Unternehmer*in ab 40: Interview mit Body Positivity Coach Claudia Schubert

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Eine neue Episode unserer Reihe „Spätes Gründen“

Interview mit der Body Positivity Coach Claudia Schubert

00:00:05
Juliane Benad: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Episode! Ich freue mich, dass du heute wieder eingeschaltet hast und ich habe heute noch einmal eine Interviewpartnerin zum Thema „Spätes Gründen – Unternehmerinnen und Unternehmer ab 40“.

Hier geht es zur Podcast-Episode mit Claudia:

00:00:26
Juliane Benad: Heute habe ich Claudia Schubert im Interview. Sie wird sich auch gleich selbst vorstellen. Sie begleitet ihre Kunden auf deinem Weg zu mehr Leichtigkeit und einem liebevollen Verhältnis zu ihrem Körper. Dabei geht es eben nicht um Diäten oder Trainingspläne, um möglichst schnell möglichst viele Kilos zu verlieren. Sondern es geht darum, dass geschaut wird, wo die inneren Motive liegen, die dazu führen, dass das Essverhalten der Person so ist, wie es ist. Es geht also viel tiefer.

Sie möchte, dass ihre Kunden ein gutes Gefühl zu ihrem Körper bekommen und ihren Körper lieben. Wie heißt es so schön? Wir sind 24 Stunden mit unserem Körper zusammen. Wir sind uns selbst der wichtigste Mensch. Und wenn man dann doch mal schaut, wie man manchmal mit sich spricht, dann ist das doch sehr erschreckend.

Genug der Vorrede. Wir wollen Claudia zu Wort kommen lassen. Sie hat viele Jahre im Marketing in der Lebensmittel-Industrie gearbeitet und hat in der Mitte ihres Lebens nochmal einen anderen Weg eingeschlagen. Darüber wollen wir in dieser Episode sprechen.

Hallo Claudia, schön, dass du da bist. Ich habe jetzt schon ein bisschen was erzählt, aber du kannst dich viel besser vorstellen. Erzähl noch mal ein bisschen was über dich und dein Business.

00:02:14
Claudia Schubert: Hallo liebe Juliane. Vielen Dank, dass ich hier sein darf. Vielen Dank für die schöne Vorstellung. Ich ergänze aber natürlich selbstverständlich gerne.

Ich bin Claudia. Ich bin 43 Jahre alt. Du hast gerade gesagt in der Mitte meines Lebens. … Da musste ich kurz schlucken, aber so ungefähr magst du recht haben. Ich lebe in Hamburg und ich bin Coach für Frauen. Und zwar für Frauen, die eben nicht das, was man vermeintlich als das Normal- oder das Idealgewicht versteht, haben, die sich dennoch leichter fühlen wollen, die von Diäten ablassen wollen, die nicht mehr die Hoffnung auf das x-te Mittelchen oder die nächste Stoffwechsel-Revolution, wie man immer so schön sagt, haben wollen und die einfach in sich und mit ihrem Körper wieder zufrieden sein wollen.

Du hast das echt schön gesagt, wir sind alle 24 Stunden mit unserem Körper zusammen. Das ist die wichtigste Beziehung, die man in seinem Leben hat. Das war für mich auch einer der Momente zu erkennen, wie viel Freude und Lebensfreude und Kraft man sich vergibt, wenn man sich nicht wohlfühlt in seinem Körper und wenn man Dinge einfach nicht tut, nur weil man denkt, dass man nicht schön ist und deshalb mache das, was ich mache. Ich verstehe mich als Botschafterin für Körperakzeptanz und Selbstliebe, und dafür stehe ich auch.

Botschafterin für Körperakzeptanz und Selbstliebe

00:03:44
Claudia Schubert: Man kann mich jetzt hier gerade nicht sehen, aber wenn man auf meine Webseite oder Social-Media-Kanäle schaut, dann wird man sehen, dass auch ich die vermeintlichen Kilos zu viel auf den Rippen habe. Ich war auch die meiste Zeit meines Lebens dick. Wie das ist so ist bei uns Frauen, habe ich unzählige Diäten gemacht. Ich habe mal sehr viel abgenommen, wieder sehr viel zugenommen. Es ging immer hoch und runter. Aber ich weiß, wovon ich spreche.

