Gründerstorys – Learnings aus dem Silicon Valley

Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Episode des Sidepreneur Podcasts.

Heute habe ich einen Interview-Partner vor dem Mikrofon, den wir vor längerer Zeit schon mal im Podcast hatten zu einem anderen Thema. Alex arbeitet bei Google und hat neben seiner Anstellung sein eigenes Side-Business CODINO gegründet. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an die damalige Episode, in der es um einen Baukasten ging, um kinderleicht programmieren zu lernen.

Gründerstorys aus den USA von und mit Dr. Alexander Mrozek

Inzwischen hat sich bei Alex einiges verändert. Er ist unterwegs auf Reisen, wobei er kein digitaler Nomade ist – aber dazu wird er uns gleich mehr erzählen und tiefer einsteigen mit Gründer-Geschichten aus den USA.
Hallo Alex! Schön, dass du dir die Zeit genommen hast und wieder bei uns im Sidepreneur-Podcast bist. Umreiße doch bitte mal kurz, wer du bist und was du tust.

Wie bist du dazu gekommen von Berlin ins Silicon Valley zu gehen?

Alex: Hallo Juliane, vielen Dank für die Einladung! Ich freu‘ mich auch sehr, wieder dabei zu sein. Du hast es schon gut zusammengefasst. Ich arbeite aktuell als Global Product Lead bei Google in San Francisco und nicht mehr in meiner alten Rolle bei Google in Berlin. Ich bin über den großen Teich nach San Francisco gegangen und verantworte in meiner jetzigen Position die Entwicklung von Produkt-Innovationen von Google im Bereich Mobile Apps.

Bevor ich ins Silicon Valley gewechselt bin war ich Projektmanager bei Google in Berlin und habe als Sidepreneur mit CODINO Programmier-Baukästen hergestellt. Wir nennen es das Lego für Programmier-Kenntnisse, mit denen jeder relativ leicht programmieren lernen kann. Mit diesem Konzept und dem Unternehmen haben wir eine Menge an Preisen gewonnen und sind nach wie vor erfolgreich am Markt. Zum Beispiel statten wir in 12 von 16 Bundesländern Schulen mit unseren Kits aus und waren auch schon kurz davor, das Ganze in Vollzeit zu machen. Aber wie das Leben halt manchmal so spielt, habe ich ein Angebot bekommen von Google aus den USA in meine jetzige Position zu wechseln als Global Product Lead, welches ich nicht ausschlagen konnte und bin deshalb mit der Familie nach San Francisco gezogen.

Alex folgte seinem Gründergeist – was daraus entstand?
Sein neues Sidepreneur-Projekt ist der Podcast „Digitale Optimisten“

Ich habe den Gründergeist aber immer noch in mir aus den CODINO-Zeiten und habe mir eine neue Art gesucht, wie ich das im Silicon Valley machen kann. Also, ein neues Sidepreneur-Projekt. Deshalb habe ich „Digitale Optimisten“ gegründet. Das ist ein Podcast, in dem ich über die Elon Musks und Mark Zuckerbergs von morgen sprechen will, bevor sie mit ihren Ideen berühmt werden.

Juliane: Wow, eine super Idee! Das hört sich toll an. Auch wie sich dein Side-Projekt CODINO über die letzten Monate entwickelt hat. Ich erinnere mich, als wir damals gesprochen haben, wart ihr zwar nicht mehr ganz am Anfang, aber auch noch nicht so weit voran geschritten. Sehr gut verstehe ich – wenn man so ein Angebot bekommt mal am anderen Ende der Welt zu leben und zu arbeiten – dass man diese Chance ergreift. Mich würde interessieren: Du hattest ja auch einen Mitgründer. Was ist nun mit CODINO und wie geht es da weiter?

