ist es nicht unanständig, so viel Geld zu verlangen?“.
Aus diesem Zusammentreffen mit meiner Bekannte, sowie aus vielen anderen einzelnen Gesprächen hat sich schlussendlich meine Mission gebildet „Verdiene, was du verdienst“.
Mission „Verdiene, was du verdienst“ hat sich nach und nach entwickelt
Juliane: Hattest du die Mission schon so klar zum Beginn deines Starts? Wann war dieses Schlüsselerlebnis?
Kathrin: Dieses Schlüsselerlebnis war gleich zu Beginn vor ungefähr einem Jahr. Dass ich aber diesen Slogan so prägnant habe, hat sich erst im letzten halben Jahr herauskristallisiert. Davor war es eher eine grobe Ausrichtung.
Eine klare Vision eines Businesses entwickelt sich
Juliane: Wenige starten so klar am Anfang in ihr Business. Ein Businessbaby verändert sich ständig, so zumindest meine Erfahrung. Man muss gar nicht mit so einer starken Mission von Anfang an starten, Mission und Ausrichtung dürfen sich auf alle Fälle entwickeln.
Kathrin: Absolut, das denke auch. Mal schauen, ob die aktuelle Formulierung meiner Mission der Weisheit letzter Schluss ist. Es ist immer alles im Fluss. Je mehr Kunden man dann hat, desto mehr schärft sich die Ausrichtung und Positionierung. Das ist auch völlig in Ordnung so.
Bei der Entwicklung des Businesses ist Perfektionismus fehl am Platz
Juliane: Wir perfektionieren gerne, um bloß noch nicht anzufangen: Noch eine Ausbildung und dies und das und jenes. Dabei sollten wir lieber loslegen, loslaufen, anfangen umzusetzen und früh Feedback einholen. Dann entwickelt sich alles. So ist es auch bei Sidepreneur: Es ist eine wahnsinnige Reise und vieles verädnert sich und darf sich auch verändern.
Kathrin: Auf jeden Fall. Da sind wir auch ganz sicher noch nicht am Ende der Reise. Es wäre sonst auch langweilig.
Die Schlüssel der Preisstrategie
Juliane: Lass uns doch einfach tiefer in das Pricing-Thema einsteigen. Du sagtst, dass es für eine erfolgreiche Preisstrategie fünf Schlüssel gibt. Magst du uns da einmal ein bisschen mitnehmen, welches die fünf Schlüssel sind?
1. Schlüssel: Der Preis ist das Opfer des Kunden um einen Wert bzw. Nutzen zu erhalten
Kathrin: Ja, super gerne. Unsere gemeinsame Zeit reicht leider nicht aus, um alle fünf Schlüssel durchzugehen, aber die ersten beiden Schlüssel enthalten ohnehin die Essenz eines erfolgreichen Pricings. Der erste Schlüssel ist, dass man erst einmal verstehen sollte, was ein Preis überhaupt ist. Ganz viele, die Preise setzen oder ihr Angebot vermarkten, machen sich das gar nie grundsätzlich bewusst.
Der Preis ist das Opfer des Kunden, um einen Wert bzw. einen Nutzen zu erhalten. Hattest du Latein in der Schule, Juliane?
Für Preis und Wert gibt es im Lateinischen nur ein Wort: Pretium
Juliane: Nein, hatte ich nicht.
Kathrin: Ich auch nicht, aber ich habe vor kurzem erfahren, dass schon die alten Römer den Zusammenhang zwischen Wert und Preis kannten, weil es auf Latein für die beiden Konzepte nur ein einziges Wort gibt: Pretium.
Das finde ich total spannend, dass das den Römern schon so bewusst war, wir aber in der modernen Geschäftswelt diesen Zusammenhang häufig missachten. In der Praxis erlebe ich ganz oft, dass viele den Preis blind auf ihren Kosten aufsetzen. Sie nehmen ihre Kosten und rechnen dann eine Marge darauf. Im besten Fall beziehen sie noch Wettbewerbspreise mit ein. Dabei lassen sie völlig außer Acht, welchen Wert ihr Angebot für ihre Zielgruppe hat.
