SP131 Aus dem Leben eines Sidepreneurs – Interview mit Leo Glatzel von reisetopia

Hier kannst du dir das Interview mit Leo Glatzel anhören:

In dieser Folge erzählt Leo Glatzel von reisetopia.de, warum er neben seinem Hauptjob als Fluglotse nebenberuflich seiner Leidenschaft als Unternehmer nachgeht. Er berichtet, wie er sich mit seinen Teamkollegen organisiert, wo sie in 5 Jahren stehen wollen und was seine besonderen Herausforderungen als Sidepreneurs sind.

Juliane: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Episode des Sidepreneur Podcasts.

Falls du heute zum ersten Mal mitliest, möchte ich dir kurz ein paar Schlagworte sagen zum Thema Sidepreneur und unserem Podcast. Ich, Juliane, bin ja auf der einen Seite Social Media Beraterin für Unternehmen, für kleine Unternehmen und Solo Selbständige und auf der anderen Seite das weibliche Gesicht hinter sidepreneur.de.

Wir möchten nebenberufliches Unternehmertum und Selbständigkeit sichtbarer machen

Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, wir möchten nebenberufliches Unternehmertum und Selbständigkeit sichtbarer machen. Wir wollen einfach, dass mehr darüber gesprochen wird, wie wichtig oder welche tollen tolle Projekte auch nebenberuflich ins Leben gerufen werden. Oftmals steht doch die Anstellung im Fokus, wenn man sich vorstellt, was man beruflich macht. Aber, es gibt ganz viele wunderbare Projekte, die nebenberuflich entstehen, weil man seine Leidenschaft z. B. als Unternehmer richtig ausleben kann.

Ein Beispiel haben wir jetzt in dieser ersten Episode für 2019. Ich habe Leo Glatzel zu Gast. Er hat zusammen mit anderen das Unternehmen reisetopia gegründet. Das ist ein Projekt, das nebenberuflich entstanden ist und das Leo auch nebenberuflich macht.
Schauen wir mal, wie er das alles so macht, sich organisiert, auch im Team. Warum er das überhaupt macht.

Hoffentlich gibt dies einige Impulse für dich mit, wie du, vielleicht jetzt zum Jahresbeginn darüber nachdenkst, dich vielleicht nebenberuflich selbständig zu machen wie du da vorgehen könntest. Dein nebenberufliches Business kann auch etwas ganz anderes sein, als dein Hauptberuf.

Willkommen, Leo. Stell Dich doch kurz vor…

Herzlich willkommen Leo. Stell dich doch einfach mal vor, wo du dich aktuell aufhältst und was du so nebenberuflich tust.

Leo: Ich bin Leo, 26 Jahre alt. Ich bin richtiger Sidepreneur, ich bin hauptberuflich angestellt als Fluglotse bei der Deutschen Flugsicherung und bin nebenberuflich zudem noch bei reisetopia als Head of Partner Management für die Kommunikation mit den Partnern zuständig. Ich bin gerade in Malaysia.

Head of Partner Management und was ist reisetopia überhaupt

Juliane: Du bist auf Head of Partner Management bei reisetopia. Was ist reisetopia?

Leo: Bei reisetopia beschäftigen wir uns grob gesagt mit Luxusreisen sowie besonderen Erlebnissen. Es geht vor allem darum, wie man mit Punkten und Meilen, das ist so eine etwas merkwürdige Währung bei Loyalitätsprogrammen, von vielen sehr unterschätzt, wie man diese nutzen kann, um normalerweise unbezahlbare Flüge oder Hotels zu bezahlen. Zudem zeigen wir, wie man eigene Reisen optimieren kann, sei es durch Kreditkarten ohne Fremdwährungsgebühren, mit denen man im Ausland Geld sparen kann oder durch sogenannte Travel Hacks, wie es zum Beispiel bei Hilton Hotels möglich ist, kostenfreies Frühstück zu bekommen, was teilweise 40 Euro pro Person pro Nacht kostet. Darum geht es bei reisetopia.

Juliane: Nehmen wir an, ich möchte an das andere Ende der Welt reisen, wie kann ich mir vorstellen, wenn ich über euch machen möchte.

Was bringt mir reisetopia und wie wende ich das an?

