Interview mit dem Schlafexperten Chris Surel
Hier geht es zur Podcast-Episode mit Chris Surel:
Wer lieber lesen mag, hier entlang:
Juliane: Lieber Chris, ich freue mich sehr, dass du dir heute die Zeit genommen hast, hier zu uns in den
Sidepreneur®-Podcast zu kommen. Wir werden über ein super wichtiges Thema sprechen, nämlich das Schlafen.
Warum gerade du deshalb in unserem Podcast bist, wirst du gleich selbst erzählen.
Stell dich doch gerne einmal vor: Was machst du? Womit beschäftigst du dich so den lieben langen Tag?
Chris: Ja liebe Juliane. Vielen Dank, dass ich hier sein darf, freut mich sehr! Große Ehre für mich.
Ja, wer bin ich? Ich bin Chris Surel und helfe Menschen, die in so einem sogenannten ‚high-stress-environment‘ arbeiten. Das heißt, ich unterstütze Unternehmer, Start-up-Gründer, Unternehmensberater, Anwälte, Investmentbanker, Topmanager et cetera, ihr Energielevel, ihre Leistungsfähigkeit, ihre Gesundheit und damit am Ende auch ihr Glück zu erhalten und auf ein höheres Level zu bringen. Das ist im Kern, was ich tue.
Juliane: Das machst du hauptberuflich. Ich kann mir vorstellen, als du zum Beginn deines Arbeitslebens dir nicht unbedingt vorgenommen hast, dich einmal mit dem Thema Schlaf zu beschäftigen und dich damit selbständig zu machen.
Wie ist es dazu gekommen, dass dieses Thema dich so fasziniert hat?
Chris: Ja, gerne.
Ich hatte mich selbst total ausgebeutet.
Ich sage mal, wo ein sehr entscheidender Moment war: Es ist jetzt sieben Jahre, vier Monate und fünf Tage her. Ich stehe irgendwo zwischen Feldern an einem Bahngleis, völlig verheult und bin kurz davor vor den Zug zu springen, der keine 100 Meter mehr entfernt ist. Ich war vollgepumpt mit Adrenalin, verschwitzt von oben bis unten, mein Herz raste wie verrückt. Und ich habe dieses fiese Quietschen von einem Zug, der gerade eine Vollbremsung macht, was sich in mein Ohr bohrt. Der Zug kommt näher und näher. 80 Meter 60, 40, 30, kann dem Lokführer sogar schon in die Augen gucken. Und plötzlich passiert alles irgendwie wie in Zeitlupe. Und ja, wie konnte es überhaupt so weit kommen? Eigentlich hat mein Leben viel besser angefangen.
Mein Leben hatte so viel besser angefangen
Chris: Ich war sechs Jahre alt und habe Boris Becker Wimbledon gewinnen sehen in 1985, und da war mein Traum geboren, ich wollte Tennisspieler werden. Ich habe den Ball auch ganz vernünftig getroffen. Ich habe meine ganze Jugend in der deutschen Auswahl verbracht. Ich weiß nicht, ob du Tommy Haas vielleicht kennst, das war mein Jahrgang, der war immer mit großem Abstand die Nummer 1 und ich irgendwo im zweiten, dritten Glied dahinter. Habe dann mein Abitur gemacht und dann kam leider eine chronische Schulterverletzung dazwischen. Mein Traum war geplatzt, bevor er überhaupt losgegangen war.
Traum vom Tennis geplatzt und was nun?
Chris: Ich wusste dann ein paar Wochen und Monate nicht was ich tun sollte, hatte keinen Plan B. Ich habe mich dann irgendwann für ein BWL-Studium entschieden, verschiedene Praktika gemacht und hab dann mein letztes Praktikum bei der Firma Roland Berger gemacht, bei der Unternehmensberatung, und das hat sich irgendwie richtig angefühlt. Es hat mir gefallen, so vom Leistungsdenken, von der Kultur etc.
BWL-Studium und dann die große Karriere in der Unternehmensberatung Roland Berger
Und da habe ich dann auch meine Karriere gestartet, habe da sehr, sehr schöne, sehr intensive, sehr lehrreiche drei Jahre verbracht, und hatte dann die Möglichkeit zu einem meiner Klienten zu gehen, zur Firma Payback, das ist die Firma, die einen an der Kasse immer fragt, ob man Punkte sammeln möchte, durfte da des Financial Service Geschäft aufbauen. Durfte die Internationalisierung in verschiedene Länder vorantreiben und hatte dann die Möglichkeiten, mit dem Gründer, dem Alexander Rittweger, ein sehr charismatischer Unternehmer, sehr eng zusammenzuarbeiten am Exit zu American Express damals, was dann auch stattgefunden hat.
Der nächste Karriere-Wunsch – Unternehmer werden
Chris: In dieser Zeit ist so mein nächster Karrierewunsch entstanden.
Ich wollte sehen, ob ich auch Unternehmer werden kann. Ich habe für mich Unternehmensberatung, Haken dran, Topmanager Haken dran, sondern an diesem Wechsel von Corporate zu Eigenständigkeit oder Unternehmertum habe ich den wahrscheinlich größten Fehler meines Lebens begangen. Ich habe entschieden, dass ich alles parallel machen möchte und meinen Schlaf auf zwei Stunden pro Nacht reduziert. Das heißt, ich habe tagsüber meinen 12, bis 13 Stunden Managerjob gehabt, bin abends heimgekommen um acht, halb neun, kurz etwas gegessen und dann bis vier Uhr morgens an meinem Start-up gebaut und geschraubt, von vier bis sechs kurz hingelegt, geschlafen und dann wieder meinen normalen Job gemacht.