Mit CODINO („Das Lego für Programmierkenntnisse“) weiterhin auf Erfolgskurs

Alex: Ja, richtig. Ich bin dem Mitgründer Stephan sehr dankbar. Er hat in den letzten zwei Jahren ein bisschen die Initiative übernommen und ein bisschen mehr gemacht als ich. CODINO läuft sehr erfolgreich und wir arbeiten weiter mit Schulen zusammen. Wir verkaufen weiterhin unsere Programmier-Baukästen und entwickeln auch die eine oder andere Sache neu. Ich bin selbst sehr gespannt, was damit in den nächsten Jahren passieren wird. Es ist eine sehr schöne Aufgabe, mehr Menschen die Welt der Programmierung näher zu bringen. Eine schöne Fähigkeit, die für viele – vor allem für Jugendliche – im Laufe des Lebens sicher nützlich sein wird.

Juliane: Also hast du immer noch sozusagen deine Finger mit im Spiel, auch wenn du jetzt in den USA lebst.

Alex: Ja, genau. Wir machen es zusammen. Mein Mitgründer Stephan hat allerdings gerade den Hut auf was Produkt-Innovationen angeht.

Juliane: Dann lass uns gerne über deinen Podcast und deine Idee sprechen, die Elon Musks und Mark Zuckerbergs von morgen zu interviewen. Erzähl‘ bitte über dieses neue Projekt.

„Digitale Optimisten“ – der Podcast mit Gründern aus dem Silicon Valley

Alex: Gerne. Der Podcast heißt „Digitale Optimisten“. Damit meine ich die Gründer, die ganz große Ideen haben und die Welt von morgen verändern wollen. Mit diesen Menschen spreche ich in meinem Podcast und führe sehr tiefgreifende Interviews.

Ich stelle mir immer folgende Situation vor: Wenn ich vor 20 Jahren auf irgendeiner Party in San Francisco gewesen wäre und ich hätte mit jemanden gesprochen, der sagt, dass er besser als die NASA Raketen ins All schicken möchte, dann hätte ich wahrscheinlich gedacht, er hat zu viel getrunken oder er ist verrückt. Aber heute gibt es genau das mit SpaceX. Und der Typ, mit dem ich auf der Party gesprochen hätte, wäre vermutlich Elon Musk gewesen, welcher heute wohl das meist genannte Vorbild aller Gründer ist.

Welche Idee steckt hinter dem Podcast „Digitale Optimisten“?

Meine Idee war es, genau diese Leute zu treffen, die aktuell im Silicon Valley an den Ideen arbeiten, die dann in ein paar Jahren große und bahnbrechende Innovationen sein werden. Ich kann dir ein paar Beispiele nennen von Leuten, mit denen ich gesprochen habe.

Juliane: Ja bitte, denn was sind das für Menschen, habe ich mich gerade gefragt.

Alex: Ich nenn‘ dir mal zwei, drei Beispiele, um das Ganze ein wenig greifbarer zu machen.

Innovationen, Ideen und Inspirationen – Startups aus dem Silicon Valley

Alex: Der größte „Elon Musk-Moment“, bei dem ich mir dachte, dass ich vielleicht dem nächsten Elon Musk gegenüber sitze war mit Thomas, der gerade eine Firma mit Namen „Atomic Alchemy“ gründet. Mit ihm habe ich darüber gesprochen, wie er ein gerade für 15 Millionen Dollar ein besseres Atom-Kraftwerk baut. Zum Vergleich: ein Staat bräuchte dafür mindestens 150 Millionen Dollar. Mit seinem Atomkraftwerk stellt er dann medizinische Isotope her, die z. B. in der Krebsforschung verwendet werden. Und wie gesagt für ein Zehntel der Kosten. Das fand ich schon sehr beeindruckend.

Ein anderer Unternehmer ist Mike. Seine Firma heißt Medcrypt. Auch er hat eine sehr interessante Geschichte. Vor Jahren sah er eine Folge von „Homeland“, in der ein Herzschrittmacher des Vize-Präsidenten gehackt wurde. Obwohl er zuerst dachte, was das für ein Quatsch sei hat er sich ins Thema eingearbeitet und festgestellt, dass es ein riesiger Markt sein könnte. Denn in den letzten Jahren sind medizinische Geräte – durch Internet of Things – sozusagen ans Internet angeschlossen worden. Aber wenige haben sich über Cyber Security Gedanken gemacht. Und genau diese Schnittstelle von medizinischen Geräten und Cyber Security hat er besetzt, inspiriert durch eine Folge „Homeland“, und jetzt hat er ein Millionen-Unternehmen daraus gemacht.