Leo: Grundsätzlich gibt es da verschiedene Möglichkeiten: Wir sind zum einen auf Flug- und Hotel Deals ein. Wenn es besondere Angebote gibt, von allen möglichen Airlines auf dieser Welt, dann fassen wir diese auf unserer Webseite zusammen. Du kannst also bei uns auf der Webseite einfach eingeben, zum Beispiel Malaysia. Dann wird dir jeder Flug, egal von welche Airline, angezeigt, der wirklich attraktiv ist, um in – meistens einer etwas höheren Buchungsklasse – der Business-Class oder der First Class nach Malaysia zu kommen. Wir bieten auch Economy Flug-Deals an, für Economy Class Reisende, da haben wir das Augenmerk auf wirklich attraktive Angebote, wenn es wirklich sehr günstig ist, gelegt.

Wer ist die Zielgruppe von reisetopia?

Juliane: Wer ist eure Zielgruppe? Ich bin momentan nicht die Luxus-Reisende. Gehöre ich überhaupt eure Zielgruppe? Wen sprecht ihr mit eurem Angebot an?

Leo: Alle meine Kollegen bei reisetopia sind alles noch Studenten. Dennoch schaffen wir es jedes Jahr in die First Class. Das heißt, man muss nicht der Fan von absoluten Luxusreisen sein, um das überhaupt hinzubekommen. Genau das wollen wir eigentlich zeigen, dass es eben für jeden möglich ist, wenn es sogar wir als Studenten schaffen. Dann kann es wirklich jeder in die First Class schaffen. Wir sind nicht so sehr auf die Zielgruppe der „schon-Luxusreisenden“ festgelegt, sondern wir inspirieren auch gerne Leute. Wir berichten immer gerne auch von unseren Reisen, zeigen, was möglich ist. Es geht nicht darum, anzugeben, zu zeigen, was wir alles so erreicht haben, sondern, um unsere Nutzer zu inspirieren.

Personen, die gerne reisen und sich etwas gönnen wollen.

Generell ist die Zielgruppe natürlich eher der etwas “Wohlhabendere”, der gerne reist und sich so etwas gerne auch einfach mal gönnen würde. Wir sind aber auch nicht auf Luxusflüge festgelegt. Wir haben auch Nutzer, die Economy Class ans andere Ende der Welt fliegen und sich da vor Ort sich wirklich einen besonderen Hotelaufenthalt gönnen. Sei es mit einem eigenen Pool im Vorgarten des eigenen Zimmers, einer besonderen Suite oder besonderen Möglichkeiten.

Wir haben zum Beispiel Anbieter, da gibt es dann vor Ort für eine normale Rate, sprich, man bucht die ganz normale Rate, wie auf der Webseite, und man bekommt vor Ort noch für 80 Euro Guthaben für Essen und Getränke. Wir richten uns auch an solche Nutzer.

Nicht nur die First Class beim Flug, sondern das Reiseerlebnis

Es geht also nicht nur um Flüge per se, sondern einfach die Luxusreise allgemein. Wir haben aktuell zum Beispiel ein Angebot für ein Heli-Hopping. Das ist ein Angebot in der Schweiz, mit Skipässen in drei verschiedenen Skigebieten und man wird jeden Morgen und jeden Abend im Helikopter dort hingeflogen. Das ist dann doch etwas ausgefallener, aber es geht nicht nur um reine Flüge, sondern einfach um das Erlebnisreisen.

Juliane: Ich kann es mir so vorstellen: Ich bin jetzt zwar vielleicht nicht die Luxus-Reisende, aber ich möchte zu einem besonderen Anlass etwas Besonderes gönnen. Dann werde ich bei euch fündig.

Leo: Absolut.

Das Team von reisetopia

Juliane: Ihr seid Studenten bzw. deine Mitstreiter sind Studenten, wie viele seid ihr und wie habt ihr das Team aufgeteilt?

Leo: Wir haben ein Hauptteam, das ist das Team, was reisetopia leitet und wir haben ein paar Angestellte. Das Hauptteam besteht aus fünf Personen. Moritz kümmert sich um die gesamte Planung unseres Contents, um die Ausarbeitung, beschäftigt sich mit unseren Mitarbeitern, mit dem Content und ist zudem noch als Geschäftsführer bei uns zuständig und somit in nahezu allen Bereichen beteiligt. Verwirrenderweise gibt es einen zweiten Moritz. Er leitet die Abteilung, ist zum Teil zuständig für Innovationen und die technische Umsetzung. Jan, mit dem ich gerade in Malaysia unterwegs bin, ist für das Online-Marketing zuständig und Severin überwacht Finanzen und kümmert sich um Steuern. Ich bin für die Kommunikation mit bestehenden Partnern zuständig, für die Akquise neuer Partner und für Ausarbeitung von Sonderaktionen.