Hinter der Business-Idee steckt Claudias eigene Gewichts-Geschichte

00:04:08
Juliane Benad: Hinter deiner Business-Idee steckt deine eigene Geschichte und sicherlich auch deine eigene Transformation. Magst du da mal ein wenig erzählen. Wie kam es dazu, dass du deinen Körper nicht mochtest oder heute mit dir im Reinen bist und dadurch weißt, wie du anderen helfen kannst?

00:04:36
Claudia Schubert: Tatsächlich war das ein Thema mit dem ich mich seit der Pubertät herumgeschlagen habe. Das waren die typischen Verläufe, die man dann hat. Das fängt an mit den ersten Diäten und bei mir kam es eben genau zum Zeitpunkt als ich 12 oder 13 war. Ich komme aus der ehemaligen DDR. Das heißt, ich habe auch hinter dem Eisernen Vorhang gelebt bis ich zwölf Jahre alt war. Dann flatterten die ganzen Frauenzeitschriften rein mit diesen „Zehn Kilo in zehn Tagen abnehmen“ und vielen verschiedenen Diäten. Und da ging das eigentlich los, dass ich mich mit Diäten beschäftigt habe und immer so sein wollte, wie dieses vermeintliche Ideal dargestellt war.

00:05:25
Claudia Schubert: Und der Moment, der der erste Turnaround war, war tatsächlich eine Betrachtung. Ich habe mit mit allem beschäftigt was Ernährung und den Körper angeht. Da habe ich für Laien ein ganz gutes Wissen. Ich habe Diäten gemacht, hoch und runter, Bücher gelesen, Sportarten, Ernährungs-Philosophien, alles. Ich fing auch an, mich mit emotionalem Essen und der Psychologie dahinter zu beschäftigen. Aber der richtige Durchbruch kam nie.

Der Durchbruch kam beim Betrachten alter Fotos

00:05:52
Claudia Schubert: Der kam erst, als ich mich mal mit alten Fotos beschäftigt habe. Ich habe mir einfach einmal meine Gewichts-Karriere angeschaut. Und da war ich schockiert. Was für ein normales Mädchen ich war, ein ganz normales Mädchen mit einer normalen Figur. Ich wusste aber auch in den Phasen, wo ich dünner war oder auch schlank war oder auch mal Idealgewicht hatte, wirklich wohlgefühlt habe ich mich nie und das war der Moment, wo ich erkannt habe, dass es so nicht weitergeht. Ideale ändern sich, Ideale werden immer neu aufgestellt und ich muss bei mir anfangen.

Und das ist genau der Weg, den ich gegangen bin. Ich habe gesagt, dass es okay ist, so wie es ist. Ich bin dick. Darüber kann ich heute auch sprechen und das einfach so sagen. Früher hätte ich gesagt, dass ich weiß, dass ich zu viel wiege. Dieses Verschämte hinterm Berg halten. Ja, ich weiß, und ich schäme mich auch dafür oder ich hätte ganz provokativ gesagt, dass ich fett bin, um mir so die Menschen auf Abstand zu halten.

Heute kann ich da ganz normal drüber sprechen und aus diesem Zustand heraus halt auch Veränderungen für mich angehen. Und die liegen eben nicht daran, dass ich sage, dass ich jetzt irgendwie noch zehn Kilo abnehmen muss und dann geht mein Leben los, sondern ich habe mein Leben quasi in die Hand genommen.

Warum sind eigentlich fast alle unzufrieden mit ihrem Körper?

00:07:10
Juliane Benad: Woran liegt das, dass viele Menschen doch eher an sich und ihrem Körper rum meckern? Da sind die Kilos zu viel oder die Nase ist zu groß oder die Haut zu unrein. Wie sind deine Erfahrungen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass du von Anfang an gesagt hast, dass du zu viel wiegst. Da kamen doch sicher diese Bemerkungen eher aus dem Umfeld.