Damals hat es sich auch extrem gut angefühlt. Ich war völlig gepusht von Adrenalin, von Visionen, Unternehmer zu werden. Habe dann auch das Start-up an den Start gebracht. Es war ein Online-Start-up für hochwertige Herrenmode. Everbasics war der Name, und wir haben Topinvestoren gefunden, wir haben ein gutes Team aufgebaut. Also auf dem Papier sah alles wirklich nach einem Erfolg aus, aber in mir drin war alles komplett anders. Ich hatte mittlerweile über ein Jahr lang diesen Lifestyle von nur zwei Stunden Schlaf, sieben Tage die Woche, und ich hatte mich mental und physisch komplett runtergerockt. Ja, und so absurd es aus heutiger Sicht klingt, irgendwann entstehen dann so Gedanken im Kopf und Optionen, und irgendwann stand ich dann da an dem Bahngleis, wie gesagt, der Zug war nur noch 20 Meter, 10 Meter entfernt.
Chris: Ich hatte großes Glück, weil im allerletzten Moment, als der Zug an mir vorbeigerauscht ist, hat mein Labrador Carli mich davon abgehalten, eben diesen letzten Schritt zu gehen.
Tiefpunkt und Wendepunkt zugleich
Es war ein Schock, ein absoluter Tiefpunkt im Leben, aber es war gleichzeitig auch mein Wendepunkt und ein Startpunkt für eine ganz neue Reise, die ich gehen durfte.
Ich hatte sehr großes Glück.
Ich hatte top Mentoren, top Psychologen, top Experten an meiner Seite, die mir selbst gezeigt haben, wie ich mich wieder aufrichten kann, wie ich ein höheres Energielevel erreichen kann.
Mein Startup war nicht meine Mission und gleichzeitig kamen Menschen auf mich zu, die meine neue positive Veränderung wahrnahmen
Ich habe außerdem gesehen, dass dieses Start-up was ich hatte, nicht wirklich meine Mission, meine Leidenschaft war. Es ist auch nicht so erfolgreich gewesen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und gleichzeitig habe ich gesehen, dass immer mehr Menschen aus meinem Umfeld zu mir kommen und sagen: „Hey Chris, mit dir ist irgend etwas passiert. Kannst du mir nicht einmal sagen, was du jetzt anders machst?“
Und dann ging es so los, durch Coaching mal im Bekanntenkreis, ein paar Tipps teilen und so was. Daraus wurde mehr Professionalität, mehr System. Ich habe mich dann sehr tief in die Coaching-Methoden, in die Wissenschaft eingegraben, habe gelernt, wie ich das Wissen was mir geholfen hat auch mit anderen teilen kann.
Aus Coachings wurden Keynotes und Trainingskonzepte
Aus diesem Personal Coaching, die ich dann ein paar Jahre gemacht habe, wurden dann Anfragen, ob ich nicht Keynotes halten kann in den Unternehmen, Trainingskonzepte und daraus ist eine sehr tiefe Leidenschaft entstanden.
Ich bin sehr dankbar, heute wirklich erfolgreichen, sehr interessanten Menschen helfen zu können, ihr Energielevel, ihre Schlafqualität und all diese Dinge auf einem hohen Niveau halten zu können.
Juliane: Das ist ja eine sehr, sehr persönliche Erfahrungen und Geschichte. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es überhaupt funktioniert, mehr als eine Woche seinen Schlaf pro Tag auf nur zwei Stunden zu minimieren.
Es ist für mich tatsächlich unvorstellbar, wie das funktionieren kann. Ja, wahrscheinlich ist man in so einem Hamsterrad drin, das man selbst nicht erkennt, dass es irgendwie nur gegen die Gesundheit gehen kann und dass es nicht funktionieren kann, weil man eben ein Ziel und ein Traum verfolgt.
Wann ist ein Hamsterrad ein Hamsterrad?
Chris: Wenn ich da kurz einhaken darf, weil es ist eine ganz interessante Diskussion.
Hamsterrad ist in meiner Wahrnehmung oft, wenn man irgendwie extern getrieben ist, dass man irgendwie in dem Job hängt oder so und getrieben wird.
Ich habe oft die Diskussion mit Menschen, die sagen, wenn man an einer eigenen Idee arbeiten kann und Spaß dran hat und keinen Chef hat, dann kostet doch das keine Energie, sondern es bringt nur Energie.
Es stimmt auf der einen Seite. Aber wir müssen uns trotzdem von diesen Belastungen, denen wir ausgesetzt sind, erholen. Und nur, weil es Spaß macht, nur weil es freiwillig ist, heißt es noch lange nicht, dass wir unsere Pausen dafür opfern können.
Nur weil es Spaß macht, heißt es nicht, dass es nicht auf Energie kostet
Und das ist was, was ich auch den Sidepreneuren mitgeben kann. Nur weil es freiwillig ist, nur weil es Spaß macht, heißt noch lange nicht, dass es kein Stress ist, dass es keine Belastung ist, von der wir uns auch in regelmäßigen Abständen immer wieder erholen müssen.
Juliane: Ja. Tatsächlich, dann bräuchten ja alle Unternehmer keinen Urlaub mehr. Also absolut. Und auch nochmal spannend der Blick darauf mit dem Hamsterrad, dass das oftmals, wie du sagst ja eher extern getrieben ist, Menschen in der Anstellung, oder die eben gesagt bekommen, was sie zu tun haben. Aber dann wird auch oft wieder gesagt, man baut sich auch gerne mal sein eigenes Hamsterrad und kommt dann eben auch aus den Todos nicht mehr raus und es geht halt bis zur Erschöpfung.
Die Leidenschaft für etwas kann auch gefährlich werden
Chris: Und die Leidenschaft und die Vision, das Feuer, was man für eine Sache hat, das kann sehr gefährlich werden, wenn man nicht in der Lage ist, es mit Vernunft auch zu bändigen. Man kann sehr viel schaffen dadurch, auch in sehr kurzer Zeit.
Du hast gesagt, es ist fast nicht vorstellbar, solange mit zwei Stunden Schlaf auszukommen. Aber es geht eben, wenn du Treiber, Trigger, bestimmte Beliefs in dir hast, die das übertünchen. Aber es geht eben nur bis zu einem bestimmten Punkt und irgendwann kriegt man die Quittung.
Die Quittung kommt, also egal wie unverletzbar, wie stark, wie unverwundbar man sich fühlt: Die Quittung kommt.
Juliane: Das ist dann nur eine Frage der Zeit.
Chris: Ja.
