Hier kannst du dir das Interview von Juliane mit Kira und Raffael von Lifestyle Astronauts anhören:
Wer lieber lesen als hören möchte hier entlang:
Juliane: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Episode des Sidepreneur-Podcasts. Heute bin ich Juliane wieder am Start und heute habe ich sogar zwei Interviewpartner. Eine kleine Premiere für mich. Außerdem erreiche ich sie via Internet jetzt nicht gerade hier irgendwo in Deutschland, sondern sie sind seit einiger Zeit in Ubud auf Bali. Zwei digitale Nomaden also, Kira und Raffael von Lifestyle Astronaut. Sie werden sich gleich auch persönlich vorstellen.
Wir wollen heute über das wichtige Thema Fokus sprechen. Wir selbständig Arbeitenden und besonders die nebenberuflichen Selbständigen, wir alle müssen immer schauen, wie wir alles unter einen Hut kriegen und fokussiert arbeiten und auch wirklich produktiv sind. Das soll unser Thema heute sein: Was ist Fokus? Wie kriegen wir Fokus? Dazu gleich mehr.
Herzlich Willkommen Kira und Raffael, schön, dass ihr heute im Sidepreneur-Podcast seid. Stellt euch doch einfach einmal unseren Zuhörern und Lesern vor.
Kira: Hallo Juliane, vielen Dank für das Intro. Wir sitzen in der Tat gerade hier auf Bali in einem Coworking Space und entschuldigen uns schon jetzt dafür, falls es einmal ein bisschen lauter sein sollte. Wir haben hier also keinen schallisolierten Raum und es kann mal ein bisschen lauter sein, aber das gehört nun einmal zum digitalen Nomadenleben dazu.
Ich bin Kira und habe zusammen mit Raffael Lifestyle Astronaut gegründet. Es ist ein Projekt, in dem es sich unter anderem auch um Fokus dreht, das wir gerade zusammen vorantreiben.
Ich habe schon früh Startup-Luft geschnuppert
Mein Hintergrund ist sehr startuplastig, ich habe die letzten Jahre in der Startup-Szene verbracht.
Als Raffael damals sein Entrepreneurship-Studium in Portugal gemacht hat, habe ich in Lissabon bei einem Startup Accelerator gearbeitet und habe dort Startup-Luft geschnuppert. Danach bin ich nach München zur Bits & Pretzels, zu Deutschlands größter Gründerkonferenz gewechselt. Ich war dort die letzten Jahre Konferenzmanagerin und habe dort sehr viele Einblicke in die Startup-Welt bekommen. Einerseits waren wir in der Zeit selbst ein Startup und haben Kunden (Gründern, anderen Startups) geholfen, sich bestmöglich zu vernetzen. Dementsprechend habe ich da viel mitbekommen. Natürlich haben mich auch die Leute, mit denen man auf so einer Konferenz zu tun hat, auch unglaublich inspiriert. Es ist unglaublich zu sehen, wer sich alles mit welchen Ideen selbständig macht.
Letztes Jahr war dann der Punkt gekommen, mich auch selbständig zu machen. Wenn man in der Szene unterwegs ist, steckt das Ganze irgendwann an.
Warum wollte ich eigentlich selbständig sein?
Als ich bei Bits & Pretzels angefangen habe, waren wir noch ein sehr kleines Team. Ich war die erste Mitarbeiterin und habe es im Prinzip die letzten Jahre mit groß gemacht und aufgebaut. Ich habe mir in den letzten Jahren viel Freiheit erarbeitet und habe auch viel Verantwortung übernommen. Die Freiheit fand ich super und dennoch habe ich gemerkt, dass ich da noch ein bisschen mehr brauche. Ich habe mich dann gefragt, ob ich das Event dann noch einmal mit begleiten möchte. Das wäre dann das vierte Mal gewesen. Ich habe für mich dann gesagt, dass drei Mal für mich ok und gut ist und dass ich jetzt weitergehen kann.