Ein drittes Beispiel, das ich auch toll fand. Ich habe mit Rob gesprochen, der das Ziel hat, CO2 aus der Atmosphäre anzusaugen, zu verarbeiten und in Treibstoff zu verwandeln. Wahrscheinlich der Traum von jedem, der sich um die Umwelt sorgt, denn es wäre wirklich ein klimaneutrales Auto, da es das CO2 aus der Luft anziehen und in Treibstoff verwandeln würde, um es dann wieder zu verbrauchen. Also, ein direkter Kreislauf und so in der Art wie ein Perpetuum Mobile. Ein großes Ziel, um ganz große gesellschaftliche Fragen zu lösen.

Was all diese Gründer eint

Ich habe noch mit viel mehr Gründern gesprochen. Was sie alle eint ist der starke Wunsch, eine große gesellschaftliche Veränderung herbeizuführen und den Markt zu erschließen.

Juliane: Also Menschen, die in der Richtung groß denken, welche vielleicht im Moment jenseits unserer Vorstellungskraft liegt und die große Visionen und Ziele haben.

Glaube und Optimismus im digitalen Zeitalter

Alex: Ja, das stimmt. Das war auch mein Ziel. Woran auch all diese Gründer glauben und deshalb habe ich den Podcast „Digitale Optimisten“ genannt ist der Optimismus, dass wir durch technologische Veränderungen die Probleme lösen können, die technologischen Veränderungen auch erst mit sich gebracht haben. Beispielsweise der CO2-Ausstoß. Das finde ich super interessant und ich lade jeden ein, seine oder ihre eigene Meinung zu bilden, ob das jetzt eine Utopie oder ein riesiger Markt ist.

Juliane: Ich bin ja eine Frau und habe gerne immer Interview-Partnerinnen in meinen Podcasts bzw. sehe gerne Beispiele von Frauen und welche Ideen diese verfolgen. Du hast drei Beispiele von Männern genannt. Ich vermute, dass die Gründerszene im Silicon Valley eher männerdominiert ist?

Erfolgsgeschichten von Gründerinnen aus dem Silicon Valley

Alex: Mir ist auch sehr wichtig, dass ich nicht nur Männer interviewe. Ich habe mit ganz tollen Gründerinnen gesprochen, die auch genau so große Ideen haben. Beispielsweise habe ich mit der deutschen Gründerin Hanna gesprochen. Sie hat das Problem erkannt, dass durch den demographischen Wandel Fachkräfte knapp werden. Ihre technologische Antwort darauf ist neu, denn sie baut ein Portal mit dem man eine Art „International Re-location“ machen kann. Also Fachkräfte von A nach B über Ländergrenzen hinweg viel einfacher gewinnen und vermitteln. Auch ein Riesen-Markt, den Hanna gerade bearbeitet und bereits in andere Märkte wie Kanada und USA expandiert.

Dann habe ich noch mit Cadran gesprochen, die das bessere LinkedIn für Frauen entwickelt. Das Thema war ja gerade Chancen-Gleichheit zwischen Männern und Frauen. Sie hat es erkannt, dass die Gründerszene in Silicon Valley tatsächlich stärker männergeprägt ist und dass dies ein paar Verwerfungen für die Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen im Silicon Valley mit sich bringt. Auf dieser Erkenntnis baut sie ein Netzwerk – ich nenne es mal das bessere LinkedIn für Frauen – was Frauen dabei helfen soll, sich gegenseitig zu unterstützen und aus ihrer Situation eine Gelegenheit zu machen und Chancen zu nutzen.

Juliane: Sehr schön, dass du diese Beispiele von den Frauen im Silicon Valley mitgebracht hast.