Juliane: Und tatsächlich ist ja gerade bei, wir sind ja hier im Sidepreneur-Podcast, und da geht es darum, dass Menschen ihrer Leidenschaft als Selbstständige, als Unternehmer neben dem Hauptjob nachgehen.
Da gibt es ganz unterschiedliche Modelle, also das sind durchaus Sidepreneure, die einen Vollzeitjob von 40 Stunden haben und dann noch ein Business nebenbei aufbauen. Das sind auch Teilzeitangestellte, die 25 Stunden, 20 oder 30 Stunden arbeiten, auch viele Mütter, die in Elternzeit sind, starten neben dem Muttersein in diese Selbstständigkeit.
Also es gibt ganz unterschiedliche Modelle, es gibt nicht DEN
Sidepreneur®, aber tatsächlich ist gerade das Thema Zeitmanagement ein ganz großes Thema. Podcast-Episoden die dieses Thema haben, werden sehr viel gehört, oder auch unsere Blog-Artikel zu diesem Thema werden sehr viel aufgerufen.
Podcast-Episoden zum Thema Zeitmanagement
Agiles Zeitmanagement. Mehr Zeit für dein Side-Business
#fragsidepreneur: Zeitmanagement als Sidepreneur
Zeitmanagement: Warum ein gutes Zeitmanagement für dich als Sidepreneur so wichtig ist
Tipps zum Zeitmanagement von Sidepreneuren Teil 1
Tipps zum Zeitmanagement von Sidepreneuren Teil 2
Zeit ist für alle gleich viel vorhanden
Wir haben alle nur diese 24 Stunden am Tag. Es ist oftmals so, dass die Sidepreneure ihren Schlaf reduzieren, um ihr Business in den Nachtstunden, in den Abendstunden voranzutreiben. Das ist eben Fakt. Definitiv, weil wir nur diese 24 Stunden haben.
Was sagst du jetzt mit deiner persönlichen Erfahrung, aber auch mit deiner theoretisch Erfahrung als Schlafexperte dazu?
Chris: Ja, aus der Historie heraus wussten wir immer sehr wenig, was im Schlaf überhaupt passiert. Wir kriegen außer Träumen nichts davon mit. Von daher ist der Impuls zu sagen, wenn ich ein bisschen mehr Zeit brauche für ein neues Projekt oder so, dann das, wovon man gefühlt am wenigsten hat, erst mal einzusparen, ist erst mal ein sehr menschlicher Impuls.
Im Schlaf passiert so viel
Die Wissenschaft ist mittlerweile aber so viel weiter zu verstehen, was im Schlaf stattfindet, angefangen von den verschiedenen Schlafzyklen, durch die wir gehen. Es gibt den Leichtschlaf, den Tiefschlaf und REM-Schlaf, also den Traumschlaf, und all diese Zyklen haben verschiedene Aufgaben, die sie bewältigen, also sowohl für unsere Kognition, aber auch für unsere physische Erholung.
Mit diesem Wissen macht es rein rational überhaupt keinen Sinn an dieser Ressource zu sparen.
Bei wenig Schlaf sind Fehlentscheidungen vorprogrammiert
Ich kann von meiner eigenen Situation sagen, dass ich so viele Fehlentscheidungen getroffen habe, weil ich sie irgendwann zwischen zwei und vier Uhr morgens getroffen habe, wo mein Gehirn gar nicht mehr fähig war, kreativ zu sein, wo es nicht fähig ist, strategisch zu denken etc.
Das heißt, ich wollte Geld sparen, ich wollte Zeit sparen dadurch. Im Nachhinein musste ich aber einen sehr viel höheren Preis dadurch bezahlen, die strategische Positionierung war nicht so, wie man sie vielleicht mit einem klaren Kopf gehabt hätte, und sehr viele andere Entscheidungen.
Es ist zu kurzfristig gedacht, wenn man meint, man gewinne Zeit durch die Reduktion von Schlaf
Das heißt, es ist sehr kurzfristig gedacht, dass man sagt, man gewinnt Zeit dadurch, wenn man am Schlaf spart. Das ist das, was ich aus eigener Erfahrung sagen kann.
Zum zweiten ist es so, es gibt weitere Hebel, die wir anzapfen können. Und wenn wir wirklich ein Geschäft auf hohem Niveau aufbauen wollen, dann müssen wir über diese Themen reden.
Also wie ist es mit Handy-Konsum? Wie ist es mit Netflix gucken etc?
Jetzt werden die Sidepreneure, die wirklich sehr fokussiert sind, sagen, habe ich alles schon runtergefahren. Trotzdem können weiter an der Produktivität arbeiten.
Können wir gleich vielleicht auch noch sprechen, was ich da gelernt habe, wie man schneller werden kann im Arbeiten.
Also an dem wichtigsten Element, dem Schlaf, was unsere Kreativität und unsere kognitive Performance betrifft zu sparen, macht sowohl kurzfristig und langfristig keinen Sinn.
Und gleich gehen wir noch ein bisschen, wenn es die Hörer interessiert, auch in diese Schlafphasen rein, weil es ein ganz wichtiger Punkt ist.
Warum die Tiefschlafphase so wichtig ist
Mein persönlicher Fokus ist Thema Tiefschlaf, weil in diesem Tiefschlaf passieren sehr, sehr faszinierende Dinge, die wir brauchen, um einfach vernünftig zu funktionieren. Um ein Beispiel zu geben: Im Tiefschlaf wird ein Hormon ausgeschüttet, das nennt sich menschliches Wachstumshormon HGH, Human Growth Hormone. Und dieses Wachstumshormon ist dafür zuständig, dass wir auf einem hohen Energielevel funktionieren, Charisma haben, funkelnde Augen haben, also auch das alles Dinge, die einen Unternehmer ausmacht, um gute Mitarbeiter bekommen, für Sales-Aktivitäten, für all all diese Dinge.
Da kann man nicht mit roten Augen durch die Welt laufen und sich brüsten, dass man mit drei, vier Stunden Schlaf auskommt. Das funktioniert nicht.