00:07:39
Claudia Schubert: Ja, klar. Und natürlich je jünger man ist, umso weniger ist man bewusst darüber, dass es eben Umfeldeinflüsse sind. Und tatsächlich ist das auch mein erklärter Feind dieses Schlankheit- und Schönheitsideal.

Ich könnte jetzt eine stundenlange Geschichte über die tatsächlich 2000 jährige Geschichte des Schlankheit-Ideals erzählen. Das ist keine Erfindung der Neuzeit, auch nicht der Medien, denn es hat schon viel früher angefangen um da einen kurzen Einblick zu geben, weil das ist quasi die Geschichte, wie unsere Zivilisation entstanden ist.

Dieses ganze Abtrennen oder Absetzen von den Barbaren tatsächlich, die ja immer nur ihre Bedürfnisse ausgelebt haben. Die haben ihre Tiere gejagt, wenn sie Hunger hatten. Die haben sich zum Schlafen gelegt, wenn sie schlafen wollten und die Zivilisation konnte erst entstehen als diese Urtriebe sozusagen gezügelt wurden. Als man sagt, ok ich lege mir jetzt auch einen Vorrat an, ich plane, ich vermeide jetzt meinen Urtrieb zu schlafen oder zu essen, sondern ich verabrede mich lieber mit anderen und bau mir eine Vorratshaltung, eine Ackerwirtschaft und eine Stadt und später auch einen Röntgen-Aparat und den Buchdruck. Aber du verstehst das System, was ich meine. Unsere ganzen Zivilisationserrungenschaften beruhen darauf, dass Menschen ihre Triebe unterdrückt haben und sich einfach zusammengerissen haben und andere Dinge getan haben. Und dieses, woran man vermeintlich erkennt, dass man Triebe unterdrücken kann, ist eben diese schlanke Figur. Das steckt deswegen in unseren Köpfen fest, weil man sieht den dicken Menschen auf der Straße und denkt, der Mensch kann er sich nicht zusammenreißen? Isst der denn so viel? Und diese Urangst, sich nicht mehr zusammenzureißen und da Menschen zu sehen, die das vermeintlich nicht tun, das ist das, was die Leute eben dazu treibt, dieses Schlankheitsideal wirklich als Ideal anzusehen. Und auch wenn es immer wieder Zeiten in der Menschheitsgeschichte gab, wo nach Kriegen oder wir sehen das heute noch in anderen Gebieten der Erde, wo Nahrung knapp ist… Wir leben jetzt im Überfluss, aber dort, wo Nahrung knapp ist dann ist natürlich auch ein kräftigerer Mensch ein Ideal, weil das natürlich bedeutet, dass diese Person überleben kann. „Ich habe genügend Nahrung, ich habe genügend Geld für uns.“

Wir leben 24/7 im Überfluss

Wir leben 24/7 im Überfluss, selbst in diesen vermeintlichen Krisenzeiten. Und deswegen können wir uns darüber abheben, indem wir sagen: „Wir haben es nicht mehr nötig, diese Triebe zu folgen, sondern wir haben genug Geld. Wir haben genügend Wissen. Wir können unseren Körper gestalten, wie wir wollen, und das ist das, was überall unterschwellig reinkommt, was viele hören von Freunden, von Familie, besonders Frauen. Jede Frau hat wahrscheinlich schon mal von ihrer Familie irgendwo gehört, dass man die zwei Kilo auch mal wieder abnehmen könne. Das ist tatsächlich was, was wirklich überall da ist und um uns herum ist und sich dessen bewusst zu werden und sich davon auch abgrenzen zu können. Das ist schon ein Stückchen Arbeit, will ich sagen. Es bedarf zumindest der Entscheidung, das zu tun, um das zu können.

