SP160 – Hauptberuflich UX-Freelancer – nebenberuflich App-Entwickler – Interview mit Tobias Tiefert

Auch Lehrer brauchen Apps.

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Juliane: In unserem Podcast wollen wir immer wieder spannende Sidepreneure vorstellen oder Business-Ideen, wie man nebenberuflich starten kann. Häufig ist es so, dass der Sidepreneur jemand ist, der angestellt von 9 bis 17 Uhr arbeitet und nebenbei ein eigenes kleines Business betreibt. Es kann aber auch ganz andere Modelle geben.

Ein klassischer Sidepreneur?

In verschiedenen Episoden haben wir schon über die Besonderheiten und Eigenschaften eines Sidepreneurs gesprochen:

Die Besonderheiten der Spezies Sidepreneur

Welche Eigenschaften brauche ich als Sidepreneur

Selbstständig tätig und Sidepreneur

Heute habe ich jemanden im Interview, der selbstständig tätig ist und immer wieder neben seiner Arbeit als Freelancer neue Projekte startet und neue Geschäftsideen verwirklicht und somit eben auch eine Art Sidepreneur ist.

Hallo Tobias! Ich freue mich total, dass du heute im Interview bist. Stell dich doch gern einmal vor, was du als Selbstständiger machst und dann gehen wir später auf deine Side-Projekte ein.

Was ist UX-Design?

Tobias: Hi Juliane! Mein Name ist Tobias Tiefert. Ich wohne in München, bin 34 Jahre alt und arbeite hauptberuflich als selbstständiger User-Experience-Designer. Was ist User-Experience-Design oder kurz gesagt „UX Design“? Es geht darum, dass ich meinen Auftraggebern helfe, digitale Produkte also Software, Apps, Websites usw. zu gestalten und zwar so, dass es Spaß macht, diese zu benutzen.

Es geht dabei aber nicht nur um visuelles Design, Farben, Schriften, Icons usw., sondern vor allem darum, dass es leicht bedienbar ist, dass es Spaß macht, dass es die richtigen Probleme löst. Ich beschäftige mich viel damit, was das für Menschen sind, die das Produkt nutzen. Wie denken sie, welche Probleme haben sie, welche Aufgaben wollen sie lösen und in welcher Situation nutzen sie das Produkt.

Juliane: Das machst du sozusagen als Freelancer.

Tobias: Ja genau!

Zeiteinteilung bei Nebenprojekten

Juliane: Den ganzen Tag, fünf Tage die Woche? Oder hast du aufgrund deiner Side-Projekte, auf die wir gleich noch eingehen wollen, die Arbeitszeit schon irgendwie „verkürzt“?

Tobias: Ich versuche momentan, dass ich drei bis vier Tage für Auftraggeber arbeite und dann ein bis zwei Tage für andere Projekte noch zur Verfügung habe. Es gab auch schon Phasen, da habe ich es anders gemacht. Da habe ich drei, vier Monate für Auftraggeber ein Projekt in Vollzeit gemacht. Dann hatte man wieder Zeit, um mal ein bis zwei Monate in ein Nebenprojekt zu investieren.

Es kommt auf die Nachfrage an

Juliane: Es kommt ja sicherlich immer darauf an, wie die Nachfrage ist. Ich kann mir vorstellen, wenn du, wenn du für ein Projekt angefragt wirst, dieses annimmst, weil du hierfür sicher eine Rechnung schreiben kannst und dass das Side-Projekt dann erst einmal warten muss. Ein Side-Projekt ist ja vielleicht erst einmal nur ein Test, ob eine Idee auch eine Geschäftsidee werden kann. Man schaut erst einmal, ob es funktioniert. Da ist es toll, wenn man ein Geldpolster, um sich das dann auch zu erlauben.

Tobias: Ja genau, ich schaue schon, was an Aufträgen reinkommt. Es kommen manchmal Aufträge rein, bei denen ich ein dreiviertel Jahr, fünf Tage die Woche eingespannt bin. Solche Sachen sage ich schnell ab. Ich versuche schon, Aufträge zu finden, die passen, dass daneben noch Zeit ist. Aber es funktioniert natürlich nicht immer. Man muss doch Kompromisse machen.

