Wenn die Familie Leidenschaft, Side-Business und Innovation verbindet

Juliane: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Episode des Sidepreneur-Podcasts. Immer wieder präsentieren wir euch verschiedene Sidepreneur-Modelle, sodass ihr eine Vorstellung habt wie man ein Side-Business starten kann. Heute habe ich dazu gleich zwei Interview-Gäste im Podcast, die gemeinsam ein Unternehmen übernommen haben und dieses jetzt beide neben ihrer Anstellung aufbauen und weiterführen.

Die Beiden werden uns gleich mehr davon erzählen, wie sie zueinander gefunden haben und wie sie sich organisieren. Hallo Sanam und Susanne! Schön, dass ihr heute im Sidepreneur-Podcast seid und wir über euer Side-Projekt sprechen können. Stellt euch bitte vor… Was macht ihr? Wo lebt ihr?

Die Unternehmerinnen
Sanam und Susanne stellen sich und ihr Side-Business vor

Sanam: Vielen Dank Juliane! Ich heiße Sanam Moayedi-Stummer, lebe in Berlin und bin die Co-Geschäftsführerin von Brili. Hauptberuflich bin ich bei Coca Cola European Partners beschäftigt, seit ungefähr zwei Jahren in einem internationalen Team tätig und leite dort ein Transformationsprogramm im Personalbereich. Unser Ziel ist es, grundsätzlich im Personalbereich bei Coca Cola zu einer Premium-Hire-Organisation zu werden.

Susanne: Hallo Juliane, es freut mich sehr, dass ich heute hier sein kann. Mein Name ist Susanne Debbas. Ich lebe in München und bin die zweite Geschäftsführerin unseres Unternehmens Brili. In meiner anderen Beschäftigung bin ich freiberuflich tätig, habe verschiedene Auftraggeber und mache die Marketing-Organisation und Kommunikation für meine Kunden.

Juliane: Erzählt doch bitte etwas über euer Arbeitszeitmodell. Macht ihr euer Side-Business neben der Vollzeit-Selbstständigkeit bzw. der Vollzeit-Anstellung? Wie teilt es sich auf?

Die Aufteilung der Arbeitszeit

Susanne: Am Anfang unserer Zusammenarbeit haben wir genau das besprochen, wie wir alles unter einen Hut bekommen. Donnerstag ist unser Tag, an dem wir uns immer abstimmen und unser ganzes Team zusammenkommt. Wir sind sechs Personen an vier Standorten, auch mit verschiedenen Zeitzonen. Donnerstag ist unser Abstimmungstag. Ansonsten versuchen wir es dann unterzubringen, wenn wir Zeit haben.

Juliane: Bedeutet, dass jeder von euch selbstständig agiert, seine Aufgaben erledigt und ihr euch donnerstags austauscht wie der Status Quo ist oder ihr euch neue Ziele setzt.

Susanne: Ganz genau.

Juliane: Ihr habt gemeinsam ein Unternehmen übernommen. Was war eure Motivation dahinter, euch neben der Freiberuflichkeit bzw. neben der Festanstellung ein Unternehmen ans Bein zu binden?

Die Motivation von Sanam

Sanam: Ich bin das Corporate-Mädel und arbeite seit über 14 Jahren bei Coca Cola und bin dabei in ganz vielen unterschiedlichen Stationen tätig, was dazu geführt hat, dass ich sehr facettenreiche Erfahrungen sammeln konnte. Es ist aber auch so – wenn man in einer Corporate-Welt arbeitet – je internationaler es wird, desto langsamer drehen sich die Mühlen. Es ist krass, festzustellen, dass man fast verlernt, Entscheidungen zu treffen, weil es Entscheidungsprozesse gibt, die nicht logisch sind und es oftmals zu lange dauert.

Auf der einen Seite hat es mich gestört, dass die Möglichkeit Entscheidungen selbst zu treffen und selbstständig agieren zu können Stück für Stück verloren gegangen ist. Deswegen habe ich nach einem anderen Weg gesucht, um sowohl diese Corporate-Welt, die Kontakte und die Lernerfahrung weiterhin zu genießen, aber auch die Möglichkeit zu haben, dass ich selbst den Weg wählen kann, den ich für richtig halte. Zum anderen ist alles was ich mache sehr konzeptionell. Ich bezeichne mich selber als die Chart-Monkey, weil ich bestimmt millionenfach Folien vorbereitet habe, um konzeptionell Modelle aufzubauen wie wir uns weiterhin entwickeln. Oftmals ist jedoch diese konzeptionelle Arbeit nicht greifbar.

