Irgendwann musst du eine Entscheidung treffen – Interview mit Dominik von Schuhe24.de

Interview mit Dominik Benner von Schuhe24.de

Hier kannst du dir das Interview von Juliane mit Dominik Benner anhören anhören:


Wer lieber lesen statt hören möchte, hier entlang:

Juliane:

Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Episode des Sidepreneur Podcasts. In den letzten Wochen hatten wir einige Interviewgäste, die den Weg gegangen sind von der nebenberuflichen Gründung zum Vollzeit Business. Wir haben einiges darüber erfahren, wie sie vorgegangen sind und was ihre Learnings waren. Auch heute habe ich wieder einen Interviewpartner zu Gast, der genau diesen Weg gegangen ist. Auch er ist vor einigen Jahren mit seiner Gschäftsidee als Sidepreneur gestartet. Heute spreche ich mit Dominik Benner von schuhe24.de. In dieser Episode möchten wir uns darüber unterhalten, wie alles so anfing, warum und wieso und weshalb er seinen Weg so gegangen ist und wie sich alles bis heute entwickelt hat.

Hallo Dominik, schön, dass du heute mit dabei bist im Sidepreneur Podcast.

Dominik:

Ja hallo, ich grüße dich auch Juliane.

Juliane:

Stelle dich doch gerne einmal vor. Wo kommst du her? Was machst du? Wie bist du auf deine Geschäftsidee gekommen?

Dominik:

Ich bin selbst 35 Jahre alt und wir haben unser Unternehmen hier in Wiesbaden, was bei Frankfurt liegt. Wir sind vor 5 Jahren mit unserem Geschäft gestartet. Ich bin selbst vorher bei einem größeren Energieunternehmen angestellt gewesen.

 

 

Die Geschäftsidee kam mit dem Tod des Vaters

 

Ich war dort angestellter Geschäftsführer bis irgendwann mein Vater überraschend verstorben ist, der im Bereich Schuhhandel tätig war. Für mich hat sich dann die Frage gestellt, wie ich mich entscheiden soll. Soll ich es einfach ausschlagen und sagen, dass ich weiterhin in einer guten Position angestellt bleiben möchte oder soll ich mich komplett zum Schuhhandel widmen oder versuchen beides fortzuführen? Damals ist meine Entscheidung so ausgefallen, und das war auch gut mit meinem damaligen Arbeitgeber machbar, dass ich 50 % Geschäftsführer war und 50 % mein eigenes Unternehmen voran gebracht habe. Mein Unternehmen heißt Schuhe24, wurde vor 5 Jahren gegründet und ist mittlerweile doch recht groß. Das heißt, wir machen dieses Jahr ungefähr 40 bis 50 Millionen Euro Umsatz über unser Schuhportal.

Juliane:

Wie bist du zu dem Thema Schuhe gekommen? Hatte dein Vater selbst ein Schuhgeschäft?

Dominik:

Genau. Ich selbst habe keine große Vorkenntnis bei Schuhen. Meine Eltern haben Schuhgeschäfte hier im Rhein-Main-Gebiet gehabt. Das war ganz klassischer Schuhhandel, wobei man ja sagen muss, dass der Einzelhandel einen schwierigen Stand hat und es war für mich nie eine Option nur diese stationären Geschäfte fortzuführen oder damit zu expandieren. Ich bin eher der Online-Mensch: jung, dynamisch und interessiere mich eher für E-Commerce und Conversion Rates.

 

 

Das Geschäftsmodell entstand eher durch Zufall

 

Das Geschäftsmodell ist eigentlich durch Zufall entstanden. Wir hatten damals selbst damit angefangen mit einem Onlineshop zu arbeiten und auf verschiedenen Marktplätzen zu verkaufen bis irgendwann einmal ein befreundeter Schuhhändler sagte, dass er das Internet zwar nicht gut fände, aber schon gerne darüber Umsätze generieren würde. Diesem Schuhhändler haben wir dann eine Schnittstelle programmiert, damit wir Zugang zu seiner Warenwirtschaft bekommen, also alle Bestände sehen. Als wir dann all seine Bestände hatten und diese online angeboten haben, ging es auch gleich los. Das heißt, dass wir am ersten Tag auf einen Schlag 70 Schuhpaare für ihn verkauft haben.