Wir sind sowohl kognitiv als auch vom physischen auf einem höheren Performance-Level, wenn wir dieses Wachstumshormon ausschütten. Unser Alterungsprozess wird reduziert durch dieses HGH. Und das spannende ist, dieses Hormon wird ausschließlich in der Tiefschlafphase ausgeschüttet, nicht im Leichtschlaf, nicht im REM-Schlaf, nicht, wenn wir uns jetzt hier unterhalten, sondern wirklich nur in diesem Tiefschlaf.
Und es gibt weitere Prozesse.
Unser Gehirn entgiftet nur über das sogenannte lymphatische System, auch nur im Tiefschlaf. Unser Immunsystem funktioniert nur auf höchstem Level, wenn wir genug Tiefschlaf kriegen.
Die Tiefschlafphase ist eine sehr, sehr wichtige Phase des Schlafs.
Und was ich bei meinen Klienten, die zu mir kommen, immer wieder sehe, ist, dass gerade an diesem Tiefschlaf viel zu wenig da ist, um dir mal so ein Gefühl zu geben. Wir brauchen, damit all diese Erholungs-Recovery-Prozesse abgeschlossen sind, circa 90 Minuten Tiefschlaf pro Nacht. Und wenn die Klienten zu mir kommen und wir den Schlaf messen, dann haben wir teilweise nur fünf oder zehn Minuten.
Manche Menschen haben nur 90 Minuten Tiefschlaf pro Nacht – das ist zu wenig
Das ist heftig. Mit fünf oder zehn Minuten kann nichts von diesen Erholungsprozessen stattfinden. Das heißt, selbst wenn diese Menschen mal sieben, acht Stunden schlafen und trotzdem gerädert aufwachen, dann ist es für mich ein ganz klares Alarmsignal, dass viel zu wenig Tiefschlaf im Spiel ist.
Genau für sowas haben wir ein Konzept entwickelt. Wir nennen es Deep-Sleep-Densification, also Tiefschlafverdichtung, wo wir Menschen beibringen, ohne länger zu schlafen, mehr Tiefschlafanteil zu kriegen. Weil das ist das, was die Erholungsprozesse maximiert während der Nacht. Das ist was für Menschen, die nicht auf ihre siebeneinhalb Stunden Schlaf kommen, die so landläufig propagiert werden, halt ein sehr wichtiges Tool.
Wenn man kurze Nächte hat, ob es jetzt Flüge, ob das ein Side-Business ist, ob das ein junges Kind in der Familie ist. Es gibt genug Gründe heutzutage, warum wir nicht auf den Schlaf kommen, den wir benötigen. Das Thema Tiefschlafverdichtungen ist hier ein sehr probates Mittel dafür.
Juliane: Das heißt also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, nur weil ich regelmäßig zum Beispiel acht Stunden in der Nacht schlafe, bedeutet es nicht, dass ich diese Tiefschlafphase in der Länge habe, wie ich sie benötige, dass ich das aber lernen kann.
Chris: Genau richtig. Das ist genau der Punkt, und das ist tatsächlich, wir reden viel darüber, dass die Menschen zu wenig schlafen. Das kann für bestimmte Nischen, gerade Sidepreneure, ein hohes Risiko sein.
Aber insgesamt beobachte ich, dass die Menschen im Schnitt über Wochen, über Monate gar nicht zu wenig schlafen, aber sie sind trotzdem müde. Wir sehen es immer wieder an den Schlafdaten, dass zu wenig Tiefschlaf da ist. Und unser moderner Lifestyle, angefangen von mentalem Stress, von den Mobilgeräten, die wir konsumieren, etc.. Der Tiefschlaf ist immer das erste Problem, was kommt.
Es ist gar nicht so einfach, guten Tiefschlaf zu kriegen. Man muss ein paar Dinge richtig machen. Aber wenn man darauf achtet, dann lässt es sich auch relativ schnell wieder lernen.
Juliane: Kannst du einmal anreißen, mit Sicherheit lässt sich mit so einer Podcast-Episode jetzt nicht so tief reingehen, dass wir ab morgen alle die richtige Länge des Tiefschlafs haben, aber kannst du mal anreißen, wie so ein gutes Schlafritual aussehen könnte?
Wie sieht ein gutes Schlafritual aus?
Punkt 1: Den Schlaf messen
Chris: Gerne. Meine Klienten, die anfangen, ihren Schlaf zu messen, machen immer mehr Fortschritte, als die, die es nicht tun. Hintergrund ist ganz einfach, dass die meisten von uns über Jahre und Jahrzehnte die Intuition vergessen haben, wie gut sie eigentlich sein könnten, wie ausgeschlafen sie sein könnten. Wenn man sich daran gewöhnt hat, dass man morgens müde ist, dann hat sich die Null-Linie einfach sehr weit nach unten verschoben.
Wenn man aber ein probates Tool hat, um das zu messen und jeden Morgen wieder sieht, dass man nur zehn oder fünfzehn Minuten Tiefschlaf hat, dann steigt von Tag zu Tag immer mehr die sogenannte Problem-Awareness, also dass man wirklich weiß, dass ein Thema da ist.
Mit Willenskraft und Ignoranz etc. kann man seine Müdigkeit übertünchen. Man kann viel Kaffee trinken etc. Aber wenn man wirklich die Datenlage schwarz auf weiß jeden Tag sieht, ist das immer ein sehr guter Startpunkt.
Punkt 2 Die Stress-Rest-Elastitizität boosten
Was sehr wichtig ist um genug Tiefschlaf zu kriegen, ist, dass wir unsere sogenannte Stress-Rest-Elastizität wieder boosten. Das kann man sich so vorstellen, dass unsere Fähigkeit abzuschalten so ein bisschen wie ein Muskel funktioniert.
Wenn wir einen Muskel niemals dehnen, dann werden wir unbeweglich. Und genauso ist es mit unserem Abschalten. Physiologisch sprechen wir hier vom Parasympathikus und Sympathikus. Das sind zwei verschiedene Modi, die unser autonomes Nervensystem hat.
Dieser Stressmodus, der Fight of Light-Mode, der Sympathikus, der ist von unserer Evolution nur für wenige Minuten konzipiert, dass wir ein bestimmtes Problem lösen können, dass wir wegrennen können, einen Kampf führen können oder so etwas.