Das Projekt „Freigeist“

Juliane: Was sind denn deine Projekte nebenbei, die du neben deiner Selbstständigkeit noch entwickelst und vorantreibst?

Tobias: Das wichtigste und größte gerade ist „Freigeist“. Das ist ein Startup, das ich mit zwei Freunden gegründet habe. Wir machen eine browserbasierte Anwendung, mit der Lehrer und Lehrerinnen ihren Unterricht planen können. Wir haben ein Tool und da können sie planen, welches Team wann kommt, wie die Stunde aussieht und im Nachhinein noch dokumentieren, wie z. B. die Schüler mitgemacht haben. Das ist gerade das Hauptthema.

Ein Tool für Apotheker

Daneben gibt es immer mal wieder so kleinere Sachen, die mir in den Kopf kommen und die wir mal ausprobieren wollen. Ich habe jetzt mit zwei anderen Freunden ein Projekt, bei dem wir für Apotheken ein Tool machen, mit dem Apotheken sich Websites bauen können. Der Gedanke dahinter: Es gibt ja unglaublich viele Website-Baukästen, die für Apotheken zu überladen sind, bei denen man zu viel machen kann. Die wollen vielleicht gar nicht drei Tage basteln, um eine fancy Website zu haben, sondern wollen einfach was Schlichtes, was Einfaches. Etwas, das gut passt, aber mit dem Anspruch, dass es ein paar apotheker-spezifische Funktionen geben sollte wie z. B. Medikamente online reservieren und dann abholen oder ähnliches.

Die Motivation

Juliane: Das sind also momentan deine zwei Projekte, an denen du neben deiner Selbstständigkeit arbeitest.

Jetzt haben wir oft den Fall, dass jemand nebenberuflich gründet und sich selbstständig macht, weil er den großen Wunsch hat, die Anstellung irgendwann zu verlassen: Weil er selbstbestimmter leben möchte oder weil ihm in der Anstellung nicht die entsprechende Wertschätzung seiner Person entgegengebracht wird. Bei dir ist es so, dass du dein eigener Chef bist und ich habe den Eindruck, dass es bei dir diese Side-Projekte gibt, nicht weil du von irgendwas weg möchtest, sondern weil du Ideen hast und versuchen willst, diese umzusetzen und zu schauen, ob sie am Markt funktionieren. Sehe ich das richtig?

Komplette Freiheit im Nebenprojekt

Tobias: Ja, das kann man so sagen. Das ist die Hauptmotivation. Natürlich sind viele Angestellte in der Motivation, zu sagen: Hey, da bin ich unabhängig und da bin ich freier. Natürlich ist es so, wenn man freelanced so wie ich das mache, dass man mehr Freiheiten hat als ein Angestellter. Aber gleichzeitig ist man natürlich immer wieder vom Auftraggeber abhängig. Wie funktioniert das Team bei denen, wie ist es strukturiert, usw.. In einem Nebenprojekt habe ich die komplette Freiheit, weil es dann nur noch ich und der Endkunde ist und nicht noch ein anderer Auftraggeber dazwischen geschaltet ist.

Vorteile als selbstständiger Sidepreneur

Juliane: Wo siehst du jetzt den großen Vorteil in deinem System, in deinem Sidepreneur-Konstrukt?

Tobias: Ich glaube, es gibt so ein paar Sachen. Das eine ist sicher, dass man als Selbstständiger eh schon Vorwissen und eine bestehende Infrastruktur hat und mich schon mal mit Marketing und Auftragsakquise beschäftigt habe. Ich habe mich schon mit rechtlichen Fragen, mit Steuern beschäftigt und habe vielleicht bereits eine Steuerberaterin. Das macht es natürlich an vielen Stellen einfacher. Was ich vielleicht noch wichtiger finde ist die Denkweise als Freelancer. Als Selbstständiger weiß ich, ich bin für mich selbst verantwortlich. Es gibt niemand anders, der sich darum kümmert, dass bei mir Geld reinkommt und es gibt auch niemanden, den ich fragen muss. Ich habe den Eindruck, mir fällt es einfacher, wenn ich eine Idee habe, sie auszuprobieren, weil ich niemanden fragen muss. Ich denke schon unternehmerisch.