Idee, Tatendrang und Optimismus – Jeder kann eine tolle Idee haben und mit ihr durchstarten

Alex: In meinem Podcast versuche ich zumindest ein Verhältnis von 60 zu 40 oder 70 zu 30 zu bieten. Aber es ist schon so, dass – vor allem wenn du dir die Listen anschaust welches Geschlecht die Gründer haben, die Geld bekommen von großen Venture-Capital-Firmen – dann ist es tatsächlich stärker männlich geprägt. Aber mir ist zum Beispiel wichtig: Meine Idee, mein Tatendrang und Optimismus… das ist unabhängig vom Geschlecht, von Herkunft und Nationalität. Jeder kann eine tolle Idee haben und mit ihr durchstarten.

Juliane: Du hast von den zwei Frauen und den drei Männern gesprochen, die tolle Ideen haben. Ich versuche gerade, mir ein Bild von diesen Gründer-Persönlichkeiten vor Augen zu führen… Wie alt sind sie? Aus welchem Umfeld kommen sie? Ich stelle mir gerade junge hippe Menschen vor. Ist das wirklich so?

Wer sind die Gründer-Persönlichkeiten?

Alex: Eine tolle Frage. Das ist auch eine der Erkenntnisse, die ich aus meinen Interviews gewonnen habe. Es sind gerade nicht mehr die stereotypen Hoodie-tragenden Uni-Abbrecher, die wie Mark Zuckerberg Drop-outs aus Harvard sind, ihre tolle Idee entwickeln und damit reich und ganz groß werden. Sondern meine Interview-Partner waren eigentlich alle Anfang oder Mitte 30, die im Vorfeld schon einen klaren Karrierepfad hatten, die vor allem aus ihrer Expertise heraus gegründet haben und die sehr vielfältige Blicke auf die Welt haben.

Nochmal zurück zum Beispiel von Mike und seiner Firma Medcrypt, der die Folge von „Homeland“ gesehen hatte und dann Cyber Security für Medizin-Technik baut. Er ist eigentlich Physik-Lehrer und hat einen ganz anderen Background.
Thomas von „Atomic Alchemy“ hat jahrelang an einem der größten Forschungsatomreaktoren der USA gearbeitet und hat sich durch diese Tätigkeit einen kleinen – ich nenn's mal X-Faktor – herausgearbeitet. Also einen kleinen Startvorteil, den er anderen voraus hatte, die vielleicht gerade erst von der Uni kommen. Er wusste nämlich, dass es nur noch sechs Atomreaktoren weltweit gibt, die diese medizinischen Isotope für die Krebsforschung herstellen und die alle abgeschaltet werden. Und daraus hat er dann sein Business Case entwickelt und hatte dadurch eine starke Botschaft, um Risiko-Kapitalgeber zu überzeugen in ihn zu investieren.

Was wird gegründet?

Ein anderer Aspekt ist auch, was gegründet wird. Ich habe beobachtet, dass gesellschaftliche Themen in den Mittelgrund rücken und vielleicht viel stärker als zuvor mit Wagnis-Kapital ausgestattet werden. Beispielsweise das „LinkedIn für Frauen“. Das ist eine Antwort auf eine gesellschaftliche Herausforderung der Teilhabe und der Geschlechter-Gerechtigkeit. Und der andere Gründer Rob, der CO2 aus der Atmosphäre saugen will geht natürlich voll auf das Thema „Green Energy“, was ein sehr wichtiges und gerade ein sehr aktuelles Thema ist.

Wie wird gegründet?

Noch ein anderer Punkt: Ich habe mir auch Gedanken gemacht, wie wird gegründet? Mittlerweile habe ich ungefähr 20 Gespräche geführt. Meine Antwort auf die Frage „Wie wird gegründet?“ kommt daher, dass ich jedem Gründer die gleiche Frage stelle. Und die ist: Welche Fähigkeit hast du unterschätzt, bevor du dein Startup gegründet hast?