Wie ist die gesellschaftliche Aufteilung bei reisetopia

Juliane: Wie ist die gesellschaftliche Regelung bei euch? Habt ihr da alle fünf den gleichen Anteil oder ist das anders gesplittet.

Leo: Das ist absolut gesplittet. Es gibt komplett unterschiedliche Anteile.

Juliane: Ist die Aufteilung an euer zeitliches Zugeständnis gekoppelt? Im Vorgespräch hast du erwähnt, dass einer von euch kein Sidepreneur mehr ist.

Leo: Inzwischen sind drei „nicht mehr Sidepreneure“ im Hauptteam. Jan und “der eine” Moritz schließen dieses Jahr noch ihr Studium ab, die sind in den letzten Prüfungen und gehen dann auch in die Vollzeit. Der andere Moritz ist bereits Vollzeit tätig. Die Verteilung der Anteile ist aber unabhängig davon. Das ist eher auf die damalige Gründung bezogen, welches nicht von uns allen gegründet wurde.

Juliane: Wie war das damals? Im Team habt ihr sicherlich von Anfang an gegründet, oder?

reisetopia begann als Projekt und startete als UG

Leo: Nicht direkt tatsächlich gab es reisetopia als Projekt, aber noch nicht als Firma. Schon vor dieser Firma waren hauptsächlich Moritz und Severin beteiligt, später kam noch der andere Moritz dazu. Die haben dann die erste Firma als eine UG gegründet und mittlerweile sind wir eine GmbH und da bin ich auch dabei.

Juliane: Du bist später dazu gestoßen.

Seit 1,5 Jahren bei reisetopia

Leo: Ich bin jetzt seit ungefähr anderthalb Jahren dabei und als letztes dazu gekommen.

Juliane: Du warst an dem damaligen Gründungsprozess nicht beteiligt. Welchen Grund gab es für dich vor anderthalb Jahren dann nebenberuflich mit einzusteigen. Warum bist du neben deinem aktuellen Hauptjob auch noch Sidepreneur?

Ich habe schon vorher selbst gegründet.

Leo: Auch wenn ich bei reisetopia sozusagen erst später dazu gekommen bin und das gar nicht selbst mitgegründet habe, habe ich davon schon selbst gegründet. Ich hatte eine eigene Eventmanagement Firma gegründet und diese geleitet. Ich baue sehr gerne Firmen auf und neue Strukturen. Mir macht es viel Spaß mich weiterzubilden, mir Fähigkeiten anzueignen, in Bereichen, die mir bis dahin noch gar nicht so bekannt waren. Das ist etwas, was mich antreibt. Daher war diese Entscheidung des Gründers bei mir schon immer vorhanden und dieses Sidepreneur-Dasein.

reisetopia dank der Liebe zum Reisen

Das es reisetopia geworden ist, hat damit zu tun, dass ich das Thema selbst unfassbar spannend finde und sehr gerne reise. Ich fand die Jungs damals total sympathisch und gebe diese Faszination des Reisens auch gerne weiter. Ich verstehe, dass viele Leute immer versuchen – und das ist auch absolut richtig – auf das Geld zu achten, weil man natürlich nicht sein ganzes Jahresgehalt für eine Reise ausgeben möchte. Das kann ich absolut nachvollziehen. Allerdings finde ich es schade, wenn man nicht trotzdem ein bisschen über den Tellerrand hinaussieht. Ich denke, eine Reise sollte wirklich eine Faszination sein und sollte etwas Begeisterndes sein. Das möchte ich weitergeben und gleichzeitig aber auch zeigen, wie es mit jedem Gehalt möglich ist, sich einen First Class Flug zu gönnen und so etwas Tolles zu erleben.

Arbeitsort im New Work Modell

Juliane: Jetzt seid ihr ja fünf. Ich vermute, ihr habt kein Büro, wo ihr alle jeden Tag sitzt. Es sind Studenten dabei und du bist auch noch in einer Anstellung. An welchen Orten seid ihr und wie arbeitet ihr?