Ich habe wirklich sehr lange nach einer Aufgabe gesucht, bei der ich direkten Impact bei Menschen haben kann. Brili hat diesen unwahrscheinlich hohen Impact und ich spüre einfach, wie viel Energie es mir gibt, wenn ich für die Menschen direkt etwas tue.

Juliane: Susanne, was war dein Antrieb bei Brili mitzumachen?

Die Motivation von Susanne

Susanne: Es waren zwei verschiedene Punkte. Ich arbeite seit vielen Jahren selbstständig und habe durch die verschiedenen Auftraggeber sehr viele Modelle kennengelernt wie man unternehmerisch tätig sein und eine Firma führen kann. Wenn man jahrelang immer dazu beiträgt, andere Unternehmen oder andere Menschen erfolgreich zu machen, kam bei mir irgendwann der Wunsch auf, meine Arbeitszeit, die Kraft und all die Erfahrung für ein eigenes Projekt zu nutzen, es selbst auszuprobieren und die Energie in Themen zu stecken für ich wirklich brenne.

Mit der App Brili, die wir in der Familie entdeckt und für meinen Sohn genutzt haben machten wir ganz tolle Erfahrungen. Als die Nachricht kam, dass die App eingestellt werden soll, haben wir uns überlegt, diese zu übernehmen, damit sie nicht stirbt. Es war eine Bauchentscheidung, bei der wir nicht großartig Businesspläne erstellt hatten, sondern sagten „Das ist jetzt die Gelegenheit. Das machen wir einfach“.

Juliane: Was genau macht ihr mit Brili? Was war der Antrieb, diese App weiterzuführen?

Was ist die App Brili?

Susanne: Brili ist eine App, die von Eltern für Eltern entwickelt wurde. Der Kern dieser App ist, dass sie Kinder beim Erlernen von Routinen unterstützt wie beispielsweise: Wie komme ich morgens stressfrei und rechtzeitig aus dem Haus, wenn die Kinder zur Schule müssen und ich selbst ins Büro. Wie kommen die Kinder gut durch den Tag mit den Hausaufgaben oder auch mit Aufgaben im Haushalt, die sie selbstständig erledigen. Wie bekommen wir abends ein gutes Ritual hin, damit Ruhe einkehrt.

Es ist für viele jüngere Kinder wichtig, die erste Schritte in die Selbstständigkeit gehen sollen – aber auch genauso interessant für ältere Kinder oder sogar für Erwachsene. Menschen, die Einschränkungen haben wie beispielsweise ADHS oder Autismus oder andere Lern- und Verhaltensschwierigkeiten und die mit Hilfe dieser App geführt werden und Unterstützung bekommen, die sie zusätzlich zu einer Therapie oder ärztlichen Behandlung brauchen. Es ist ein Tool, das zuhause die Kinder unterstützen kann.

Juliane: Diese App ist aber auch genauso gut für Familien gedacht, die sich besser organisieren und mehr Routinen im Alltag haben möchten?

Zeit- und Aufgaben-Management lernen

Susanne: Absolut! Der Kern ist Zeit- und Aufgaben-Management. Diese App ist hilfreich, um das generell zu lernen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Viele Eltern spiegeln es uns zurück, indem sie sagen, dass sie deshalb nicht aus der Tür kommen, weil der veranschlagte Zeitrahmen komplett falsch und viel zu klein war. Sie haben gemerkt, dass es einfach nicht reicht, wenn sie morgens 45 Minuten brauchen und erst eine halbe Stunde vorher aufstehen. Das Bewusstsein zu schaffen, was es alles zu tun gibt und welche realistische Zeitrahmen es sind.