Dann gab es diesen einen Schlüsselmoment
Ich hatte dann diesen Schlüsselmoment, wo ich wusste, dass der Zeitpunkt gekommen war, um mich wirklich selbständig zu machen. Das war nach der Eventphase 2016, das ist immer eine relativ stressige Phase im Event-Business und war dann für drei Wochen im Urlaub auf Sri Lanka. Es war ein extremer Wechsel als der Arbeitswelt in diese entspannte Reise. Die Zeit kam mir unglaublich lang vor und sie war sehr ereignisreich. Da habe ich mir überlegt, dass ich das irgendwie mehrmals im Jahr haben möchte als diese drei Wochen. Ich kam dann wieder zurück und Raffael hatte sich lustigerweise in der Zeit auch ein paar Gedanken gemacht und haben dann beide gesagt, obwohl uns der Job perse beiden sehr viel Spaß gemacht hat, dass es trotzdem der Zeitpunkt ist, um weiterzuschreiten.
Raffael: Genau. Da kann ich vielleicht direkt anschließen. Ds Thema Entrepreneurship hat mich schon immer beschäftigt. Eigentlich hat es mit dem klassischen digitalen Nomaden-Buch „Die 4-Stunden-Woche“ von Timothy Ferries* begonnen. Dieses Buch hat mich einfach inspiriert und das schon vor meinem Studium 2009. Mit diesem Gedanken infiziert, bin ich dann durch’s Studium gegangen. Ich habe BWL studiert, Kira auch, ich habe dann ein bisschen Consulting-Luft geschnuppert, aber hatte immer den Schwerpunkt Entrepreneurship. Die letzten drei Jahre war ich bei einem Company Builder und in der Innovationsberatung gewesen. Hier stand das Thema Digitale Transormation auf der Agenda. Wir haben das für Corporates und mittelständische Unternehmen Startups aufgebaut und für diese Innovationen nach Silicon Valley-Methoden, nach Lean Startup zum Beispiel, vorangetrieben. Ich habe hier viel für mich mitnehmen können und hatte auch ein super kollegiales Umfeld von jungen Leuten.
Aber mir ging es wie Kira, ich wollte noch ein bisschen mehr.
Als Kira dann im Urlaub auf Sri Lanka war, dachte ich mir, dass mich das Thema Digitales Nomadentum nicht wirklich loslässt. Ich habe dann Timothy Ferries noch einmal gelesen und bin auch mit deutschen digitalen Nomaden zusammengekommen. Es gab dann auch eine Digitale-Nomaden-Doku mit Connie Bisalskie und Tim Chimoy und dann dachte ich mir, mensch das wäre doch was.
Anfang 2017 haben wir uns dann hingesetzt und haben uns Gedanken darüber gemacht, wie wir eigentlich da hin kommen.
Juliane: Wie seid ihr dann „dahin gekommen“? Ich höre heraus, dass ihr mehr Freiheit haben wolltet. Habt ihr dann etwas nebenbei gestartet als Sidepreneure oder seid ihr voll rein und habt eure Jobs gekündigt?
Kira: Wir haben es in der Tat eine ganze Weile parallel gemacht, einfach auch mit dem Hintergrund, dass ich das nächste Bits & Pretzels Event noch mitmachen wollte. Als wir es überlegt hatten, war es aktuell November 2016 und ich wusste, dass ich definitiv das Event im September 2017 noch einmal mitmachen würde. Es war also klar, dass wir es eine Weile auf jeden Fall parallel zu unseren aktuellen Jobs machen werden. Wir haben versucht, die Zeit, die wir hatten auch möglichst sinnvoll zu nutzen. Wir hatten da natürlich wie viele andere, die nebenberuflich gründen, auch so unsere Schwierigkeiten, denn wir haben einfach gemerkt, dass wir einfach nur ganz begrenzt Zeit hatten. Das ist ja das typische Thema der Solopreneure und eben auch der Sidepreneure.
Ein System muss her
Wir haben uns dann unser eigenes System geschaffen, um uns wirklich zu fokussieren und unseren Traum vom digitalen Nomadentum auch wirklich zu realisieren.
Juliane: Wie seid ihr da vorgegangen?
