Hier kannst du dir die Interviewfolge von Juliane und Ingo anhören:
Wer lieber lesen statt hören möchte, hier entlang:
Juliane: Hallo und herzlich Willkommen zu einen neuen Episode des Sidepreneur-Podcasts. Wir alle kommunizieren täglich, mit unserer Familie, mit unseren Kindern, mit unseren Freunden aber auch mit Kollegen oder Kooperationspartnern. Wir sind nicht immer alle an einem Ort und dadurch wird natürlich auch ein Teil der Kommunikation ins Internet verlagert. Man trifft sich nicht mehr unbedingt 1:1 in einem Meetingraum und bespricht dort die offenen Punkte, sondern man trifft sich durchaus auch virtuell.
Auch wir das Sidepreneur-Team organisieren uns virtuell, weil Peter und ich nicht an einem Ort leben. Peter wohnt in München, ich in der Nähe von Frankfurt am Main. Da ist es ab und an auch notwendig, dass wir uns nicht nur schreiben im Chat oder per Mail, sondern uns auch einmal virtuell sieht und telefoniert. Bei manchen Themen ist es einfach zeitsparender und viel effizienter als hin und her zu schreiben.
Ich habe heute einen Interviewgast, der sich genau darauf spezialisiert hat. Ihm ist es wichtig, dass man sich in virtuellen Teams gut austauschen kann. Ich spreche heute mit Ingo Müller von linkchat und wir werden uns auch ein wenig darüber austauschen, was die Vorteile des virtuellen Zusammenarbeitens sind.
Juliane: Hallo Ingo!
Ingo: Hallo Juliane!
Juliane: Schön, dass du heute im Podcast bist.
Ingo: Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich, heute hier zu sein. Ich hoffe natürlich auch, dass ich euren Zuhörern einen wertvollen Beitrag liefern kann.
Juliane: Ingo, stelle dich doch einfach einmal unseren Zuhörern vor. Was machst du?
Ingo: Als ich bin ein klassischer Sidepreneur, das heißt ich bin angestellt bei einer relativ großen Firma und habe nebenbei mit meinem Partner die vamedio GmbH gegründet. Das ist eine Firma, bei der wir das machen, was wir eigentlich auch gut können, nämlich Software und Services zu entwickeln. Ich weiß, dass klingt jetzt ein bisschen abstrakt. Im Klartext heißt es, wir möchten Menschen näher zusammenbringen und versuchen dafür eben verschiedene Werkzeuge anzubieten.
Juliane: Vamedio GmbH führt ihr also quasi neben euer Festanstellung?
Ingo: Genau. Mein Partner und ich sind beide festangestellt und arbeiten in unserer Freizeit und am Wochenende an unserem Projekt und bauen unser Sidebusiness auf. Wir versuchen es so gut geht mit der Familie, dem Job und der Freizeit zu vereinbaren.
Juliane: Wann seid ihr als Sidepreneur gestartet?
Ingo: Da muss ich ein wenig weiter ausholen. Ich habe verschiedenste Anläufe genommen, die offen gesagt, in die Hose gegangen sind. Es war nicht ganz einfach. Ich habe es mit diversen Partnern versucht, aber auch allein. Mit meinem aktuellen Partner sind wir jetzt ein gutes Jahr unterwegs. Wir haben unser Produkt vorbereitet und wir sind seit Oktober live.
Juliane: Wie organisiert ihr euch? Arbeitet ihr an einem Ort?
Ingo: Nein, wir sind das klassische virtuelle Team. Mein Partner lebt in Berlin und ich in Darmstadt. Es ist ganz interessant, man kann komplett virtuell arbeiten. Wir telefonieren ca. zwei bis drei Mal in der Woche und organisieren da, wer was zu tun hat. Wir halten alles schriftlich fest. Das ist vielleicht einer der Tipps für deine Zuhörer. So bringt man einfach auch eine Verbindlichkeit in ein virtuelles Team. Wir halten also fest, was wir als nächstes erledigen und halten auch immer gleich fest, wann wir das nächste Mal telefonieren. Wir hoffen dann natürlich auch, immer das erledigt zu haben, was wir im Telefonat vereinbart haben.
Organisation in Remote Teams
Juliane: Welche Tools nutzt ihr, um euch virtuell zu organisieren?