Sanam: Viele Eltern beklagen sich ja über den Stress. Wenn man dann mit ihnen spricht, welche Herausforderungen sie haben kommt heraus, dass es die fehlende Konsistenz oder Kontinuität bei Routinen oder wiederkehrenden Aufgaben ist. Die Kinder sollen selbst verstehen, in welcher Reihenfolge was zu tun ist. Sie fühlen sich auch mehr respektiert, wenn gemeinsam darüber gesprochen wird, welche Schritte notwendig sind, um rechtzeitig aus dem Haus zu kommen.

Juliane: Sanam ist in Berlin und Susanne in München. Wie habt ihr bei Brili zueinander gefunden?

Wie familiäre Bande und Unternehmertum zueinander finden…

Sanam: Susanne, ich, Philipp und Matthieu sind familiär verbunden. Unsere Kinder sind ungefähr im gleichen Alter und wir versuchen regelmäßig gemeinsam Zeit zu verbringen. Bei einer dieser Gelegenheiten kamen wir zusammen, saßen bei uns im Gartenhäuschen und ich hatte mich mit Philip – einem der Mitgründer von Brili GmbH – über das Thema „Impact“ unterhalten. Auch über die Frage, wo ich Menschen helfen kann und ihm Beispiele genannt, wie ich dies schaffe außerhalb oder auch innerhalb des Unternehmens und dass ich gerne mehr davon machen möchte. Philip fragte mich dann „Hast du Lust, mit uns zusammen Brili zu übernehmen? Du hast eine Vielfalt an Erfahrung.“

Jeder von uns hat ein anderes Verantwortungspaket und Philip hatte jemand gesucht, der diese Vielfalt in der Co-Geschäftsführung abdecken kann. So haben wir zueinander gefunden – durch das Gespräch im Garten.

Juliane: Ist Philip der Gründer?

Sanam: Nein, Pierre Séguin ist der ursprüngliche Gründer von Brili. Er ist aus Toronto in Kanada. Philip und Susanne sind mit ihm in Kontakt getreten als sie gesehen hatten, dass die App wahrscheinlich eingestellt wird, woraufhin es Philip forciert hatte die Firma quasi umziehen zu lassen und aus der Inc. in Kanada eine GmbH in Deutschland zu machen.

Juliane: Habe ich es richtig verstanden – ihr seid verwandt miteinander?

Die Brili-Family

Sanam: Genau, wir sind eine Familie. Pierre gehört zwar nicht dazu, wobei er zufälligerweise aus Toronto kommt, wo ich aufgewachsen bin. Bei einem meiner Familienbesuche konnte ich ihn kennenlernen und Zeit mit ihm verbringen. Eine weitere Person bei uns im Team ist ein Werkstudent, der zwar nicht mit uns verwandt ist, wobei wir ihn tatsächlich als Teil unserer Brili-Family sehen.

Juliane: Du hast vorhin von Aufgabenverteilung gesprochen. Könnt ihr uns hier bitte einen Einblick geben, wer sich um was bei Brili kümmert?

So sieht die Aufgabenverteilung
im Brili-Team aus

Sanam: Wir haben in unserem Team Matthieu, der CTO ist und sich um die ganze Technik kümmert. Zusätzlich organisiert er, welche Features oder Erweiterungen wir forcieren in Abhängigkeit unserer gesetzten Ziele und wie wir uns vom Produkt her weiter entwickeln wollen. Manche Themen bedürfen sehr viel Denkarbeit im Vorfeld. Aktuell beschäftigen wir uns mit einem Release einer „Adult friendly version“, sprich eine Version von Brili für Erwachsene, da wir viel Feedback bekommen haben zum Bedarf bei diesem Personenkreis, die unter ADHS oder Autismus leiden. Matthieu identifiziert auch, bei welchen Aufgaben wir auf Freelancer zurückgreifen müssen, die für uns mit programmieren.

Philip ist der Mit-Gründer der GmbH, also von Brili in Deutschland. Dadurch, dass er selbst Entrepreneur ist gibt er uns sehr viele wertvolle Tipps und seine Erfahrungen mit wie es ist, ein Unternehmen zu gründen und nach welchen Kennzahlen wir uns orientieren können. Beispielsweise wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen wie viele Anteile unserer Einnahmen wir für Marketing-Maßnahmen ausgeben können. Auch beim Aufsetzen eines Unternehmens und den bürokratischen Schritten, die dahinter stecken ist er extrem hilfreich und ein toller Sparring-Partner für uns, der wie ein Berater innerhalb unseres Unternehmens agiert.