Warum Claudia in nach vielen Jahren in der Anstellung den gut bezahlten Job aufgab

00:10:52
Juliane Benad: Man merkt dir richtig an, wie du ja mit Herz deine Mission lebst und auch anderen Frauen helfen möchtest. Wir haben ja gesagt, dass es um das „spätere Gründen“ geht und nicht um die Unternehmer, die das Gründen praktisch in die Wiege gelegt bekommen haben und gleich nach dem Studium oder der Ausbildung das erste eigene Unternehmen gegründet haben. Sondern es geht um die Menschen, die jahrelang etwas anderes gemacht haben und dann entscheiden, sich selbständig zu machen. Dein „Neuanfang“ liegt auch noch nicht so lange zurück. Magst du vielleicht einmal die Hintergründe erzählen, wie es dazu kam, dass du deinen Job im Marketing eines großen Konzern gekündigt hast.

00:11:47
Claudia Schubert: Ja, tatsächlich hättest du mir noch vor anderthalb Jahren oder vor einem Jahr gesagt, dass ich mich einmal selbstständig mache, hätte ich den Finger an die Stirn gehalten und hätte dir gesagt, dass ich mir das nicht vorstellen kann. Selbstständigkeit war etwas, was für mich eigentlich nie ein Thema war. Ich habe ganz normal angefangen und der Grund, warum wir eigentlich heute hier sitzen und miteinander sprechen, ist, dass ich ein Science-Fiction-Buch schreiben wollte.

Also etwas komplett anderes. Ich habe ganz normal angefangen, habe studiert, alles relativ fix, habe gearbeitet, habe zwanzig Jahre lang auch als Angestellte gearbeitet, habe mich nie lange mit Reisen und Co. beschäftigt. Das musste ich jetzt auch letztes Jahr erstmal nachholen und mit dem Rucksack losziehen. Vorher habe 19 Jahre in der Bier-Branche gearbeitet. Eine extrem spannende Branchen, im Marketing mit angrenzendem Vertriebsbereich. Das hatte mir auch extrem viel Freude gemacht. Ich habe viel gearbeitet, mich da auch komplett rein geworfen sozusagen und später war ich dann konfrontiert mit sowas, was ich jetzt gemeinhin als Burn-out-Symptomatik beschreiben würde. Und wie man das als guter Selbstoptimierer macht (Ironie off) habe ich mich angefangen, mich Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen, um meine Herausforderungen anzugehen, und so kam ich halt auch in den Bereich der Persönlichkeitsentwicklung in Kontakt und habe sicherlich auch an meinen Glaubenssätzen gearbeitet und konnte auch für mich was rausholen, was es mir durchaus einfacher gemacht hat, leichter in meinem Angestelltenjob zu arbeiten.

Ein Coaching brachte neue Erkenntnisse für mich hervor

Aber irgendwann kam dann der Moment, da kam ich einfach nicht weiter, und das war dieser besagte Buch-Moment. Ich bin totaler Science-Fiction-Freak, ich verschlinge Bücher und Filme. Mein Lieblingsthema ist die Alien-Reihe, so das richtige Zeug nicht so das weichgespülte Zeug. Und ich wollte dieses Buch schreiben und ich kam nicht weiter und ich habe mich so über mich geärgert. Das war Ende 2017, weil im Beruflichen kannst du mir jedes Projekt servieren, aber im meine eigenen Dinge bekam ich nicht auf die Reihe. Das war der Moment, wo ich wusste, wenn ich mich nicht jetzt darum kümmere, dann beiße ich mir in zehn Jahren in den Hintern. Das war der Moment, wo ich mir Unterstützung geholt habe, wo ich mir eine Coach gesucht habe, weil ich mir gesagt habe, dass da irgendwie noch mehr drinsteckt. Und dann fing ich halt an, mich mit mir zu beschäftigen. Was will ich? Ich habe mich quasi mit mir konfrontiert. Was will ich im Leben? Worin sehe ich Sinn und in diesem Verlauf kam mir die Idee/ Eingebung. Ich will gar nicht sagen, dass es eine Strategie war. Es war quasi auf einmal da, die Entscheidung zu sagen, dass ich meinen Job kündige. Ich verzichte auch tatsächlich auf ein klassisches Sabbatical, wo ich mit meinem Arbeitgeber verhandele und bin nach einem halben Jahr oder nach einem Jahr wieder da, weil ich wusste, ich will mich dem ausliefern, ich will mich zwingen, mir zu überlegen, was ich in meinem zweiten Berufslebenshälfte tun will.