Leo: Auf uns trifft das Wort New Work relativ gut zu. Wir arbeiten alle von unterschiedlichen Orten. Momentan ist Moritz, der Geschäftsführer, beispielsweise in Vietnam unterwegs, Jan und ich sind in Malaysia. Der andere Moritz macht gerade Vancouver unsicher. Nur Severin ist in Deutschland. Deswegen ruht die Firma aber keineswegs.

Ganz normale Arbeit und jeder erledigt seine Aufgaben allein

Es gibt trotzdem die ganz normale Arbeit, alles wird erledigt und wir haben trotzdem jeden Tag zwischen sieben und zehn verschiedenen Content Artikeln. Wir haben von Anfang an immer an unterschiedlichen Orten gewohnt und gearbeitet. Es hat trotzdem geklappt. Wir nutzen dafür zahlreiche Tools wie beispielsweise Asana, einfach um unsere To Dos zu planen oder Slack für die gemeinsame Kommunikation.

Auch die klare Aufteilung der Arbeitsbereiche hilft uns. So hat jeder seinen eigenen Bereich, erledigt da täglich seine Arbeiten, ist da für sich alleine und nicht so sehr im Team. Allerdings ist uns Kommunikation und Teamarbeit enorm wichtig und wir versuchen, die unterschiedlichen Orte zu kompensieren.

Täglicher Teamcall online für Besprechungen

So gibt es zum Beispiel bei uns jeden Tag ein kurzes Telefonat, wo wir alles zusammen in einem Teamcall besprechen, wer was gerade macht, was gibt es Wichtiges.

Da werden einfach kurze Dinge, die für alle relevant sind, angesprochen. Da trifft man kleine Entscheidungen.

Einmal pro Monat ein Offline Meeting

Das für uns noch wichtigere sind unsere Meetings. Jeden Monat treffen wir uns, um gemeinsam neue Projekte voranzutreiben, auszuarbeiten und um immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben. In der Zukunft wird sich die Arbeitsweise auch etwas ändern. Meine Kollegen, sowie ein Teil unserer Angestellten, werden im Herbst dann nach Berlin in ein gemeinsames Büro ziehen. Wir werden also ein bisschen von diesem New Work einfach wegkommen, wollen uns das aber auch immer beibehalten. Es soll immer so sein und das ist auch das, was wir alle so toll in diesem Projekt finden, dass jeder einfach von überall aus arbeiten kann.

Juliane: Wie oft macht ihr denn diese Meetings und das denn Face to Face Meetings oder schon auch online.

Das Meeting findet dort statt, wo es für alle am besten passt

Leo: Unsere täglichen Calls sind immer online, das ist natürlich anders gar nicht möglich, aufgrund der verschiedenen Kontinente und Zeitzonen. Unser Meeting ist allerdings mindestens einmal im Monat und da treffen uns auch wirklich immer face to face. Wir versuchen das dann entweder in Deutschland zu machen oder wenn wirklich alle gerade unterwegs sind, dann treffen wir uns einfach irgendwo auf der Welt. Letztes Jahr im Juni sehr angenehmes Meeting auf Bali.

Meetingsdauer zwischen 3 und 7 Tagen

Wir treffen uns aber immer face to face, das sind zwischen drei und sieben Tagen und das ist dann wirklich nur gemeinsames Arbeiten.

Juliane: Diese Meetings sind dann mehrere Tage am Stück, heutzutage nennt man das ja gern Retreat.

Rekapitulation, Nachbereitung und Brainstorming

Leo: Genau. Am Anfang ist immer so ein bisschen Rekapitulation, wie waren die letzten Wochen. Einfach ein bisschen nachbereiten, wer hat was gemacht, woran müssen wir noch arbeiten, was nicht so super funktioniert. Dann passiert natürlich auch viel Brainstorming. Wir haben einfach gemerkt, so die täglichen Arbeiten, die kann jeder sehr gut alleine machen, das klappt. Aber neue Projekte auszuarbeiten, das ist zusammen viel besser, weil Brainstorming funktioniert wirklich nur in der Gruppe genial. Dann hat doch wieder irgend jemand eine ganz andere Idee, das ist einfach sehr wichtig.

Juliane: Das versucht ihr zwölf mal im Jahr umzusetzen.