Susanne und ich teilen uns als Co-Geschäftsführerinnen die Marketing-Themen und entwickeln gemeinsam die Marketing-Strategien sowie auch die Maßnahmen dahinter. Wir haben z. B. im letzten Jahr zwei Projekte gestartet. Eines davon war eine „Back-to-school-Kampagne“, bei der ich selbst im Lead war. Susanne ist verantwortlich für den Launch der deutschen Version von Brili, weil hier sehr viel Mitdenken erforderlich ist wie wir uns positionieren und wie wir auf unser Netzwerk zurückgreifen können, um Brili innerhalb des deutschsprachigen Raums bekannt zu machen.

Dan, unser Werkstudent aus Pittsburgh ist unser sog. Activation- und Insights-Manager. Bei ihm ist genial, wie schnell er sich in diese App-Welt und Social-Media-Welt hineinbegeben und verstanden hat, worauf es ankommt. Er hilft uns den Bekanntheitsgrad von Brili zu stärken durch Ads oder Positionierungen unter Influencern, etc.. Er bereitet es mit uns gemeinsam vor und schaut im Hintergrund, welche Marketingaktivitäten welchen Impact haben im Sinne von Downloads oder Conversion Rates und wie die Zielgruppen reagieren auf die Marketingmaßnahmen.

Juliane: Das war ein sehr schöner Überblick und Eindruck, wie ihr euch organisiert und wer welche Aufgaben bei euch übernimmt.

Eine Gründung läuft nicht immer – vor allem, wenn man sie zum ersten Mal macht – so glatt, wie man es sich denkt. Auf welche Hürden seid ihr gestoßen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Hürden des Side-Business-Alltags

Susanne: Zeit und Geld. Auch keine Überraschung eigentlich. Natürlich haben wir nur begrenzte Ressourcen sowohl an Manpower als auch an Zeit. Wir haben uns große Ziele gesetzt und würden diese gerne schneller umsetzen. Allerdings haben wir gemerkt – und dies war z. B. für mich neu, weil ich mich auch um den User-Support kümmere – dass die User zum Teil eine spezielle Erwartung haben. Sie schreiben, dass sie dieses oder jenes Problem haben und wollen dafür natürlich eine Lösung. Das ist zum Teil schwierig, wenn man nicht Vollzeit in einer kompletten großen Firma daran arbeiten kann oder fünf Programmierer im Hintergrund hat. Es ist ein Spagat, der nicht so schnell zu lösen ist.

Aber es funktioniert trotzdem gut. Wir haben eine tolle Community, die uns immer wieder gutes Feedback gibt. Es sind Familien, die dankbar sind, dass diese App weitergeführt wird und die Verständnis haben, wenn man sagt „Bitte noch etwas Geduld“. Das ist toll und deshalb geben wir natürlich unser Bestes für unsere Community.

Mit Leidenschaft das Side-Business großziehen

Sanam: Wir haben am Anfang – als bekannt war, dass Brili sozusagen formell juristisch nach Deutschland umzieht – eine Nachricht an unsere User geschickt, in welcher Konstellation wir jetzt zusammenarbeiten und eben sehr offen bekannt gegeben, dass wir alle woanders hauptberuflich arbeiten und versuchen Brili als unsere Leidenschaft nebenher groß zu ziehen. Deswegen sagen sie aus diesem Verständnis heraus auch „Natürlich hätte ich gerne diese oder jene Features oder die iWatch-Funktionalität, aber ich bin so dankbar, dass es Brili noch gibt, weil es unser Leben verändert hat“.

Kommunikation in der virtuellen Zusammenarbeit – immer wieder eine Herausforderung

Ich habe selbst einige Jahre virtuell gearbeitet und weiß, wie schwierig es ist, dabei eine Teamkultur zu prägen. Wir haben Glück, dass Susanne, Philip und Matthieu alle in München sind, die sich persönlich austauschen können. Aber es kann auch zu Kommunikations-Herausforderungen führen, weil man in dem Moment vergisst daran zu denken „Wen muss ich noch abholen dazu?“, um gewisse Entscheidungen zu treffen oder damit derjenige im Loop ist.