Storytelling ist das A & O

Fast ausnahmslos sagen alle, dass es Storytelling ist. Also die Kunst, Geschichten zu erzählen. Die Gründer beschreiben es alle als eine Art Überlebenskampf Kunden, Investoren und Mitarbeiter zu finden. Das geht halt nur, wenn man die Grenzen verschieben kann zwischen dem, was heute wahr ist und dem was morgen wahr sein wird. Mit fast jedem Gründer habe ich darüber gesprochen, wie sie diese Geschichten erzählen und die Zukunft, die Welt von morgen vielleicht etwas deutlicher darstellen können, damit man daran glauben kann, dass wir tatsächlich in diese Welt gehen.

Juliane: Eine spannende Erkenntnis! Sind es denn eher Solo-Gründer oder zwei, drei Gründer, die sich auf den Weg machen, um ihre Idee umzusetzen?

Erst die Karriere – ein Erfahrungsbericht aus dem Silicon Valley

Alex: Ich bin ja hier im Sidepreneur-Podcast. Ich denke, viele eurer HörerInnen und LeserInnen haben bereits eine Idee, etwas Eigenes zu gründen oder haben schon ein Sidepreneur-Projekt. Wie bereits gesagt habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Leute nicht bereits in der Uni starten und gehen dann voll auf Hundert, sondern viele sind in einer erfolgreichen Karriere. Das heißt, dass sie die ersten Hypothesen wie z. B. ob es einen Markt gibt oder ob das Kunden-Bedürfnis X richtig bedient ist – das testen sie häufig in ihrer aktuellen Rolle und lassen kleine Test-Ballons starten. Dann erst treffen sie die Entscheidung, das Ganze groß zu machen.

Juliane: Ich höre immer wieder, dass wir hier in Deutschland sehr viel Angst vor dem Scheitern haben und davor Fehler zu machen. Anscheinend soll es in den USA anders sein. Wie gehen die Gründer in den USA bzw. deine Interview-Partner mit dem Thema um? Und was sind so die größten Fuckups, die du gehört hast?

Kleine Fehler beim Gründen gehören dazu, um auf den richtigen Weg zu kommen

Alex: Zu deiner ersten Frage würde ich sagen: Sehr entspannt. Ich glaube, die DNA dieser Gründer ist, dass kleine Fehler zum Gründen dazu gehören, weil man nur dadurch überhaupt verstehen kann, welches Produkt man bauen muss und was für den Kunden nützlich ist. Ich thematisiere mit den Gründern ein bisschen stärker, wie sie sich die Zukunft vorstellen, wie ihre Produkte da reinpassen und was sie tun, um das bestmögliche Produkt zu bauen. Beispielsweise auch wie sie eine Go-to-Market-Strategie entwickeln, um ihre Kunden zu gewinnen. Im Zuge dessen passieren sehr viele kleine Fehler, die aber gar nicht negativ, sondern Teil des Ganzen sind, um auf den richtigen Weg zu kommen.

Lieber gleich das ganz Große machen

Eine kleine Geschichte zu den Fuckups, wobei es kein richtiger Fuckup ist – das wäre vielleicht zu hoch gegriffen. Ich hatte ja schon Mike erwähnt, der die Cyber Security für Medizin-Technik baut. Er hatte – bevor er seine aktuelle Firma aufbaute – schon ein anderes Unternehmen gegründet. Dazu sagte er mir, dass es der gleiche Aufwand ist an Schweiß und Tränen ein 15 Millionen Startup zu gründen oder ein 15 Milliarden Startup zu bauen. Mit seiner ersten Firma hat er die 15 Millionen-Firma gebaut – was ja schon eine Riesen-Leistung ist. Aber er sagte, die Firma hätte maximal 15 Millionen Dollar Umsatz machen können, hätte aber genauso viel an Schweiß und Tränen gekostet, die er jetzt hat mit seiner aktuellen Firma, für die er aber 15 Milliarden Umsatz als Markt sieht.

Natürlich ist er ein sehr groß denkender Mensch. Aber ich glaube, das zugrunde Liegende – unabhängig von den Zahlen – ist: Wenn man sich entscheidet, etwas zu machen sollte man lieber gleich das ganz Große machen, weil der Unterschied dazwischen laut Mike nicht so groß ist. Und wenn man's schafft hat man ein viel größeres Markt-Potential.