Raffael: Ich habe zu dem Zeitpunkt selbst sehr stark mit der Methode Objectives und Key Results gearbeitet. Das ist ein Goalsetting-System, was in der Startup- und Tech-Szene sehr bekannt ist, weil es mit der schnelllebigen Umwelt sehr gut umgehen kann. Es ist kein statisches Zielsetzungssystem und deswegen sehr gut dafür geeignet. Damit habe ich im Job gearbeitet und dann habe ich vorgeschlagen, es auch für uns zu verwenden. Es ist eigentlich nicht unbedingt für Solopreneure oder Sidepreneure angedacht, aber wir haben angefangen es für uns zu nutzen und anzupassen und haben uns im ersten Schritt überlegt, was unser Jahres- und 2-Jahres-Ziel ist und haben uns nach der Methodik hingesetzt und überlegt, wie wir dorthin kommen. Wir wollten mit Prioritäten und mit Fokus in das Jahr 2017 starten. Das hat dann auch tatsächlich geklappt, denn wir hatten uns zum Ziel gesetzt, dass wir im Dezember 2017 in einem Land mit Strand sind. Es war nicht der 31. Dezember, aber der 3. Januar 2018.
Juliane: Wie war es genau aus? Ihr habt dieses Ziel- und Umsetzungssystem für euch umgesetzt, ihr habt euch ein Jahresziel und ein 2-Jahresziel gesetzt. Wie geht’s dann weiter? Wie müsste ich vorgehen, wenn ich es auch für mich umsetzen wollte?
Kira: Wir haben es so angepasst, dass wir uns drei Teile geschaffen haben. Der erste Teil ist die Phase des Herausfindens, wer man ist und was man eigentlich kann. Wir nennen es das Heute-Hier-Und-Jetzt-Definieren. Das heißt, dass wir uns in der ersten Phase sehr stark mit uns selbst beschäftigt haben. Wir haben verschiedene Persönlichkeitstests gemacht, Stärken und Fähigkeiten und was auch unsere Motivation ist, herausgefunden. Daran anschließend haben wir Teil 2 gestartet. Wir mussten, wer wir sind und haben uns nun gefragt, wo wir eigentlich hin wollen. Wir hatten zwar dieses digitale Nomadenthema, aber so richtig konnten wir es noch nicht für uns definieren. Wir haben uns also im zweiten Schritt hingesetzt und gemeinsam überlegt, wo wir hinwollen und warum wir das eigentlich wollen. Wir haben uns die Frage nach unserem Warum gestellt. Wir haben uns unsere langfristige Vision schwarz auf weiß hingeschrieben. So konnten wir uns Orientierung schaffen, weil wir wussten, wohin wir wollen. So konnten wir unseren langfristigen Fokus aufbauen. Dann haben wir die Thema der Objectives und Key Results integriert. Wir haben es dann von der höheren Vision hinuntergebrochen auf das Jahresziel und ganz konkret auch auf die Planung der nächsten drei Monate. Wir haben uns also Dreimonats-Ziele formuliert. Das System arbeitet mit messbaren Kennzahlen, wir haben also heruntergeschrieben, was wir ganz konkret tun müssen. Davon ausgehend haben wir es dann immer auch geschafft, uns Milestones zu setzen und diese Ziele, die wir formuliert haben, auch in To-Do’s umzuwandeln, um dann auch wöchentlich zu wissen, was wir tun und was wir nicht tun. Das ist dann auch kombiniert mit ganz vielen Routinen, die man unter der Woche so aufbaut. Im Sonntags-Weekly haben wir uns dann immer hingesetzt und haben geschaut, was wir in der vergangenen Woche basierend auf diesen messbaren Ergebnissen erreicht haben und was wir in der kommenden Woche tun wollen.
Das Leben als digitaler Nomade.
Juliane: Wie arbeitet ihr heute? Wie sieht ein Arbeitstag bei euch auf Bali aus?
Raffael: Es ist definitiv nicht so, dass wir mit dem Laptop am Strand arbeiten. Man sieht solche Bilder zwar immer wieder, aber das ist pures Marketing.
Da wir beide sehr gern surfen und auch sonst sehr sportbegeistert sind, versuchen wir schon recht zeitig zwischen 6 und 8 aufzustehen. Meist machen wir erst einmal Sport und gehen dann frühstücken. Hier nehmen wir den Rechner gleich mit. Anfangs sind wir dann ins Coworking gegangen. Aber nachdem wir uns inzwischen gut eingelebt haben, wir mussten erst einmal ankommen und auch unseren Fokus finden, können wir auch gut aus Cafés arbeiten.