 

 

Der Erfolg sprach sich schnell rum

 

Da ist ihm natürlich klar geworden, dass das Thema E-Commerce im Bereich Schuhe eine ganz große Relevanz hat. Das hat sich sehr schnell rumgesprochen, weil es auch eine kleine sehr vernetzte Branche ist, dass immer mehr Schuhhändler mitmachen wollen. Mittlerweile haben wir 700 Filialen, die an Schuhe24 angeschlossen sind und immer mehr begeisterte Schuhhändler, die mitmachen wollen.

Juliane:

Wie funktioniert es genau? Angenommen, ich wäre Schuhhändler… wie komme ich mit dir in Kontakt, wie ist der Ablauf?

Dominik:

Das ist relativ einfach. Alle Schuhhändler haben eine Warenwirtschaft und zu all diesen Anbietern haben wir eine spezielle Schnittstelle entwickelt. Wenn der Schuhhändler jetzt sagt, dass er sich das vorstellen kann bei Schuhe24 mitzumachen, dann bedeutet das, dass wir Zugriff auf alle seine Daten haben und dass wir seine Schuhe komplett in Europa auf verschiedenen Plattformen z.B. otto.de oder mirapodo.de oder unseren eigenen Onlineshops verkaufen. Wir übernehmen alle Services für ihn: Wir übernehmen den Zahlungsverkehr, wir machen die Verkäufe für ihn und können so sehr hohe Umsätze für ihn erreichen. Das heißt, sein Umsatz wächst zwischen 5 und 20 Prozent, was eine ganz schöne Größenordnung für einen kleinen Fachhändler ist. Dadurch kann er bei sich in der Stadt oder auf dem Land überleben, wo er sein stationäres Geschäft hat und wir können ihm dadurch einen Zusatzumsatz beschaffen, den er sonst nicht hätte. Einen eigenen Onlineshop könnte er sich zwar bauen, aber die Kosten werden doch oftmals unterschätzt und auch der Erfolg. Bis die Leute mal in den Online-Shop gehen und dort kaufen und bestenfalls Stammkunden werden das dauert eine lange Zeit und kostet Geld. Denn man muss sich die Kunden ja heutzutage auch „kaufen“ z.B. über Adwords-Kampagnen. Das unterschätzen, glaube ich, sehr viele Händler.

Juliane:

Ihr übernehmt dann auch die Werbekampagnen?

Dominik:

Ja, genau. Wir übernehmen die komplette Vermarktung der Schuhe auf verschiedensten Kanälen. Wir kümmern uns um alle Kampagnen, so dass der Fachhändler überhaupt nichts investieren muss. Er hat keine Kosten, er hat keine Investments. Wir haben auch keine Monatsgebühr. Wir sagen einfach nur, dass wir pro verkauftes Schuhpaar drei Euro abrechnen und so finanzieren wir unser Unternehmen.

Juliane:

Wie läuft es mit dem Versand? Im Vorgespräch erwähntest du ja, dass es kein großes Zentrallager gibt.

Dominik:

Ganz genau. Als ich damals überlegt habe, wie man im Online Business überhaupt geschäftlichen Erfolg haben kann, war relativ schnell klar, dass wir kein Modell mit eigener Lagerhaltung fahren, sondern dass wir lieber eine Plattform werden.

Warum? Das ist eigentlich ganz einfach. Als Plattform bündelt man Kompetenzen. Man fokussiert sich rein auf den E-Commerce und hat nicht das Risiko des eigenen Lagers. Wenn man dieses Risiko nicht hat, kann man viel mehr Erfolg haben als wenn man immer mit einem eigenen Lager arbeiten würde. Das führt dazu, dass wir mittlerweile hohe Umsätze erreichen können, ohne allzu großes Risiko. Wir mussten einfach nur eine ganz neue Kompetenz aufbauen, nämlich eine reine Online-Kompetenz. Das ist das, was die Schuhhändler nicht haben.