Im modernen Leben ist es aber so, dass für uns sehr viel harmlosere Signale als Überlebenskampf interpretiert werden. Es kann eine E-Mail sein, das kann ein Anruf sein, es kann ein Meeting sein, sofort gehen wir in den Sympathikus, und das führt dazu, dass ich Klienten habe die nicht 15 Minuten am Stück im Sympathikus sind, sondern eher 15 Stunden. Und das ist das, wo wir ansetzen müssen, dass wir den Menschen wieder beibringen, obwohl sie den ganzen Tag arbeiten, auch hart arbeiten und unter Stress arbeiten, dass wir immer wieder kleine Micro-Breaks einbauen, um diese Stress-Rest-Elastizität, die Fähigkeit, vom Stress kurz in den Entspannungsmodus zu kommen, wieder zu boosten.
Was hat das mit Schlaf zu tun?
Letztendlich brauchen wir genau diese Fähigkeit abends, wenn wir noch am Side-Business gearbeitet haben und dann ins Bett gehen wollen.
Wenn unser Bremsweg so lang ist und unser Kopf, im Englischen spricht man von Racing Mind, wenn der noch so lange weiter rennt und schon überlegt, welche Todos habe ich vielleicht vergessen, was steht morgen an etc., dann ist das ein Roadblock, der hundertprozentig Tiefschlaf in den ersten Stunden vermeidet.
Das heißt, das wäre was ich den Menschen dringend ans Herz legen würde, Microbreaks einbauen und eine Methodik lernen, was man in diesen Microbreaks tut.
Womit wir sehr gute Erfahrungen haben, sind Binaural Beats, das ist eine Audiotechnologie, die mit verschiedenen Signalen auf die Ohren einwirkt. Gibt es bei mir auf der Website auch einen Track, den man sich runterladen kann, und wenn man sich den anhört, kommt man sehr schnell wieder in den Parasympathikus. Das wäre ein Tipp.
Dem Körper richtige Signale geben
Ein zweiter Tipp wäre, dass man abends guckt, dass man im richtigen hormonellen Setup unterwegs ist. Das heißt, um tief schlafen zu können, brauchen wir ein Hormon, das sich Melatonin nennt. Das Hormon, das uns einschlafen und tief schlafen lässt. Und der moderne Lifestyle inklusive unserer Lichtgewohnheiten, Handygewohnheiten etc. führt dazu, dass wir dem Körper komplett falsche Signale geben.
Wir alle haben schon mal gehört, dass unser Handy blaue Lichtstrahlen hat und dass es nicht besonders gut ist. Was die Menschen aber vergessen ist, dass es viel größere Blaulichtquellen gibt, die unseren Schlaf viel stärker stören.
Fernseher beispielsweise, helle Beleuchtung im Zimmer. Wenn man zum Beispiel kurz vor dem Schlafengehen sich noch die Zähne putzt und den Spiegel anmacht, kriegt man aus nächster Nähe Blaulicht in die Augen, und der Körper denkt, es wird Tag.
Das heißt, was macht der Körper?
Er fährt die Melatoninproduktion runter, und das ist genau das Gegenteil von dem, was wir machen wollen. Was kann man dagegen tun?
Zum einen bisschen sorgsamer mit Licht abends umgehen, wenn einem das zu anstrengend ist, empfehle ich meinen Klienten sogenannte Bluelight-Blockers zu tragen, sind so orange Brillen, sehen nicht besonders sexy aus, aber sind hochwirksam. Dann ist es egal, ob du in den Laptop guckst, in den Fernseher, in helles Licht.
Deine Augen sind geschützt und dein Körper weiß, dass er Melatonin produzieren kann, und er kriegt keine falschen Signale mehr.
Und das Dritte was ich jedem empfehlen kann, ist, nicht die Abendroutine, sondern die Morgenroutine. Schon morgens wird entschieden, wie der Schlaf am nächsten Abend ist. Wir sollten lernen, immer zum gleichen Zeitpunkt aufzustehen. Klingt jetzt erstmal Horror für viele Menschen, weil das Ausschlafen am Wochenende für viele das letzte Relikt ist, wenn man eine harte Woche hat und leicht müde wird, aber das löst etwas aus, was wir Social Jetlag nennen.
Social Jetlag hat die gleichen Symptome wie ein Travel Jetlag, sprich deine innere Uhr, deine Körperuhr, dein zirkadianer Rhythmus gerät außer Kontrolle, und das passiert immer, wenn wir am Wochenende länger schlafen als unter der Woche.
Wenn wir zum Beispiel gewöhnt sind, dass wir unter der Woche um sechs Uhr aufstehen und am Wochenende mal bis acht, neun, zehn Uhr ausschlafen, dann ist es für unseren Körper, als würde er einen Transatlantikflug Richtung New York machen.
Das ist etwas, was unseren Tiefschlaf, unsere ganze Schlaf-Arithmetik extrem in Unruhe bringt.
Du solltest jeden Tag zum gleichen Zeitpunkt aufstehen und ins Bett gehen.
Am Anfang klingt es hart, aber wenn man das probiert, wird man sehen, dass nach ein, zwei, drei Wochen die innere Uhr immer präziser tickt und man dann sogar, ohne Wecker zu stellen, letztendlich aufwacht und das Wichtigste, mehr Tiefschlafanteile bekommt.
Dieses Ausschlafen am Wochenende ist wirklich ein extremer Schock für unseren zirkadialen Rhythmus, der immer dazu führt, dass der Tiefschlaf in Gefahr ist.
Juliane: Das ist mal eine spannende Aussage und ich gerade mich selbst überprüft. Ich halte das absolut nicht ein. Da baut sich gerade so ein bisschen ein Widerstand in mir auf, jeden Tag zur gleichen Zeit aufzustehen.
Chris: Absolut. Aber das ist wirklich wissenschaftlich extrem validiert.
Es gibt zweimal im Jahr eine Studie, die mit 1,6 Milliarden Menschen durchgeführt wird, was es mit uns macht, wenn wir eine Stunde weniger schlafen oder länger schlafen.