Mehr Flexibilität

Es ist sicher auch das Thema Flexibilität. Da haben wir gerade schon darüber geredet. So ganz zu 100 % hat man die auch nicht als Selbstständiger. Aber wenn man als Angestellter eine Idee hat, ist man zu 100 % angestellt und muss es dann abends und am Wochenende machen oder man versucht auf 80 % zu reduzieren. Aber auch das dauert vielleicht eine Weile. Ich kann halt sagen, ich suche mir Projekte raus, die damit passen. Sollte es dazu kommen (das ist bei Freigeist noch nicht der Fall), dass es mal Fahrt aufnimmt, sodass wir merken, dass Geld reinkommt, auch wenn es nicht zum Leben reicht, dann könnte ich die Aufträge weiter reduzieren. Dann kann ich sagen, dann mache ich nur noch zwei Tage die Woche. Oder ich mache zwei Monate Projekte und wieder ein Monat Freigeist.

Wie kam es zu Freigeist?

Juliane: Wie seid ihr denn auf eure Idee mit Freigeist gekommen, für Lehrer und Lehrerinnen eine Anwendung, eine App zu konstruieren oder zu bauen?

Tobias: Wir sind zu dritt. Marko ist Programmierer und Alex ist selbst Lehrer. Beide sind Freunde von mir. Die Idee kam bei einem Abendessen. Da haben wir darüber geredet, wie wenig digital das Lehrerleben in vielen Fällen ist und da kam uns die Idee, da etwas zu machen. Ehrlich gesagt, hat das, was wir jetzt machen, wenig mit dem zu tun, wie wir damals gestartet sind. Aber da kam dieses Feld auf, dass wir im Bildungsbereich etwas machen wollen.

Zielgruppe direkt vor Ort

Juliane: Ihr hattet sozusagen mit deinem Freund, der Lehrer ist, die Zielgruppe praktisch direkt am Tisch. Und er kann genau sagen, was er braucht, um seinen Unterricht zu organisieren.

Tobias: Genau, da hatte man schon viel Insights und hat gesehen, es gibt Sachen, die laufen vielleicht nicht so, wie man sich das vorstellen könnte oder würde. Und da haben wir gesagt: Wir machen da etwas.

Juliane: Du hast eben erwähnt, dass ihr von dieser ursprünglichen Freigeist-Idee ein wenig abgekommen seid. Woran liegt das?

Manchmal geht es eine andere Richtung als ursprünglich geplant

Tobias: Die erste Idee war, ein Tool zu bauen, mit dem Lehrer Arbeitsblätter machen können und bei denen es schon vorgefertigte Layouts gibt. Das haben wir nicht getestet und haben in den nächsten Wochen schon überlegt, ob die Zielgruppe groß genug ist. Auf der einen Seite gibt es die Lehrer, die analog arbeiten und sich ihre Arbeitsblätter kopieren und auf der anderen Seite die digital Begeisterten, die aber auch sagen, sie wollen eine Profi-Software, wo man mehr machen kann.

Da haben wir gesagt, wir glauben es ist nicht so die richtige Idee und sind dann in eine andere Richtung gegangen. Alex ist Lehrer an einer Förderschule und da gibt es Förderpläne. Da muss man für jede Schülerin und jeden Schüler sagen, was können die gut, was können die schlecht und muss dann Ziele definieren für das Schuljahr.

Unterrichts-Tool zur Vorbereitung

Das war dann die nächste Idee. Da haben wir auch erste Prototypen gebaut, also wir haben Research gemacht und uns mit Lehrern darüber unterhalten. In diesem Research haben wir eigentlich gemerkt, dass alle fanden, es sei eine gute Idee. Sie haben alle gesagt, so richtig Zeit nehmen sie sich nicht für dieses Thema. Sie nehmen sich nur dann Zeit, wenn sie sowieso nur ganz normal ihren Unterricht vorbereiten und dann denken Sie über das Thema nach.

Das hat uns dann dazu geführt, dass wir gesagt haben, dann machen wir einen Tool, damit die ihren Unterricht vorbereiten können und arbeiten diese andere Idee da mit rein.