Juliane: Auf jeden Fall eine sehr spannende Geschichte. Auch wenn's darum geht, ein Side-Business zu gründen, bei dem man erst mal wenig Kapital benötigt, weil man z. B. seine Expertise als Berater, als Speaker umsetzt. Diesen ersten Schritt zu machen ist dabei wahrscheinlich genauso schwer als wenn man ein Unternehmen gründet und dafür einen Kredit aufnimmt oder Lagerflächen anmietet.

Was ist dein MVP?

Alex: Der Unterschied hier ist, dass die Gründer hier sehr stark auf externes Geld zurückgreifen, um die Idee groß zu machen. Aber auch sie fangen mit einem MVP – einem minimum viable product – an. Das ist das kleinstmöglich durchführbare bzw. realisierbare Produkt, um den Markt zu testen, ob es ankommt. Auch gibt es einen Technical MVP – ob man es technisch überhaupt hinbekommt – und es gibt einen Financial MVP für viele Startups in den USA. Der bedeutet schlicht und ergreifend „Bekomme ich Geld für diese Idee?“ Das ist genauso eine Frage im Gründungsprozess vieler Startups mit denen ich gesprochen habe, ob sie Geld bekommen, um ihr Startup groß zu machen.

Juliane: Gerade bist du in Deutschland, gehst aber wieder zurück in die Staaten.

Wie sind deine Pläne und Visionen, auch für deinen Podcast?

Alex: Ich freue mich erst mal, dass ich viele spannende Interviews mit Gründern in der Pipeline habe, die ich alle zwei Wochen bei „Digitale Optimisten“ in meinem Podcast veröffentliche. Was mich sehr stark antreibt ist meine Neugierde auf das, was es in der Startup-Szene Neues gibt. Ich glaube auch daran, dass sich sehr viele Dinge verändern werden in den nächsten Jahren.

Vor allem freue ich mich auf Gespräche mit Gründern aus dem Bereich Pharma und Energie, weil ich glaube, dass dort noch viel mehr passieren wird.

Juliane: Cool. Ist deine Zeit dort irgendwie befristet oder ist sie erst mal so lang wie du und deine Familie Lust haben?

Alex: Ich bin unbefristet angestellt bei Google in den USA.

Juliane: Am Anfang hatten wir ja schon von Elon Musk gesprochen, der oft genannt wird als einer der Persönlichkeiten, die man als sehr inspirierend empfindet. Wer inspiriert dich besonders? Zu welchem Buch hast du schon gegriffen und sagst, dass man es unbedingt als Startupper oder Sidepreneur gelesen haben sollte?

Menschen, die Alex inspirieren

Alex: Ich beschäftige mich ja sehr viel mit den Themen Technologie und Unternehmertum sowohl in meinem Hauptjob als auch in meinem Podcast. Deshalb inspirieren mich vor allem Gespräche mit Freunden und Familienmitgliedern, die sich mal mit anderen Dingen beschäftigen wie Politik, Kunst, Wissenschaft oder andere gesellschaftliche Fragen.

Ein beeindruckendes Buch

Das Buch, das mich am meisten beeindruckt hat und es immer noch tut ist „Die Welt von gestern*“ von Stefan Zweig.

Buch Welt von gestern Stefan Zweig

Ein irres Buch, in dem der Autor autobiographisch erzählt wie weit die Zivilisation in Europa vor dem Ersten Weltkrieg schon war und wie wir dann in diese zwei barbarischen Kriege geglitten sind. Es ist ein beeindruckendes Buch, das ich nur jedem empfehlen kann, der vielleicht mal ein bisschen links und rechts schauen will.

Juliane: Ich erinnere mich gerade an die Zeit zurück als wir zum ersten Mal hier im Sidepreneur-Podcast miteinander gesprochen haben. Was hat sich seitdem für dich verändert? Oder hättest du damals geglaubt, dass du irgendwann in San Francisco lebst und einen Podcast hast. War das schon Teil deiner Vision?