Ingo: Zum einen nutzen wir natürlich unser eigenes Tool, linkchat. Für die Zuhörer, die es auch einmal ausprobieren wollen, ihr findet uns unter www.linkchat.io. Darüber hinaus ist für uns auch Trello ganz wichtig. Trello ist für uns da, um uns und unsere Aufgaben zu organisieren. Wir haben ein Trello Board dort angelegt und notieren dort jede Aufgabe als einzelne Karte. Die Karten kannst du dann weiterschieben, wenn du sie bearbeitet hast. Wir haben z.B. einen Themenspeicher, wo wir alle Themen sammeln. Dann haben wir eine Reihe, in der wir festlegen, woran wir gerade arbeiten. In die letzte Reihe kommt die Karte dann, wenn die Aufgabe erledigt ist. So können wir immer sehr schön sehen, welche To Do’s noch offen sind. Es sind sehr sehr viele Aufgaben. Außerdem kann man aber auch sehr schön sehen, was schon alles erledigt ist. Das motiviert natürlich auch.
Juliane: Tragt ihr euch auch Fälligkeiten in Trello ein oder ist es eine reine Sammlung eurer Ideen und To Do’s?
Ingo: Da muss man natürlich unterscheiden. Da haben wir auf der einen Seite so Dinge wie eine Steuererklärung. Da gibt es natürlich ne harte Fälligkeit. Da hinterlegen wir für diese Karte auch eine Fälligkeit. Dann wird einem via Trello signalisiert, dass die Karte abläuft und dann müssen wir entsprechend reagieren. Auf der anderen Seite ist für andere To Do’s die Fälligkeit einfach das nächste Telefonat mit meinem Geschäftspartner. Das hilft mir enorm. So kommt immer auch ein bisschen Druck rein und Verbindlichkeit gegenüber dem Partner. Das sehe ich als Vorteil gegenüber dem Solopreneur, der allein für sich arbeitet.
Juliane: Du hast ja erwähnt, dass ihr in der Woche ein paar Mal telefoniert. Nutzt ihr dafür linkchat?
Ingo: Ja, das nutzen wir dafür.
Linkchat – ein Tool um online zu kommunizieren
Juliane: Was kann euer Tool?
Ingo: Linkchat ist keine klassische Telefonie. Wir haben eine Audioübertragung, also man hört den anderen, aber man kann auch ein Video dazuschalten. Außerdem kann man seinen Bildschirm teilen und auch einen Chat nutzen. Wir nutzen ehrlich gesagt kein Telefon mehr, nur um vielleicht mal kurz zu fragen, ob derjenige da ist und jetzt Zeit hat.
Der Vorteil unseres Tools oder generell dieser Tools ist, dass man einen Kontext hat. Über das Telefon fällt es manchmal schwer zu besprechen, was auf einer Website oder einem Dokument geändert werden muss. Oder auf einen Link auf den man klicken muss. Das alles fehlt, wenn man nur telefoniert. Mit Linkchat.io wollen wir genau diesen Kontext mitgeben. Das Tool ist bisher komplett kostenlos, falls ihr es einmal ausprobieren wollt. Ihr müsst einfach nur auf linkcht.io gehen, einen Raumnamen angeben und diesen dann betreten. In diesem Raum könnt ihr dann machen, was ihr wollt. Ihr könnt andere Leute einladen. Wenn ihr einen privaten Raum haben wollt, könnt ihr diesem abschließen. So kann niemand mehr von außen auf den Raum zugreifen. Dann kann man den Raum einfach nutzen, um sich zu unterhalten, gemeinsam zu arbeiten oder einfach nur um Spaß zu haben.
Juliane: Ist Linkchat nur für 1:1-Gespräche gedacht oder kann man auch als Gruppe zusammen kommen?
Ingo: Wir adressieren Gruppen. In der kostenlosen Version geht es bis zu vier Teilnehmer. Da funktioniert es wunderbar. Es ist natürlich auch immer ein bisschen abhängig von der Internetbandbreite. Darauf werdet ihr aber hingewiesen, wenn es da Probleme gibt.
Juliane: Ihr arbeitet ja nun beide als Remote-Team. Was würdest du sagen, sind die Vorteile des Arbeitens im virtuellen Team?
Ingo: Also ganz klar. Wir könnten nicht so zusammenarbeiten, wenn wir nicht so ein Tool hätten. Allein die Distanz zwischen unseren Wohnorten würde Zeit kosten, die wir beide nicht haben und auch Fahrtkosten produzieren, die wir so nicht aufbringen könnten. Über eine reine Telefonverbindung wäre unser Projekt so nicht möglich, weil der Kontext einfach verloren ginge. Das sind die drei großen Vorteile, die ich sehe.
Nachteile von Remote Teams
Juliane: Seid ihr beim Arbeiten im virtuellen Team schon an Grenzen gestoßen? Was würdest du als Nachteile des virtuellen Arbeitens sehen?