Fall in love with the problem, not the solution

Juliane: Das ist wieder so ein Beispiel, dass ihr euer Produkt wirklich ganz nah am Markt entwickelt und ihr euch nicht mehrere Monate einschließt und etwas entwickelt, ohne vorher mal gefragt zu haben, ob es die Zielgruppe überhaupt benötigt. Durch Gespräche mit der Zielgruppe habt ihr immer wieder die Anpassungen gemacht.

Tobias: Ja, absolut! Es gibt auch diesen Spruch: Fall in love with the problem, not with the solution. Also man soll sich nicht zu schnell auf eine Lösung festlegen und die wirklich durchboxen, sondern da wirklich offen sein.

Juliane: Super! Jetzt haben wir ja darüber gesprochen, dass du viele Vorteile darin siehst, neben deiner Freelancer-Tätigkeit noch als Sidepreneur aktiv zu sein und Geschäftsideen über diesen Weg voranzutreiben. Was siehst du denn als großen Nachteil gegenüber dem Sidepreneur, der noch in der Anstellung ist und unternehmerisch tätig werden möchte.

Nachteile als selbstständiger Sidepreneur

Tobias: Man muss schon viel jonglieren. Ich habe drei Dinge, die ich immer in Einklang bringen muss. Das Eine sind Kundenprojekte, an denen ich aktiv arbeite. Das Nächste ist meine eigene Akquise, mein eigenes Marketing und das Dritte ist dann mein Nebenprojekt Freigeist.

Wenn ich in der Anstellung bin, dann fällt natürlich dieser Akquise-Part weg. Das ist ein Vorteil. Das ist ein Punkt, wo ich merke, dass bei einem Nebenprojekt eigenes Marketing und eigene Akquise eins von beiden unter den Tisch fällt. Dann überarbeite ich meine Website dann doch nicht, dann nehme ich eine Anfrage für einen Vortrag doch nicht an, weil ich die Zeit für das Nebenprojekt brauche. Dann sind auf einmal zu wenig Aufträge und ich muss zusehen, wo ich was herbekomme. Freigeist muss sich dann hintenan stellen.

Als Selbstständiger ist das finanzielle Risiko größer

Wenn man als Angestellter es geschafft hat, auf 80 % reduzieren und das Geld einem reicht, dann kann man ja sagen, okay, die vier Tage gebe ich Vollgas im Job. Dann habe ich den Rest der Zeit für mein Nebenprojekt.

Juliane: Und tatsächlich ist gerade dieses finanzielle Risiko dann nicht so groß. Es kommt immer darauf an, was man in der Anstellung verdient und auch auf die Geschäftsidee. Was muss ich da investieren? Bei einem Side-Projekt hat man wiederum mehr Zeit, dass es wachsen kann, und Gewinn abwerfen kann, als wenn man All-in geht.

Tobias: Ja, absolut!

Aktives Einkommen

Juliane: Wir haben ja alle nur 24 Stunden am Tag und manchmal hat man echt das Gefühl: Boa, wie schaffen das manche, die haben ja eben auch nur diese 24 Stunden. Da sind wir alle gleich gut oder gleich schlecht bedient.

Da hast du im Vorfeld erzählt, dass du es total spannend findest, nebenberuflich passiv Geld zu verdienen. Magst du mal kurz umreißen, was du darunter verstehst, passiv Geld zu verdienen?

Tobias: Es gibt die Unterscheidung in aktives Einkommen und passives Einkommen. Aktives Einkommen bedeutet eigentlich das, was die meisten Menschen darüber denken. Als Angestellter habe ich ein aktives Einkommen. Das bedeutet, ich tausche meine Arbeitszeit gegen Geld und es ist eine relativ lineare Beziehung. Als Freelancer, bei mir als User-Experience-Designer, ist es das Gleiche. Ich habe einen Stundensatz und wenn mich jemand bucht und ich für ihn eine Stunde mehr arbeite, dann bekomme ich einen Stundensatz mehr Geld.