Es gibt kein Reporting für verlorene Gewinne durch falsche Preise
Auf diese Weise lassen viele Unternehmer Tag für Tag Geld auf der Straße liegen. Das Tragische daran ist, dass man das gar nicht so richtig spürt. Es gibt ja kein Reporting für verlorene Gewinne durch falsche Preise.
Wenn man sich das wirklich so bewusst macht, ist das sehr spannend.
Juliane: Da hast du recht. Man ist sich nicht bewusst, was man da vielleicht verliert.
2. Schlüssel: Kenne den Wert deines Angebots
Kathrin: Ja, daran anschließend der zweite Schlüssel: Kenne den Wert deines Angebots. Das hört sich jetzt vielleicht auf den ersten Blick einfach an, ist aber natürlich in der Realität nicht so trivial.
Frage nach Zahlungsbereitschaft des Kunden kann Risiko beinhalten
Man könnte natürlich ganz einfach seine Zielgruppe befragen und sich nach ihrer Zahlungsbereitschaft erkundigen. Das machen auch viele und das ist sicherlich auch eine gute Methode, um ergänzende Informationen zu gewinnen.
Eine Befragung birgt jedoch das Risiko, dass die Kunden ihre Zahlungsbereitschaft noch gar nicht einschätzen können, insbesondere wenn es sich um ein sehr innovatives Produkt handelt. Außerdem sind manche Zielgruppen gar nicht bereit, über ihre Zahlungsbereitschaft zu sprechen oder sie wollen auf den Preis zu ihren Gunsten Einfluss nehmen.
Was sind die Ressourcen deiner Zielgruppe?
Es gibt aber eine Handvoll Fragen, die dir als Unternehmer dabei helfen, den Wert deines Angebots zu ermitteln.
Die erste Frage davon ist: Wer ist genau deine Zielgruppe und was sind deren finanzielle Ressourcen? Es macht natürlich einen Unterschied, ob deine Zielgruppe Studierende oder Manager sind, um jetzt mal die Klischees zu bedienen.
Wie groß und relevant ist das Problem, das dein Angebot löst?
Dann die zweite und vielleicht wichtigste Frage: Wie groß und relevant ist das Problem, das dein Angebot löst, ganz spezifisch für deine Zielgruppe? Ist es ein Problem, das sich in einem der zentralen Lebensbereiche Gesundheit, Beziehungen und berufliches Vorankommen abspielt oder handelt es sich eher um kleines alltägliches Problem, wie beispielsweise Wäsche waschen?
Kann deine Zielgruppe dieses Problem bereits anderweitig, günstiger oder völlig kostenfrei lösen?
Die dritte Frage ist auch extrem relevant: Kann deine Zielgruppe dieses Problem bereits anderweitig, günstiger lösen?
Hierzu eine kleine Anekdote: Vor einiger Zeit hat mir ein Bekannter von seiner neuen Geschäftsidee erzählt: Er wollte eine schwimmende Shisha aus Carbon entwickeln und auf den Markt bringen, mit der man im Pool Shisha rauchen kann.
Unausgegorene Geschäftsidee
Seine Preisvorstellung lag bei rund 2.000 €, eben weil die Shisha komplett aus Carbon ist. Ich habe ihn völlig naiv gefragt, ob man nicht einfach eine herkömmliche Shisha an den Beckenrand stellen könnte, um auf diese Weise im Pool Shisha rauchen zu können. Daraufhin meinte er ziemlich verdattert, dass er noch gar nicht auf die Idee gekommen wäre. Das war für mich ein klassischer Fall von „rosaroter Brille“, weil man selbst so begeistert von der eigenen Idee ist.
Mir ist natürlich bewusst, dass eine schwimmende Shisha für eine gewisse Zielgruppe sicher ein fancy Produkt ist, aber man sollte sich nichtsdestotrotz Gedanken machen, ob es bereits günstigere Lösungen des Problems gibt.