12 oder mehr Meetings pro Jahr

Leo: Definitiv. Ob sich das dann ändern wird, sobald wir im Herbst unser gemeinsames Büro haben, das ist natürlich jetzt nicht absehbar. Dadurch, dass sich die anderen natürlich dann jeden Tag sehen, wird das vielleicht auch etwas weniger. Aktuell machen wir es aber mindestens zwölf mal im Jahr, manchmal auch öfters. Es ist jetzt nicht strikt jeden Monat ein Meeting. Manchmal machen wir auch zwei in einem Monat oder vielleicht einen Monat gar nicht, wenn jemand zum Beispiel zwei Monate in China unterwegs ist, dann ist es etwas schwieriger aber grundsätzlich versuchen wir uns einmal im Monat zum Meeting zu treffen.

Juliane: Würdet ihr euch, wo das Büro noch nicht da ist, auch so ein bisschen als digitale Nomaden bezeichnen, oder ist das eher noch etwas anderes.

Am Strand liegen und etwas arbeiten, aber kein digitales Nomadentum

Leo: Das geht dann doch noch einen Schritt weiter. Es erleichtert uns viel, dieses reine Online-Arbeiten und das es auch wirklich möglich ist, von Malaysia aus zu arbeiten oder am Strand zu liegen und etwas zu machen.

Das ist natürlich auch das, was uns daran begeistert. Digitaler Nomade ganz ohne Büro, das wird bei uns nicht funktionieren. Wir haben das tatsächlich relativ lange gemacht. Seit September haben sich zumindest Jan und Moritz in Hamburg schon ein Büro genommen, weil die beiden einfach gesagt haben, dass es von der Arbeitsatmosphäre dann doch angenehmer als Zuhause zu arbeiten.

Mit oder ohne Büro ist individuell

Das ist aber auch immer etwas Individuelles. Mir persönlich macht es viel Spaß, von zu Hause aus zu arbeiten, sei es dann eben jetzt einfach im Garten zu sitzen und ein bisschen zu erledigen oder eben hier am Strand zu liegen und etwas zu erledigen. Das macht mir persönlich schon noch mehr Spaß. Es hat aber bei mir auch einfach den Hintergrund, dass ich ja hauptberuflich noch angestellt bin und dieses normale Arbeiten einfach kenne.

Juliane: Jeder hat ganz individuelle Präferenzen. Du hast es schon angedeutet, es geht nach Berlin und ihr bezieht ein Büro. Wie geht es weiter? Wo seht ihr euch? Vielleicht in den nächsten paar Jahren oder in fünf Jahren.

Wohin geht reisetopia?

Leo: Grundsätzlich steht an erster Stelle noch der Aufbau und der Ausbau. Wir haben aktuell mehr als 600 000 monatliche Aufrufe. Wir sind schon auf einem wirklich guten Weg, sehen aber auch noch deutlich mehr Potenzial. Auch der Aufbau von reisetopia in der Schweiz ist für das jetzige Jahr geplant, weil wir uns darauf einfach noch zu wenig spezialisiert haben.

reisetopia goes Europe

Für die nächsten fünf Jahre ist das Ziel, dann doch die größte Plattform für Luxusreisen durch Meilen und Punkte in Europa zu werden. Das auf jeden Fall unser Ziel, aber das dauert noch ein bisschen.

Juliane: Das ist doch ein tolles Ziel, auf das ihr dann hinarbeitet und die ersten Schritte sind ja auch schon gemacht.

Leo: Bis jetzt haben wir uns bei unseren Zielen immer deutlich übertroffen. Deswegen hoffen wir auch, dass wir das dann in fünf Jahren auch noch übertreffen können.

Juliane: Ich drücke die Daumen.

Zwischen Angestelltendasein und Unternehmertum

Leo: Dankeschön.

Juliane: Was ist denn für dich die besondere Herausforderung bei dem noch Angestelltendasein und nebenberuflich auch noch unternehmerisch tätig zu sein.

Die größte Herausforderung dürfte für die meisten die zeitliche Einteilung sein, einfach beiden Jobs gerecht zu werden. Ich habe den Vorteil, dass ich als Fluglotse im Schichtdienst arbeite und deswegen zeitlich relativ flexibel bin. Dadurch ist es mir möglich, auch noch nach meiner Schichtdienstarbeit als Lotse Meetings und Telefonate mit Partnern durchzuführen, während deren normalen Arbeitszeiten.