Ich habe dann 2018 gekündigt und bin 2019 um Ostern herum aus dem Job rausgegangen und habe mich natürlich erst mal schön entspannt. Was man alles so tut. Müßiggang. Aber mir wurde relativ schnell klar, dass ich in der Struktur, in der ich gearbeitet hatte, nicht mehr arbeiten wollte. Für mich war das schon auch eine Revolution, quasi etwas komplett anderes zu machen. Ich habe gesagt, dass ich mit Menschen arbeiten möchte. Durch dieses Interesse, an der Persönlichkeitsentwicklung, aber auch durch meinen Job, der immer auch eine Kommunikationsschnittstelle war. Ich habe schon immer ermittelt und vermittelt, was Menschen wollen. Im Prinzip ist es ja klassisches Projektmanagement. Bedeutet ganz viel zu erfahren, was Menschen eigentlich wollen und wie man sie unterstützen kann, ihre Ziele zu erreichen, weil man dann selbst auch seine Ziele erreicht. Und dann stand ich da und dachte: „Na ja, ich bin ja ein Marketer und ohne Positionierung kannst du nicht loslegen.“

Ich suchte erst einmal aufgrund meiner beruflichen Erfahrungen nach einer Idee und kam ganz woanders an.

Ja, und und Organisationsentwicklung kann ich auch alles. Das fand ich auch recht spannend und hatte ich auch viel Erfahrung. Das wäre so die klassische Linie gewesen, wo ich gesagt hätte, dass ich das schon einmal gemacht habe, hier habe ich viel Erfahrung und damit mache ich mich jetzt selbständig. Aber irgendwie war es das nicht. Da waren zwei Impulse. Es ist ja manchmal total seltsam, weil das Thema Gewicht immer in meinem Leben war. Aber ich kam einfach nicht selbst drauf. Ich habe mit meiner Coach gearbeitet, wollte damals auch noch einen Blog nebenbei schreiben und hatte einen Artikel verfasst über meine Gewichtskarriere und den hatte ich mal meiner Coach geschickt und sie gab nur, vermeintlich lapidar, den Hinweis, dass das doch nicht bloß ein Blogartikel sei, sondern auch wunderbar für eine „Über Mich“-Seite passen würde. Da fing ich an zu und tatsächlich hatte sie Recht, aber ich kam immer noch nicht darauf. Der zweite Impuls war eine ehemalige Kollegin, mit der ich mich zum Essen getroffen hatte. Sie fragte mich, was ich jetzt machen würde außer spazieren gehen, ausschlafen und nicht so tun? Ich erzählte von meinem Blog. Sie fragte über welche Themen ich bloggen würde. Raus aus dem Hamsterrad, Reisen und … Gewicht. Gewicht? Schaute sie mich an? Ist das echt ein Thema für dich? Ich schaute an mir herunter, guckte sie an und frage, wie das kein Thema für mich sein kann? In dem Moment, das war wirklich der entscheidende Impuls. In dem Moment wurde mir klar, dass ich so viel Energie, Freude in meinem Leben einfach verplempert, vergeudet habe, weil ich nie zufrieden war, wie ich war, weil ich mir Sachen verboten habe. Das war der Moment, wo ich gesagt habe, es gibt so viele Frauen, die sich damit quälen, dass sie nicht zufrieden mit sich sind und sich so viel Chancen im Leben vergeben. Dann stand fest, dass ich das verändern möchte und es ging alles ziemlich schnell. Ich habe die ersten Konzepte geschrieben. Die Idee war geboren und jetzt komme ich nicht mehr los davon.

Job kündigen, aber die Idee war noch nicht da

00:19:18
Juliane Benad: Ganz spannend fand ich jetzt auch diesen Weg, dass du ja im Grunde genommen, als du deinen Job gekündigt hast, noch gar nicht klar war, wohin der Weg geht und dass sich das erst danach entwickelt hat.