Wie emotional ist das Problem?
Dann Frage vier: Wie emotional ist das Problem? Wir wissen ja aus den letzten Jahrzehnten der Forschung, dass wir nicht dieser völlig rational entscheidende Homo Oeconomicus sind, wie die Wissenschaft lange dachte, sondern dass Emotionen bei all unseren Entscheidungen eine ganz wichtige Rolle spielen.
Je emotionaler das Problem, desto höher die Zahlungsbereitschaft
Je emotionaler das Problem und dein Angebot sind, desto höher ist häufig auch die Zahlungsbereitschaft. Beispielsweise geben viele Menschen für ihr allerliebstes Hobby, das Auto, oder auch Urlaube recht viel Geld aus. Auf der anderen Seite sind sie bei anderen Dingen verhältnismäßig sparsam. Besonders emotional sind auch Produkte und Dienstleistungen, die Menschen dabei helfen, ihren Lebenstraum erfüllen oder wichtige Lebensziele zu erreichen.
Handelt es sich bei deinem Angebot um ein Statussymbol?
Fünftens: Handelt es sich bei deinem Angebot um ein Statussymbol? Mit Statussymbol meine ich gar nicht nur die typischen Statussymbole wie Haus, Auto, Boot oder eine Rolex, sondern alles, was dazu dient, seiner Identität Ausdruck zu verleihen.
Wenn beispielsweise deine Zielgruppe sehr gesundheits- und umweltbewusst ist, dann ist vielleicht auch das Stück Biofleisch vom regionalen Bauern ein Statussymbol im erweiterten Sinne.
Was denkt deine Zielgruppe über die Herstellungskosten und den Aufwand deines Produkts oder deiner Dienstleistung?
Dann noch die zwei letzten Fragen, die die Zahlungsbereitschaft deiner Zielgruppe beeinflussen: Wie schätzt deine Zielgruppe die Herstellungskosten deines Angebots ein und wie lange ist die Lebensdauer deines Produktes oder deines Angebots, also wie lange hat der Kunde etwas davon?
Kostenloses Tool zur Wertermittlung
Über diese sieben Fragen kann man sich als Unternehmer an den wahrgenommenen Wert seines Angebots herantasten. Da es immer noch recht komplex ist, habe ich ein Tool entwickelt, das auf meiner Homepage völlig kostenfrei verfügbar ist und dazu dient, eine grobe Preisspanne für sein Angebot zu ermitteln, das den wahrgenommenen Nutzen reflektiert.
Juliane: Wunderbar. So kann man einfach ein bisschen ausprobieren und schauen, wie realistisch die Preise sind, die man gerade verlangt.
Kathrin: Genau.
Mit Leidenschaft ans Side-Business
Juliane: Das hört sich bei dir nach ganz viel Leidenschaft an, dass du Unternehmer bei der Preisfindung und –umsetzung unterstützt. Du bist selbst auch Sidepreneurin und Vollzeit bei Bosch angestellt. Mit Sicherheit hast du dadurch schon eine 40 Stunden Woche, wenn nicht mehr.
Was treibt dich da an, noch nebenberuflich aktiv zu sein und andere zu coachen?
Selbstbestimmung und Flexibilität sind Kathrins Antrieb für ihr Side-Business
Kathrin: Wie du schon komplett richtig rausgehört hast, habe ich tatsächlich ganz viel Leidenschaft für Pricing und ich liebe meinen Job. Was mich antreibt, ist das Thema Selbstbestimmung und Flexibilität.
Ich bin zwar absolut kein geborener digitaler Nomade und schätze mein Zuhause hier am Bodensee sehr. Mich reizt aber durchaus die Vorstellung, selbst entscheiden zu können, ob ich zum Beispiel die schlimmsten 2-3 Monate im Winter hier am nebligen Bodensee oder lieber auf Bali verbringen möchte.
Selbstvorwurf: Hätte ich doch den Schritt in die Selbständigkeit gewagt!