Schichtarbeit erlaubt Freiraum vs. 9 to 5 Arbeit

Ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten mit einem „9 to 5“-Job schwieriger ist, weil auch die Partner alle nur „9 to 5“-Jobs haben und dann ist danach niemand mehr erreichbar. Das ist bei mir tatsächlich sehr angenehm. Dennoch ist die zeitliche Einteilung wirklich die größte Herausforderung. Um den normalen Job sehr gut zu schaffen, um den Nebenjob gut zu schaffen und dann doch nur Zeit für sich und Familie zu finden. Das ist wirklich das Schwierigste.

Juliane: Das hört man auch immer wieder in den Interviews. Mir fällt dazu das Interview mit Tim Ehling, der am Frankfurter Flughafen im Social Customer Service arbeitet, ihr habt euch auch kennengelernt bei unserem MeetUp. Der hat das auch als großen Vorteil hervorgehoben, dass er im Schichtdienst arbeitet und deshalb auch zu Tageszeiten für seine Kunden erreichbar ist.

Leo: Natürlich mag der Schichtdienst Nachteile haben. Aber gerade in diesem Bereich ist es ein Riesenvorteil und deswegen freue ich mich darüber.

Selbstorganisation als Sidepreneur

Juliane: Erzähl uns doch, wie du dich da organisierst, um nebenberuflich alles auf dem Schirm zu haben und trotz allem dem Hauptjob auch gerecht zu werden.

Leo: Ich war und bin auch heute noch ein sehr strukturierter Mensch. Termine und To Dos habe ich immer im Kopf und das fällt mir leicht. Natürlich ist bei meiner Arbeit der Vorteil, dass als Fluglotse der Feierabend Feierabend ist. Das hängt nicht noch nach. Danach kann ich mich dann wirklich auf das Side-Business konzentrieren.

Online-Tools für die eigenen Termine und Fristen

Ich nutze dennoch diverse Tools wie zum Beispiel Asana im privaten Bereich. Dann die App Agenda, das ist wie eine Notiz App gleichzeitig mit einem Terminkalender und das hilft mir meine Aufgaben im Blick zu behalten und keine Fristen zu verpassen. Ich habe zudem auch in meinen Mails ein eigenes System geschaffen, um den Überblick zu behalten.

Leo: Kombiniert mit diesen Tools und meiner eh schon strukturierten Art, ergibt sich das leicht.

Juliane: Machst du alles digital, sodass du auf verschiedenen Devices darauf zugreifen kannst oder hast du tatsächlich auch noch einen handschriftlichen Notizkalender oder im Terminkalender.

Das Smartphone immer in der Hosentasche

Leo: Auf Terminkalender der handschriftlichen Art habe ich ziemlich schnell verzichtet.

Den hat man dann doch nicht immer griffbereit. Das Handy hat jeder von uns immer in der Hosentasche, auch wenn das ein Nachteil sein mag, und immer dabei. Deswegen bin ich zu einer rein digitalen Planung übergegangen. Der Laptop oder das Handy sind immer griffbereit und deswegen plane ich tatsächlich alles nur über Apps oder digitale Geräte.

Warum reisetopia nebenberuflich?

Juliane: Du hörst dich mega motiviert an und ihr habt große Pläne für die nächsten Jahre. Wenn du jetzt dein Hauptjob nicht mehr hättest und alles voll auf eine Karte setzen könntest, hättest du ja auch viel mehr Zeit. Warum hast du dich dafür entschieden, reisetopia nebenberuflich voranzutreiben.

Leo: Sehr spannende Frage. In dem Moment, wo ich meinen Hauptberuf nicht habe, würde ich definitiv zu hundert Prozent auf reisetopia gehen.

Wenn der Hauptjob immer noch Spaß macht

Der Hintergrund, dass ich es als Side-Business betreibe, ist nicht, dass ich nicht zu 100 Prozent auf reisetopia vertraue. Ich bin mir sicher, dass dieses Projekt genial ist und ich stecke mein Herzblut darein. Ich weiß, dass das funktionieren wird. Bei mir liegt die Ursache eher in meinem Hauptjob, denn die Arbeit als Lotse macht mir ja seit vielen Jahren viel Spaß. Ich würde sie nicht mehr missen wollen.

Juliane: Das hören wir öfter mal. Es ist nicht unbedingt die Idee “weg von”, sondern, dass man noch nebenbei etwas anderes ausprobieren will oder eine Idee hat. Trotz allem aber mit seinem Hauptjob zufrieden ist und die Arbeit auch gern macht. Eben dazu noch etwas existiert, was eben auch leben möchte und nebenberufliche ausgelebt wird. Das wäre ja auch dein Grund.