Bald ist es wieder soweit.
Die Uhren werden auf Sommerzeit umgestellt. (das Interview wurde schon im März geführt. Anmerkung der Redaktion)
Das ist genau dieses Experiment, und was wir da sehen, ist, dass am Montag nach dieser Zeitumstellung, wir reden nur von einer Stunde, die Herzinfarkte um 24 Prozent steigen. Wir sehen, dass die Autounfälle um mehr als 20 Prozent steigen, und wir sehen sogar, dass Selbstmordraten auch in ähnlichem Umfang steigen. Dieser Effekt kommt erst wieder nach drei, vier Tagen wieder auf den normalen Bereich. Und das lässt sich seit Jahrzehnten stabil feststellen, dass es wirklich an dieser einen Stunde Zeitumstellung hängt. Da sieht man mal, wie sensitiv unser Körper auf diese Themen reagiert.
Juliane: Spannend. Du hast ja eingangs gesagt, dass deine Klienten ihren Schlaf messen und dadurch auch eine Bewußtheit entsteht, dass da was zu tun istweil es schwarz auf weiß belegt ist. Was für Tools gibt es denn da, dass man sich überprüfen kann?
Tools, die helfen
Chris: Also der Markt ist voll von Tools, angefangen von Apps, die das Mikro aufmachen und dir dann zuhören. Es gibt alle Arten von Uhren hier, die behaupten, das Thema Schlaf zu können. Und ich möchte hier auch nicht bewusst Werbung für irgendwelche Tools machen, ich stehe mit niemandem in Kooperation, Fakt ist aber dass es ganz wenige Tools gibt, die das Thema Schlaf vernünftig messen können. Einen davon seht ihr hier, das ist ein Ring, nennt sich Oura Ring. Das ist so einer der besseren bis besten Tools im Moment, die das Thema Schlaf haben.
Ein zweites Tool wäre der WHOOP Strap, das ist ein Armband, der das misst, und da sind so, sowohl nach Datenlage, aber auch nach eigenen Erfahrungen mit meiner Arbeit mit den Klienten die einzigen Tools die wirklich stabile Daten erfassen.
Wir haben das ganze gebenchmarked mit anderen medizinischen Tools, und das sind die unterhalb des medizinischen Standards die einzigen zwei Tools, denen ich vertrauen würde, was die Daten betrifft.
Jetzt kommt immer die Frage, was kostet der? Ist es sinnvoll?
Ich glaube, dieser Ring ist irgendwo bei 350 Euro oder sowas. Und wenn ich dann mit Menschen, die deutlich sechsstellig verdienen, diskutiere ob es das wert ist, dann frage ich, wofür sie denn sonst so 300 Euro ausgeben.
Es könnte für viele das beste Investment sein, weil man tatsächlich erstmalig mehr Transparenz und eine Überprüfung der eigenen Intuition bekommt. Und das Schöne daran ist: Du kriegst echtes Feedback wie bestimmte Dinge auf deinen Schlaf reagieren.
Das heißt, wenn du abends um 20 Uhr noch einen Teller Pasta irgendwie reinpfeifst, dann siehst du, dass dir auf einmal 30 Minuten Tiefschlaf auf der Uhr fehlen. Und das ist das, was es spannend machst.
Du siehst, deine zwei Gläser Rotwein am Abend führen dazu, dass du fast überhaupt keinen Tiefschlaf hast, all diese Dinge.
Und du machst es fünf Mal, du machst es zehnmal, aber beim 11. Mal sagst du: „Hey, kann ich die Pasta nicht vielleicht auch mittags essen, weil dann muss ich nicht meinen kostbaren Tiefschlaf opfern.“
Und das ist die wahre Kraft von diesen Tools, dass du in Echtzeit quasi dein Verhalten des Abends mit den Ergebnissen des Schlafes matchen kannst, und daraus dich selber besser verstehen kannst und die besten Habits auch ableiten kannst.
Ich habe manchmal die Diskussion mit Menschen, die sagen: „Hey, geht es nicht zu weit, wenn man jetzt auch noch den Schlaf misst? Wir wollen unser Jogging messen, wir wollen alles verstehen.“ Stichwort quantified Self. Und ich habe da eine relativ klare Meinung dazu.
Ich bin kein Freund davon, dass man übertreibt, und wenn jemand Marathon läuft oder wie auch immer, und sagt, ich möchte jeden Tag meine Geschwindigkeit um 0,1 km/h erhöhen, dann könnte man sagen, okay, das könnte zu extrem sein.
Wenn ich aber jemanden habe, der nur fünf Minuten Tiefschlaf hat und wir 90 brauchen, dann reden wir hier nicht von Selbstoptimierung um von 95 auf 100 Prozent zu kommen, sondern reden wir davon, jemanden aus dem tiefroten Bereich überhaupt mal wieder in den Okay-Bereich zu kriegen.
Wenn ein Tool wie dieses dabei hilft, diese Transformation einzuleiten, dann bin ich ein Riesenfreund davon.
Chris’ bester Tipp, den er jemals bekommen hat
Juliane: Was war denn so der beste Tipp jemals, den du bekommen hast? Das kann ganz unterschiedlicher Natur sein, also muss sich jetzt nicht auf Schlaf beziehen?
Chris: Ja, ich hab das Privileg, viele gute Tipps und viele gute Mentoren und Menschen kennengelernt zu haben. Aber wenn du mich jetzt so fragst: Einer meiner Mentoren so in der Zeit, die ich vorhin geschildert habe, hat gesagt:
„Wenn deine Bremsen nicht funktionieren, dann kannst du nicht Vollgas fahren.“
Und das ist ein Bild, was sich bei mir sehr eingebrannt hat. Wenn du ohne Bremsen unterwegs bist, dann wirst du entweder in der ersten Kurve gegen die Wand knallen, oder du musst so langsam fahren, dass du quasi jede Kurve nehmen kannst.
Deine Bremsen müssen auf höchstem Niveau sein, damit du wirklich Vollgas fahren kannst. Und das ist was, was wirklich meine ganze Perspektive auf das Thema Erholung und Recovery insgesamt geändert hat.