Und jetzt ein Blick zurück… mit einem Ausblick nach vorn

Alex: Die größte Veränderung – seitdem wir uns das letzte Mal unterhalten haben – ist, dass ich Vater geworden bin. Das war natürlich für mich persönlich das absolute Highlight. Zu meiner beruflichen Entwicklung… Ich bin schon immer sehr von meiner Neugier getrieben und wollte immer schon nach San Francisco gehen. Wenn ich jetzt sagen würde, um ein wenig näher zu sein an „der Wiege der technologischen Innovation“ ist es evtl. ein bisschen zu viel. Es gibt überall starke Hubs – auch in Deutschland. Auf der anderen Seite ist es schon ein mythischer Ort, weil da eben sehr viele Unternehmen hier sitzen wie Twitter, Airbnb, Uber, Google, Facebook.

Mir macht es auch sehr viel Spaß, meine Neugierde sowohl in meinem Hauptjob zu befriedigen als auch die Gespräche zu führen mit Leuten, die an etwas glauben und voller Passion und Leidenschaft sind. Und auch voller Mut ihrer Leidenschaft zu folgen.

Juliane: Super! Dann wünsche ich dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Podcast und natürlich auch mit CODINO. Zum Abschluss überlasse ich dir gerne nochmal die Bühne für einen Tipp an alle Menschen da draußen, die vielleicht noch zögern in die Umsetzung zu kommen. Was kannst du da aus deinem geballten Gründer-Wissen aus dem Silicon Valley an uns weitergeben?

Tipps von Alex zum Abschluss

Alex: Aus all meinen Interviews mit diesen digitalen Optimisten habe ich gelernt, dass es sehr viele Möglichkeiten gibt für Leute, die Mut und Optimismus haben ihre Ideen umzusetzen. Was mich motiviert ist der Gedanke, dass es heutzutage viel einfacher ist einen Kunden für deine Ideen zu gewinnen. Wenn meine Eltern vor 30 Jahren eine Idee gehabt hätten – wie hätten sie dann einen Kunden gewonnen?

Marketing früher und heute

Vielleicht hätte man einen Fußballverein gesponsert, hätte in den Gelben Seiten inseriert oder Radio-Werbung gemacht. Dadurch dass man heutzutage relativ einfach eine Website bauen oder digitales Marketing sehr gezielt einsetzen kann ist es ein toller Zeitpunkt, um sich auszuprobieren, wenn man so eine Leidenschaft hat. Auch auf sich zu hören und den Mut zu haben, ein Wochenende etwas mehr zu investieren in eine Idee. Und dann zu schauen, was sich daraus ergibt.

Juliane: Total guter Punkt und ein toller Anstoß zu sagen, wie wir wohl Marketing vor 30 Jahren gemacht hätten. In der jetzigen Zeit haben wir so viele Möglichkeiten auf kurzem Wege und relativ schmalem Geldbeutel Dinge zu testen. Tatsächlich hat auch in einem der letzten Interviews mein Interview-Partner gesagt „Gründen war noch nie so einfach wie heute“. Als er damals mit 16 Jahren ein Unternehmen gegründet hat war es noch viel schwieriger, auch von der Bürokratie her.

Mit dem Punkt, den du eben gebracht hast wie einfach Marketing heutzutage eigentlich ist, hast du absolut Recht. Es steht uns da so viel offen und von daher macht es absolut Sinn, einfach mal loszugehen und zu testen.

In diesem Sinne wünsche ich euch da draußen ganz viel Inspiration. Vielleicht konnten wir euch den einen oder anderen Anstoß geben darüber nachzudenken, wie ihr eure Idee in die Umsetzung bringt. Wenn ihr Fragen habt, dann schreibt diese gerne an info(at)sidepreneur.de oder kommt in unsere Facebook-Community. Einen guten Start in die neue Woche wünsch‘ ich euch! Bis zum nächsten Mal. Tschüss.

Hier findest du Alex Mrozek im Internet

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Redaktion

Juliane Benad

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