Deswegen ist diese virtuelle Zusammenarbeit auch etwas, wo man vielleicht auch mal sagen muss: „Wie investieren wir es neu?“

Juliane: Tatsächlich ist es eine Herausforderung. Auch die Freiheit entscheiden zu können, wann man an diesem Projekt arbeitet und die Personen nicht alle in einem Büro sitzen. Wir machen das bei Sidepreneur ja auch so. Wir sitzen auch nicht an einem Standort. Ich kann deine Worte sehr gut nachvollziehen, denn auch wir sind – wie sagt man so schön „am uns einschwingen“ – wie man Prozesse und Informationsflüsse besser organisieren kann.

Mit welchen Tools arbeitet ihr im virtuellen Team?

Susanne: Unsere Projektplanung machen wir überwiegend in Airtable, was sich als hilfreich herausgestellt hat, weil dort alle Aufgaben/Themen, die zu den jeweiligen Quartalszielen gehören, aufgelistet sind. Es kann auch jedes Team-Mitglied reinschauen, welche Aufgabe welchen Status gerade hat oder wie weit wir vorangekommen sind.

Was die Kommunikation angeht, hat sich Slack als hilfreiches Tool herausgestellt. Hier ist sowohl die Einzel- als auch die Gruppen-Kommunikation gegeben. Irgendwann haben wir festgestellt – weil wir nicht so nah beieinander sitzen – fehlen uns manchmal die guten Nachrichten, die man vielleicht in einem Tür-und-Angel-Gespräch bekommen würde. Deswegen haben wir in Slack einen Achievement-Kanal, wo jeder eine kleine Nachricht reinschreiben kann was z. B. gut gelaufen ist. Das ist manchmal eine Kleinigkeit, aber es macht viel aus, wenn man allein an seinem Schreibtisch sitzt, um mit in einem Lächeln in den Tag zu starten.

Sanam: Airtable und Slack sind für mich persönlich Geschenke des Himmels, weil ich eben sehr viel auf Dienstreisen bin. Durch die IPhone- und Smartphone-Welt ist es mir möglich beispielsweise von unterwegs mit meinem privaten/Brili-Gerät am Ball zu bleiben. Wenn ich im Flugzeug bin, kann ich auf Airtable die To Do's schnell anschauen und erledigen. Das bietet mir eine unglaubliche Flexibilität, was das „am Ball bleiben“ betrifft.

Juliane: Auch wir nutzen Slack im Team und kommunizieren, wenn wir irgendwo in einer Zeitschrift oder online erwähnt wurden oder tolles Feedback bekommen haben, damit auch unser Team darüber informiert ist. Es ist eben total wichtig, alle daran teilhaben zu lassen.

Welche Vision verfolgt ihr mit Brili?

Sanam: Es ist ja nicht nur das, eine App-Lösung zu haben, die für Familien mit Kindern ist. Wir beschäftigen uns mit der Relevanz von strukturierten Routinen im Allgemeinen und für Kinder mit speziellen Bedürfnissen im Besonderen und damit, wie es Menschen auch generationsübergreifend helfen kann – Kindern, Eltern, Großeltern. Aktuell arbeiten wir an einer Erwachsenen-Version. Desweiteren glauben wir, dass es für pflegebedürftige Menschen oder Personen, die unter Krankheiten wie Demenz leiden viel Potenzial bietet, Brili unterstützend einzusetzen. Auch für Pflege-Mitarbeiter oder als Arzt kann es extrem hilfreich sein, weil Brili ein Monitoring anbietet.

Routinen sind wichtig

Wenn Eltern gemeinsam mit den Kindern die Routinen definieren und die Aktivitäten, die dahinter stecken, können sie im Hintergrund auch schauen, wie sich die Kinder machen. Erledigen sie alles rechtzeitig, überspringen sie zu oft oder führen sie die Sachen gar nicht aus.

