Heute darf ich im Stammhaus der IHK München zu Gast sein und mit Johannes Weidl sprechen. Er wird uns einen Einblick in die Welt der Industrie- und Handelskammern geben und erklären wie sie (nebenberufliche) Selbstständige unterstützen kann. Doch zuvor lernen wir unseren Gast noch ein bisschen besser kennen. Johannes, stelle dich doch einmal kurz vor und sag uns wie du überhaupt zur IHK München gekommen bist.
Hier kannst du die Podcast Episode mit Johannes anhören:
Du willst das Interview lieber lesen? Dann kannst du das hier:
Johannes Weidl stellt sich vor
Johannes: Hallo Peter, danke für die Einladung! Ich freue mich sehr dabei zu sein. Ganz besonders, da es das erste Mal ist, dass ich bei einem Podcast mitmache und ich finde, dass es ein super Format ist, sowohl für mich also auch für die IHK.
Ich bin tatsächlich erst seit Anfang 2019 bei der IHK. Zuvor habe ich einige Jahre in Frankfurt gelebt. Dort war ich beim Bundesarbeits- und Bundeswirtschaftsministerium beschäftigt. Studiert habe ich Wirtschaftsgeographie. Das hat mir sehr gefallen, weil das Studium sich viel mit verschiedenen Wirtschaftsräumen befasst hat.
Peter: Mir persönlich hat die IHK viel weitergeholfen, als ich damals mit 18 Jahren das erste Mal gegründet habe. Viele nebenberuflichen Gründer wissen aber überhaupt nicht was die IHK macht und welche Hilfestellung sie bieten kann.
Kannst du uns dazu einmal abholen?
Die IHK ein Überblick
Johannes: Also, die Industrie- und Handelskammern gibt es in ganz Deutschland. Insgesamt sind es 79 IHKs.
Die für München und Oberbayern ist die größte mit über 390.000 Mitgliedsunternehmen. Von nebenberuflichen Gründern bis hin zu DAX-Konzernen ist so ziemlich alles vertreten.
Um mit einem weit verbreiteten Missverständnis auszuräumen, die IHK ist keine staatliche Behörde, sondern eine sogenannte Körperschaft öffentlichen Rechts. Das heißt eine Organisation, die vom Gesetz geschaffen wurde und den gesetzlichen Auftrag hat das Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft zu vertreten.
Unser höchstes Gremium ist die Vollversammlung, eine Art “Unternehmer-Parlament”, das die wichtigsten Entscheidungen trifft. Es gibt eine Wahlperiode, in der jedes IHK Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit hat “Abgeordnete” zu wählen, die dann zusammen die Vollversammlung bilden.
Zu unserem Aufgabenbereich gehört beispielsweise die Ausstellung von Zulassungen für Berufskraftfahrer. Wir sind also unter anderem eine Art “Erlaubnisbehörde” für verschiedene Berufe.
Der bekannteste staatliche Auftrag, den wir haben ist die duale Ausbildung zu organisieren. Das würden wir übrigens ohne unsere Ehrenämtler niemals schaffen. Viele Prüfer sind beispielsweise ehrenamtliche Mitglieder der IHK.
Peter: Wie funktioniert das eigentlich mit der Unterstützung für Unternehmen oder Gründer?
Die Vorgründungsphase
Johannes: In der Regel funktioniert das so, dass unsere Zielgruppe auf den jeweiligen Kammerbezirk beschränkt ist. Die Unterstützung für Selbstständige und Gründer ist bei uns unter dem Begriff Förderung der regionalen Wirtschaft angesiedelt und kann sehr variieren.
Doch bevor ich dazu komme, erkläre ich kurz mal, was nicht unter Förderung der Wirtschaft fällt. Wir sind keine Beratungsstelle, die Unternehmen erfolgreicher macht, sondern eher ein fachkundiger Ansprechpartner rund um das Thema Gründung und Unternehmertum im Allgemeinen.
Besonders in der Vorgründungsphase kommen teilweise hunderte von Fragen zum Vorschein, die man dann eben gebündelt der IHK stellen kann. Das ist sozusagen die Impulsphase.
Alle Karten auf den Tisch
Wir können aber beispielsweise nicht irgendwelche Empfehlungen für bestimmte Dienstleister aussprechen, weil wir nämlich der Neutralität und dem freien Wettbewerb verpflichtet sind. Die IHK legt sozusagen alle Karten und Informationen auf den Tisch um Orientierung zu bieten, aber wie es dann weitergeht muss der Gründer selbst entscheiden.
Wir helfen aber natürlich schon bei Fragen, wie beispielsweise der Businessplan aussehen könnte. Denn die IHK hat jahrzehntelange Erfahrung und kennt die größten Fragezeichen, die über den Köpfen der Gründer schwirren.
Fragestellungen rund um das Thema Recht, AGB, DSGVO, Steuern oder Internetpräsenz beantworten wir aber sehr gerne, nur um einige wenige Beispiele zu nennen.
Peter: Könntest du zum Thema nebenberufliche Selbstständigkeit ein paar Angebote nennen?
Wie kann die IHK Gründern oder Selbstständigen konkret helfen
Johannes: In der Gründungsphase gibt es bei allen IHKs in ganz Deutschland Angebote, auch wenn sich diese teilweise voneinander unterscheiden. Für Sidepreneure haben wir sogar eigene Beratungsangebote.
