Hier kannst du dir das Interview mit Christian Deiters über Online-PR anhören:
In dieser Folge erzählt uns Christian Deiters, warum es gerade für dich als Sidepreneur auch wichtig ist, über Online-PR dich und dein Sidebusiness bekannt zu machen. Wir gehen darauf ein, was Online-PR überhaupt bedeutet und wie du am besten vorgehst.
Christian ist selbst Sidepreneur und hat uns in dieser Folge für sein nachhaltiges Sidebusiness Social Startups berichtet. Er erzählt unter anderem über seine Vision und Motivation und wie sie im Team arbeiten.
Ich freue mich, dass er heute erneut unser Gast ist.
Gerade als Sidepreneur stehst du immer wieder vor vielen Herausforderungen: Zu viele Ideen warten auf ihre Verwirklichung; zu viele Arbeitsbereiche, für die man Mitarbeiter bräuchte; Buchhaltung, Steuern; du wirst eigentlich nie fertig – denn es steht nur ein begrenzter Zeitanteil des Tages oder der Woche für dein Sidebusiness zur Verfügung. Wann und wie sollst du da noch Pressearbeit machen?
PR für Sidepreneure ist wichtig – warum?
Es sind diese vielen Baustellen, die du als Sidepreneur hast, wegen derer Christian Pressearbeit für Sidepreneure empfiehlt.
Viele unterschätzen den großen Vorteil, sichtbar zu werden und der Öffentlichkeit von sich und seinem Sidebusiness zu erzählen: Wer bist du? Was machst du? Was unterscheidet dich von Mitbewerbern? Welches Produkt stellst du her? Welche Dienstleistung bietest du an? Brauchst du Mitarbeiter und wenn ja, für welche Bereiche?
Eine gute Medienarbeit kann dabei helfen, geeignete Partner für Kooperationen zu finden oder von Konferenzen zu erzählen, auf denen du warst.
Eine gute Medienarbeit hilft Sidepreneuren, die Löcher auf den vielen Baustellen zu stopfen.
Es ist allerdings ein Fehler, einfach mal schnell eine Pressemitteilung zu verfassen und an möglichst viele Redakteure oder Medien zu schicken. Es ist wichtig, dir über ein paar Dinge Klarheit zu verschaffen, sonst verpufft die Mitteilung und du hast Zeit und Nerven verbrannt.
Erarbeite eine Strategie für deine Pressearbeit
Im ersten Schritt empfiehlt Christian eine Ist-Analyse: Wie ist der aktuelle Stand? Wo möchtest du hin? Was möchtest du erreichen?
Bietest du ein Produkt an oder möchtest du ein bestimmtes Thema verbreiten? Diese Überlegungen sind die Basis für deine gesamte Medienarbeit, bei der im Idealfall viele unterschiedliche Facetten und Handlungen ineinandergreifen.
Gute Presse- und Medienarbeit ist ein Projekt, für das du Ziele definierst anhand derer du die nächsten Schritte planst. Hast du ein kleines Team oder betreibst das Sidebusiness mit einem Partner, solltet ihr an dieser Stelle schauen, wer welche Aufgaben übernehmen kann.
Wie schreibst du eine Pressemitteilung?
Verfasse sie möglichst in einem sachlichen Ton und auf keinen Fall werblich. Dein Ziel ist es zwar, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu verkaufen, aber diese Aufgabe übernimmt die Pressemitteilung nicht. Christian empfiehlt, anstelle einer sachlichen Mitteilung dem Redakteur eine Geschichte anzubieten.
Du berichtest nicht von deinem neuen Produkt – beispielsweise dem Update für eine App, die du nebenberuflich entwickelst – sondern du erzählst eine kleine Geschichte, wie sich das Leben einer Person nach dem Einsatz der App verändert hat. Oder du bietest dem Redakteur ein Thema an und schaust, wie er reagiert.
Gerade beim Thema Nachhaltigkeit lassen sich viele Anknüpfungspunkte finden. Aber auch im Coaching und in der Beratung findest du viele Aufhänger für eine Geschichte. Was hat sich durch das Produkt, die Behandlung für den Kunden verändert?
Redakteure erhalten zu viele unverlangte Pressemitteilungen und E-Mails, ihre Zeit und Aufmerksamkeit ist begrenzt. Mit einer Geschichte kann es dir eher gelingen, diese wertvolle Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und das ist dein erstes Ziel.
Verkaufe eine Geschichte, keine Pressemitteilung!
Der richtige Adressat
Du hast eine Geschichte geschrieben oder eine Pressemitteilung verfasst, wohin jetzt damit? Auf keinen Fall ungefragt eine Massenmail an diverse Zeitungen oder Onlineredaktionen schicken. Erst einmal gilt es, das richtige Medium für dein Thema oder für deine Geschichte zu identifizieren. Nicht jedes Start-up, nicht jede Idee, ist bei der FAZ, dem Spiegel oder der Wirtschaftswoche gut aufgehoben.
Schau regional, dann thematisch – oft kannst du als Sidepreneur gerade in deinem direkten Umfeld viel mehr erreichen. Und schneller.