Juliane:

Wer kümmert sich denn nun um den Versand der Schuhe? Ihr oder geht das zurück an den Schuhhändler?

Dominik:

Der Versand der Schuhe geht direkt von der Filiale des Händlers aus. Und zwar haben wir mit DHL ein Abkommen, dass sie jeden Tag in allen 700 Geschäften der Bundesrepublik die Schuhe abholen müssen und der Schuh dann anschließend direkt zum Endkunden kommt. Die Retoure geht teilweise direkt über uns die Zentrale oder auch direkt wieder zum Händler. Je nachdem über welchen Kanal der Kunde kauft. Dadurch ist gewährleistet, dass wir selbst keine riesigen Lagerräume benötigen. Wir haben hier zwar auch ein Lager bei uns, aber das sind jetzt keine riesigen Lagerhallen von 20k Quadratmetern.

Juliane:

Du bist damals nebenberuflich mit 50 % deiner Arbeitszeit gestartet. Wie war die Entwicklung bis heute. Heute machst du das Geschäft ja sicherlich nicht mehr allein.

 

 

Nebenberuflich zu starten, war nur die Notlösung

 

Dominik:

Nein, das mache ich schon lange nicht mehr allein. Ich muss dazu sagen, dass es damals nur eine Notlösung war. Ich wollte auch meinem Arbeitgeber gerecht werden, weil er mich damals ja auch in eine sehr verantwortungsvolle Position angestellt hat. Auf der anderen Seite wollte ich es natürlich auch meinem Familienunternehmen und meinen Mitarbeitern Recht machen. Dieser Spagat ist extrem schwer.

 

 

Der Bürotag fing um 6 Uhr an.

 

Ich bin damals jeden Morgen um 6 Uhr ins Büro von meinem Arbeitgeber gefahren. Ich bin dann nachmittags rübergefahren und habe dann abends bis 11 Uhr gearbeitet. Ich glaube, dass man das eine Zeitlang machen kann, auch ein paar Jahre lang, aber wenn man dann einmal Kinder und Familie hat, ist es meiner Meinung nach kein Modell mehr, das funktionieren wird.

Nach zwei Jahren habe ich also gesagt, dass ich mich auf eine Sache fokussieren muss, denn irgendwann wurde unser Unternehmen so groß, dass ich es nebenher einfach nicht mehr so machen konnte.

 

 

Wenn man zu lange auf zwei Hochzeiten tanzt, geht eine den Bach hinunter

 

Das wollte ich nicht und habe mich dann ganz klar für das eigene Unternehmen entschieden, weil ich gemerkt habe, dass dort mein Hebel und mein Wirken viel größer ist und ich eine wunderbare Chance hatte, es beides parallel zu machen. Heute vermisse ich schon manchmal den Konzern, weil man dort viel Verantwortung hat über Milliarden-Projekte und viele Mitarbeiter, aber man kann delegieren und wenn man ein PC-Problem hat, ruft man eine Hotline an. Das alles habe ich so jetzt nicht mehr. Hier im Online-Bereich sind wir jetzt knapp 20 Mitarbeiter und da kann man schon ein bisschen delegieren, aber es ist natürlich nicht mit einem Konzern vergleichbar.

Juliane:

Was sind heute deine größten Herausforderungen, die du so hast?

Dominik:

Wir haben verschiedene Herausforderungen. Die größte, die wir selbst haben, ist wie wir dieses Modell, das wir mit Schuhen machen auch auf andere Branchen übertragen können. Schuhe sind spannend, das ist keine Frage, aber man hat immer das Problem, dass es eine hohe Retourenquote gibt.

 

 

Das Konzept auf andere Branchen übertragen

 

Die Retourenquote liegt so zwischen ein Drittel und 40 Prozent. Die Gründe sind vielfältig: weil sie nicht passen oder nicht gefallen. Das ist in dieser Branche ein großes Problem. Es gibt andere Branchen z.B. im Sport- oder Geräte-Bereich oder im Schreibwarenzubehör oder Parfums, wo es gar keine oder nur sehr wenige Retouren gibt. Das ist das Spannende und das ist das, worüber wir uns gerade Gedanken machen, wie wir unser Konzept auf andere Branchen übertragen können. Wir sind bereits in der Sportbranche aktiv geworden und wollen jetzt überlegen, was nach der Branche die nächste werden soll.