Dennoch hast du die mutige Entscheidung getroffen und hast gekündigt, weil du dein Science Fiction-Buch schreiben und es nicht länger aufschieben wolltest. Das Buch hast du bisher nicht geschrieben, aber ich vermute, der Wunsch ist immer noch da. Aber das Buch-schreiben ist jetzt eben nicht dein Business.

Die Business-Idee hat sich erst mit der Ruhe entwickelt und den Gesprächen mit deiner Coach und anderen Personen.

Kraft und Souveränität für mutige Entscheidungen durch persönliches Coaching

00:19:59
Claudia Schubert: Tatsächlich ist es, glaube ich, erst durch das Coaching, was ich mir gegönnt habe entstanden. So konnte diese Kraft und Souveränität auch erst bei mir wachsen, dass ich überhaupt die Entscheidung treffen konnte, zu kündigen, ohne einen Plan B zu haben. Wenn du mich vorher gekannt hättest… Ich war der Plan-Mensch schlechthin, vielleicht auch deshalb berühmtberüchtigt für's Projektmanagement, weil man wusste, dass ich alle Eventualitäten abwäge. Ich habe in Worst Cases gedacht, um irgendwie auf alles vorbereitet zu sein. Im Zustand von früher wäre es mir gar nicht möglich gewesen, diese Entscheidung zu treffen. Erst durch die Besinnung auf mich, war diese Entscheidung möglich.

00:21:02
Juliane Benad: Absolut, mir kam gerade auch so der Gedanke „Angst und Sicherheit.“ Die Anstellung gibt einem ja die vermeintliche Sicherheit. Da kommt regelmäßig das Geld rein. Wenn ich krank bin, bekomme ich trotzdem sechs Wochen mein Geld. Wie bist du damit umgegangen? Hattest du diese Angst?

Sicherheitsdenken war auch für Claudia ein wichtiger Begleiter – welche Sicherheit gibt eine Festanstellung?

00:21:23
Claudia Schubert: Total. Da greift du etwas auf. Tatsächlich hast du instinktiv das richtige Feld getippt. Das war eines der größten Themen, 2018 in meinem persönlichen Coaching. Damals sagte ich, dass ich doch gar nicht raus aus dem, was ich tue, weil es mir doch die Sicherheit gibt. Und das ist echt ein Prozess, der auch bis jetzt bis in die Gründungs- und Selbständigenphase hineinreicht.

Zu merken, dass es andere Dinge gibt, die mir mehr Sicherheit geben… dass kein Geld, kein Angestellten-Job das ist, was mir Sicherheit gibt. Die Sicherheit, die aus mir herauskommt, aus dem, was ich kann, was ich tue, wofür ich brenne und dass ich sowieso sicher bin. Was soll mir passieren? Ich glaube, was viele verwechseln ist Sicherheit mit einer Art Luxus. Ich war da auch so eine Kandidatin.

Ich hatte eine gute Position. Ich hatte ein Direktor-Titel. Ich habe natürlich auch ein entsprechendes Gehalt verdient. Dann gewöhnt man sich natürlich auch einen Lebensstil an, den man dann auch erst mal aufgeben wollen muss. In meiner Selbstständigkeit bin ich natürlich noch lange nicht da, wo ich auch gehaltmäßig war. Aber es ist was, was mich überhaupt gar nicht mehr treibt. Natürlich, ich will, und ich darf auch Geld verdienen mit meiner Selbstständigkeit. Aber Sicherheit gibt mir nicht ein Lebensstandard oder ein Gehalt, sondern Sicherheit gibt mir aber, was ich tue, was ich kann und wie ich es tue.

00:23:12
Juliane Benad: Ein schöner Aspekt, den Blick darauf zu richten.