Passives Einkommen

Passives Einkommen bedeutet, dass man das entkoppelt. Man sagt, okay, ich werde nicht für die Zeit eins zu eins bezahlt. Ich nehme meine Zeit und damit baue ich irgendwas. Ich schreibe z.B. ein Buch oder ich baue ein Startup auf, ich mache einen Online-Kurs, bei dem sich Leute anmelden können und nehme da Videos auf. Wenn es dann fertig ist, kann ich es verkaufen und Leute können es kaufen. Im Idealfall, damit es wirklich passives Einkommen ist, geht es darum, möglichst viel zu automatisieren. Das Marketing, die Buchung, die Rechnungserstellung usw. sollten automatisiert sein.

Der große Vorteil ist natürlich, dass ich dann nicht mehr begrenzt bin. Wie du gesagt hast, man hat nur so viel Stunden pro Tag, die man da hinein stecken kann. Dadurch ist natürlich ein aktives Einkommen begrenzt. Man kann nur mehr verdienen, wenn man entweder mehr arbeitet, oder wenn man es schafft einen besseren Stundensatz zu verhandeln. Bei einem passiven Einkommen ist das so: Wenn ich jetzt meinen Online-Kurs habe, für den ich 200 € verlange, und es melden sich in einer Woche z. B. 30 Leute an, dann verdiene ich in der einen Woche so viel, wie ich sonst vielleicht in zwei Monaten verdient hätte, wenn es gut läuft.

Ein Online-Kurs?

Juliane: Das ist natürlich das, was zurzeit viel diskutiert wird. Viele Coaches, Trainer und Berater bringen Online-Kurse auf den Markt, um sich dieses passive Einkommen zu ermöglichen. Sicherlich ist das auch die Idee, die ihr hinter Freigeist habt. Hast du Projekte, Ideen wie du das bei dir verwirklichen willst oder stehst du da auch noch am Anfang?

Tobias: Ich stehe da noch relativ am Anfang. Freigeist ist zurzeit dieses große Thema, es ist so zeitintensiv, dass ich mich momentan wirklich darauf fokussiere. Tatsächlich ist so ein Online-Kurs oder ein Buch schreiben etwas, worüber ich denke, dass es spannend wäre, das zu machen. Momentan gehe ich es aber nicht so wirklich an, weil ich die Zeit für Freigeist brauche. Ich könnte es mir aber in Zukunft vorstellen.

Ein Buch reicht für die Reputation

Juliane: Ein Online-Kurs kann ich mir gut vorstellen, obwohl man da ja auch immer wieder hört, dass es so viele Online-Kurse gibt, die sich dann doch nicht verkaufen.

Es ist es auch mein Wunsch, mein Traum, ein Buch mit meinem Namen auf dem Umschlag in Händen zu halten. Wenn man mit einem Verlag zusammen arbeitet, bleibt da für den Autoren meistens nicht ganz so viel hängen. Es hilft eher für die Reputation, dass man sagen kann, man ist Buchautor für die und die Themen bei dem XY Verlag. Das hilft dann wiederum für Vorträge, oder Podiums-Diskussionen angefragt zu werden. Es ist schwierig mit einem Buch Geld mit verdienen.

Tobias: Ja, ich glaube auch. Ein Buch ist dann ein nettes Zu-Brot, aber wenn man davon leben will, muss da schon ziemlich viel gut laufen. Vor allem, wenn man sagt, man möchte keinen Roman schreiben, der vielleicht durch die Decke geht, sondern eher ein Fachbuch. Ich sehe das genauso wie du.

Online-Kurs analog testen

Ich würde gerade bei solchen Sachen wie dem Online-Kurs, den lean Gedanken im Sinn erst einmal testen. Dass ich, bevor ich mir den Aufwand mache und alles als Video aufnehme, schaue, wie ich das ins Netz stelle und wie alles abläuft. Man sollte den Kurs doch zwei-, dreimal physisch irgendwo anbieten, schauen, ob die Leute kommen und was ich für ein Feedback bekomme. Ich würde so einen Kurs nicht digital skalierbar machen, bevor er nicht analog funktioniert hat und bevor ich weiß, ob es den Leuten Mehrwert bringt.

Juliane: Oder vielleicht, weil wir alle digital online sind, kann man durchaus alles online, so wie wir jetzt über Zoom machen, aber sozusagen als Live-Kurs testen. Erst die Tester mit dabei haben, das alles aufnehmen und sich dann Feedback einholen. Das muss am Anfang nicht perfekt sein und mit jedem Mal vor der Kamera wird man ja auch lockerer und besser. Nicht gleich in das große Equipment investieren, klein starten und testen, wie es ankommt, um zu wissen, wo die Stellschrauben sind, um es dann besser zu machen.