Juliane: Das passt auch ganz super jetzt in unser Gespräch. Ich frage mich auch des Öfteren, warum binden sich viele Menschen neben Ihrem Hauptjob noch das Sidebusiness ans Bein?
Das ist ja in den wenigsten Fällen, dass sie es aus Geldgründen machen, sondern weil sie einer Leidenschaft folgen, weil sie eine Idee haben, die sie umsetzen möchten und vielleicht aus Sicherheitsaspekten noch nicht den Hauptjob verlassen wollen.
In der Kürze der Zeit wollen sie auch etwas erreichen. Es soll ein Business sein und kein Hobby. Und von daher passt dieses Zitat auch ganz wunderbar zu unserem Gespräch.
Schlafen ist für den Erfolg enorm wichtig
Auch so der Appell, da eben auch wirklich an den Schlaf oder auf den Schlaf zu achten und eben nicht unbedingt die Menge macht’s, sondern die Tiefschlafphase unter anderem macht es halt.
Chris’ Buchtipps
Hast du da vielleicht den ein oder anderen Buchtipp, wo du sagst, da könnte man sich noch einmal ein bisschen näher mit beschäftigen oder auch ein anderes Buch, wo du sagst, es hat dich so inspiriert, dass es jede*r Unternehmer*in einmal gelesen haben sollte?
Also wenn wir über Schlaf reden, dann gibt’s eine Bibel. Die ist von Matthew Walker, ein fantastischer Schlafforscher. Das ist ein Buch, das heißt „Why we sleep*“. Es geht schon sehr tief ins Detail rein.
Insgesamt gibt es fantastische Bücher. Eines, was ich vor gut einem Jahr gelesen habe, hat mich sehr inspiriert, ist von Ray Dalio, „Principles*“.
Ray Dalio ist ein sehr, sehr erfolgreicher Investor, ein Private Equity Investor, und er hat in seiner Firma alles in Prinzipien gegossen, was erst einmal total verkopft und zu analytisch klingt, aber dieses Buch, das ist schon ein Schinken, also wirklich ein paar Zentimeter dick, und es besteht aus Life Principles und Business Principles.
Es ist fantastisch, welche Sachverhalte er in einfache Prinzipien gelegt hat.
Juliane: Sehr, sehr interessant.
Julianes Buchtipp
Chris: Was wäre dein wichtigstes Buch oder dein Haupttipp? Wirst du wahrscheinlich oft gefragt, aber ich habe nicht jede Podcastfolge gehört.
Juliane: Also tatsächlich muss ich sagen, ich lese auch recht viel, und ein Buch, was mich wirklich total inspiriert hat, was viele Menschen inspiriert hat ist „The big five for life*“.
Das beschäftigt mich auch immer noch, weil tatsächlich diese Big Five bei mir auch noch nicht benannt sind in Gänze. Ich glaube, ich werde das Buch demnächst auch ein mal wieder zur Hand nehmen. Man entdeckt ja immer wieder neue Dinge, und man entwickelt sich auch weiter. Aber sich diese Ziele zu setzen oder diese Träume zu verwirklichen und daran auch sein Leben auszurichten, das finde ich schon sehr, sehr spannend. Und besonders diese Museumstage, und wie das eigene Museum aussehen? Was soll darin enthalten sein? Also das hat mich wirklich nachhaltig sehr auch beschäftigt. Ich denke regelmäßig an dieses Buch.
Chris’ Lesegewohnheiten gestern und heute
Chris: Eine Erfahrung, die ich vielleicht teilen darf, was das Thema Lesen betrifft: Ich hatte vor gut fünf, sechs Jahren für mich mal gerechnet und gesagt, wenn ich so viel lese wie ich es gerade tue, und es war quasi nicht existent zu der Zeit, dann werde ich in meinem Leben keine 20 Bücher mehr gelesen haben. Wenn man das hochrechnet, das hat mich sehr geschockt, also wie ich meine Zeit allockiere. Dann habe ich mir ein Ziel gesetzt, ich stehe auf Ziele, das motiviert mich. Ich habe mir ein Ziel gesetzt und gesagt, okay, ich möchte 26 Bücher pro Jahr lesen um sicherzustellen, dass ich genug lese. Und was ich da gemerkt habe, weil du gerade sagtest, du willst das Buch vielleicht noch einmal zur Hand nehmen ist, dass ich in einem totalen, oberflächlichen Speedreading Modus war und gar nicht gearbeitet habe mit den Büchern, weil ich wollte ja mein Ziel alle zwei Wochen ein neues Buch lesen erreichen.
Warum es Sinn macht, ein Buch mindestens Sieben Mal zu lesen
Was ich jetzt mache, das habe ich vom Darren Hardy gelernt, das ist auch ein sehr, sehr cooler Unternehmercoach. Er hat gesagt, wenn es ein Buch gibt, was dich wirklich weiterbringt, lies es lieber siebenmal, als dass du sieben verschiedene Bücher nur auf der Oberfläche liest. Und daher habe ich mein Ziel redefiniert, nicht in Anzahl Büchern, sondern in Lesezeit pro Tag. Und jetzt habe ich quasi für mich die Freiheit zu sagen, okay, wenn es sieben mal das gleiche Buch ist, dann ist es so und es ist kein Stillstand, sondern es ist ein Fortschritt.
Das gleiche Buch mehrmals zu lesen, bedeutet auch Fortschritt.
Juliane: Das hatten wir tatsächlich auch. Wir hatten Dennis Fisher schon mal im Interview, er ist Experte für Selbstmanagement und er liest auch sehr viel. Ich meine, ein Business-Ratgeber pro Woche. Und er sagte dann auch, es ist wichtig, dass wir da die Essenzen aus dem Buch auch rausnehmen und dann auch umsetzen.
Essenzen eines Buches extrahieren und umsetzen
Es bringt nichts, wenn wir es lesen und wieder vergessen, und eben wie du sagst schön sagen können „Ich lese ein Buch pro Woche“, aber dein Leben hat sich dadurch nicht verändert oder deine Art und Weise, zu handeln oder zu denken oder zu fühlen. Und von daher ist dein Tipp auch noch einmal sehr, der zum Nachdenken anregt, wirklich das eine oder andere Buch wirklich öfter auch zur Hand zu nehmen.