Inspirierende Persönlichkeiten

Du hast im Vorgespräch gesagt, dass du lieber liest, als hörst.

Meine nächste Frage bezieht sich nicht unbedingt auf das Lesen: Welche Persönlichkeiten haben dich besonders inspiriert auch auf deinem Weg zu gründen, nebenberuflich tätig zu sein.

Leo: In bezug auf die nebenberufliche Tätigkeit habe ich gar nicht so viele inspirierende Persönlichkeiten. Ich habe inspirierende Persönlichkeiten, die sind allerdings auch ein bisschen unterschiedlich. Je nach Lebensbereich.

Fokus und Ehrgeiz

Wenn es zum Beispiel um das Thema Fokus und Ehrgeiz geht, ist Cristiano Ronaldo eine inspirierende Persönlichkeit. Natürlich ist er sehr umstritten und man muss ihn nicht mögen. Das kann ich absolut nachvollziehen. Diesen unbändigen Willen und immer versuchen, das Beste zu geben und einfach nicht verlieren zu wollen und auch seine eigenen Fähigkeiten verbessern zu wollen. Das inspiriert mich und das beeindruckt mich auch jedes Mal an ihn.

Ich möchte etwas erschaffen

Andere Personen wie Thaddeus Koroma oder Tobias Beck sind definitiv für mich inspirierende Persönlichkeiten. Allerdings gar nicht so dieses nebenberufliche gründen, da wäre dann eher Calvin Hollywood. Er ist in dem Bereich sehr aktiv. Bei mir war das gar nicht Wunsch „Ich möchte nebenberuflich gründen“, sondern ich möchte einfach etwas erschaffen. Ich möchte was erarbeiten und ich möchte am besten Fall wie bei reisetopia mit Freunden zusammen etwas erbauen und Leute inspirieren und Leute für das Reisen in dem Fall begeistern.

Leo: Das hat gar nichts damit zu tun, dass ich unbedingt nebenberuflich gründen wollte. Wäre das jetzt mein Hauptberuf, wäre ich damit auch zufrieden.

Juliane: Hast du bestimmte Bücher, die dich so begleitet haben, gerade wenn es um Themen geht wie persönliche Weiterentwicklung oder auch Struktur und Organisation.

Nicht nur lesen, auch umsetzen!

Leo: Ich fand „Eat The Frog“ von Brian Tracy* ein wichtiges und spannendes Buch oder auch „Die sieben Wege zur Effektivität“* . Das waren schon Bücher, die mich auf jeden Fall auch weitergebracht haben und die ich auch jedem nur empfehlen kann. Ich habe tatsächlich bei Büchern auch noch einen ganzen Schrank vor mir. Ich versuche das in meinen Alltag mit einzubringen und regelmäßig zu lesen. Allerdings finde ich persönlich es auch immer wichtig nach einem Buch dann auch mal einen Cut zu machen und sich mal ein paar Wochen nicht damit zu beschäftigen, einfach um das sacken zu lassen und auch umsetzen zu können. Mir ging es früher so, dass ich von Buch zu Buch gesprungen bin und die Hauptsache war, viel zu lesen. Dann habe ich nichts davon umgesetzt bekommen. Deswegen bin ich jetzt eher dazu übergegangen, lieber etwas weniger, dafür dann auch effektiv umzusetzen. Deswegen habe ich noch einen ganzen Bücherschrank voller Bücher vor mir, auf die ich mich sehr freue.

Juliane: Mir geht es auch so, die Bücherliste oder der Bücherstapel ungelesener Bücher wird immer größer, aber ich brauche auch immer so meine Zeit, um hier und da mal hineinzulesen. Manchmal braucht einfach eine bestimmte Zeit, um dann mal loszustarten, das dann auch zu konsumieren und dann auch umzusetzen.

Tipp an alle Sidepreneure

Zu Jahresbeginn setzt man sich ja oftmals Ziele, reflektiert, was zu Ende gegangen ist. So kommen auch viele auf die Idee. 2019, jetzt gehe ich mal endlich in die Umsetzung. Ich habe schon immer diese Idee und möchte jetzt nebenberuflich schauen, ob ich diese Idee umsetzen kann. Ob die tragfähig ist, ob ich mir damit ein Standbein aufbauen kann. Was wäre denn da so dein Tipp an alle Sidepreneure, aus Sicht eines Sidepreneurs.