 

 

Internationalisierung

 

Die zweite Herausforderung, die uns stark beschäftigt, ist das Thema Internationalisierung. Zalando hat das gut vorgemacht, wie es vom deutschen Markt aus relativ schnell ins europäische Ausland expandiert ist. Nicht darüber hinaus, aber ins europäische Ausland und das ist bei uns die Herausforderung. Wir haben ja deutsche Produkte von den Fachhändlern, der Loyd-Schuh, der Camel-Schuh oder der Gabor-Schuh. Aber diese sind ganz unterschiedlich nachgefragt in den Ländern. Also ich sage jetzt mal, viele Franzosen kennen noch die deutschen Marken, aber wenn ich jetzt z.B. in Richtung Russland gehe, dann sind diese Marken eher nicht mehr bekannt. Das heißt, dass wir dort auch keine Kundschaft haben, die das kaufen würde. Insofern ist es nicht so einfach eine Internationalisierung zu schaffen, aber das ist jetzt unser nächster Schritt, den wir jetzt im April starten. Wir werden unsere internationale Schuhe-Seite launchen.

Juliane:

Wie weit international geht ihr dann in diesem Schritt? Ganz Europa oder nur verschiedene Länder?

Dominik:

Wir starten erst einmal länderweise. Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf die englischsprachigen Länder, also England und Schottland zum Beispiel. Dieses haben auch eine hohe Affinität zu unseren Produkten. Im nächsten Schritt versuchen wir das auszuweiten und dann auch Frankreich und Spanien direkt in deren Landessprache anzusprechen.

Juliane:

Das muss ja dann auch alles technisch und sprachlich umgesetzt werden.

Dominik:

Genau, das ist das eine, aber es muss dann ja auch lokal mit ihnen kommuniziert werden und die Kulturen sind ja doch auch ganz anders. Der typische französische Schuhkunde retourniert viel weniger, aber er hat ganz andere Wünsche, was die Abholung von Retouren angeht. Er hat dann wirklich den Wunsch, dass es jemand bei ihm auf dem Land persönlich abholt, was in Deutschland ungewöhnlich ist. Hier gibt es man irgendwo in der Filiale ab. Sprich, es gibt ganz viele Unterschiede, die man irgendwo zur Kenntnis nehmen und berücksichtigen muss.

Juliane:

Woher nehmt ihr eure Erfahrungen, dass der Franzose viel weniger retourniert, wenn er aber retourniert die Ware bei ihm abgeholt werden soll?

Dominik:

Dadurch, dass wir ja auf Plattformen wie Ebay oder Amazon verkaufen, haben wir darüber schon Erfahrungen gesammelt. Was funktioniert, oder eben was auch nicht funktioniert. Insofern können wir das schon gut abschätzen. Aber auch in unserer täglichen Arbeit und Kontakt mit den verschiedenen Ländern machen wir immer wieder neue Erfahrungen. Wir stehen hier wirklich noch am Anfang und staunen immer wieder, wie wenig Kenntnis man doch vom Nachbarland hat, auch wenn man sonst über Politik und Autos alles kennt.

Juliane:

Das ist unheimlich spannend, wie die anderen Kulturen so ticken. Wir alle sind Menschen und doch so unterschiedlich.

Dominik:

Es ist auch so ein bisschen eine Erziehungsfrage. In Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg gab es ja z.B. diesen Firmen wie Neckermann, Quelle oder den Otto Versand, die sehr stark und sehr erfolgreich waren. Otto ist es teilweise heute immer noch, die anderen gibt es nicht mehr. Die Kunden in Deutschland wurden dadurch geprägt. Es bedeutet, dass der Kauf auf Rechnung damals zum Standard geworden ist. Die Rücksendung von Sachen ist damals zum Standard geworden. Das hat bis heute Auswirkungen. Die Retourenquote in Deutschland ist die Höchste In Europa. Und auch der Rechnungskauf ist der Höchste in Gesamteuropa. Also diese kulturelle Erfahrung, die die Deutschen mit Neckermann, Quelle und Co. gemacht haben, hat sich bis heute erhalten. Länder wie England haben diese Versandhaus-Erfahrung nicht so gemacht und Frankreich schon gar nicht und dementsprechend, ist die Retourenmentalität auch ganz anders gelagert. Insofern kann man jeden Tag lernen und auch staunen wie wichtig Historie auch bei solchen Themen ist.