Hörtipp: Selbstmanagement – Die besten Tipps aus 500 Business-Ratgebern
Buch schreiben vs. Online-Coaching
Chris: Es gibt tatsächlich wenig Bücher, die für Implementierungsbegleitung konzipiert sind. Die meisten haben vielleicht nach einem Kapitel nochmal so ein Arbeitsblatt, wo steht, mach‘ dir Notizen oder sowas, aber wirklich damit zu arbeiten, und das ist auch etwas, was mich in meiner Strategie jetzt für mein Business beschäftigt hat.
Ich habe am Anfang überlegt, werde ich ein Buch schreiben, oder werde ich ein eCoaching machen? Wir haben uns für’s eCoaching entschieden, weil wir da die Menschen über zwölf Wochen begleiten können und ihnen jeden Tag sagen können, welche Habits sollen sie etablieren?
Was sollen sie tun, etc? Das ist nach meiner Erfahrung mit einem Buch relativ schwer, weil man möchte das Buch zu Ende lesen, und wenn’s dann fertig ist, dann blättern die wenigsten nochmal zurück und sagen, was schreibe ich mir jetzt raus?
Juliane: Absolut. Kann ich absolut so unterschreiben, auf jeden Fall, das ist so. Wenn du heute noch einmal starten würdest, du hast ja gesagt, du warst erfolgreich in der Anstellung, und auf einmal hat es dich gereizt, Unternehmer zu werden, und dann hast du ja viele, viele Erfahrungen gemacht… wenn du heute noch einmal starten würdest… was würdest du dann auf jeden Fall anders machen?
Was Chris’ aus seinen Erfahrungen gelernt hat
Chris: Ich würde schneller eine Entscheidung herbeiführen wollen, also weniger lang diesen Parallelmodus, auf der einen Seite den Full-Time-Job, auf der anderen Seite das Sidebusiness.
Ich würde logischerweise aber viel stärker den Schlaf priorisieren, also gerade diesen Tiefschlaf und gucken, dass ich erst alles andere aus meinem Leben eliminiere inklusive Sport, soziale Kontakte, klingt jetzt vielleicht hart, aber es sind wirklich die Dinge, die noch vor dem Schlaf anstehen, dass man sie für einen gewissen Zeitraum reduziert.
Schneller Entscheidungen treffen
Ich würde es nicht mehr 13, 14 Monate machen, sondern ich würde gucken, dass ich innerhalb von drei, vier Monaten für mich eine Entscheidung herbeiführen möchte und sage, möchte ich darauf switchen, das Risiko würde ich gehen, und im Nachhinein wäre ich auch entspannter, weil ich weiß dass eben, nur weil das Gehalt weiterläuft, heißt nicht, dass man keine Kosten zahlt.
Von daher dieser übergreifendere Meta-Blick und zu sagen, die Welt geht nicht unter, wenn man auch mal auf’s falsche Pferd setzt. Ich hatte ein Start-up, was nicht durch die Decke gegangen ist. Es war meine erste große Niederlage im Leben so im Geschäftsbereich, und die Welt ist trotzdem nicht untergegangen, und mit dieser Gelassenheit würde ich, glaube ich, sehr viel mehr Risiko eingehen und schnell gucken, ob das Thema funktioniert, schnell eine Entscheidung treffen und wenn es gut läuft, voll reingehen, und wenn nicht, eben nochmal gucken, geht man zurück in die Anstellung oder hat einen das Thema Unternehmersein so gepackt, dass man es auf anderem Wege probieren möchte.
Juliane: Vielen Dank für deinen Tipp, lieber Chris, und schön, dass du heute hier bei uns im Interview warst und so wichtige Tipps mit uns geteilt hast zu einem so wichtigen Thema, nämlich dem Schlafen.
Links zum Schlafexperten Chris Surel
Wenn jetzt jemand neugierig geworden ist und mehr über dich erfahren möchte, wo finden wir dich oder unsere Zuhörerinnen und Zuhörer?
Chris: Danke, Juliane, dass ich bei dir sein durfte.
Also, ich habe eine Webseite. Da findet man viele free Resources wie diese Binaural Beats etc., viele E-books um sich damit zu beschäftigen.
Wenn man sagt, man möchte fast jeden Tag irgendwelche Studien lesen, Ergebnisse, was ich getestet habe etc., dann ist LinkedIn bei mir der aktivste Kanal. Da ist meine Zielgruppe. Hier habe ich die meisten Follower sind. Wenn man sehen will, wie die Dinge, die ich predige und anderen teile, auch selber lebe, dann ist Instagram der Account, wo ich sehr viel poste, wie mein Leben aussieht, welche Tests ich mache etc.
Juliane: Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Business.
Ich finde, es ist total wichtig, dass wir da wieder ein Augenmerk darauf legen, dass der Schlaf extrem wichtig ist und dass der viel macht mit unserer Produktivität, mit unserer Gesundheit und auch mit unserer Zufriedenheit.
Ich danke dir dafür, dass du heute bei uns warst und wünsche dir weiterhin viel Erfolg, und euch, lieben Sidepreneuren da draußen, ich hoffe, dem einen oder anderen ist auch ein Lichtlein aufgegangen, überdenkt vielleicht auch mal das ein oder andere.
Wir haben ja auch gehört, es ist nicht unbedingt so, dass man acht Stunden schlafen muss, sondern die Frage ist, wie lange der Tiefschlaf ist. Das kann also auch in kürzeren Schlafphasen optimal sein. Von daher, schaut einfach mal, was ihr aus dieser Episode für euch mitnehmen könnt.
Schreibt mir gern an juliane.benad(at)sidepreneur.de eure Gedanken oder auch, wie ihr das mit dem Thema Schlaf so handhabt und ansonsten, wie immer, einen guten Start in die neue Woche und viel Erfolg mit eurem Sidebusiness.
Bis zum nächsten Mal. Tschüss!