Tobias: Das würde ich auch so sehen.

Inspirierende Unternehmer-Persönlichkeiten

Juliane: Welche Unternehmer-Persönlichkeiten inspirieren dich denn besonders? Wo gehst du immer wieder auf die Website oder welchen Podcast hörst du? Oder von wem liest du ein Buch?

REMOTE FRIED Hansson

Tobias: Es sind viele. Ganz vorne kann man sicherlich Remote – Jason Fried und David H. Hansson* nennen. Das sind die zwei, die Basecamp gegründet haben, ein Online-Collaborations-Tool. Die ganz viel bloggen und die schon drei bis vier Bücher veröffentlicht haben, wie sie arbeiten. Die finde ich unglaublich inspirierend. Richard Branson von Virgin – Losing my virginity* ist auch so jemand, den ich auch so inspirierend finde, weil er einfach so etwas Positives ausstrahlt. „So, lass uns das angehen, lass uns das machen, keine Angst davor, zu scheitern.“ Das finde ich sehr spannend.

BRANSON

Donald Miller und sein Online-Kurs

Building a Story Brand von Donald Miller* ist auch ein empfehlenswertes Buch. Donald Miller hat autobiografische, bisschen philosophische, spirituelle Sprüche über sein Leben geschrieben. Eins von seinen Werken wurde verfilmt. Da kamen wir mit dem Thema „Storytelling“ in Berührung, weil er sein Drehbuch selber geschrieben hat. Donald Miller hat mittlerweile einen Kurs gegründet, einen Online-Kurs, Story Brand heißt das Ganze. Bei ihm finde ich einfach sehr spannend, wie er das angegangen ist, wie er auf das Thema kam. Bei dem Kurs geht es darum, dass man sein eigenes Marketing optimiert, dass man seine Message auf einen Punkt bringen kann, dass man seine Texte auf der Website so schreibt, dass dann Kunden tatsächlich kaufen. Was viele gemacht hätten, wäre, eine Agentur zu gründen und Leute zu beraten. Das macht er aber nicht, nur in Ausnahmefällen, sondern er hat Kurse angeboten, die er verkauft. Dieses Geschäftsmodell funktioniert da unglaublich gut.

DonaldMiller

Ed Catmull von Pixar

Als letzten habe ich noch jemand im Kopf, von dem ich gerade das Buch lese: Ed Catmull, einer von den Pixar-Gründern. Das ist der, der den technischen Teil betreut. Er hat ein Buch geschrieben: Creativity Inc.*, auch etwas biografisch, in dem es darum geht, wie es eigentlich zu Pixar kam und wie er in diese ganze Thematik hereinkam. Dann geht es wieder darum, wie sie bei Pixar organisiert sind, um Kreativität zu fördern, um Filme zu produzieren, die auch richtig gut sind. Ich finde ganz spannend, was er für Gedanken hat.

ED Catmull KreativitaetsAG

Tipps

Juliane: Da hast du uns jetzt einige Tipps in die Hand gegeben, wie man sich inspirieren lassen kann. Und tatsächlich waren auch einige dabei, die mir vorher nicht so geläufig und bekannt waren.

Du bist ja selbst Sidepreneur, du weißt, in was für einem Konstrukt du unterwegs bist. Was wäre denn so, was du jetzt gerne am Ende unseres Gespräches den Sidepreneuren da draußen mit auf den Weg geben möchtest? Denen, die gerade davor stehen, loszulaufen oder denen, die schon mitten drin sind.

Tobias: Ich finde es schwierig Tipps zu geben, weil man immer von sich selbst ausgeht. Ich würde sagen: Traut euch! Macht es! Probiert es aus! Ich selbst bin jemand, der 10 Jahre über eine Sache nachgedacht hat, bevor ich es gegründet habe. Das Gründen bringt einen weiter, das bringt einen auf einen neuen Level. Und diese Erfahrung ist sehr wertvoll.