Juliane:

Fehler gehören zum Unternehmertum dazu und Scheitern ist zwar negativ besetzt und doch kann man es für sich als Unternehmer nutzen. Was sind deine größten Learnings mit Schuhe24 besonders auch nebenberuflich?

 

 

Wichtige Learnings mit Schuhe24

 

Dominik:

Ein Learning war definitiv und das war auch immer wieder eine Frage, die sich in Gesprächen mit anderen Gründern stellte: Allein gründen oder im Team. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Gründen eigentlich nur funktioniert, wenn man es komplett allein macht oder mit maximal einer Person zusammen, der man wirklich auch schon lange vertraut. Ich erlebe häufig Gründer, die sagen, ich habe hier 3 bis 4 Kollegen/ Freunde, die sind alle angestellt und wir wollen jetzt mal den Sprung machen und etwas Eigenes aufbauen. Zu 99 Prozent geht das schief, ganz einfach weil die Interessen von so vielen Leuten so unterschiedlich sind. Das war so das erste Learning: Lieber allein oder maximal mit einer Person.
Das zweite Learning war, dass man sich relativ schnell auf eine Sache fokussieren sollte und dort dann alle Energie reinstecken sollte, denn auf Dauer parallel zu arbeiten, klappt in der Regel nicht. Klar, es gibt immer Ausnahmen. Jemand, der was Großes aufbauen will, sollte nach ein paar Monaten wissen, ob es etwas ist, was sich lohnt oder ob diese Geschäftsidee Quatsch gewesen ist. Wenn man das Gefühl hat, dass diese Idee brauchbar ist und das sie im Markt funktionieren könnte, sollte man relativ schnell zum Arbeitgeber gehen und sagen, dass man aufhört oder dass man seinen Vertrag für ein Jahr stilllegt und die Idee hochzieht. Denn parallel Teilzeit ein Unternehmen aufzubauen, ist fast nicht möglich. Man muss es irgendwann, nach einer gewissen Testphase mit voller Energie und Herzblut vorantreiben.

Juliane:

Gerade vor kurzem habe ich ein Interview mit Henrik von BeWooden geführt und BeWooden wurde von einem vierköpfigen Gründerteam aufgebaut und das war sehr interessant zu erfahren, wie sie sich Kompetenzen aufteilen, bei der Arbeit an verschiedenen Standorten organisieren und welche Herausforderungen es auch so gibt.
Auch interessant ist dein Learning, dass du eben sagst, dass man sich irgendwann entscheiden muss und nicht ewig Sidepreneur sein kann.

Dominik:

Es hängt natürlich auch ein bisschen vom Geschäftsmodell ab. Wenn man z.B. Berater ist und man sagt, man möchte Artikel, die man selbst herstellt, nebenbei ein bisschen verkaufen, das geht immer, das ist keine Frage. Als Berater kann man ja kein großes Geschäftsmodell aufziehen. Wenn man aber ein Geschäftsmodell aufsetzen will mit Millionen-Umsätzen, mit Mitarbeitern etc. dann ist das mehr Vollzeit und dafür benötigt man dann irgendwann alle Energie.

Je schneller man den Cut macht und sagt, dass man sich jetzt auf sein Business fokussiert, umso gewinnbringender ist es. Das ist meine klare Erfahrung. Je länger man es hinauszögert, weil man auch die Absicherung durch das Angestellten-Dasein noch haben möchte und Rentenansprüche ist das für das Business viel hinderlicher und im Nachhinein bereut man es auch.