Manchmal bleiben wir dann in diesem Café den ganzen Tag und essen dort auch mehrere Mahlzeiten. Andermal wechseln wir, das hängt auch ganz davon ab, was wir sonst noch so geplant haben. Wenn wir Skype-Calls haben oder Videos aufnehmen haben, machen wir das auch von Zuhause aus, weil es da einfach ruhiger ist.
Juliane: Da wir ja heute das Fokus-Thema haben. Wie schafft ihr es, dass ihr euch nicht vom Arbeiten abhalten lässt, wenn ihr aus einem Café heraus arbeitet?
Raffael: Das ist ein guter Punkt. Die Frage ist, was ist Fokus? Oft wird gesagt, fokussiert arbeiten besteht im kurzfristigen Tun, also wie schaffen wir es im Café auch wirklich zu arbeiten? Man muss es auf unterschiedlichen Ebenen allerdings betrachten. Fokus ist für unser Verständnis immer ein begrenzter Blickpunkt. Man kann sich immer nur einem Thema begrenzt widmen, der Tag hat nun einmal nur 24 Stunden. Jemand, der nicht fokussiert ist, springt ständig hin und her. Das kennt man ja auf der Aufgabenebene, dem Multitasking.
Auf der langfristigen Ebene würde man jemanden, der nicht fokussiert ist, als sprunghaft oder unentschlossen bezeichnen.
Wenn wir jetzt im Café arbeiten, ist es gar nicht so, dass wir uns mit dem Thema Aufgaben-Fokus beschäftigen oder dass man sich fragt, wie man sich dort überhaupt konzentrieren kann. Das war auch anfangs unsere Sorge. Wenn man allerdings diesen langfristigen Fokus hat, also wo will ich hin, was will ich tun und vor allen Dingen, warum will ich etwas tun. Wenn ich das weiß, habe ich das ganz klar als Priorität für mich gesetzt , das ist dann in der Regel auch mit intrinsischer Motivation verknüpft und es kommt kein Arbeitgeber, der dir sagt, was du heute zu tun hast und vielleicht hast du selbst auch keine Lust dazu. Aber wenn du weißt, wohin du willst, dann lässt du dich nicht ablenken, weil man einfach jetzt die wichtigen Dinge zu tun hat. Das ist das Schöne, man hat sich diese Ziele ja selbst gesetzt und dann arbeitet man auch daran.
Wenn es dann doch vielleicht einmal zu laut ist, dann hat man ja die Möglichkeit woanders hinzugehen, oder sich Musik ins Ohr zu stecken.
Juliane: Das Programm, das ihr für euch selbst entwickelt und umgesetzt habt, habt ihr ja in eine Art Kurs gepackt, für all diejenigen, die vielleicht auch digital arbeiten und reisen wollen oder die einfach nur strukturierter und fokussierter arbeiten wollen. Wie sieht dieser Kurs* genau aus?
Kira: Das System sieht grundsätzlich so aus, dass wir einen Onlinekurs anbieten in Kombination mit unserer persönlichen Unterstützung. Das Programm dauert vier Monate. Der erste Monat ist dem Heute-Hier-Und-Jetzt gewidmet und was ist mein Warum und nach dem ersten Monat nach der Bearbeitung von Tools und Tests gibt es einen Strategie-Call mit uns, in dem wir die Dinge, die der Teilnehmer arbeitet hat, durchgehen und schauen, was die einzelnen Ziele und die Motivation sind. Gemeinsam legen wir dann die Grundlagen für die nächsten drei Monate. Hier greift dann das Ziel- und Umsetzungssystem. Jeder Teilnehmer hat seine Ziele aufgeschrieben, hat sich aufgeschrieben, wie er das alles messen kann in den nächsten drei Monaten und das alles auf seiner persönlichen Vision und Motivation. Danach geht es in die Umsetzung.
Juliane: Die Umsetzung macht dann jeder Teilnehmer für sich und in einem Folge-Call schaut ihr dann gemeinsam, wo derjenige steht und wo er Unterstützung benötigt.