Ingo: Da gibt es schon auch mehrere Dinge, die man nennen muss. Zum einen und das darf man nicht verschweigen, gibt es immer auch technische Limitationen. Es geht schon auch einmal was schief, wenn man versucht so eine Verbindung aufzubauen. Auch wir hatten beide ja Startschwierigkeiten vor der Aufnahme der Podcast Episode. Es ist technisch nicht immer einfach, es zum Laufen zu bekommen.
Zum anderen geht auch diese klassische „Nebenunterhaltung an der Kaffeemaschine“ verloren. Offtopic reden ist doch irgendwie schwieriger online, als wenn man gemeinsam in einem Büro sitzt.
Vielleicht sind das so die Herausforderungen mit denen man umgehen muss.
Ich hatte eben ja erwähnt, dass ich es als wichtig empfinde, dass man To Do’s schriftlich fixiert. Verbindlichkeit zu schaffen, ist auch aus meiner Sicht nicht ganz so einfach, wenn man an unterschiedlichen Standorten arbeitet. Man kann nicht schnell mal nachfragen: Hey, hast du das jetzt schon fertig oder nicht?
Juliane: Arbeitet ihr beide dann in etwa zu den gleichen Tageszeiten oder ist das sehr unterschiedlich?
Ingo: Die Überschneidung, die wir haben, ist definitiv die Zeit, in der wir telefonieren. Ansonsten organisieren wir uns zeitlich komplett unterschiedlich. Das ist natürlich ein Riesenvorteil, weil unsere Jobs so unterschiedlich sind und auch unterschiedliche Zeitansprüche haben und natürlich auch noch jeder sich mit seiner Familie organisieren muss. Mein Partner hat drei Kinder, ich habe drei Kinder. Da ist es einfach auch wichtig, dass man auch Zeit für die Familie hat. Ich kann jetzt nur von mir sprechen: Ich arbeite immer sehr viel morgens, bevor die Kinder aufstehen und abends nachdem die Kinder im Bett sind. Und an den Wochenenden eben, wobei ich da auch wieder versuche, Randzeiten zu nutzen, damit ich während des Tages dann doch für die Familie da bin.
Wie viel arbeitest du als Sidepreneur?
Juliane: Wie viele Stunden gehen da jede Woche so ungefähr für dein Sidebusiness drauf?
Ingo: Puh. Das variiert. In der Weihnachtszeit habe ich sehr wenig gemacht, aber dann gibt es auch Wochen, da gehen allein am Wochenende 15 bis 20 Stunden drauf. Es variiert wirklich stark, so genau kann man das nicht sagen. Vor dem Launch war es natürlich mehr Zeit. Dann waren wir beide sehr geschafft und haben uns ein bis zwei Wochen zurückgehalten. Dann haben wir gemerkt, dass unser Service angenommen wird und wir wirklich viele Nutzer haben. Dann ist natürlich auch die Motivation wieder gestiegen und wir haben dann auch wieder mehr Zeit investiert.
Juliane: Wer genau ist eure Zielgruppe? Wen wollt ihr ansprechen und wie habt ihr bisher auf euch aufmerksam gemacht?
Ingo: Wir möchten alle Menschen ansprechen, die geschäftlich ein Online-Meeting benötigen. Ein Online-Meeting ist für uns viel viel mehr als ein reines Online-Treffen. Wir glauben, dass man Online-Meetings ganz universell einsetzen kann. Wir sprechen also ganz klar Geschäftskunden an, dazu zähle ich auch ganz klar Sidepreneure. Jeder der Vertrieb und Service über das Internet mit wirklichen Menschen anbieten will und der Zusammenarbeit von Menschen online braucht, der ist bei uns richtig.
Word of mouth hat bei uns super funktioniert
Bisher haben wir noch keine Werbung gemacht. Wir sind komplett über Word of Mouth gewachsen. Wir sind Ende Oktober gestartet und sind jetzt bei mehreren tausend Nutzern im Monat. Was für uns sehr gut funktioniert hat, dass wir nachträglich noch die Kalenderfunktion eingeführt haben. Dafür gibt es auch Plugins, also Erweiterungen für Browser. Denn ein Vorteil von unserem Tool ist, dass es komplett browserbasiert arbeitet. Bis auf die kleinen Erweiterungen für den Browser braucht man nichts zu installieren. Man geht in den Browser, ruft die Seite auf und betritt einen virtuellen Raum.
Die Erweiterungen haben wir für Apple Safari, Firebox, Opera und Chrome entwickelt. Diese sind in den jeweiligen Onlinestores der jeweiligen Browserhersteller. Viele Besucher bekommen wir über diese Webstores auf unsere Seite. Das war wirklich überraschend für uns. Gerade aus den USA haben wir viele Besucher. Wir wachsen da im Moment wiegesagt word of mouth, also wirklich über Mund-zu-Mund-Propaganda, die unser Tool ausprobiert haben und uns nun weiterempfehlen.