Familienzusammenhalt stärken in Zeiten der Globalisierung

Auch ein Arzt oder ein Verwandter der Person, die unter Alzheimer leidet, kann im Hintergrund verfolgen, ob derjenige seine Tabletten genommen oder z. B. seine tägliche Denksportaufgabe gemacht hat, um dann sehr gezielt ins Gespräch zu gehen und zu klären welche Themen gerade schwierig sind. Inzwischen ist es ja so, dass wir alle in Welten leben, wo unsere Eltern oder engsten Angehörigen gar nicht mehr in derselben Stadt leben. Durch die Globalisierung haben wir zwar viele Vorteile, aber auch viele Nachteile was den Familienzusammenhalt oder die Unterstützung durch die Familie betrifft. Deswegen möchten wir Brili gerne generationsübergreifend machen.

Welche Vorteile bietet das Monitoring
bei Brili?

Juliane: In Bezug auf Monitoring eine Frage: Was bringt mir die Information, wenn ich weiß, dass es bei meinen Eltern, die 600 Kilometer entfernt leben grad nicht so gut läuft? Oder auch bei Kindern – sollten wir ihnen denn nicht vertrauen anstatt zu Helikopter-Eltern zu werden, die jeden Schritt ihrer Kinder kontrollieren?

Susanne: Es geht nicht um Überwachung, sondern um die Unterstützung von Kindern, die aus Gründen wie ADHS oder Autismus Hilfe brauchen, um aus eigener Kraft ihre Aufgaben zu erledigen – wovon alle Familienmitglieder profitieren. Ich gehe nochmal zurück zum Thema mit den Erwachsenen oder älteren Menschen. Wir sprechen mit Therapeuten oder Ärzten, die sagen, dass es wirklich toll ist, weil sie z. B. ihren Patienten Medikamente oder auch physiotherapeutische Übungen mit nach Hause geben und nach beispielsweise zwei Wochen überprüft werden kann, wie es vorangegangen ist. Wir bekommen häufig das Feedback, dass ein Gespräch zwischen Arzt und Patient tatsächlich ganz anders laufen kann, wenn der Arzt – natürlich freiwillig – Zugriff auf die Informationen erhält, wie es vorangeht. Das ist ein Gedanke.

Der andere Gedanke ist, dass heute Pflege nicht mehr nur von einer einzigen Person durchgeführt wird. Vielleicht kommt mal der Sohn, ein anderes Mal eine Pflegekraft. Wenn es eine App gäbe, bei der ganz klar zu sehen ist „Okay, heute wurden die Medikamente schon eingenommen, aber der Patient muss gewaschen werden“ – dann ist diese Übergabe viel leichter von Person zu Person. Die wenigsten können sich eine 24/7-Pflegekraft leisten und genauso unrealistisch ist es, dass das Kind dieser pflegebedürftigen Eltern rund um die Uhr da ist. Insofern würde diese App einfach eine Hilfestellung sein, die Missverständnisse bei der lückenlosen Betreuung vermeiden könnte.

Unterstützen und Fördern der Selbstständigkeit

Sanam: Um nochmal die Brücke zu schlagen zu den Helikopter-Eltern. Die Relevanz von Routinen ist so wichtig für die Entwicklung der Organisationsskills von Kindern. Durch Routinen hilft man Kindern, dass sie ein Gefühl von selbstständigem Agieren bekommen. Deswegen möchten wir mit Brili ihnen die Möglichkeit geben, dass sie selber ihre Aufgaben stemmen. Die Kinder wollen auch das Gefühl haben, dass sie Dinge selbst erledigen. Es gibt ihnen ein höheres Selbstbewusstsein. Auch die Resilienz kann dadurch gesteigert werden. Das sind Fähigkeiten, die wir unser Leben lang brauchen.

Juliane: In eurer noch relativ jungen Rolle als Unternehmerinnen – welche Menschen oder Bücher haben euch unterstützt auf eurem Weg ins Unternehmertum?