00:23:18
Claudia Schubert: Es ist aber auch eine Reise und ich würde wahrscheinlich lügen, wenn ich sage, dass diese komplett abgeschlossen ist. Aber ich bin ein echt ein weites Stück gekommen, weil das auch die erste Barriere war, die ich überwinden musste und konnte. Viele kommen damit vielleicht gar nicht so weit und auch ohne Unterstützung wäre ich vielleicht auch gar nicht so weit gekommen, weil ich immer diese Sicherheit mit einem Luxus, einem First-World-Problem verwechselt habe.

00:23:59
Juliane Benad: Sehr schön. Unternehmerin zu sein, ist ja nicht immer nur die steile Gerade nach oben. Wie sagt Peter immer so schön: Unternehmertum ist eine Achterbahnfahrt. Vermutlich gab es bei dir auch schon den einen oder anderen Tag des Zweifelns. Was machst du an diesen Tagen? Wie gehst du damit um? Als Coach hat man ja auch viele Techniken gelernt.

00:24:40
Claudia Schubert: Tatsächlich ist es so. Ich habe angefangen zu planen und habe immer die gerade Linie nach oben gesehen. In Wahrheit ist es diese Achterbahn. So hoch und wieder runter, dann mal durch einen tiefen Ozean tauchen. Ich würde lügen, wenn ich sage bei mir läuft alles super. Ich hatte diese Tage total und ich kann dir gar nicht sagen, wie oft, ich wollte nicht hinschmeißen, aber wie oft ich das Gefühl hatte, dass das alles gar nicht funktioniert. Was mich antreibt, ist natürlich meine Mission. Es ist tatsächlich etwas, was ich gefunden habe, und egal, was ich tun werde, wo sich mein Business hin entwickelt. Momentan bin ich Vollzeit selbstständig, aber selbst wenn ich einmal Sidepreneur sein sollte, ich würde immer mindestens bloggen über mein Thema. Ich habe mein Thema gefunden, was mich absolut antreibt, das weiterzumachen und dann tatsächlich Unterstützung zu holen.

Coaching und Sparringpartner für persönliches Wachstum

00:25:51
Claudia Schubert: Ich bin auch selbst noch im Coaching in Form einer Mastermind. Ich glaube, das war auch einer der Gründe, warum ich früher dieses Thema Selbstständigkeit nie auf der Uhr hatte. Weil ich wusste, ich bin jemand, der auch Sparringpartner haben möchte. Ich will, dass jemand den Finger auf wunde Punkte legt und sagt „Das hast du dir nicht überlegt. Das ist blöd, das verstehe ich nicht. “ Das will ich, das brauche ich auch tatsächlich. Aber auch in den Momenten einfach mal darüber sprechen zu können, wenn es einem eben nicht so gut geht unter Gleichgesinnten, die auch verstehen, was da gerade die Phase ist. Ich kann mit meinem Lebensgefährten natürlich auch über diese Dinge sprechen. Aber er hat natürlich einen anderen Blickwinkel. Und dieser Austausch gerade unter Gleichgesinnten, das ist etwas, was sehr wertvoll ist, weil man dann erstens merkt Man ist nicht allein. Es ist bei allen Themen wunderbar. Bei allen Themen. zu merken, dass man nicht allein ist, sei es das Unternehmertum usw. Einfach zu wissen dass da sind ganz viele andere sind, denen es auch so geht, die genau das, was ich erlebe, schon mal erlebt haben. Auch die haben es quasi geschafft und daraus ist mein Motto dieses Jahr entstanden, was ich mir instinktiv gewählt hatte: Der nächste kleine Schritt. Wirklich zu sagen, dass ich mein großes Ziel sehe und auch wenn da mal der Ozean zum Durchtauchen kommt oder die Bergkette, wo ich denke, ich schaffe es nie drüber zu sagen, ich gehe jetzt einfach den nächsten Schritt. Das bringt mich extrem weit.

Claudias Tipp für Sidepreneure

00:27:41
Juliane Benad: Hast du sonst noch einen Tipp, wenn jetzt Zuhörer*innen und Leser*innen vielleicht auch gerade in dieser Situation sind, dass sie vielleicht ihren Angestellten-Job lieben, aber sagen „Da geht noch mehr!“ Oder wenn der Wunsch aufkommt, sich noch einmal zu verändern. Was würdest du diesen Menschen raten?