Raffael: Genau. Bei der Vorbereitung ist viel Eigenarbeit nötig. Wir stehen aber für Fragen zur Verfügung. Dann gibt es den Strategie-Call, wo wir schauen, ob alles stimmig ist und ob häufig auftretende Fehler durch unser Gespräch im Vorhinein verhindert werden können.
In den folgenden drei Monaten geht jeder dann seinen Zielen nach und wir stehen für Fragen zur Seite und bringen auch unsere eigene Erfahrung mit ein. Es gibt monatliche Check-ins, wo wir persönlich mit den Teilnehmern sprechen und stehen zwischendurch auch per E-Mail zur Verfügung. Unsere Teilnehmer sollen sich nicht allein gelassen fühlen.
Wir richten uns an Solopreneure, denen deshalb oft dann auch der Austausch fehlt und die auf der Suche nach einem Sparringpartner sind. Das wurde in unseren Jobs als Angestellte in der Startup-Szene auch immer besonders hervorgehoben und ist vielleicht auch der Gegensatz zu großen Konzernen: man hat sich auch mal jemanden gesucht, mit dem man sich bewusst gechallengt hat. Wenn man da offen ist, kann es total hilfreich sein. Wir können hier genau diesen Person sein und können das Ganze gemeinsam vorantreiben und assistieren.
Juliane: Eure Coachings und Calls finden ausschließlich online statt?
Raffael: Ja.
Juliane: Wer ist genau eure Zielgruppe? Wie sieht euer idealer Kunde aus?
Kira: Wir wollen grundsätzlich die ansprechen, die im Alltag merken, dass sie irgendwie an den falschen Dingen arbeiten. Solche, die merken, dass sie sich verzetteln. Oder Menschen, die zu viele Ideen haben, aber nichts zu Ende bringen. Oder auch Menschen, die zweifeln oder unsicher sind, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Oder Menschen, die zwar Ideen haben, aber sich nicht aufraffen können, loszugehen, weil sie kein richtiges Ziel haben.
Diese Punkte betreffen natürlich ganz viele Menschen, aber es sind verstärkt Menschen, die allein arbeiten, also Solopreneure sind oder Menschen, die nebenberuflich gründen. Das sind so die Hauptzielgruppen, weil hier die größten Herausforderungen sind. Als Einzelkämpfer vereint man so viele Rollen in einer einzigen Person.
Euer persönliches digitales Nomadentum
Juliane: Lasst uns noch einmal über euer persönliches digitales Nomadentum sprechen. Ihr habt ja am Anfang gesagt, dass ihr Anfang des Jahres in Bali gestartet seid. Wo wollt ihr am Ende des Jahres sein und wie sieht euer Ziel in zwei Jahren aus? Bleibt ihr auf Bali? Wollt ihr reisen?
Raffael: Das ist eine schöne Frage. Unser Ziel war jetzt erst einmal von der Festanstellung in die Selbständigkeit zu gehen. Weil wir aus dem Lean Startup Umfeld kommen und dort alles auch als Test gesehen wird, haben wir uns gesagt, dass wir uns dieses Jahr als Test-Jahr geben, um zu schauen, ob die Selbständigkeit für uns etwas taugt, aber auch das digitale Nomadentum.
Ganz konkret bedeutet es, dass wir jetzt bis Ende Mai noch hier in Bali sind. Das war der erste Schritt und Bali haben wir auch bewusst gewählt, weil es der Hotspot ist für digitale Nomaden. Es macht es einfach sehr einfach hier. Man hat gutes Wetter und geringe Lebenskosten. Es gibt eine gute Community hier und Coworking Spaces. Hier mangelt es uns an gar nichts. Es ist so, wie wir es uns vorgestellt haben.
Danach geht es für den Sommer nach Deutschland auch weil zwei Hochzeiten stattfinden, an denen wir dabei sein wollen. Jahresziel ist es, einfach zu testen, ob es etwas für uns ist. Wir wollen einfach unser Projekt Lifestyle Astronaut vorantreiben. Wo es nach dem Sommer hingeht, wissen wir momentan noch nicht. Da es uns hier auf Bali aber so gut gefällt, können wir uns auch vorstellen, hierher noch einmal zurückzukommen. Die Zeit rennt einfach und die Frage ist dann natürlich auch, wie es weitergeht. Konkrete Reiseziele haben wir noch nicht, weil wir den Fokus wirklich auch auf den Businessbereich gelegt haben.