Eine weitere Marketingmaßnahme ist jetzt eben, dass ich hier bei dir im Sidepreneur-Podcast bin und über das Remote Arbeiten mit dir sprechen und unser Tool vorstellen kann.
Juliane: Das ist wirklich spannend und auch ich bin, wie du sagst, word of mouth auf euer Tool aufmerksam geworden. Nicht durch irgendeine Facebook Anzeige oder durch eine Printanzeige in einer Zeitschrift. Nein, auch mir wurde das Tool empfohlen, weil ich gerade auf der Suche nach einem Tool dieser Art für meine Social Media Beratung war.
Ingo: Wir könnten uns momentan gar nicht viel in Sachen Marketing leisten und da freuen wir uns umso mehr, dass word of mouth so gut funktioniert und auch dass du den Weg so zu uns gefunden hast und so unser Gespräch hier zustande kommt.
Distanzen sind in der heutigen Zeit sehr schnell zu überwinden
Juliane: Das finde ich auch super und auch wenn Darmstadt und Maintal jetzt nicht so weit voneinander entfernt liegen, wären wir uns über diese virtuellen Verbindungen, die jeder von uns hat (und jeder kennt jeden über zehn Ecken) womöglich nicht unbedingt über den Weg gelaufen.
Ingo: Wahrscheinlich nicht. Und als ich auch das erste Mal auf die Sidepreneur-Website gegangen bin, da habe ich gedacht, dass du in München wohnst, weil München ja in eurem Impressum steht.
Juliane: Genau so ist es, Peter wohnt in München und da ist auch das Unternehmen angesiedelt. Bis letztes Jahr waren wir ja noch an drei Standorten, jetzt sind es München und Frankfurt. Ich sage dann immer dazu, dass ich aus der Nähe von Frankfurt bin, wenn es in Gesprächen notwendig ist.
Ingo: Das Tolle ist ja, dass es heutzutage funktioniert, so eine Plattform zu führen, auch wenn nicht alle an einem Standort sitzen. Egal wo auf der Welt. Mein Geschäftspartner ist auch gerade in Asien unterwegs, aber abgesehen von der Zeitverschiebung, die wir einplanen müssen, klappt die Kommunikation super. Wir können trotzdem an unserem Sidebusiness weiterarbeiten. Gerade gestern haben wir drei Stunden gemeinsam das nächste Feature vorbereitet.
Juliane: Das hört sich sehr spannend an, was ihr beide da neben euren Hauptjobs auf die Beine stellt. Hast du zum Abschluss für unsere Hörer noch einen Tipp, denn wie es sich anhört, ist eure Arbeitsbelastung schon sehr hoch. Wie nimmst du dir Auszeiten, wenn du merkst, dass es alles ein bisschen viel wird?
Ingo: Das ist eine schwierige Frage. Es ist, glaube ich, die Trennung, die man hinkriegen muss, zwischen den unterschiedlichen Rollen, die man erfüllen muss. Ich bin Angestellter und wenn ich auf der Arbeit bin, arbeite ich nur für meine Anstellung. Wenn ich an meinem Sidebusiness arbeite, dann habe ich das mit meiner Frau abgesprochen und konzentriere mich in der Zeit nur auf das. Aber genauso wichtig sind die Auszeiten mit der Familie oder allein einmal etwas zu machen, sei es Sport oder etwas anderes und dann sollte man direkt im Hier und Jetzt sein und nicht mit den Gedanken woanders.
Juliane: Welche Bücher haben dich als Sidepreneur besonders inspiriert?
Ingo:
1. Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer* von Stefan Merath
2. Lean Startup* von Eric Ries
3. Das Handbuch für Startups* von Steve Bank
4. Value Proposition Design* von Alexander Osterwalder
5. About Faces: Interface & Interaction Design
Ansonsten schaue ich mir viele Lernvideos auf YouTube an oder lese verschiedene Technologie-Blogs auch aus Amerika.
Juliane: Vielen Dank für das Interview. Toll, was man nebenbei als Sidebusines aufbauen kann ohne sofort all in gehen zu müssen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg.
Ingo: Ich habe noch einen Tipp am Schluss: Vertraut auf euer Netzwerk und sprecht darüber, was ihr macht. Holt euch Feedback ein und auch gibt auch Sachen raus, die euch nicht liegen. Das eigene Netzwerk ist unheimlich wichtig. Vertraut darauf.
Ingo Müller und Linkch.io findet du im Internet unter folgenden Links:
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