In München gibt es beispielsweise das Münchner Existenzgründungsbüro, bei dem wir in Kooperation mit der Stadt Gründer unterstützen und mit Informationen zur Seite stehen.
Aktuell erweitern wir unser Angebot für Kleinunternehmen, die aus der Gründungsphase raus sind. Wenn man sich mal unsere Mitgliederstatistik anschaut, erkennt man, dass von den fast 400.000 Unternehmen 60 Prozent keine Mitarbeiter beschäftigen.
Es sind also viele “Solo-Selbstständige”, darunter auch viele im Nebenerwerb – eben Sidepreneure.
Selbst von den Unternehmen, die Mitarbeiter beschäftigen haben wiederum 80 Prozent weniger als zehn.
Kontaktaufnahme: Networking
Diese Unternehmen verlieren häufig nach der Gründungsphase den Kontakt zu uns. Das wollen wir mit unserer eigenen Initiative für Selbstständige und Kleinunternehmen ändern.
Ein neues Format ist zum Beispiel ein Webinar, das sich auf Marketing und Vertrieb konzentriert, gemacht für Kleinunternehmen. Was mir besonders am Herzen liegt, ist die Netzwerkbildung – das Networking – auf Veranstaltungen zu fördern.
Am 30. Januar 2020 soll beispielsweise der “Selbstständigentag” bei uns in der IHK München und Oberbayern im Stammhaus stattfinden. Das soll ein jährliches Format werden.
Webinar und Gründerwerkstatt
Nebenher soll auch unsere Webinarreihe weitergehen, die übrigens kostenfrei auf unserem YouTube-Kanal verfügbar ist. Es geht generell um Markendefinition, Kundenprofiling, Social Media Marketing und viele weitere Themen, die den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern. Auch das Thema Online-Tools soll mehr in den Vordergrund rücken.
Ein weiteres vielversprechendes Projekt ist die Gründerwerkstatt. Ein Online Coaching, bei dem IHK Mitarbeiter Gründern beim Erstellen eines Businessplans helfen. Natürlich sind wir auch weiterhin ganz klassisch per Telefon und Mail zur Stelle.
Peter: Welche Fragen und Herausforderungen werden denn so an euch herangetragen?
Häufig auftretende Probleme und Herausforderungen
Das ist sehr zielgruppenspezifisch. Häufig geht es um Dinge wie Versicherungen, Steuern oder was denn überhaupt ein Businessplan ist.
Das kommt besonders in der Gründungsphase oft vor.
Bei meiner Zielgruppe, also Unternehmen, die schon aus dieser Phase raus sind, ist das beliebteste Thema die Kundengewinnung im weitesten Sinne. Aber es wird auch kontinuierlich gefragt wie man denn besser die eigene Dienstleistung nach außen kommunizieren kann.
Besonders bei den “Solo-Selbstständigen” herrscht großer Informations- und Unterstützungsbedarf bezüglich Datenschutz und Vertragsrecht. Seit neuestem bieten wir auch Musterverträge an, die unsere Rechtsabteilung in Zusammenarbeit mit der Serviceabteilung ins Leben gerufen hat, welche diese Thematik für kleine Unternehmen erleichtern sollen.
Wie finde ich den richtigen Ansprechpartner bei der IHK?
Die unseren Experten am meisten gestellte Frage ist aber tatsächlich “Ich habe im Internet dies und jenes gelesen. Stimmt das?”.
Das sind natürlich individuelle Fälle, die individuelle Beratung voraussetzen, die wir dann auch liefern.
Peter: Wie finde ich denn meinen Ansprechpartner für diese Themen?
Johannes: Am leichtesten natürlich über das Internet. Wenn man einfach nach “IHK” und der jeweiligen Stadt sucht, sollte man schnell bei der richtigen Person landen.
Peter: Gibt es eine zentrale und aktuelle Informationsquelle?
Wo gibts die meisten Infos?
Johannes: Auf ihk-muenchen.de informieren wir über alle relevanten Themen. Zum Beispiel die neue Rubrik “Alles für Gründer”, wo man buchstäblich alles aus diesem Bereich step-by-step erklärt bekommt.
Wir informieren auch über neu entstandene Themen wie z.B. das neue Bürokratieentlastungsgesetz Nr. 3.
Peter: Den YouTube Channel haben wir ja bereits erwähnt. Gibt es noch weitere Social Media Kanäle, über die Ihr besonders aktiv seid?
Johannes: Wir haben ein Facebookprofil, einen Twitter-Kanal und eine XING-Gruppe, über die man sich bezüglich Veranstaltungen und Formate up to date halten kann.
Peter: Johannes, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast, uns generell und in der Tiefe zu erklären wann, wie und wo wir uns an die IHK wenden können und sollen. Lass unseren Lesern doch noch einen letzten Impuls da.
Die IHK ist für ihre Mitglieder da!
Johannes: Jedes unserer Mitglieder der IHK ist gleich viel wert und wir wollen für alle Fragen rund um die Thematik Gründung, Unternehmertum und Selbstständigkeit der allererste Ansprechpartner sein. Der Spruch “Frag doch erstmal die IHK” ist uns sehr ernst!
Wir freuen uns, wenn du dich mit uns vernetzt!
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