Was bei mir auch noch eine Rolle spielt, ist ein prägendes Erlebnis aus meiner Kindheit. Mein Papa stand vor 15-20 Jahren vor der Entscheidung, ob er sich selbstständig macht oder weiterhin für seinen jetzigen Arbeitgeber arbeitet. Er hat sich damals für die Sicherheit und gegen die Selbstständigkeit entschieden. Bis heute kommt in meiner Familie immer wieder der Satz „Das hätten wir auch selber geschafft“ und „Das wäre ein richtig gutes Business gewesen“.
Das hat sich bei mir tief eingeprägt. Ich möchte mir das nicht einmal sagen lassen oder auch nicht selber sagen müssen, sondern ich möchte es auf jeden Fall versucht haben.
Juliane: Also sich nicht selbst diesen Vorwurf zu machen, „Hätte ich mal, hätte ich mal“, sondern einfach einmal den Weg zu gehen. Dann entweder die Einsicht oder mit der Erkenntnis zu haben: „Oh ja, genau richtig“ oder „Das war nicht mein Weg, aber ich habe es wenigstens versucht“.
Kathrin: Ganz genau, ja.
Kathrins Prinzipien für den Arbeitsalltag
Juliane: Wie kriegst du das dann alles unter einen Hut?
1. Eine starke Vision: Wo möchte ich in fünf Jahren stehen?
Kathrin: Mir helfen drei Dinge dabei: Zum einen, dass ich wirklich eine starke Vision habe, anhand derer ich mir immer wieder sehr lebhaft vor Augen führe, wo ich in fünf Jahren stehen möchte. Diese gibt mir im Hier und Jetzt die positive Energie, im Alltag meine Pläne umzusetzen.
2. Wöchentlich den Fokus auf die wichtigsten Dinge setzen
Zweitens habe ich durch meine Sidepreneurtätigkeit gelernt, mich wirklich auf die wichtigsten Dinge zu fokussieren. Ich setze mich jeden Sonntag hin und überlege sowohl für meinen Hauptjob, als auch für meine Sidepreneurtätigkeit, welches aktuell die 1-2 wichtigsten Themen sind, also die Tätigkeiten mit dem größten Hebel, die ich in der kommenden Woche definitiv angehen sollte. Erst wenn ich diese erledigt habe, kümmere ich mich um die kleineren Verpflichtungen, die jeder von uns hat.
3. Überzeugte Frühaufsteherin
Mir hilft es außerdem, dass ich eine überzeugte Frühaufsteherin bin und es meistens schaffe, vor der Arbeit eine Stunde fokussiert an meinem Side-Business zu arbeiten.
Juliane: Das nenne ich wirklich diszipliniert. Wunderbar. Das mit dem Fokus ist natürlich auch total wichtig. Wenn man nur begrenzt Zeit hat, merkt man häufig erst so richtig, was man innerhalb kurzer Zeit schaffen kann und wie gut das Ergebnis häufig wird.
Eventuell für zwei Monate nach Bali?
Ich würde noch einmal kurz einen Schritt zurückgehen. Du bist ja in Vollzeit angestellt, hast aber erwähnt, dass du dir gut vorstellen könntest, diese drei nebligen Monate am Bodensee durch Bali zu ersetzen und von dort aus zu arbeiten. Wäre es denn möglich, dass du weiterhin deinen Job bei Bosch machst und im Winter nach Bali verschwindest?
Im Hauptjob ein moderner Arbeitgeber
Kathrin: Ich finde, dass Bosch in der Hinsicht wirklich ein super moderner Arbeitgeber ist. Ich beobachte gerade immer wieder Kollegen, die sich für 2-3 Monate ein Sabbatical nehmen, sei es komplett mit Überstunden und Ferien oder auch ein Stück weit unbezahlt. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es klappt, wenn auch sicherlich nicht jedes Jahr, aber 1-2 Mal in fünf Jahren geht es auf jeden Fall.