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Buchtipp: Gerald Hüther – Was wir sind und was wir sein könnten*

00:28:08
Claudia Schubert: Da gibt es ganz viele Dinge, die man ansprechen und besprechen könnte. Ich glaube, es ist ein Tipp, den ich am Anfang auch gar nicht für bare Münze genommen habe. Einfach einmal den Sinn zu hinterfragen, hinter dem, was man tut. Auch in meinem persönlichen Coaching brachte mein Coach das ab und zu mal ein. Und ich hab gesagt, ich mag meinen Job. Klar, ich habe in der Industrie gearbeitet, wir verkaufen Bier, aber das ist was, das bringt den Menschen Spaß. Sie treffen zusammen und es war eigentlich immer fein für mich. Erst irgendwann konnte ich erkennen, dass ich einen höheren Antrieb brauchte. Und diese Mission, die ich jetzt habe, Frauen zu unterstützen, ihre Energie, die so wertvoll ist, nicht weiter zu verschwenden in den Gedanken um das eigene Gewicht. Das ist wirklich etwas, was mir ganz viel Antrieb und ganz viel Sinn gibt.

Und die Frage habe ich wirklich lange von mir gewiesen, und ich würde es heute auch immer noch nicht so sehen, dass ich komplett sage, dass man jetzt hier nur den Gutmenschen-Job machen muss. Aber frage dich, wenn du gerade an dieser Stelle bist, was du wirklich machen willst und was der Sinn hinter deinem Tun ist. Und was ist der Sinn hinter dem, was ich tue? Gerade wenn man bisschen unzufrieden vielleicht im Angestellten-Job ist oder mehr haben will.

00:29:34
Juliane Benad: Ja, das ist ja auch ein großes Thema, den Sinn hinter seinem Business zu finden, dass einen auch in schlechten Zeiten antreibt, weiterzumachen und nicht alles hinzuschmeißen.

00:30:30
Juliane Benad: Vielen Dank! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit dir über deine Gründung zu sprechen. Und ich kann wirklich nur noch einmal betonen, wie sehr man dir anhört, wie sehr du hinter deiner Idee stehst und wie wichtig dir dieses Anliegen ist, andere Frauen in diesem Bereich zu unterstützen.

00:31:00
Juliane Benad: Ich wünsche ich ganz viel Erfolg. Weiterhin, dass das alles so kommt und dass du den nächsten kleinen Schritt gehst, um dein großes Ziel, wie du so schön gesagt hast, zu erreichen. Ja, und wenn du noch etwas zum Ende sagen willst, an unsere Zuhörer*innen, dann hast du jetzt hier die Bühne.

Claudia Abschlusswort

00:31:20
Claudia Schubert: Das Abschlusswort. Vielen Dank schonmal, Juliane. Wenn ich eine Sache zum Schluss nochmal sagen darf, dann ist es tatsächlich, das hört sich vielleicht ein bisschen getragen an, aber nur wo Akzeptanz ist, da kann Veränderung beginnen. Also nur dort, wo du bereit bist hinzusehen, egal, was das betrifft, sei es in deinem Job oder bei deinem Körper, nur wenn du dem ins Auge siehst. Nur, dann kannst du im Einklang mit dir selbst Maßnahmen finden, um dich weiterzuentwickeln. Alles andere, was wir machen, ist immer ein Kampf gegen uns selbst. Das nennt man dann so schön der Wille oder Selbstdisziplin. Aber es wird nie langfristig Erfolg haben. Also nur wo Akzeptanz ist, kann Veränderung stattfinden.

00:32:10
Juliane Benad: Vielen Dank für dieses Statement zum Abschluss. Danke für das Interview und euch liebe Zuhörer*innen oder Leser*innen viel Erfolg mit eurem Side-Business. Und wenn ihr Feedback zu dieser Episode habt, schreibt mir gern an juliane.benad@sidepreneure.de. Ich freue mich auf eure Nachrichten.

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Redaktion

Juliane Benad

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