Die zweite Aufgabe besteht darin, den verantwortlichen Redakteur zu ermitteln.
Hier ist ein bisschen Recherchetätigkeit – und manches Mal auch ein wenig detektivischer Spürsinn – gefragt. Schau dich auf der Webseite deines Wunschmagazins um, ob dein Thema überhaupt einen Platz im Ressort der Zeitung hat.
Oft hilft ein Blick in das Impressum oder auf die Mitarbeiterseite – oder auch ein Anruf weiter. Bleiben wir bei dem Beispiel einer App: Dein Themenvorschlag oder die Pressemitteilung zu dem Update sollte den Redakteur für Technik & Wirtschaft erreichen und nicht bei Steuern landen.
Kontaktaufnahme
Es kann günstig sein, die Idee oder das Produkt bei einem Anruf dem entsprechenden Redakteur vorzustellen und zu fragen, ob du weiteres Infomaterial schicken kannst. Dann hast du schon einmal einen Fuß in der Tür. Diese Methode funktioniert vor allem bei regionalen oder kleineren Medien gut.
Bei einem größeren Haus wirst du eher eine E-Mail mit deinem Themenvorschlag oder der Geschichte schicken. Dabei solltest du unbedingt vorher den richtigen Ansprechpartner ermitteln und nicht an die info@-Adresse der Zeitung oder Onlineredaktion mailen.
Du kannst schauen, wie die E-Mail-Adressen eines Unternehmens generell aufgebaut sind und dann den Namen des Wunschredakteurs einsetzen.
Auch wir von Sidepreneur.de werden angeschrieben, zum Teil mit sehr persönlichen Geschichten. Wenn wir dann herauslesen, dass sich der Absender mit unserer Plattform beschäftigt hat, ist die Chance gleich viel größer, dass die Anfrage auch beantwortet wird. E-Mails, die klingen, als seien sie ziemlich wahllos verschickt worden, werden von uns eher ignoriert – denn auch unsere Zeit ist begrenzt.
Ist Nachfassen bei der Redaktion erlaubt?
Was kannst du tun, wenn du die E-Mail verschickt hast und keine Antwort bekommst? Hierzu kann Christian leider keine eindeutige Antwort geben. Wenn es sich um eine kleinere Sache – um beim Beispiel der App zu bleiben, um ein Update – oder eine wiederkehrende Information handelt, würde er nicht nachfragen.
Hast du mit dem Redakteur ein persönliches Gespräch geführt und es war Interesse vorhanden, kannst du selbstverständlich an dieses Interesse anknüpfen.
Du hast deine Pressemitteilung oder einen Themenvorschlag per E-Mail verschickt? Dann kommt es auf die Wertigkeit der Nachricht an. Handelt es sich um etwas vollkommen Neues oder etwas von großer Bedeutung, unterstreicht dein Nachfassen diese Wertigkeit. Sei ehrlich dabei und lass dein Ego aus dem Spiel. Ist es lediglich eine weitere Meldung, um überhaupt in der Presse zu sein, verzichte auf die Nachfrage und investiere deine Zeit besser.
In jedem Fall rät Christian dazu, höflich nachzufragen. Hatte der Redakteur bereits Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen? Ist ein weiteres Telefonat von Interesse? Du kannst dein Nachfassen als freundlichen Reminder aufbauen und auf eine andere Medienquelle verweisen, die das Thema aufgegriffen hat oder über dein Unternehmen berichtet hat. Damit zeigst du, dass das Thema auf breiteres Interesse gestoßen ist.
Lässt sich Pressearbeit outsourcen?
Ich habe vor einer Weile auf einer Veranstaltung eine Sidepreneurin getroffen, die im Bereich Podcast und Video unterwegs ist, aber nicht gerne schreibt. Sie hat einen Workshop gehalten und sollte dafür eine Präsentation im Vorfeld erstellen – was sie als den größten Horror bezeichnete. Die richtige Formulierung finden, sich einen Text überlegen, das ist einfach nicht ihr Ding. Trotzdem denke ich, auch für sie und ihr nebenberufliches Business wäre es von Vorteil, in der Presse aufzutauchen.
Wenn das Schreiben einer Person nicht so liegt, ist die Hemmschwelle noch größer, eine Pressemitteilung zu verfassen. Lässt sich Presse- und Medienarbeit outsourcen? Und wenn ja, wie findest du die richtige Person?
Da man theoretisch alles outsourcen kann, ist Christians schlichte Antwort auf meine Fragen: Ja, kann man machen. Christian ist jedoch kein großer Freund davon, da intern das meiste Wissen vorhanden ist. Er schlägt vor, sich einen Mitarbeiter (kann auch Teilzeit sein) zu suchen, der sich um die Pressearbeit kümmert. Das hat den Vorteil, dass man sich besser abstimmen kann und die eigene – oft entscheidende – persönliche Note und Tonalität bleibt erhalten.
Möchtest du dennoch die Medienarbeit abgeben, gibt es Freelancer oder Agenturen. In jedem Fall sollte ein Freelancer oder die Agentur vorher geprüft werden.