Wenn es dann richtig läuft, eröffnet es natürlich ganz neue Perspektiven, denn wir möchten schon ortsunabhängig sein. Momentan können wir noch nicht behaupten, dass wir ein nachhaltiges Online Business aufgebaut haben, aber wir sind mittendrin. Wenn das dann ein bisschen mehr steht, kann man auch den Reiseaspekt wieder in den Vordergrund stellen. Weil wir reiselustig sind, ist es ein Grund, warum wir es vorhaben uns ein ortsunabhängiges Business aufzubauen.
Juliane: Man hat ja oft diese falsche Vorstellung, wie wir ja eingangs schon gesagt haben, vom digitalen Nomaden mit Laptop am Strand. Vielleicht kennt ihr Daniel Schöberl von I am Digital, ihn hatte auch schon einmal im Interview und er lebt und arbeitet auch als digitaler Nomade. Er ist ja auch immer längerfristig an einem Ort. Man kann euch ja eigentlich gar nicht als Reisende bezeichnen. Arbeiten steht ja schon im Vordergrund, eben ortsunabhängig, wo andere Urlaub machen.
Raffael: Genau so ist es. Man kann auch sagen, dass wir hier eher Teil einer Expat-Community sind. Bali ist zwar touristisch, aber mit den Leuten haben wir eigentlich gar nichts zu tun.
Kira: Man hat als digitaler Nomade natürlich die Flexibilität, aber man merkt natürlich schon, wenn man reist und alle paar Tage an einem anderen Ort ist, dass das sehr anstrengend ist. Es ist dann auch schwierig, sein Business voranzutreiben. Die Leute, die wir hier treffen, reisen eher in längeren Zyklen. Das heißt, dass sie zwei oder drei Monate an einem Ort sind. Man kann sich einfach viel besser einleben und inhaltlich viel besser und fokussierter arbeiten.
Juliane: Ich erlebe das gerade bei einer Freundin, die „nur“ reist und nicht noch arbeitet. Sie wechselt jeden Monat den Ort. Sie braucht immer ein paart Tage bis sie sich eingewöhnt hat und dann ist die Zeit meist schon wieder vorbei und sie reist weiter. Sein Business so voran zu treiben, funktioniert sicherlich nicht.
Raffael: Reisen bedarf ja auch einiges an Planung und kostet Zeit und Energie. Man bereitet sich ja vor, wenn man irgendwo hinreist. Und auch als wir gestartet sind, mussten wir vorher in Deutschland einiges klären und dann auch hier vor Ort alles mögliche organisieren. Es hat hier bestimmt auch ein bis zwei Wochen gedauert, bis wir richtig anfangen konnten, an unserem Business zu arbeiten.
Juliane: Du hattest ja anfangs erwähnt Raffael, dass dich die 4-Stunden-Woche sehr inspiriert hat und du es auch schon mehrmals gelesen hast. Welche Bücher haben euch bei eurer Entscheidung begleitet.
Bücherempfehlungen*:
- Digital – Unabhängig – Frei von Connie Bisalski
- Lean Startup von Eric Ries
- Value Proposition Design von Alexander Osterwalder
- 4 Stunden Woche von Timothy Ferris
- Die Mäuse-Strategie für Manager von Spencer Johnson
- Thank God It’s Monday von Dark Horse Innovation
- Die Entscheidung liegt bei Dir von Reinhard Sprenger
Juliane: Vielen Dank für das Gespräch. Das war sehr aufschlussreich. Ich wünsche euch viel Erfolg mit eurem Business.
Was wollt ihr unserer Sidepreneur-Community noch mit auf den Weg geben zum Abschluss?
Raffael: Wo man steht, ist ja immer sehr individuell. Man muss einfach zu dem Punkt kommen und Entscheidungen treffen. Dafür muss man auch nicht jung sein. Es gibt auch hier so viele Geschichten, auch Familien, die hier leben und reisen. Wichtig ist, dass man für sich eine Entscheidung trifft und dann loslegt.
Infos zum Kurs von Kira und Raffael
Website von Lifestyle Astronauts