Juliane: In der Zeit würdest du dich „nur“ deinem Side-Business widmen und das Angestelltendasein ruhen lassen, richtig?
Kathrin: Das wäre auf jeden Fall mein Wunsch. Nicht, dass ich jeden Tag für meine Vollzeittätigkeit noch 6 Stunden oder 8 Stunden am Laptop sitzen muss. Sonst habe ich auch gar nicht so viel davon.
Kathrin zeichnet sich durch Zielstrebigkeit aus
Juliane: Es macht den Eindruck, als wenn du ganz genau weißt, wo dein Weg hingehen soll und du sehr zielstrebig bist. Du weißt außerdem, was du Gutes mit deiner Leistung in die Welt bringest. Hast du denn Persönlichkeiten, die dich im positiven Sinne antreiben und inspirieren?
Natascha Wegelin „Madame Moneypenny“
Kathrin: Da gibt es natürlich mehrere, aber wer mein absolutes Vorbild ist Natascha Wegelin, die in den letzten Jahren als Madame Moneypenny* sehr bekannt wurde. Ich weiß nicht, ob du sie selber auch kennst?
Juliane: Ja. Nicht persönlich, aber von ihr und ihrem Buch habe ich schon viel gehört und habe es mir auch gekauft. Bisher ist es allerdings noch ungelesen.
Kathrin: Ihre Mission ist es, dass Frauen das Thema Finanzen selbst in die Hand nehmen und sich aus eigener Kraft ein stabiles, finanzielles Gerüst aufbauen. Ich finde natürlich das Thema von ihr toll, aber sie ist für mich vor allem auch eine extrem inspirierende Unternehmerin, die unglaublich konsequent ihre Ziele verfolgt. Ich verfolge ihren Blog, Podcast und Newsletter schon seit mehreren Jahren und habe schon unglaublich viel für mich selber mitnehmen können.
Als „Normaler“ mit einer starken Vision, Biss und Beharrlichkeit etwas Großes schaffen
Mein absolutes Highlight war, dass ich im Februar 2018 das Glück hatte, sie in Berlin persönlich zu treffen. Unser Gespräch war sehr inspirierend für mich und hat in mir noch mal den Glauben bestärkt, dass man es wirklich schaffen kann, etwas Großes zu schaffen, auch als ganz normaler Mensch, vorausgesetzt man hat eine starke Vision und den nötigen Biss und die Beharrlichkeit, es dann auch tatsächlich durchzuziehen.
Juliane: Toll, dass du sie schon einmal persönlich getroffen hast. Das macht noch einmal total etwas aus, dass man sie nicht nur aus Podcasts oder Büchern kennt, sondern eben auch mal wirklich vor der Person steht und sieht „Die ist ja gar nicht so, wie man sich das ausmalt. Die ist ja auch ganz normal.“.
Ein persönliches Treffen mit dem Vorbild
Kathrin: Genau, so war es. Ich habe mich mit ihr in einem total schnuckeligen Café in Berlin getroffen und wir haben uns total nett unterhalten. Es war genauso, wie du gerade gesagt hast, sie ist ganz normal so wie du und ich. Bei unserem Treffen ist auch noch etwas richtig schönes passiert: Ich habe ihr eines meiner Lieblingsbücher geschenkt: „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“* von Stefan Merath. Ich habe natürlich gehofft, dass sie das noch nicht hat. Sie war total begeistert, denn das Buch war schon seit Längerem auf ihrer Amazon Wunschliste.
Buchtipp 1: „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ von Stefan Merath
Juliane: Ist das auch ein Buch, das du empfehlen würdest und das jeder Unternehmer bzw. jede Unternehmerin einmal gelesen haben sollte?
Kathrin: Unbedingt und mindestens einmal. Bei mir ist es sogar so, dass ich es immer wieder aus dem Regal nehme. Ich finde, wenn man immer wieder in einer neuen Phase seines Unternehmertums und seiner Persönlichkeitsentwicklung ist, dann entdeckt man in einem Buch immer wieder neue Aspekte, die für die neue Situation relevant sind.