Wie sind die Nutzer Reviews? Wie ist die Tonalität im Internet? Wie ist die Marktpräsenz, für wen war der Freelancer oder die Agentur bereits tätig? Sind Branchenkenntnisse vorhanden, die zum eigenen Thema passen? Andernfalls muss erst eine Einarbeitung stattfinden, die wieder Zeit und auch Geld kostet.
Mit einem Nein-Sager kommst du weiter.
Ganz wichtig ist der Tipp von Christian: Von Beginn an herausfinden, ob es sich um einen Ja-Sager handelt. Um eine Person, die einfach nur den Auftrag sieht, die Zeit, das zu erwartende Geld und dir das Gefühl gibt, alle deine Ideen und Themenvorschläge sind brillant.
Mit einem Nein-Sager kommst du weiter, vor allem, wenn Themen- und Branchenkenntnisse vorhanden sind. Dann profitierst du nicht nur von der Expertise des Freelancers sondern bekommst ehrliches Feedback und Verbesserungsvorschläge, so dass am Ende die Pressemitteilung oder der Medienartikel viel mehr Aufmerksamkeit bekommt und Erfolg hat.
Klassische Pressearbeit versus Online-PR
Was macht Online-PR aus und warum sollte ein Sidepreneur dort aktiv werden?
Grundsätzlich trennt Christian Print und Web nicht, sondern fasst alle Aktivitäten unter Medienarbeit zusammen. Beschränkst du dich auf Online-PR, sieht er die großen Vorzüge der Online-PR darin, dass du dich in der Medienlandschaft leicht platzieren kannst.
Im Onlinebereich kann man einen Gastartikel anbieten, anstatt dem Redakteur einen Themenvorschlag zu unterbreiten. Video-Blogger oder Podcasts sind auch eine Art der Öffentlichkeitsarbeit – schau dich einmal um, wer in deinem Bereich einen Blog, Videokanal oder Podcast hat und frage ein Interview an, bzw. biete dich als Interviewpartner an.
Im Onlinebereich hast du viel mehr Möglichkeiten, mit geringem Aufwand sichtbar oder hörbar zu werden.
Christian ist ein großer Freund davon, mehrgleisig in der Medienarbeit zu fahren. Da die meisten Informationen über das Internet gesucht werden, landen letztendlich auch die Artikel einer Zeitung irgendwann im Netz (wahlweise in einem kostenpflichtigen Bereich oder frei zugänglich).
Ganz neu am Start als Sidepreneur
Wenn du gerade mit deinem Sidebusiness startest, noch hundert Baustellen hast und Abläufe in deinem jungen Unternehmen erst etablieren musst, steht Medienarbeit wahrscheinlich noch nicht auf deinem Zettel.
Auf meine Frage, wann der richtige Zeitpunkt ist, damit zu starten, hat Christian zwei Antworten parat:
- Bist du im B-to-B-Bereich unterwegs und deine Kunden sind Unternehmen, ist es sinnvoll, erst einmal das Idee oder das Produkt zu entwickeln.
- Für die meisten anderen Bereiche – ob nun Appentwicklung, Ideen für gesellschaftliche Veränderungen, Techniken in der Beratung oder Ähnliches – gilt, von Anfang an die Öffentlichkeit mit einbeziehen und auf dich und deine Dienstleistung oder das Produkt aufmerksam zu machen.
Am besten denkst du bei allen Entwicklungsschritten, bei jedem Projekt, immer an die Pressearbeit und sammelst Stichpunkte für eine Mitteilung oder den Aufhänger für eine Geschichte. Mach dir Notizen, was daran interessant ist. Das lässt sich leicht einmal die Woche erledigen, dann sind alle Informationen und Erlebnisse oder Gedanken noch frisch. Später lassen sich daraus leicht die gewünschten Meldungen erstellen.
Der Anfänger-Tipp von Christian: Gib in einer Suchmaschine deiner Wahl das Wort Pressemitteilung ein und lies verschiedene Mitteilungen. Schnell wirst du Muster im Aufbau erkennen, eigene Vorlieben entdecken und bekommst ein Gefühl dafür, was du selbst gerne liest.
Es gibt Pressemitteilungen, die gleich mit dem Fließtext beginnen, ohne Einleitung (das ist schlecht) oder gute Mitteilungen, die zu Beginn erst einmal die 3 Top Infos oder Stichpunkte nennen (das ist optimal), damit der Leser die Kernnachricht in Kürze erfassen kann.
Mit diesen wertvollen Tipps und Insiderwissen von Christian geht diese Episode zu Ende. Danke an Christian für seinen Besuch und viel Erfolg weiterhin für seine Plattform Social-Startups.
Mich interessiert nun, ob du schon Pressearbeit für dein Sidebusiness betreibst oder noch in den Startlöchern stehst. Oder ist das für dich noch gar kein Thema? Dann verrate doch auch, was dich davon abhält oder vielleicht abschreckt. Schreib uns gerne an info@sidepreneur.de oder poste deine Erfahrungen wie auch deine Fragen in unserer Facebook-Gruppe, wo du sehr willkommen bist.