Persönlichkeiten, die Sanam inspirieren

Sanam: Von einer Person, die ich über die Medien verfolge bin ich hochgradig begeistert. Es ist Verena Pausder, die sich extrem dafür einbringt die generischen Kompetenzen bei Kindern zu fördern im Zeitalter der Digitalisierung. Vor allem Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Problemlösungsorientierung sind sehr gefordert und gerade auch aus der „Hire-Brille“ heraus gesucht. Technische Kompetenzen kann man lernen, aber die generischen Kompetenzen wie diese Resilienz muss man gezielt gemeinsam mit den Kindern fördern. Da das Schulsystem doch recht klassisch unterwegs ist, hat sie es als ihre Aufgabe festgelegt Alternativmöglichkeiten zu bieten, damit im Zeitalter der Digitalisierung die Kinder begleitet und gestärkt werden für die Zukunft.

Wenn man für etwas brennt, dann schafft man es auch!

Aus meinem persönlichen Umfeld ist es Jenny Baum. Sie ist die Gründerin von „gitti“, einer Nagellackmarke. Jenny ist eine Ex-Kollegin von mir, die nach sechs Jahren Corporate-Welt das gefunden hat wofür sie brennt und möchte die Kosmetik-Welt revolutionieren. Es ist unglaublich – wenn man sie hört oder mit ihr spricht – wie sehr sie für die Themen brennt und welche Energie sie von sich gibt, wenn sie erzählt. Ich finde es unwahrscheinlich inspirierend wie sie es mit dieser Energie geschafft hat, nach den Themen zu greifen wofür sie brennt. Das finde ich toll, weil man sieht „Wenn man für etwas brennt, dann schafft man es auch“.

Susannes ganz besonderer Lese-Tipp

Susanne: Was mich sehr inspiriert hat, war das Buch „The Female Founders Book*“.

Buch The Female Founders Book Amazon

Es sind 30 Porträts von Frauen aus den verschiedensten Branchen, die diesen Schritt ins Unternehmertum gewagt haben. So wie ich es anfangs geschildert hatte, bin ich ja auch selbst so ein bisschen reingestolpert in dieses Unternehmertum und natürlich muss man sich erst einmal orientieren. Diese Porträts fand ich dabei sehr hilfreich, weil sie zeigen, dass man mit Mut und einer Vision so viel erreichen kann. Und diese Frauen sind Pionierinnen. In Deutschland sind nur 14 Prozent der Gründer Frauen – in Österreich und der Schweiz sind es noch weniger. Insofern sind diese Frauen auch Vorbilder.

Beispielsweise sagt Milena Glimbovski von „Original Unverpackt“: „Man muss nicht immer alle Menschen zufriedenstellen“. Auch das ist ein Erfolgsgeheimnis. Solche Einblicke finde ich sehr hilfreich, weil in dieser Orientierungsphase so viele Eindrücke, Ideen, Ansätze auf einen einströmen.

Frauen, zeigt her, was ihr Tolles auf den Weg bringt

Juliane: Eine tolle Lese-Empfehlung. Ich schaue auch immer – und deswegen finde ich es so schön, dass ihr beide bei mir im Interview wart – dass wir Frauen auch mehr zeigen von dem, was wir Tolles auf den Weg bringen. Und so, wie dich liebe Susanne dieses Buch inspiriert hat, so inspiriert natürlich dann das Interview mit euch beiden wieder andere Frauen, loszugehen und diesen Weg zu starten als Sidepreneur neben der Anstellung ihr eigenes Business zu verfolgen.

Ich danke euch sehr, dass ihr heute hier bei mir wart und wir darüber so ausführlich sprechen konnten. Ganz, ganz viel Erfolg wünsche ich euch weiterhin mit eurer Idee, mit eurer Vision und dass eure App richtig groß wird und dass ihr genug Manpower/Womanpower und finanzielle Ressourcen habt, um es so erfolgreich zu machen wie ihr es euch wünscht.

Susanne und Sanam: Vielen herzlichen Dank!

Juliane: Ich hoffe, dass wir euch liebe Sidepreneure mit diesem Interview wieder inspirieren, Mut machen konnten und zeigen: Wenn ihr eine Idee habt und dafür brennt, könnt ihr auch neben der Anstellung noch ganz viel schaffen und erreichen.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute Zeit, einen tollen Start in die Woche und ganz viel Erfolg mit eurem Side-Business! Bis zum nächsten Mal, Tschüss!

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Redaktion

Juliane Benad

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