Juliane:

Das ist sicherlich sehr spannend für unsere Hörer und Leser, denn diese haben durchaus einen ganz anderen Stand. Da gibt es diejenigen, die darüber nachdenken, sich nebenberuflich selbständig zu machen, diejenigen, die mittendrin sind und die, die gerade überlegen, ob sie den Schritt in die Vollzeit-Selbständigkeit gehen. Da sind deine Erfahrungen, die du gerade mit uns geteilt hast, sehr wertvoll. Vielen Dank dafür.

Wie bildest du dich fort? Wer inspiriert dich oder wer unterstützt dich auch, weiter voran zu kommen?

Dominik:

Im Bücher-Bereich gibt es ja Millionen von Ratgeber und ich finde es immer ein bisschen albern. Jemand, der Gründen will, der benötigt keinen Ratgeber zum Gründen. Man gründet dadurch, dass man ein praktisches Problem sieht und sagt, oh, da kann man noch was machen.

Als Inspirationsbuch fand ich das Buch von Jeff Bezos* ganz gut, in dem er erzählt, wie er Amazon groß gemacht hat und mit welcher Hartnäckigkeit er es verfolgt hat. Man muss ja kein Amazon Fan sein, aber ich fand es schon beachtlich, wie man von Null einen Bücherladen aufbaut und wie daraus ein Weltkonzern entstanden ist.

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Aber wie gesagt, ich behaupte Bücher sind völlig überbewertet, wenn es um das Thema Gründen geht. Man sollte lieber anpacken. Und noch ein Thema. Businessplan. Ich finde es immer wieder spannend zu sehen, wie viel die Leute in einen Businessplan investieren, an Zeit, an Nerven und auch an Geld. Auch das ist ein Thema, das ich für völlig überschätzt halte.

 

 

Die meisten Businesspläne treten niemals ein und werden nie Realität.

 

Alles, was man sich im Businessplan so toll gedacht hat, tritt am Ende sowieso nicht ein. Insofern lieber weniger Zeit in den Businessplan investieren und lieber mal ganz praktisch überlegen, wie viel Umsatz man eigentlich benötigt, um die Kosten zu decken. Wie viele Kunden benötige ich dafür? Das ist viel wichtiger als über große Cashflow-Modelle nachzudenken.

Juliane:

Thema Netzwerken, das ist auch so ein bisschen mein Thema. Ich bin relativ viel unterwegs, um mich zu vernetzen. Wie sieht das bei dir aus? Für wie wichtig hältst du dieses Thema?

Dominik:

Netzwerken ist sicherlich nicht unwichtig, aber die Frage ist, wie kommt was zustande. Also bei mir ist es eher so, dass ich oft eingeladen werde auf Kongresse als Redner, als Referent, als Podiumsgast. Darüber nehme ich viel mit und da lerne ich auch viel. Persönlich haben mir oft die Messen weitergeholfen, ich bin ja im Online-Bereich und da gibt es die Internetworld in München oder die K5-Messe und die fand ich unheimlich spannend und da habe ich viel gelernt, was mich heute online weiterbringt. Messen finde ich ganz stark, nicht vielleicht unbedingt zum Netzwerken, sondern zum Aufspüren von Trends. Branchenverbände halte ich auch wichtig zum Austausch und natürlich ein privates Netzwerk, wo man sich regional mit anderen Unternehmern trifft.

Juliane:

Ja, vielen Dank für den Einblick in dein Unternehmen und wie du es aufgebaut hast und führst. Gerne kannst du jetzt noch ein Schlusswort abgeben, was ich vielleicht nicht gefragt habe, du aber gerne noch loswerden möchtest.

Dominik:

Lebt das Thema Unternehmertum viel mehr nach dem Prinzip Trial and Error, macht euch nicht so viele Modellgedanken und steckt nicht so viel Energie in Businesspläne und probiert einfach aus. Gerne am Anfang auch nebenher. Fokussiert euch das ziemlich schnell auf das Unternehmertum, wenn eure Idee denn funktioniert. Nichts bedeutet so viel Freiheit und Kreativität jeden Tag wie wenn man selbständig ist.

In diesem Sinne vielen Dank für das Interview.

Juliane:

Wir haben zu danken. Viel Erfolg weiterhin.

 

Dominik Benner und Schuhe24 im Social Web

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Redaktion

Juliane Benad

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