Mach es nicht für das Geld!

Leo: Mein erster Tipp: Mach es nicht wegen des Geldes, sondern man muss das lieben und man muss das leben. Gerade, wenn man es als Sidepreneur aufbaut. Es kostet unheimlich viel Zeit und viel Kraft, beide Jobs unter einen Hut zu bekommen. Wenn man das dann nur wegen des Geldes macht, dann ist man eigentlich schon fast zum Scheitern verurteilt, das wird nicht funktionieren. Dafür kostet es zu viel Energie. Deswegen wäre mein Tipp: einfach das zu machen was man liebt. Natürlich ist es klasse, wenn man sich damit etwas aufbaut. Ein zweites Standbein oder, wenn man doch von dem Hauptberuf weg möchte, vielleicht auch wirklich das Standbein aufzubauen.

Der Hauptantrieb sollte immer die Liebe zu diesem Projekt sein

Ich denke, das ist natürlich der Wunsch auch irgendwo ganz tief, in jedem Sidepreneur. Das sollte aber nicht der Hauptantrieb sein. Der Hauptantrieb sollte immer die Liebe zu diesem Projekt sein. Das ist einfach viel wichtiger und ich denke, auch wenn das Marketing nicht so meine Welt ist, in der ich mich gut auskenne: Man kann ein Produkt auch tausendmal besser verkaufen, wenn man zu 100 Prozent dahinter steht. Aus dem Grund würde ich persönlich immer empfehlen, das zu machen, was man liebt, sich damit auseinanderzusetzen und das zu versuchen, aufzubauen, aber nicht des Geldes wegen. Das funktioniert immer mehr und die Leute vertrauen einfach auch immer mehr, wenn sie merken, man steht zu hundert Prozent dahinter und hat nicht einfach nur etwas auf den Markt geworfen, weil man gerne verdienen würde.

Sidepreneure können sich ausprobieren

Juliane: Ein wunderbarer Tipp und vor allen Dingen finde ich, dass es auch das Charmante am nebenberuflichen Gründen, dass man etwas ausprobieren kann und was man ja wofür man brennt, was man liebt, wo man denkt: „Hey hat ja ne Chance auf dem Markt, ohne dass man davon leben muss“. In erster Linie ist ja der Hauptjob, der einen absichert und so kann man eben auch ein Experiment einfach mal wagen und mutig ausprobieren.

Leo: Absolut. Natürlich hat das Sidepreneur-Dasein, einen kleinen Nachteil durch die größere zeitliche Einschränkung. Genau der von Dir angesprochene Punkt ist einfach ein Riesenvorteil. Während andere Gründer, sag ich mal, wirklich gezwungen sind, dazu dass es klappen muss, haben wir als Sidepreneure einfach immer die Möglichkeit zu sagen: Gut, das hat nicht geklappt, wir machen etwas Neues und das ist auf jeden Fall finde ich etwas, was auch viel Druck herausnimmt und dadurch auch den Spaß noch erhöht.

Sidepreneure können sich ganz auf ihre Kernkompetenz fokussieren

Juliane: Ganz genau bzw. auch das Outsourcing wird leichter. Ihr könnt euch oder die Sidepreneure können sich ganz auf ihre Kernkompetenz fokussieren, weil sie ja auch nur eine begrenzte Zeit haben und alles andere, was eben nicht zu ihrem Fokus gehört, können sie auch guten Gewissens auslagern, weil sie ja eben auch ein höheres Budget zur Verfügung haben. Sie müssen sich dann nicht mit Buchhaltung oder Onlinemarketing oder Newsletter schreiben oder sonst etwas unbedingt belasten, wenn es nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört.

Leo: Absolut. Definitiv.

Wir sehen dich beim nächsten MeetUp

Juliane: Ich danke vielmals für deine Zeit, Leo wünsche dir noch ganz viel Spaß, auf Reisen, du bist ja noch ein wenig unterwegs. Danke dir für deine insights, die du uns und unseren Hörern gegeben hast.

Ich hoffe, wir sehen uns in Frankfurt mal wieder, zu einem der nächsten MeetUps.

Leo: Vielen Dank, dass ich teilnehmen durfte, es war eine sehr schöne Erfahrung. Mein erster Podcast. Vielen Dank und ich hoffe auch dass wir bei einem MeetUp wiedersehen.

 

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Redaktion

Juliane Benad

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