Erst wird man belächelt, aber dann …

Etwas finde ich noch ganz spannend, im Prozess mit Freigeist war es so. Bei einem Nebenprojekt, wenn man nicht sagt, ich breche jetzt alle Zelte ab im Job und schaue, dass ich irgendwo her Geld bekomme,  ich mache es 100 %, dass es am Anfang so belächelt wird.

Gerade das erste halbe Jahr war das so: „Ach, der Tobi, der hat jetzt ein neues Hobby, macht da jetzt irgend so eine App.“ Ihr solltet einfach wissen, ein halbes Jahr später gucken die Leute ganz anders darauf. Wenn die ersten Marketing-Materialien da sind, wenn der erste Prototyp vom Produkt da ist und es Menschen gibt, die es tatsächlich nutzen, dann nehmen die Leute das auf einmal ernst. Das ist wirklich eine spannende Erfahrung.

Wem erzähle ich von meiner Idee?

Juliane: Dazu fällt mir noch am Ende ein, dass es so wichtig ist, dass man mit seiner Zielgruppe spricht. Das hast du ja auch in unserem Gespräch nochmal hervorgehoben. Dass man sich Feedback einholt, dass man auch ganz genau schaut, wem man von seiner Idee erzählt, weil man ja durchaus gerade im Angestelltenumfeld dann auch belächelt wird.

Du sagtest so schön: „Ah ja, da hat er wieder eine Idee“ und „Ja, neues Hobby“. Wenn da jemand einen abhalten möchte, sind es oft einfach nur die Menschen, die sich selbst nicht trauen, es zu versuchen. Man sollte da schon genau schauen, wer einen davon abringt und was auch die Beweggründe sind.

Der Gedanke, zu scheitern

Klar, so ein Side-Business kostet immer am Anfang sehr viel Zeit und Energie. Aber da kann eben auch ganz viel passieren und es sind schon viele Side-Businesses richtig groß geworden und von daher: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Einfach machen, lean starten und austesten, ob es einen Markt gibt und loslegen. Wenn es dann doch nicht passt, dann passt es halt nicht. Dann ist das auch eine Erfahrung. Ich glaube, diesen Gedanken zu scheitern, sollten wir ablegen. Wir lernen schlussendlich daraus, wenn wir scheitern. Gerade dann lernen wir!

Tobias: Absolut, ja! Ich finde, du hast das sehr gut gesagt und zusammengefasst. Was man auch sagen muss: In den allermeisten Fällen ist das Risiko gar nicht so riesig, wie es sich vielleicht erst einmal anfühlt. Wenn ich jetzt nicht gerade Waren für Unsummen kaufen muss, ist das Risiko dann doch überschaubar.

Nur Mut!

Juliane: Genau, es kommt immer auf die Idee an, wie man nebenberuflich starten möchte und wie hoch das Investment ist… ob man auch private Reserven hat oder ob man dafür einen Kredit aufnehmen muss usw.

Wie hat Jonas Gering einmal so schön hier im Sidepreneur-Interview einmal gesagt: „Hey, wir leben in Deutschland! Uns kann hier schon nichts passieren, also gründen wir!“ Wir sollten einfach mutiger sein und unsere Ideen auch in die Welt bringen… Nicht die Ideen in der Schublade liegen haben und dann, wenn wir einmal alt sind, sagen: „Ach, hätten wir doch da mal… Jetzt ist jemand anderes mit der Idee auf dem Markt und sehr erfolgreich.“

Link zur Episode mit Jonas Gehring

Tobias: Absolut, ja!

Entwickelt die Ideen mit der Zielgruppe

Juliane: Ich danke dir vielmals, dass du uns von deinem Weg und von deiner App berichtet hast und wie du deinen Hauptjob und deine Side-Projekte unter einen Hut bekommst.

Liebe Sidepreneure, ihr habt es gehört: Startet los, wenn ihr eine Idee habt, fragt potenzielle Kunden aus eurer Zielgruppe, was sie von eurer Idee halten. Entwickelt die Ideen ganz nah an diesen Personen. Macht einfach mal und traut euch und wenn ihr Fragen habt, kommt gerne auf uns zu oder in unsere Facebook-Gruppe. Wir freuen uns immer auf den Austausch.

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Redaktion

Juliane Benad

SIDEPRENEUR MASTERCLASS

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