Buchtipp 2: „Die Kunst seine Kunden zu lieben“ von Stefan Merath
Ein weiteres Buch von Stefan Merath, das ich extrem schätze, ist „Die Kunst seine Kunden zu lieben“*. Das sind meine beiden Lieblingsbücher zum Thema Unternehmertum. Mir gefällt auch sehr gut, dass es keine trockenen Fachbücher sind, sondern Stefan Merath mit Storytelling arbeitet und den Content aus der Perspektive eines Unternehmers erzählt, mit dem man gemeinsam lernen und mitfiebern kann.
Juliane: Cool, vielen Dank für deine Tipps. Das von Stefan Merath habe ich auch schon öfter gehört, aber noch nicht gelesen. Du erzählst da jetzt so begeistert davon, dass ich das jetzt wahrscheinlich auch wirklich mal zur Hand nehmen werde.
Kathrin: Ja, dann lass‘ es mich wissen, wie es dir gefallen hat.
Raus aus der Komfortzone!
Juliane: Auf jeden Fall. Welchen Tipp möchtest du zum Schluss an unsere Sidepreneure da draußen geben?
Kathrin: Zum Schluss würde ich noch gerne eines meiner Lieblingszitate teilen und zwar „Great things never come from comfort zones“. Ich finde, das ist ein Zitat, in dem so viel Wahrheit drinsteckt. Gerade auch für die Momente, wenn man den nötigen Tritt in den Hintern braucht, nicht nur für Pricing oder das Unternehmertum, sondern für das gesamte Leben.
Großartiges findet außerhalb der Komfortzone statt
Juliane: Ja, absolut. Also ich merke das auch immer wieder. Ich habe mich auch lange in meiner Komfortzone aufgehalten und so gemütlich sie auch war, man merkt eben auch immer wieder, da passiert dann eben nichts Großartiges. Es passiert nur, wenn wir etwas tun, was wir nicht glauben würden zu tun. Nur dann können ganz großartige Dinge passieren.
Kathrin: Ja, man ist hinterher so stolz und mit so starken Glücksgefühlen überschwemmt, wenn man seine Komfortzone mal wieder um ein Stück ausgedehnt hat, selbst wenn das Ergebnis noch nicht brillant war. Ich versuche auch immer wieder, mich ganz bewusst herauszufordern und mir ein Ziel außerhalb meiner der Komfortzone zu setzen, denn die Komfortzone zu verlassen bietet so unfassbar viel Potential für Wachstum.
Juliane: Richtig, Wachstum findet nur außerhalb der Komfortzone statt. Anders geht eben gar nicht.
Danke Kathrin!
Juliane: Vielen Dank für dieses großartige Zitat noch am Ende unseres Gesprächs. Ich fand du hast unheimlich viel gegeben und großartige Tipps mit uns geteilt, wie wir auch in Sachen Preis und Preisstrategie uns besser oder richtig aufstellen können.
Sidepreneure, denkt über eure Preise nach!
Juliane: Danke für deine Zeit und für deinen Input. Euch lieben Sidepreneuren da draußen. Denkt auf alle Fälle einmal über eure Preise nach. Vielleicht macht ihr einmal einen Status Quo, wo ihr bei euren Preisen gerade steht. Habt ihr da noch Potenzial auf Veränderungen, so dass ihr noch viel besser davon leben könnt?
Auch wenn ihr natürlich die Absicherung durch euren Hauptjob habt, denkt auch immer darüber nach, auch euer Side-Business kostet euch Zeit und Energie und ihr gebt euch da so viel Mühe und verzichtet auch auf Freizeit. Das ist so wichtig, was ihr tut und auch dafür, auch wenn es noch momentan „nur“ ein Side-Business ist, dürft ihr dort vernünftige marktübliche Preise verlangen.
Ich wünsche euch ganz viel Erfolg in eurem Side-Business. Bis dann. Tschüss.
Hier findest du Kathrin Härle im Internet
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